Steffen Hupka

Steffen Hupka
Steffen Hupka 2001 in Leipzig bei der von ihm angemeldeten geschichtsrevisionistischen Demonstration "1. September - damals wie heute: Für Freiheit, Frieden und Selbstbestimmung"

Steffen Hupka (* 1962 in Hannover) aus Timmenrode (Sachsen-Anhalt) ist einer der führenden Köpfe der militanten Neonaziszene in Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Multifunktionär der Neonazi-Szene

Steffen Hupka war Mitglied der militanten Aktionsfront Nationaler Sozialisten und ab 1985 Mitglied und schließlich Chefideologe der Nationalistischen Front. Nachdem die NF im Jahr 1992 verboten wurde, betätigte er sich als Schulungskader für die Nachfolgeorganisation Sozialrevolutionäre Arbeiterfront (SrA), die entsprechend den Vorstellungen Hupkas hierarchisch in einem abgeschotteten Zellensystem mit verschiedenen Vorfeldorganisationen organisiert war.

Ende 1993 setzte er seine rechtsextremen Aktivitäten im Städtedreieck Quedlinburg-Halberstadt-Wernigerode (Sachsen-Anhalt) fort und verlegte dafür seinen Wohnsitz nach Quedlinburg. Hier begann er sofort, die lokale Neonaziszene im Ostharz-Gebiet nach dem „Zellenkonzept“ neu zu organisieren und durch Schulungen, Seminare sowie Wehrsportübungen auszubilden. Er gründete und koordinierte den „Unabhängigen Arbeitskreis“ (UAK), der eng mit dem „Harzer Heimatschutzbund“ zusammenarbeitete und über die „Harzfront“, einem ebenfalls von Hupka gesteuerten „überparteilichen“ Zusammenschluss, mit anderen neonazistischen Gruppen vernetzt war.

In den folgenden Jahren trat er bundesweit bei verschiedenen genehmigten wie auch verbotenen Neonaziaufmärschen als Redner auf oder war als Anmelder tätig, so z. B. eine der bislang größten Neonazi-Demonstrationen in Deutschland im Rahmen einer Kampagne gegen die Wehrmachtsausstellung in München. Außerdem organisierte er Sonnwendfeiern für die NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten (JN), bei der er auch im Bundesvorstand saß.

Im Januar 1998 wurde er in den Bundesvorstand der NPD aufgenommen, wo er die Funktion eines Referatsleiters für Schulungen übernahm. Im März 1998 wurde Steffen Hupka durch das Landgericht Göttingen wegen Verstoß gegen das Versammlungsgesetz zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Die Verurteilung war kein Hindernis, als Spitzenkandidat für die NPD Sachsen-Anhalt zur Bundestagswahl 1998 aufgestellt zu werden. Im Januar 2001 wurde er in der Phase des Verbotsverfahrens wegen parteischädigenden Verhaltens aus der NPD ausgeschlossen.

Die NPD sieht mittlerweile Parteiausschlüsse, die während des Verbotsverfahren über einige militante (und meist auch verurteilte) Neonazis ausgesprochen wurden, als nicht mehr gültig an und bot Steffen Hupka und Christian Worch wieder führende Positionen in der Partei an. Anlass war der Versuch eines rechten Bündnisses, der rechtsextremen „Volksfront“, wo die zwei führenden Köpfe der freien Kameradschaftsszene als Vorzeigekader herhalten sollten.

Für den 1. Mai 2006 hat Hupka zusammen mit Christian Worch einen „Sternmarsch“ in Leipzig angemeldet. Die Beteiligung Hupkas an der extrem rechten Demonstration in Leipzig führte zu Auseinandersetzungen mit führenden Neonazis in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, die u. a. wegen Schulden in Zusammenhang mit dem Kauf von Schloss Trebnitz mit Hupka zerstritten sind, und die daraufhin eine Alternativveranstaltung am 1. Mai in Magdeburg anmeldeten.

Das Schloss Trebnitz

Nachdem Steffen Hupka 2001 über den NPD-Mittelsmann Uwe Meenen für damals 100.000 DM das Schloss Trebnitz im gleichnamigen Ortsteil von Könnern im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt) erworben hatte, wollte er es zu einem "nationalen Schulungszentrum Mitteldeutschland" umfunktionieren. Der Komplex des 1630 erbauten denkmalgeschützten Gebäudes umfasst 2000 m² Wohnfläche und 7000 m² Grundstück. Der Ballsaal im 1. Stock bietet Platz für 220 Personen. Daneben sollten Seminarräume, Räume für Bandproben, ein Schlossmuseum, Übernachtungsmöglichkeiten für 48 Personen, Büros und nicht zuletzt auch zwölf Ein- bis Drei-Zimmerwohnungen entstehen. Im Schlosshof war ein Biergarten und nebenan eine Schlossgaststätte mit 50 Sitzplätzen und für Feiern ein “Rittersaal” für 60 Personen geplant.

Als im April 2003 der Dachstuhl des Schlosses brannte, gingen an mehreren Stellen Bekennerschreiben einer unbekannten "Antifaschistischen Gruppe" ein. Zahlreiche Indizien ließen jedoch auch bei der Presse und den Ermittlungsbehörden den Verdacht aufkommen, dass Hupka selbst versucht hatte, einer notwendige Sanierung des holzwurmbefallenen Dachstuhls durch "heißen Abriß" zuvorzukommen und die Schuld der Antifa zuzuschreiben, um so zugleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.

Schon seit Januar 2005 versucht Hupka, das Schloss wieder abzustoßen und stellte es mehrmals erfolglos via Ebay zu einem Rufpreis von 235.000 € zur Versteigerung.

2010 erwarben die Nationaldemokraten Axel Schunk und Thomas „Steiner“ Wulff das Schloss im Rahmen einer Zwangsversteigerung für 80.000 Euro. Die Welt schrieb dazu am 18. Februar 2010: „Mit dem Kauf der Immobilie ist den beiden Neonazis zugleich ein Coup gelungen, der selbst den Verfassungsschutz in Sachsen-Anhalt überraschte. ‚Im Vorfeld gab es keinerlei Anzeichen für den Kauf. Da war nichts zu erahnen‘, sagt der Sprecher des Innenministeriums, Martin Krems.“

Zitate

1996 fordert er in der Zeitschrift "Umbruch", Ausgabe Nr.7 (bei der er als Herausgeber fungiert) den weiteren Ausbau der rechtsextremen Netzwerke auf. Ein Tipp für Menschen, die noch vor der Berufswahl stehen von ihm, ist dahingehend: "eine Ausbildung bei Bundeswehr oder Polizei in Erwägung (zu) ziehen, mit dem Ziel, sich in besonders qualifizierten Spezialeinheiten das nötige Wissen und Können anzueignen." In der Ausgabe 10 ruft er schließlich zum "Kampf gegen Volksfeinde" auf´, in der Ausgabe 12 zeigt er sich sehr erfreut über die Entführung von Jan Philipp Reemtsma und verunglimpft diesen als eines "der größten Schweine". In der gleichen Ausgabe beschäftigt er sich mit der Antifa in der Bundesrepublik und kommt zum Resümee, dass Anti-Antifa-Arbeit vor allem Öffentlichkeitsarbeit sein müsse.

Siehe auch

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