Přítluky

Přítluky
Přítluky
Wappen von Přítluky
Přítluky (Tschechien)
Paris plan pointer b jms.svg
Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Břeclav
Fläche: 1427 ha
Geographische Lage: 48° 51′ N, 16° 46′ O48.84861111111116.7725165Koordinaten: 48° 50′ 55″ N, 16° 46′ 21″ O
Höhe: 165 m n.m.
Einwohner: 744 (1. Jan. 2011) [1]
Postleitzahl: 691 04 - 692 01
Kfz-Kennzeichen: B
Verkehr
Straße: Zaječí - Rakvice
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 2
Verwaltung
Bürgermeister: Stanislav Ludvik (Stand: 2008)
Adresse: Obecní 11
691 04 Přítluky
Gemeindenummer: 584851
Website: www.pritluky.cz
Kirche St. Margarethe

Přítluky (deutsch Prittlach) ist eine Gemeinde im Jihomoravský kraj (Südmähren), Okres Břeclav (Bezirk Lundeburg) in Tschechien. Sie befindet sich 14 Kilometer nordwestlich von Břeclav (Lundenburg). Der Ort ist als ein Platzdorf angelegt.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Přítluky ist ein linksseitig der Thaya Am Fuße des Berges Přítlucká hora (Prittling, 292 m) gelegenes Viereckdorf. Im Nordosten liegt die Thayatalsperre Nové Mlýny. Die Nachbarorte sind im Osten Rakvice (Rakwitz), im Südosten Podivín (Kostel), im Westen Nové Mlýny (Neumühl) und im Norden Zaječí (Saitz).

Geschichte

Ansicht von Prittlach

Die bairisch-österreichische ui-Mundart mit ihren speziellen Kennwörtern, wie Bui, Huit (Bub, Hut), weist auf eine Besiedlung durch bairische Stämme hin, die nach 1050, aber vor allem im 12/13. Jahrhundert erfolgte.[2] Das Dorf war In Besitz des Zisterzienserklosters Velehrad und wurde erstmals 1222 urkundlich erwähnt. 1220 hat der Ort den Namen "Pritluh", 1229 "Britteluche" und 1362 "Pritlach", im 17.Jahrhundert wird es zu "Brichlach" und kommt im 19.Jahrhundert wieder auf die Namen "Prittlach" zurück. In den Hussitenkriegen wird der Ort im Jahre 1421 niedergebrannt. 1599 wurde Prittlach von der Familie Liechtenstein gekauft und 1617 in die Herrschaft Eisgrub eingegliedert.

Am Anfang des Dreißigjährigen Krieges, 1619, wurde das Dorf niedergebrannt und blieb drei Jahre lang verwüstet. 1645 wurde Prittlach von schwedischen Truppen unter Lennart Torstensson erneut niedergebrannt. Bei Überfällen türkischer Streifscharen in den Jahren 1649 und 1663 wurde der Ort beschädigt. Matriken werden seit 1653 geführt. Onlinesuche über das Landesarchiv Brünn.[3] Grundbücher werden seit 1702 geführt. Aufgrund der Türkenkriege und des Spanischen Erbfolgekrieges kam es durch hohe Steuern und einer raschen Geldentwertung zu einer verarmten der Einwohner von Prittlach. Ab den 16. Jahrhundert gab es eine Dorfschule, die 1844 einen zweigeschossigen Neubau für drei Klassen erhielt. Im Jahre 1896 wurde eine Freiwillige Feuerwehr im Ort gegründet. Die Sprache der Einwohner wurzelt in der Mittelbairisch-österreichischen Ui-Mundart mit speziellen Bairischen Kennwörtern, welche auf eine Besiedlung durch bayrische deutsche Stämme hinweisen, wie sie vor allem im 12/13. Jahrhundert erfolgte.[4] Der Haupterwerb der Einwohner war der Acker - und Weinbau sowie der Vieh- und Fischwirtschaft. Aufgrund des guten Klimas wurde neben verschiedenen Getreidearten auch Mohn, Zuckerrüben, Hülsenfrüchten und Kartoffeln angebaut. Die blühende Weinkultur im Ort erhielt durch die Reblausplage um 1900 einen starken Rückschlag. So wurden im Jahre 1945 nur noch die Hälfte der Weinbaufläche von 1900 genutzt.[5]

Nach dem Ersten Weltkrieg zerfiel der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn und einer der neue entstandenen Staaten war die Tschechoslowakei. Dieser neue Staat erhob ungeachtet des von Woodrow Wilson verkündeten Selbstbestimmungsrechts der Völker Anspruch auch auf die deutsch besiedelten Teile der Länder der böhmischen Krone (Deutschböhmen) und schuf vollendete Tatsachen, indem im November/Dezember 1918 tschechische Truppen Südmähren besetzten. Der Friedensvertrag von Saint Germain [6] 1919 erklärte den Ort, dessen Bevölkerung im Jahre 1910 zu 98,7% Deutschsüdmährer waren, zum Bestandteil der neuen Tschechoslowakischen Republik. Maßnahmen folgen wie die Bodenreform und die Sprachenverordnung, wodurch es durch Siedler und neu besetzte Beamtenposten zu einem vermehrten Zuzug von Personen tschechischer Nationalität kam.[7] Die Elektrifizierung des Ortes erfolgte im Jahre 1928. Das Kriegerdenkmal, für die 44 Gefallenen des Ersten Weltkrieges, wurde 1930 errichtet. 1938 wurde ein Kindergarten sowie eine Gemeindebücherei gebaut. Während der Sudetenkrise wurde die Einwohner von Prittlach vom tschechischen Militär zum Schanzen abkommandiert. Diese Krise veranlasste die Westmächte die tschechische Regierung zur Abtretung der Randgebiete, die im Münchner Abkommen geregelt wurde an Deutschland. Somit wurde Prittlach mit 1.Oktober 1938 ein Teil des deutschen Reichsgaus Niederdonau.

Im Zweiten Weltkrieg fielen 58 Männer und vier Personen starben bei einem Bombenangriff. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges (8.Mai 1945) wurden die im Münchener Abkommen (1939) an Deutschland übertragenen Territorien, also auch Prittlach, im Rückgriff auf den Vertrag von Saint-Germain (1919) wieder der Tschechoslowakei zugeordnet. Bereits im Mai 1945 begann die sogenannte wilde Vertreibung der deutschen Ortsbewohner von Prittlach über die Grenze nach Österreich. Die zeitgleich auch in anderen Orten beginnenden wilden Vertreibungen der deutschen Bevölkerung wurden von den vier Hauptalliierten ohne jede Prüfung individueller Schuld geduldet und im Potsdamer Kommuniqués, dann auch sanktioniert. Sie verlangten lediglich „einen geordneten und humanen Transfer der deutschen Bevölkerungsteile“ aus der Tschechoslowakei. Der diesbezügliche Bericht von Francis E. Walter an das US-Repräsentantenhaus bezeugt, dass diese Transporte zu keiner Zeit in „ordnungsgemäßer und humaner“ Weise erfolgten.[8] Die „offizielle“ Zwangsaussiedlung der letzten deutschen Bürger des Ortes nach Westdeutschland erfolgte Mitte 1946.[9] Gemäß dem Beneš-Dekret 108 vom 25.Oktober 1945 war das gesamte Vermögen der deutschen Bürger konfisziert und unter staatliche Verwaltung gestellt worden. Seitens der Tschechischen Republik erfolgte dafür keine Abgeltung.

Von den Vertriebenen verblieben 47 Familien in Österreich und die restlichen 130 prittlacher Familien wurden nach Deutschland weiter transferiert.[10][11][12] Das Hauptkreuz am Friedhof wurde im Jahre 1993 durch vertriebene Prittlacher renoviert.

1960 erfolgte die Eingemeindung von Nové Mlýny (Neumühl).

Wappen und Siegel

Das älteste Siegel zeigt innerhalb eines Blätterkranzes die Umschrift "GEMEIN.SIGIL.BRICHLAH 1711". Es zeigt einen Weinstock mit zwei Trauben und einem Winzermesser mit Securis.[13]

Bevölkerungsentwicklung

Volkszählung Häuser Einwohner insgesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen andere
1793 160 716      
1836 172 900      
1869 182 799      
1880 182 909 892 16 5
1890 187 821 802 19 8
1900 191 870 867 2 1
1910 203 867 856 9 2
1921 207 837 782 30 25
1930 219 821 777 30 14
1939 224 844 844    
Quelle: 1793, 1836, 1850 aus: Südmähren von A-Z, Frodl, Blaschka
Sonstige: Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984

Gemeindegliederung

Die Gemeinde Přítluky besteht aus den Ortsteilen Nové Mlýny (Neumühl) und Přítluky (Prittlach).

Baudenkmäler, Einrichtungen

  • Pfarrkirche St. Margareta, 1218, mehrmals niedergebrannt und wieder aufgebaut; danebenstehender Zwiebelturm,
  • Dreifaltigkeitssäule mit Statuen des Hl. Johannes von Nepomuk, Hl. Florian, Hl. Wendelin
  • Denkmal für die Rakwitzer Tragödie in der Thaya in Nové Mlýny. Am 26. Mai 1936 kenterte während eines Schulausfluges in die Pollauer Berge die mit Rakwitzer Kindern überladene Thayafähre in Neumühl, wobei 31 Schüler ertranken.
  • Kriegerdenkmal (1930)

Brauchtum

Reiches Brauchtum bestimmte den Jahresablauf der 1945/46 vertriebenen, deutschen Ortsbewohner:

  • Am Ostersonntag gingen alle männlichen Einwohner von Prittlach zum Emmausgang. Dabei gingen sie an der Gemarkungsgrenze entlang und bitteten um die Segnung der Saaten. Bei der Rückkehr in den Ort wurden die Männer von ihren Frauen, den Pfarrer, der Feuerwehr und einer Musikkapelle begrüßt.
  • Die Einwohner von Prittlach wurden von ihren Nachbarn "Schuttna" oder "Fisierla" genannt, da sie am Freitagabend Fisolensuppe mit Buchteln aßen.[14]

Literatur und Quellen

  • Franz Josef Schwoy: Topographie vom Markgrafthum Mähren. 1793, Prittlach Seite 310
  • Johann Zabel: Kirchlicher Handweiser für Südmähren. 1941, Prittlach Seite 37
  • Gregor, Gustav: Geschichte der Ortsgemeinde Prittlach. 1968
  • Ludwig, Ernst: Geschichte der Ortsgemeinde Prittlach 1220-1945. 1981
  • Johann Urbin: Südmähren heute : Dokumentation über Prittlach. 1984
  • Ilse Tielsch-Felzmann: Südmährische Sagen. 1969, München, Verlag Heimatwerk
  • Wenzel Max: Thayaland, Volkslieder und Tänze aus Südmähren, 1984, Geislingen/Steige
  • Ludwig, Ernst: Prittlach in Südmähren. 1992
  • Karl Odehnal: Chronik der Ortsgemeinde Prittlach. 2 Bände. 1993
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 204, 211, 406, 409, 411, 412, 414, 417, 421-435, 427-428, 431, 553, 573, 577 (Prittlach). 
  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren. Maurer, Geislingen/Steige 1990, ISBN 3-927498-13-0, S. 31.
  • Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden. Knee, Wien 1992, ISBN 3-927498-19-X, S. 194.
  • Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Nikolsburg von A bis Z. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen/Steige 2006, S. 177f.

Weblinks

 Commons: Přítluky – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)
  2. Leopold Kleindienst:Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S. 9
  3. Acta Publica Registrierungspflichtige Online-Recherche in den historischen Matriken des Mährischen Landesarchivs Brünn (cz,dt). Abgerufen am 10. April 2011.
  4. Leopold Kleindienst: Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S. 9
  5. Hans Zuckriegl:Ich träum' von einem Weinstock, Kapitel 7, S. 262
  6. Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen; 1919 -1989 , Amalthea Verlag, Wien, München, 1989, ISBN 3-85002-279-X
  7. Wolfgang Brügel: Tschechen und Deutsche 1918 – 1938, München 1967
  8. Walter, Francis E. (1950): Expellees and Refugees of German ethnic Origin. Report of a Special Subcommittee of the Committee on the Judiciary, House of Representatives, HR 2nd Session, Report No. 1841, Washington, March 24, 1950.
  9. Archiv Mikulov, Odsun Němců – transport odeslaný dne 20. kvĕtna, 1946,
  10. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 211 (Prittlach). 
  11. Cornelia Znoy:Die Vertreibung der Sudetendeutschen nach Österreich 1945/46, Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie, Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien, 1995
  12. Emilia Hrabovec: Vertreibung und Abschub. Deutsche in Mähren 1945 – 1947, Frankfurt am Main/ Bern/ New York/ Wien (=Wiener Osteuropastudien. Schriftenreihe des österreichischen Ost-und Südosteuropa Instituts), 1995 und 1996
  13. Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden, 1992, Prittlach Seite 189
  14. Blaschka, Frodl: Der Kreis Nikolsburg von A bis Z, 2006, S.178

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Pritluky — Přítluky …   Deutsch Wikipedia

  • Přítluky — Administration Pays  Tcheque, republique ! …   Wikipédia en Français

  • Penzion Vinařství Přítluky — (Přítluky,Чехия) Категория отеля: 4 звездочный отель Адрес: Horní 114, Př …   Каталог отелей

  • Prittlach — Přítluky …   Deutsch Wikipedia

  • Groß Paulowitz — Velké Pavlovice …   Deutsch Wikipedia

  • Groß Pawlowitz — Velké Pavlovice …   Deutsch Wikipedia

  • Nové Mlýny — Nové Mlýny …   Deutsch Wikipedia

  • Podivin — Podivín …   Deutsch Wikipedia

  • Podiwin — Podivín …   Deutsch Wikipedia

  • Rakvice — Rakvice …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”