- Nogaier Horde
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Die Nogaier-Horde (auch Noghaier-Horde, Eigenbezeichnung: Noğay Orda oder auch Noqay Urda) war eine tatarische Horde und führte sich auf den mongolischen Anführer und Emir der Goldenen Horde, Nogai, einen Nachkommen Dschingis Khans, zurück. Sie hatten die Reputation von Steppenvagabunden, die Außenseiter aufnahmen. Aus der Nogaier-Horde entwickelte sich später das Turkvolk der Nogaier.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Prinz Nogai
In der 2. Hälfte des 13. Jh. stieg Prinz Nogai an der Westflanke der Goldenen Horde (das Gebiet der heutigen Ukraine) zum eigentlichen Herrscher der südukrainischen Steppe auf. Er war in seiner Funktion als Emir zwar formal dem Khan der Goldenen Horde untertan, vernachlässigte aber nach 1280 seine Lehnspflicht und führte eine eigene Münzprägung ein; auch suchte er den diplomatischen Schulterschluss mit dem mongolischen Ilchan im heutigen Iran. Ende 1299 wurde Nogai in einem Krieg mit dem rechtmäßigen Khan besiegt und getötet, seine Horde ging unter. Einer seiner Söhne, Chaka wurde in Bulgarien getötet und ein Enkel entkam nach Podolien.
In den Machtkämpfen des 15./16. Jh.
Im Verlauf des 14. Jh. tauchte die Nogaier-Horde im kleineren Stil wieder auf, und zwar in dem Maße, in dem das Khanat der Goldenen Horde zerfiel. Ein angeblicher Nachkomme Nogais, Kara Nogai II., kämpfte entsprechend der tatarischen Volksüberlieferung 1361 als Emir des linken Flügels gegen Hizr Khan Mahmud (dem vierten Nachfolger Jani Begs, regierte 1359-1361) und setzte ihn vorübergehend ab.[1] Später wird ein einflussreicher Emir namens Edigü († 1419) als Herr der Nogaier- oder Mangithorde bezeichnet.
Im 15. Jh. und 16. Jh. wanderten ihre Gruppen unter diversen Anführern aus der Nachkommenschaft Edigüs durch die südrussischen Steppen, nahmen Außenseiter auf und hatten ihr Stammland zunächst am Uralfluss (zwischen dem verbündeten Khanat von Astrachan und der kasachischen Kleinen Horde). Sie beteiligten sich in den Machtkämpfen innerhalb der Goldenen Horde:
- So soll 1428 der Nogaier-Häuptling Waqqas Bej an der Ermordung Boraqs durch Abu'l-Chair (reg. 1428-1468) beteiligt gewesen sein.[2] Aus dieser Machtübernahme entwickelte sich die Gründung des Usbekenreiches.
- Auch wirkten die Nogaier 1481 außerdem im Bündnis mit Meñli I. Giray (1466-1515), Khan der Krim und dem Khan von Sibir, Ibaq (ca. 1464-1495) am Sturz von Ahmed Khan (1465-81) und dem damit verbundenen Untergang der Goldenen Horde mit. Sie überfielen Ahmed Khan im Spätherbst 1480 bei seinem Rückzug von der Oka, wo er 1480 die Oberherrschaft über das Großfürstentum Moskau des Großfürsten Iwan III. verlor, während Ibaq am 6. Januar 1481 am Donec angriff und Ahmed tötete.
- Der sibirische Khan Kütschüm (reg. 1563-1598, † 1600) wurde nach seiner Niederlage gegen die Russen 1598 von den Nogaiern ermordet, zu denen er geflohen war.
Unter dem Druck der Russen und der Kalmücken
Ein tatarischer Fürst namens Qasim bildete 1466 das Khanat Astrachan, das eng mit den Nogaiern verbündet war. Es wurde (wie auch zuvor das Khanat von Kasan) 1555 von den Russen des Zaren Iwan IV. erobert, auch die Nogaier wurden besiegt. Danach spalteten sich die Nogaier sukzessive in Gruppen auf: die "Große Horde" unter dem Khan Ismail (reg. ca. 1554-1563/4) am Ural-Fluss und die "Kleine Horde" unter dem Khan Qasim (reg. ca. 1555-1601) bei Asow, die dort praktisch unter dem Schutz des Krim-Khanats stand und sich weiter westlich in die direkt vom Osmanischen Reich beherrschten Gebiete des Jedisan, Budschak und der Dobrudscha ausbreitete. Die Nogaier, als Mitglieder der Umma, wirkten somit auch an der Ausbreitung des Islam in der Ukraine, Rumänien und Bulgarien.
Mit dem beginnenden 17. Jahrhundert wanderten die Kalmücken aus dem Westen der Mongolei aus und wurden unter Khu Urluk (gest. 1644) zu einer Bedrohung für die nogaische „Große Horde“ am Ural-Fluss. Diese und die Kasachen der „Kleinen Horde“ mussten sich um 1616 mit ihnen auseinandersetzen und verloren. Nach weiteren schweren Niederlagen um 1633 gab die Mehrzahl der Nogaier das Siedlungsgebiet am Ural-Fluss auf und floh westwärts auf das Gebiet der „Kleinen Horde“ der Nogaier, nach Asow und jenseits des Don. Die Kalmücken waren in der Folge gewöhnlich mit Russland verbündet. Auch Zar Peter I. benutzte die Kalmücken des Khan Ayuki (reg. 1670-1724) gegen die Nogaier. Daher ließen sich die Nogaier im 18. Jahrhundert verstärkt am Kuban und im Kaukasus nieder, ein Exodus, der sich nach der Eroberung des Krim-Khanats durch Russland unter Zarin Katharina II. 1783 noch verstärkte.
Die Nogaier und die Dschaniden Bucharas
Als das Khanat Astrachan 1555 an den russischen Zaren fiel, floh ein Astrachaner Prinz ins Usbeken-Khanat und heiratete in die Herrscherfamilie ein. Während der aus Astrachan stammenden Dschaniden-Dynastie in Buchara (1598-1785) hatten die Nogaier auch dort großen Einfluss. Ein Nogaier namens Muhammad Rahim (reg. 1753-1758) usurpierte sogar selbst den Thron von Buchara. Der letzte Dschanide Abu'l Ghazi (1758-85) wurde von seinem Schwiegersohn, dem Nogaier Ma'sum Schah (reg. 1785-1800) gefolgt, dessen Mangiten-Dynastie bis 1920 in Buchara an der Macht blieb.
Nogai-Emire und -Khane
- Qara Nogay ca. 1280-1299
- Caka, Sohn Nogays ca. 1300
- Buri, Sohn Nogays
- Qara Kicik, Sohn Buris
in der Yaik-Wolga-Region:
- Edigü, Sohn v. Qutlug Kaba ca. 1369-1419
- Isabeg, Bruder Edigüs
- Gazi Nuruz, Sohn Edigüs
- Mansur, Sohn Edigüs
- Kai Qubad, Sohn Edigüs
- Nur ad-Din (Narudeh), Sohn Edigüs ca. 1426-1440
- Okas (Waqqas Bej), Sohn Nur ad-Dins ca. 1428
- Timur, Sohn Nur ad-Dins ca. 1440
- Yamgurci, Sohn Timurs ca. 1480-1500
- Hasan, Sohn Okas
- Musa, Sohn Okas ca. 1510
- Sigay, Sohn Musas
- Seidak, Sohn Musas
- Sayh Mamai, Sohn Musas -ca. 1536
- Yusuf, Sohn Musas ca. 1536-1555
sog. Große Horde am Ural-Fluss:
- Ismail, Sohn Musas ca. 1554-1563/4
- Din Ahmad, Sohn Ismails 1563/4-1577/8
- Mirza Urus, Sohn Ismails 1577/8-1600
- Enibei 1580-1584
- Isterek, Sohn Din Ahmads 1600-1618
- Din Arslan Mirza 1606-1639
- Alba Mirza 1613-1634
- Kanabay Mirza um 1630
sog. Kleine Horde bei Asov:
- Qasim, Sohn v. Sayh Mamai ca. 1555-1601
- Arslan Mirza, Sohn Qasims
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Weblinks
Anmerkungen
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