Niederbobritzsch

Niederbobritzsch
Niederbobritzsch
Gemeinde Bobritzsch
Koordinaten: 50° 54′ N, 13° 26′ O50.89861111111113.435397Koordinaten: 50° 53′ 55″ N, 13° 26′ 6″ O
Höhe: 397–427 m ü. NN
Einwohner: 1.654 (1990)
Eingemeindung: 1994
Postleitzahl: 09627
Vorwahl: 037325
Rittergut Niederbobritzsch (um 1860)
Ortsmitte, Blick von der Bobritzsch
Viadukt

Niederbobritzsch ist ein Ortsteil der Gemeinde Bobritzsch im Landkreis Mittelsachsen.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Verkehr

Das sich beiderseits der Bobritzsch auf einer Länge von über 6 km zwischen Naundorf und Oberbobritzsch hinziehende Dorf liegt etwa 7 km östlich der Kreisstadt Freiberg. Der Ort besitzt einen Bahnhof an der Bahnstrecke Dresden-Chemnitz–Werdau und ist zudem an das Netz des öffentlichen Personennahverkehrs angeschlossen.

Geschichte

Der Name des als Waldhufendorf angelegten Ortes ist von dem Fluss abgeleitet, an dem es sich erstreckt und bedeutet Biberbach (altsorbisch Bobica). Als Bobirtsch wird der Ort 1280 erstmals erwähnt. Weitere Ortsnamenformen sind u.a. 1293 Boberiz, 1361 inferior Bobricz, 1438 Neydern Boberizsch, 1539 Niderbobritsch.

Das Amtsdorf wurde 1378 vom castrum Freiberg, 1445 von der Pflege Freiberg und 1548 vom Amt Freiberg verwaltet. Weitere landesherrliche Verwaltungsbezirke waren danach 1856 das Gerichtsamt Freiberg und nach Trennung von Justiz und Verwaltung 1875 die Amtshauptmannschaft Freiberg.

Neben der Landwirtschaft waren der Bergbau und das Hüttenwesen wichtige Erwerbsquellen der Einwohner. Hauptsächlich westlich des Ortes auf dem "hinteren Rammelsberg" wurde Silber-, Kupfer- und Zinnbergbau betrieben. Der im 16. Jahrhundert bebaute Drei-Königs-Spat wurde um 1780 als Friedrich-Erbstolln weitergeführt. In der Schmiedegasse ist das Mundloch des Stollens noch zu sehen. Die beiden Häuser Juchhöh Nr. 3 und Nr. 4 waren einst das Gebetshaus und Huthaus. Der Stollen führt direkt unter dem Haus Juchhöh Nr. 4 in ca. 70 Meter Tiefe entlang. Einige 100 Meter oberhalb befindet sich ein unterirdischer Bergsee in ca. 40 Meter Tiefe.

Die Bobritzsch war reich an Forellen und Aalen. Hier wurden einst sieben Mahl-, fünf Öl- und zwei Schneidemühlen betrieben.

Nördlich des Dorfes am westlichen Bobritzschhang befindet sich ein auflässiger Steinbruch im Naundorf-Niederbobritzscher Granit, der Schotter lieferte.

Die Bahnstrecke Dresden-Chemnitz–Werdau in Verbindung mit dem 200 m langen Viadukt über das Bobritzschtal wurde hier 1862 fertiggestellt. In der Nähe des Bahnhofs nördlich der Bahnlinie befindet sich ein vom Sohrbach gespeistes Freibad.

Kirche Niederbobritzsch

Bezeugt mit der Inschrift eines Chorstrebenpfeilers wurde die Dorfkirche 1513 errichtet. Der Turm des einschiffigen Kirchenbaues stammt aus dem Jahre 1853. Der Anbau des Turmrundganges erfolgte 1932. Der hölzerne Altar und die Kanzel sind aus dem 17. Jahrhundert.

In August Schumanns Staatslexikon von Sachsen (1820) wird zur Kirche folgendes erwähnt: ...Die hiesige Kirche steht unter der Inspektion Freiberg, und das Oberconsistorium zu Dresden hat die Collatur; sie wurde im dreißigjährigen Kriege, bei einem Kaiserli. Einfall, nebst der Pfarrwohnung, im J. 1632 eingeäschert und 1639 bei einem abermaligen Einfall widerfuhr hiesiger Schule das gleiche Schicksal. Der letzte Pfarrer nach der Reformation war Simon Pretschendorfer, von Großhartmannsdorf...[1].

Auf Grund der Inschrift am Chorstrebenpfeiler wurde folglich die Kirche nicht vollständig zerstört, sondern konnte unter Verwendung der erhaltenen Bausubstanz erneuert werden.

Das Denkmal für die Toten des Ersten Weltkrieges an Friedhofseingang vor der Kirche fällt durch seine sakophagähnlich Gestaltung auf.

Entwicklung der Einwohnerzahl

1548/51: 85 besessene Mann, 29 Gärtner, 127 Inwohner, 77 3/4 Hufen

1764: 60 besessene Mann, 66 Gärtner, 26 Häusler, 63 1/8 Hufen je 20 Scheffel[2].

Stand jeweils 31. Dezember:

1834 bis 1925

  • 1834 : 1494
  • 1871 : 1905
  • 1890 : 2096
  • 1910 : 1940
  • 1925 : 2090

1939 bis 1990

  • 1939 : 1995
  • 1946 : 2613
  • 1950 : 2515
  • 1964 : 2186
  • 1990 : 1654

Der Zusammenschluss als Landgemeinde Bobritzsch erfolgte 1994 mit Naundorf und Oberbobritzsch.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Niederboritzsch. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 7. Band, Zwickau 1820, S. 192.
  2. Vgl. Niederbobritzsch im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

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