- Boulevard (Medien)
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Der Begriff Boulevard im Bereich der Medien leitet sich vom Straßenverkauf sogenannter Boulevardzeitungen ab, die Begriffe Boulevardjournalismus und Boulevardmedien stehen für ein eigenes Genre im Bereich des Journalismus.
Inhaltsverzeichnis
Boulevardformate in Print- und Rundfunkmedien
Zur Boulevardpresse oder umgangssprachlich Klatschpresse (englisch: yellow press) gehören die überwiegend täglich erscheinenden Zeitungen, die vorwiegend auf der Straße – dem „Boulevard“ – verkauft, also meist nicht im Abonnement vertrieben werden, sowie Zeitschriften, die meist auch im Abonnement erhältlich sind und in der Regel wöchentlich oder 14-täglich erscheinen. Die Zeitschriften werden umgangssprachlich auch als „Regenbogenpresse“ bezeichnet. Im Unterschied zu reinen Nachrichtenmedien ist die emotionalisierte Berichterstattung, in der Informationen vorenthalten oder pauschalisiert und Sachverhalte verkürzt oder verzerrt dargestellt werden, in Boulevardmedien ein übliches Mittel.
In Rundfunk und Fernsehen werden Boulevardthemen häufig in Magazinformaten veröffentlicht, in denen Katastrophen, Unfälle, Verbrechen, Mode, Prominenz und Konsumthemen im Vordergrund stehen. Die Mischung aus Information und Unterhaltung, die im US-amerikanischen Fernsehen seit Anfang der 1990er Jahre entstand, wird als „Infotainment“ bezeichnet. Eine besondere Form ist das sogenannte „Reality-TV“, das zum Beispiel aus Polizeireportagen oder ähnlichen Dokumentationen besteht und zum anderen aus Langzeitshows wie „Big Brother“ aber auch „Pop Idol“. Populäre TV-Formate werden auch von den Boulevardzeitungen umfangreich begleitet.
Boulevardisierung
Eine Studie der Universität Jena bestätigte eine zunehmende Boulevardisierung von Fernsehnachrichten. Der Kommunikationswissenschaftler Georg Ruhrmann nannte in seiner Studie im Auftrag der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche: „Die Auswahl der Nachrichten orientiert sich jedenfalls nicht mehr ausschließlich an journalistischen Aktualitätskriterien. Kundennachfrage und -zufriedenheit sind ebenfalls gefragt. Die ‚Serviceorientierung‘ spiele eine immer größere Rolle.“ Nachrichtenthemen vor allem der Privatsender werden seiner Meinung nach unpolitischer und verstärkt durch Themen von menschlichen Schicksalen, wie Katastrophen und Kriminalität verdrängt. „Die Nachrichtenfaktoren Personalisierung, Kontroverse und Aggression nehmen nach Ansicht der befragten Journalisten zu“ [1]
Beispiele für Boulevardformate
Fernsehen
- Blitz (Sat.1)
- Brisant (MDR)
- Das Magazin (Sat.1)
- Exclusiv – Das Star-Magazin (RTL)
- Explosiv – Das Magazin (RTL)
- Glanz & Gloria (SF)
- hallo deutschland (ZDF)
- Hi Society (ATV)
- Leute heute (ZDF)
- Peter Hahne (Fernsehsendung) (ZDF)
- Prominent!(VOX)
- STARS & stories (Sat.1)
- Punkt 6, Punkt 9, Punkt 12 (RTL)
- SAM (ProSieben)
- taff (ProSieben)
Zeitungen und Zeitschriften
Deutscher Sprachraum
Deutschland:
- Abendzeitung (München, Nürnberg; Verlag Die Abendzeitung)
- B.Z. (Berlin; Axel Springer AG)
- Berliner Kurier (Berliner Verlag, Teil der BV Deutsche Zeitungsholding)
- Bild Axel Springer AG
- EXPRESS (Köln, Bonn, Düsseldorf; M. DuMont Schauberg)
- Morgenpost (Hamburg; BV Deutsche Zeitungsholding)
- tz (München; Münchener Zeitungs-Verlag GmbH)
Österreich:
- Die ganze Woche
- Heute (Wien; AHW Verlags GmbH.; kostenlos)
- Kronen Zeitung
- News
- Österreich
- bz-Wiener Bezirkszeitung
Luxemburg:
Schweiz:
- Blick (Ringier AG)
- Le Matin (Edipresse; französischsprachig)
Englischer Sprachraum
- New York Post (USA)
- The Daily Mirror (GB)
- The Daily Telegraph (Australien) (AUS)
- The National Enquirer (USA)
- The New York Daily News (USA)
- The Sun (GB)
Andere Sprachräume
- Aha! (CZ)
- Blesk (CZ)
- Fakt (PL)
- Hürriyet (TR)
- Komsomolskaja Prawda (RUS)
- Verdens Gang (N)
- Aftonbladet (SE)
- Dagbladet (NO)
Unterformen
Sensationsjournalismus
Sensationsjournalismus ist eine Unterform des Boulevardjournalismus[2].
Beim Sensationsjournalismus tritt eine sachliche Informationsvermittlung in den Hintergrund, vielmehr ist die Berichterstattung auf die vermeintliche Sensation selbst ausgerichtet. Dies dient vor allem dazu, den Umsatz zu steigern. Im Sensationsjournalismus finden sich oft Überspitzungen oder Unwahrheiten.
Literatur
- Hermann Meyn: Massenmedien in Deutschland. Uvk, Konstanz 2001, ISBN 3-8966-9299-2
- Neil Postman: Wir amüsieren uns zu Tode. Urteilsbildung im Zeitalter der Unterhaltungsindustrie. Erstausgabe 1985. ISBN 3-10-062407-6
- Dieter Prokop: Medien-Macht und Massen-Wirkung. Freiburg im Breisgau 1995. ISBN 3-7930-9115-5
- Günter Wallraff: Der Aufmacher. Der Mann, der bei BILD Hans Esser war. Erstauflage 1977 ISBN 3-46202-663-1
- Jürgen Alberts: Massenpresse als Ideologiefabrik. Am Beispiel „BILD“, Frankfurt am Main 1972. ISBN 3-8072-4059-4
- Annamaria Rucktäschel (Hrsg.): Sprache und Gesellschaft, München 1987. ISBN 3-77050-639-1
- Urs Jaeggi: Macht und Herrschaft in der BRD; Neufassung unter Kapital und Arbeit in der Bundesrepublik. Frankfurt am Main 1973. ISBN 3-436-01685-3
- Bernd Jansen (Hrsg.): Imperium Springer. Macht und Manipulation. Köln 1968
Siehe auch
- Kaufzeitung
- Illustrierte
- Ehrenkodex für die österreichische Presse
- Presse
- Zeitungsente
- Funktionen der Massenmedien
- Bildblog
Weblinks
- Uni-Trier.de Übersicht über Stilmittel der Boulevardpresse (dead link)
- Christian Schüle: Volksverdummung – Endstation Boulevard in Rheinischer Merkur
Einzelnachweise
Kategorien:- Medien
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- Trivialliteratur
- Persönlichkeitsrecht
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