Oberauer Tunnel

Das Nordportal mit dem Bahnhof Oberau (ca. 1840)

Oberau und der Tunnel auf einer Karte aus dem 19. Jahrhundert

Tunneldenkmal aus dem Originalmaterial der Portalbekrönung

Nach einem Eisenbahntunnel der Tollwitz–Dürrenberger Feldbahn war der Oberauer Tunnel der zweite Eisenbahntunnel Deutschlands, aber der erste Tunnel einer Vollbahn auf dem europäischen Festland überhaupt. Er wurde zwischen 1837 und 1839 an der Bahnstrecke Leipzig–Dresden von Freiberger Bergleuten gebohrt und 1933/1934 aufgeschlitzt. Heute erinnert nur noch ein Obelisk an diesen Meilenstein deutscher Eisenbahngeschichte.

Geschichte

Obwohl die Bahnstrecke Leipzig–Dresden durch eher flaches Gelände im nördlichen Sachsen trassiert wurde, wurde bei Oberau aufgrund des Dresdner Elbkesselnordhangs^[1] ein Tunnel gebaut, denn damals war man der Ansicht, dass Eisenbahnen keine größeren Steigungen überwinden könnten. Zum Vergleich: Die ein halbes Jahrhundert später errichtete, weitgehend parallel verlaufende Bahnstrecke Berlin–Dresden besitzt in diesem Bereich ihre größten Neigungen.

Von über 500 Bergleuten wurden vier ca. 20 m tiefe Schächte auf die Tunnelsohle abgeteuft und von dort und den Eingangsportalen aus der eigentliche Tunnel hergestellt. Zwei der Schächte dienten später noch der Tunnelbelüftung^[1]. Aufgrund verschiedener Wassereinbrüche wurde der Tunnel komplett mit 8900 m³ Elbsandstein ausgemauert.

Nach Eröffnung der Leipzig-Dresdner Eisenbahn am 7. April 1839 war der hoch über dem Einschnitt des Tunnels gelegene Bahnhof Oberau die nächstgelegene Station für Meißen. Wegen dieser ungünstigen Lage bemühte sich Meißen um einen bequemer zu erreichenden Eisenbahnanschluss und erhielt diesen 1842 mit dem etwa 2,5 Streckenkilometer südlich des Tunnels gelegenen Bahnhof Niederau. Mit der Eröffnung des Bahnhofs Niederau gab die Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie den Bahnhof Oberau am 15. Mai 1842 auf.

Von 1933 bis 1934 wurde der Oberauer Tunnel wegen des zu geringen Lichtraumprofils sowie starken Beschädigungen, hervorgerufen durch Wasser- und Frostwirkung, bei laufendem Betrieb aufgeschlitzt, und durch einen Einschnitt ersetzt. Im Bereich des ehemaligen Tunnels überbrückt heute die Staatsstraße 177 zwischen Radeburg und Meißen die Bahnstrecke.

Daten im Überblick

• Länge: 513,3 Meter
• Erbaut: 1837–1839
• Aufgeschlitzt: 1933/1934
• Lage im km: 93,2
• Maximale Überdeckung: rund 15 m
• Durchfahrenes Gestein: Tonschiefer, Granit

Weblinks

 Commons: Oberauer Tunnel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

1. ↑ ^{a b} Ralf Haase: Wirtschaft und Verkehr in Sachsen im 19. Jahrhundert – Industrialisierung und der Einfluss Friedrich Lists, Dresden 2009, S. 169f

51.213.533333333333

Koordinaten: 51° 12′ 0″ N, 13° 32′ 0″ O