- Nové Mlýny
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Nové Mlýny Basisdaten Staat: Tschechien Region: Jihomoravský kraj Bezirk: Břeclav Gemeinde: Přítluky Geographische Lage: 48° 51′ N, 16° 44′ O48.85792333333316.731911388889168Koordinaten: 48° 51′ 29″ N, 16° 43′ 55″ O Höhe: 168 m n.m. Einwohner: 151 (1. März 2001) Postleitzahl: 692 01 Verkehr Straße: Zaječí - Milovice Nové Mlýny (deutsch Neumühl) ist ein Ortsteil der Gemeinde Přítluky (Prittlach) in Tschechien. Er befindet sich 16 Kilometer nordwestlich von Břeclav (Lundenburg) und gehört zum Okres Břeclav (Bezirk Lundenburg). Der Ort ist als ein Straßenangerdorf angelegt.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Der Rundling Nové Mlýny befindet sich am linken Ufer der Thaya unterhalb des Dammes der Talsperre Nové Mlýny. Nordöstlich erhebt sich die Přítlucká hora (Prittling; 292 m) und südlich die Milovická pahorkatina. Im Südwesten liegen die Pollauer Berge.
Nachbarorte sind Šakvice im Norden, Zaječí (Saitz) im Nordosten, Přítluky (Prittlach) im Osten, Bulhary (Pulgram) im Süden, Milovice (Millowitz) im Westen sowie Pavlov (Pollau) im Nordwesten.
Geschichte
Die Anlage des Ortes und die Ui-Mundart (bairisch-österreichisch) mit ihren speziellen Bairischen Kennwörtern, welche bis 1945 gesprochen wurde, weist auf eine Besiedlung durch bayrische deutsche Stämme hin, wie sie vor allem im 12/13. Jahrhundert erfolgte.[1] Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes erfolgte 1368.
Laut Urbar 1414 wird das bereits verödete Nikoltschitz neu besiedelt. 1558 pachten die Wiedertäufer eine leerstehende Mühle von der Herrschaft Eisgrub (Liechtenstein) und nennen den Ort Neumühl. Die Bruderschaft erhielt die Erlaubnis Bier zu brauen und mit Ungarn einen freien Handeln zu unterhalten.[2] Nachdem Nikolsburg als Hauptort der Wiedertäufer ausgefallen war, erfolgen alle Wahlen und Beschlüsse von den Brüdern in Neumühl. Der Ort wurde in den nächsten Jahrzehnten zum kulturellen, administrativen und wirtschaftlichen Zentrum der Bruderschaft. So errichteten sie eine frühindustrielle Wirtschaft mit über 34 verschiedenen Berufsgruppen. Diese produzierten aber nicht nur für die Bruderschaft sondern auch für Nicht-Wiedertäufer. Auch begannen die Wiedertäufer missionarisch tätig zu werden. So gehörten bald um die 30.000 Personen der Bruderschaft an.[3]
1576 plündert Karl der Ältere von Žerotín (Karel starší ze Žerotína) den Ort. 1596 wird das Dorf von Polen, 1605 von Ungarn und Tataren, 1619 von den Kaiserlichen und Ständischen arg heimgesucht. Nach dem Sieg der kaiserlichen Truppen in der Schlacht am Weißen Berg, am Anfang des Dreißigjährigen Krieges, werden die Wiedertäufer im Jahre 1622 des Landes verwiesen. Die meisten zogen nach Siebenbürgen weiter.[4] Neumühl wird daraufhin von den heimischen Bauern neu besiedelt und verbleibt bis 1848 bei der Herrschaft Eisgrub und somit unter der Verwaltung der Familie Liechtenstein. Matriken werden seit 1657 geführt. Onlinesuche über das Landesarchiv Brünn.[5] Grundbücher werden seit 1771 geführt. Eine einklassige Volksschule gibt es seit 1791.
Nach der Aufhebung der Patrimonialherrschaften bildete Neumühl ab 1850 eine Gemeinde im Bezirk Auspitz. Über die Thaya verkehrte eine Seilfähre nach Millowitz. Der größte Teil der Einwohner lebten von der Landwirtschaft, wobei der sonst in Südmähren wichtige Weinbau eine untergeordnete Rolle spielte.
Einer der Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns nach dem Ersten Weltkrieg, 1914–1918, war die Tschechoslowakei, die jene deutschsprachigen Gebiete Böhmens, Mährens und Schlesiens für sich beanspruchte, die seit Ende 1918 als Deutschösterreich (später Österreich) galten. Der Vertrag von St. Germain [6] sprach die strittigen Territorien gegen den Willen der Bevölkerung der Tschechoslowakei zu. Damit fiel auch die südmährische Ortschaft Neumühl, deren Bewohner 1910 zu mehr als 97 % Deutschmährer waren, an den neuen Staat. Die in der Zwischenkriegszeit entstehenden Autonomiebestrebungen der Deutschen führten zu Spannungen innerhalb des Landes und im weiteren zum Münchner Abkommen,[7] das die Abtretung der sudetendeutschen Gebiete an Deutschland regelte. Zwischen 1938 und 1945 gehörte der Ort Neumühl zum Reichsgau Niederdonau.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges (8.Mai 1945) wurden die im Münchener Abkommen (1939) an Deutschland übertragenen Territorien, damit auch der Ort Neumühl, im Rückgriff auf den Vertrag von Saint-Germain (1919) wieder der Tschechoslowakei zugeordnet. Vor den einsetzenden Martyrien flüchteten Teile der deutschen Ortsbewohner über die Grenze nach Österreich und der Rest wurde hinüber getrieben. Somit wurde kein Deutschsüdmährer aus Neumühl mehr, offiziell durch das Potsdamer Kommuniqués (Protokoll) genehmigt, zwangsausgesiedelt [8][9] Laut dem Beneš-Dekret 108 vom 25.Oktober 1945, wurde das Vermögen der deutschen Einwohner konfisziert und unter staatliche Verwaltung gestellt. Seitens der Tschechischen Republik erfolgte keine Abgeltung für das eingezogene Vermögen.
Der Großteil, der in Österreich befindlichen Neumühler wurde entsprechend dem Potsdamer Kommuniqués nach Westdeutschland weitertransferiert.
Im Jahre 1960 wurde Nové Mlýny nach Přítluky (Prittlach) eingemeindet. 1975 begann der Bau der Thayatalsperre. Die aus drei Stauseen bestehende Anlage im Mündungsgebiet der Svratka (Schwarzach) und Jihlava (Igel) wurde 1988 vollendet und hat eine Wasserfläche von 3.226 ha. Im Jahre 2001 bestand das Dorf aus 41 Wohnhäusern, in denen 151 Menschen lebten.
Wappen und Siegel
Das Gemeindesiegel stammte aus dem Jahre 1749. Es zeigte ein Mühlrad mit der Umschrift "SIGIL NVIE.MILL 1.7.4.9."[10]
Bevölkerungsentwicklung
Volkszählung Häuser Einwohner insgesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner Jahr Deutsche Tschechen andere 1793 46 251 1836 50 313 1869 55 275 1880 56 279 273 6 0 1890 59 280 268 12 0 1900 59 267 267 0 0 1910 59 249 241 8 0 1921 56 247 220 26 1 1930 59 250 183 63 3 1939 219 1991 0 2001 151 Quelle: 1793, 1836, 1850 aus: Südmähren von A-Z, Frodl, Blaschka Sonstige: Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984 Brauchtum
Von den Nachbarorten wurden die Einwohner von Neumühl Mühl- oder Wasserflöhe genannt, da sie viel in der Thaya badeten.
Fährunglück von 1936
Am 26. Mai 1936 ereignete sich um 8 Uhr in Neumühl ein schweres Fährunglück, bei dem 31 Kinder aus Rakwitz in der Thaya ertranken. Es wird auch als Rakwitzer Tragödie (Rakvická tragedie) bezeichnet.
Die 106 Rakwitzer Schüler befanden sich auf dem Wege zu einem Schulausflug in die Pollauer Berge. Der Konvoi von acht Pferdefuhrwerken setzte bei Neumühl über die Thaya. Nach den ersten beiden Überfahrten war die Fähre beim dritten Mal überladen und geriet in der Mitte des Flusses unter den Wasserspiegel. Sie lief dabei voll und ging in Sekundenschnelle unter. Von den 52 auf der Fähre befindlichen Schülern ertranken 31. Zum Gedenken an das Unglück ließ Präsident Tomáš Garrigue Masaryk einen Gedenkstein in Neumühl errichten.
Sehenswürdigkeiten
- Kapelle des Hl. Johannes von Nepomuk, errichtet 1776
- Denkmal für die Rakwitzer Tragödie in der Thaya.
Quellen
- Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens, Bd.3, 2001, Neumühl: Seite 210, 425, 431, 573,577.
- Gerald Frodl, Walfried Blaschka: Kreis Nikolsburg von A–Z, 2006, Neumühl: Seite 136.
Literatur
- Josef Beck: Die Geschichtsbücher der Wiedertäufer in Österreich-Ungarn (1967)
- Ilse Tielsch-Felzmann: Südmährische Sagen. 1969, München, Verlag Heimatwerk
- Vlastimíl Vlèek:Planung der Talsperre Neumühl im Einzugsgebiet der March, 1970
- Wenzel Max: Thayaland, Volkslieder und Tänze aus Südmähren, 1984, Geislingen/Steige
Weblinks
- Beschreibung des Unglücks von 1936 (cz)
- Neumühl in „Alte Postkartenmotive der Südmährischen Gemeinden“
- Kulturdatenbank der Heimatvertriebenen
Belege
- ↑ Leopold Kleindienst:Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S. 9
- ↑ Astrid von Schlachta:Hutterische Konfession und Tradition (1578-1619), S.24
- ↑ Gerd Ströhmann:Erziehungsrituale der Hutterischen Täufergemeinschaft,S.35
- ↑ Bernd Längin:Die Hutterer, 1986, S.237
- ↑ Acta Publica Registrierungspflichtige Online-Recherche in den historischen Matriken des Mährischen Landesarchivs Brünn (cz,dt). Abgerufen am 18. April 2011.
- ↑ Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen; 1919 -1989 , Amalthea Verlag, Wien, München, 1989, ISBN 3-85002-279-X
- ↑ O. Kimminich: Die Beurteilung des Münchner Abkommens im Prager Vertrag und in der dazu veröffentlichten völkerrechtswissenschaftlichen Literatur, München 1988
- ↑ Charles L. Mee: Die Potsdamer Konferenz 1945. Die Teilung der Beute. Wilhelm Heyne Verlag, München 1979. ISBN 3-453-48060-0.
- ↑ Cornelia Znoy:Die Vertreibung der Sudetendeutschen nach Österreich 1945/46, Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie, Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien, 1995
- ↑ Auspitzer Berzik, Brünn 1924, S.99
- ↑ http://www.czso.cz/csu/2009edicniplan.nsf/t/010028D080/$File/13810901.pdf
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