- Nachrichtensendung
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Der Begriff Nachrichten ist die Mehrzahl von Nachricht und bezeichnet darüber hinaus eine regelmäßige Sendung in Hörfunk und Fernsehen. Außerdem bezieht er sich auf eine Rubrik in Zeitungen. Nahezu sämtliche Sender - von wenigen Ausnahmen in der Anfangsphase des Rundfunks und in jüngster Zeit der Mediengeschichte abgesehen - strahlen Nachrichten aus. Sie bieten meist zur vollen Stunde zwischen 2 und 15 Minuten lang Informationen zu Politik, Wirtschaft, Gesundheit, Forschung, Kultur und Sport und sind meist mit einer Wetterprognose und, im Hörfunk, mit Verkehrshinweisen versehen. Die Nachrichten sollen dabei so neutral und objektiv wie möglich präsentiert werden und von Kommentaren deutlich getrennt sein, um dem Zuschauer eine eigene Einordnung zu ermöglichen. Die Auswahl der relevanten Nachrichten findet in der Redaktion statt. Siehe auch: Nachricht (Journalismus) und Nachrichtenfluss
Inhaltsverzeichnis
Hörfunk
Nachrichten haben das Selbstverständnis des Hörfunks als Medium der schnellen Informationsverbreitung entscheidend geprägt. Diese Eigenschaft der schnellen Informationsverbreitung hat im Zusammenspiel mit dem Unterhaltungscharakter die Entwicklung des Radios zum Massenmedium ermöglicht.
Radio-Nachrichten sind die im Programm hörbaren Sendeformen, auf die beide Eigenschaften – schnelle Information und Unterhaltung – zutreffen. In aller Regel behandeln Radio-Nachrichten Sachverhalte mit Neuigkeitswert (was sowohl inhaltlich als auch zeitlich gemeint sein kann). Das heißt, sie nehmen Inhalte auf, die noch nicht bekannt sind oder berichten über Geschehnisse oder Äußerungen, die zwischen wenigen Minuten und einem Tag zurückliegen. In knapp 80 Jahren deutscher Rundfunkgeschichte ist diese publizistische Anforderung an Radio-Nachrichten konstant geblieben.
Nachrichten sollen objektiv sein, auch keine unterschwelligen Wertungen enthalten, Gesellschaft, Politik und Weltgeschehen ausgewogen darstellen, nicht absichtlich die Unwahrheit verbreiten und verständlich formuliert sein.
Während sich andere Programmelemente über Jahrzehnte hinweg stark verändert haben, einige neu hinzugekommen, andere wieder verschwunden sind, nimmt die publizistikwissenschaftliche Forschung für Nachrichten eine relative historische Konstanz an. Allerdings sehen sich Nachrichten seit Ende der 1990er Jahre den Anforderungen von zielgruppenorientierten Programmen gegenüber, beispielsweise regional orientierte Nachrichten (Landesnachrichten) zu machen und etwa den Gesprächswert einer Meldung zu berücksichtigen. Nachrichten, die sich stark am Gesprächswert bzw. menschlichen Interessen (Human Interests) orientieren, werden auch Boulevard-Nachrichten genannt.
Konventionelle Radio-Nachrichten werden monologisch präsentiert. Ein einziger Nachrichtensprecher liest die einzelnen Meldungen vor. Wie diese angeordnet sind, ist sehr verschieden. Häufig stehen Wetter- und Verkehrsmeldungen am Ende einer Sendung. Es können der Sendung auch Schlagzeilen vorausgestellt werden. Oder es werden am Schluss die Meldungen noch einmal in Kürze zusammengefasst.
Modernere Radio-Nachrichten, wie sie bei den reinen Nachrichtensendern der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten (zum Beispiel B5 Aktuell oder Inforadio) und vielen informationsorientierten öffentlich-rechtlichen Programmen und Privatsendern zu hören sind, arbeiten seit Anfang der 1990er Jahre verstärkt mit O-Tönen. Das heißt nicht nur die Stimmen von Repräsentanten des öffentlichen Lebens sind zu hören, sondern es werden auch kurze Korrespondentenberichte in die Sendung eingebaut. Dann sind die Radio-Nachrichten dialogisch konzipiert. Den Service-Teil (Wetter und Verkehr) übernimmt dann oft der Moderator. Zudem werden Nachrichten zunehmend von Nachrichtenredakteuren selbst vorgelesen. Dadurch bekommen die Nachrichten einen weniger offiziellen, auch weniger professionellen und dadurch stärker unterhaltenden Anstrich, der einen Aspekt des Infotainments ausmacht.
Fernsehen
Vorläufer der Fernseh-Nachrichten waren die Wochenschauen, die in Kinos meist vor dem eigentlichen Hauptfilm gezeigt wurden. Fernseh-Nachrichten sind in der Regel dialogisch gestaltet, indem die meisten Meldungen mit kurzen Beiträgen in Bild und Ton ergänzt werden. In den Beiträgen können wiederum neue Stimmen auftauchen, die sich mit weiteren neuen Stimmen abwechseln. Damit ähneln die Fernseh-Nachrichten dem Sendeformat Magazinsendung. Die nahe Verwandtschaft ist besonders bei moderneren TV-Nachrichten deutlich, die auch spontane Live-Interviews und reportageartige Direktschaltungen nutzen. Auch dies ist ein Aspekt des Infotainments, da diese Art der Präsentation den Unterhaltungswert von Nachrichten erhöht.
Siehe auch
- Kindernachrichten – das Informationsformat für Kinder
Literatur
- Jürgen Horsch, Josef Ohler, Dietz Schwiesau: Radio-Nachrichten. List Verlag, München 1994. ISBN 3471780580
- Klaus Kamps, Miriam Meckel: Fernsehnachrichten. Prozesse, Strukturen, Funktionen. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1998. ISBN 3531131044
- Sven Scherz-Schade: Deutsche Radio-Nachrichten - Der Wandel ihres Sprachgebrauchs 1932-2001. Dissertation, Technische Universität Berlin, 2004. (Online-Version)
- Dietz Schwiesau, Josef Ohler: Die Nachricht in Presse, Radio, Fernsehen, Nachrichtenagentur und Internet. Ein Handbuch für Ausbildung und Praxis. München 2003. ISBN 3-471-78309-1
- Siegfried Weischenberg: Nachrichten-Journalismus. Opladen 2001. ISBN 3-531-13727-1
- Peter Zschunke: Agenturjournalismus. Nachrichtenschreiben im Sekundentakt. Konstanz 2000. ISBN 3-89669-306-9
- Neil Postman: Wir amüsieren uns zu Tode. Urteilsbildung im Zeitalter der Unterhaltungsindustrie.
Weblinks
- Links zum Thema Aktuelle Nachrichten im Open Directory Project
- Walter van Rossum: Die Tagesshow oder Die Welt in 15 Minuten (kritisches Feature zur Objektivität und Sinngehalt der wichtigsten deutschen Nachrichtensendung / Deutschlandfunk vom 10.7.2007)
- Matthias Rüb: "Newseum" in Washington: Die vierte Gewalt hat die besten Aussichten (FAZ.NET, 10. April 2008)
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