- Nikaria
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Ikaria Der Hafen von Agios Kirykos mit dem Ikarus-Denkmal Gewässer Mittelmeer Inselgruppe Südliche Sporaden Geographische Lage 37° 35′ 0″ N, 26° 10′ 0″ O37.58333333333326.1666666666671037Koordinaten: 37° 35′ 0″ N, 26° 10′ 0″ O Fläche 255,32 km² Höchste Erhebung Efanos
1.037 mEinwohner 8.312 Hauptort Agios Kirykos Ikaria (griechisch Ικαρία oder Ικαριά (f. sg.)) ist eine griechische Insel in der Ostägäis. Die etwa 255,32 km²[1] große Insel liegt 19 km westlich der bekannteren Insel Samos, zu deren Präfektur sie politisch auch gehört. Zusammen mit Samos bildet Ikaria den nördlichen Abschluss der Inselgruppe der Südlichen Sporaden. Heute zählt Ikaria etwa 8.300 Einwohner.
Die Bergkette, die die in Ost-West-Richtung gestreckte Insel der Länge nach durchzieht, heißt Atheras und erreicht bis zu 1.037[2] [3] m. Sie teilt die Insel in die fruchtbarere und vielfach waldbewachsene Nordhälfte und die felsige, unzugänglichere Südhälfte.
Meer und Insel verdanken ihren heutigen Namen der Ikarus-Sage. Im lokalen Sprachgebrauch wird die Insel auch als Nikaria bezeichnet (Zusammenziehung von Νησί Ικαρία, "Insel Ikaria").
Inhaltsverzeichnis
Mythologie
Auf Ikaria beerdigte Dädalus seinen Sohn Ikarus, der bei der Flucht von Kreta hier ins Meer gestürzt war. Dädalus und Ikarus hatten ihr Gefängnis, das Labyrinth des Minotauros, mit selbstgefertigten Flügeln verlassen. Im Hafen von Agios Kirykos steht eine neuzeitliche Bronzeplastik, die dieses Ereignis verbildlicht.
Dionysos, der Gott des Weines, hatte bei Ikaria eine legendäre Begegnung mit Piraten, ebenso soll er auch den Wein von Oinoe (gr. Οίνος, Wein) besonders geschätzt haben. Der ursprüngliche Name der Insel war Doliche (übersetzt etwa die Lange), bis sie schließlich nach Ikarus benannt wurde.
Geschichte
Altertum
Die Geschichte Ikarias begann im 8. Jahrhundert v. Chr., als die Insel von Milet aus besiedelt wurde. Im 5. Jahrhundert v. Chr. waren dann die Städte Oinoe und Thermai Mitglieder des Attischen Seebundes. Etwa ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. gehörte Ikaria zu Samos.
Neuzeit
Im Zweiten Weltkrieg stand Ikaria erst unter italienischer, später unter deutscher Besatzung. Durch Kampfhandlungen und Repressionen erlitt die Inselbevölkerung sehr hohe Verluste, sowohl an Menschenleben als auch an Wirtschaftsgut. Allein im Dorf Karavostomos sollen über 100 Menschen verhungert sein. Den Entbehrungen des Weltkriegs folgten unmittelbar die des griechischen Bürgerkrieges zwischen Nationalisten und Kommunisten (1946–1948). Die neue griechische Regierung, gebildet aus den siegreichen Nationalisten, benutzte die ausgezehrte Insel als Exil-Ort zur Unterbringung von bis zu 13.000 Kommunisten in Verbannungslagern. Bis heute hegen viele der Bewohner Ikarias große Sympathien für den Kommunismus. [Die KKE, die kommunistische Partei Griechenlands, die gegen Ende des 20. Jahrhunderts im Allgemeinen zu einer kleinen Splitterpartei geworden ist, stellt auf Ikaria noch einige Bürgermeister (Stand: 2001)] Deshalb wird die Insel scherzhaft oder provokativ auch Κόκκινο νησί (Kokkino Nisi = Rote Insel) oder Κόκκινος Βράχος (Kokkinos Vrachos = Roter Fels) genannt. Quellenhinweis: Voranstehender Absatz ist eine Übersetzung des englischen WP-Artikels über Ikaria, der Satz in eckigen Klammer wurde hinzugefügt.
Ortschaften und Sehenswürdigkeiten
Der Hauptort der Insel ist die Hafenstadt Agios Kirykos (Άγιος Κήρυκος). Etwas östlich davon, nahe der Ortschaft Therma (Θέρμα), sprudeln noch heute die seit der Antike bekannten Thermalquellen. Das 50 °C heiße Wasser enthält Schwefel, Radium und Radon. In der Nähe sind die Ruinen der antiken Stadt Drakanos zu besichtigen.
Der kleine Inselflughafen liegt am äußersten Nordostende der Insel, zwölf Kilometer von Agios Kirykos entfernt, mit dem Flugzeug erreicht man ihn von Athen, Thessaloniki oder Samos aus.
Die an der Nordküste liegende Hafenstadt Evdilos (Εύδηλος) ist die ehemalige Hauptstadt und heute der zweitgrößte Ort der Insel. Von beiden Häfen aus gehen Fährverbindungen Richtung Osten nach Samos (Karlovasi), Richtung Westen über Mykonos und Paros nach Piräus.
Von touristischer Bedeutung sind ferner die ca. zehn Kilometer westlich von Evdilos gelegenen Fischerdörfer Armenistis (Αρμενιστής) und Gialiskari (Γιαλισκάρι). Zwischen beiden Dörfern liegen die zwei größten Sandstrände der Insel (Livadi und Mesachti), außerdem ein Campingplatz, der jedoch seit Jahren geschlossen ist.
Christos Raches dagegen, die Chora und der charismatischste Ort der Insel, liegt geschützt in den Bergen. In der Antike wurde er Histoi genannt. Das Bergdorf war der Verbannungsort von Mikis Theodorakis im Bürgerkrieg 1947. Das Dorf – meist kurz Raches genannt – ist unter Einheimischen und Reisenden bekannt wegen seiner verschobenen Tageszeiten: Die Läden und Tavernen öffnen wesentlich später als gewöhnlich (manche erst um Mitternacht) und schließen auch dementsprechend spät, oft erst nachts um drei oder vier. Dieses Phänomen ist keine mit dem Tourismus gewachsene Entwicklung, es sollte bei Ausflügen berücksichtigt werden, denn nachmittags ist der Ort auch zur Saison wie ausgestorben.
In der Bucht Nas (gr. Ναός = Tempel) sind die Fundamente eines Artemis-Tempels zu sehen. Die malerische Bucht, in der auch im Sommer ein Bach, der Chalaris, ins Meer mündet, war bis vor wenigen Jahren inoffizieller Campingplatz. Heute steht das Gebiet unter Naturschutz, was seiner Beliebtheit als Badeort keinen Abbruch tut, besonders seit eine durchgehend asphaltierte Straße die westliche Nordküste der Insel erschließt.
Wirtschaft und Tourismus
Seit den 60er Jahren wurde von der griechischen Regierung verstärkt in den Ausbau der Infrastruktur der Insel investiert, so dass Ikaria – wenn auch verspätet – noch etwas vom Tourismusboom profitieren konnte.
Trotzdem gibt es auf Ikaria immer noch keinen Massentourismus. Verhindert haben dies das Fehlen eines internationalen Flughafens, der Mangel an "großen" Sehenswürdigkeiten und die noch immer vielerorts nicht westeuropäischen Standards angeglichene Infrastruktur. Daraus erklärt sich aber auch die Beliebtheit der Insel bei Individualreisenden, die diese Einschränkungen nicht als Nachteil sehen und die deshalb noch anzutreffende Ursprünglichkeit von Landschaft und Leuten zu schätzen wissen. So erbringt der Agrarsektor neben dem Tourismus noch immer einen Großteil des Volkseinkommens.
Weblinks
- www.nikaria.gr Allgemeine Informationen , griechisch
- Ikaria: Karte der Insel
- Andis Ikariapage: Größte deutschsprachige Site über Ikaria
Einzelnachweise
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