Offizierbewerberprüfzentrale

Offizierbewerberprüfzentrale

Die Offizierbewerberprüfzentrale (OPZ) ist ein Tätigkeitsbereich des Personalamtes der Bundeswehr. Sie stellt das zentrale Assessment-Center der Bundeswehr dar, in dem Bewerber, die eine Laufbahn als Offizier der Bundeswehr anstreben, auf ihre charakterliche, psychische und physische Eignung geprüft werden. Sie befindet sich in der Mudra-Kaserne in Köln. Sie stellt gleichzeitig die Phase I der Prüfung der Offizierbewerber für den fliegerischen Dienst dar. Die Bewerbung für die Laufbahn der Offiziere für die Einstellung 1. Juli im laufenden Jahr ist immer spätestens bis zum 28. Februar des Jahres beim Wehrdienstberater abzugeben.

Von den rund 14.000 Offizierbewerbern im Jahr werden rund 6.000 nach Köln eingeladen. Von diesen bekommen rund 4.000 eine Urkunde überreicht, die die allgemeine Tauglichkeit als Offizier bescheinigt. Von diesen Tauglichen bekommen 1.995 eine Festeinstellung als Offizier bei der Bundeswehr. Diese werden ab ihrem Einstellungsdatum als Offizieranwärter (OA) bzw. Sanitätsoffizieranwärter (SanOA) bezeichnet.

Diese 1.995 Stellen teilen sich wie folgt auf:

Das Auswahlverfahren dauert zwei Tage, hinzu kommt ein Anreisetag. Die Bewerber bekommen für die Hin- und Rückreise einen Gutschein von der Bundeswehr zugesandt, der für die Deutsche Bahn gilt.

Inhaltsverzeichnis

Die Prüfstationen

Die Prüfstationen werden in unterschiedlicher Reihenfolge durchlaufen, um die vorhandenen Kapazitäten besser auszunutzen und Wartezeiten zu verkürzen.

Persönlichkeitsfragebogen

Bei dem Fragebogen werden die Gründe für die Bewerbung als Offizier, die Einstellung von Familien und Freunden zum Offizierberuf und deren Einfluss auf die Bewerbung als Offizier erfragt. Weitere Fragen befassen sich mit den schulischen und außerschulischen Interessen und den Studienwünschen.

Kurzaufsatz

Bei dem Kurzaufsatz müssen die Bewerber aus zwei Wortpaaren eines auswählen, dessen beide ähnliche Teile sie innerhalb von 30 Minuten definieren, voneinander abgrenzen und deren Gemeinsamkeiten und Unterschiede sie aufzeigen sollen.

Bei diesem Test werden die Ausdrucksfähigkeit, Rechtschreibung und Grammatik überprüft.

Beispiele:

  • Versprechen und Zusage
  • Erfolg und Sieg
  • Mut und Tapferkeit
  • Treue und Loyalität
  • Disziplin und Gehorsam
  • Bericht und Roman
  • Schadenfreude und Heimtücke
  • Philosophie und Religion

Ärztliche Untersuchung

Hierbei handelt es sich um eine der Musterung entsprechende Untersuchung, an deren Ende der Bewerber in einen Tauglichkeitsgrad eingestuft wird. Für die Übernahme als Offizieranwärter wird mindestens der Tauglichkeitsgrad T2 benötigt.

Da die Ärzte der OPZ geringere Massen und für einen Zeitraum von mindestens 13 Jahren (und nicht nur 6-23 Monaten, je nach FWDL-Status) mustern müssen als in den KWEAs, kann und muss hier genauer auf die Einhaltung der Kriterien für die Musterung geachtet werden. Dadurch kann es auch vorkommen, dass das hier gewonnene Ergebnis von dem bei der Musterung im KWEA positiv oder negativ abweicht. Unter anderem werden folgende Tests bzw. Messungen vorgenommen:

  • Sehtest
  • Messung von Körpergewicht und Körpergröße
  • Blendungstest
  • Hörtest
  • Urinprobe
  • abschließende Untersuchung durch einen leitenden Arzt
    • Messung von Blutdruck
    • Analyse der Körperhaltung (Füße, Beinlänge usw.)
    • Analyse der Körpererscheinung (Profil usw.)
    • Beweglichkeitstest

Da dieser Test für weibliche Bewerber in der Regel die erste Untersuchung im Rahmen einer Musterung darstellt, kommt es deutlich häufiger als bei den jungen Männern vor, dass sie als nicht tauglich gemustert werden.

Computergestützter Persönlichkeitstest

Dieser Test besteht aus 116 Fragen zu psychischen, charakterlichen und allgemeinen Aussagen, die dem Bewerber in zufälliger Reihenfolge gestellt werden. Diese sind, je nachdem inwiefern sie auf den Bewerber zutreffen, zu bewerten. Es gibt sieben Stufen.

Computergestützter Intelligenztest

Hierbei handelt es sich um einen allgemeinen Intelligenztest. Dieser Test wird meistens vorab in einem wohnortnahen Kreiswehrersatzamt durchgeführt.

Der Test besteht aus den drei Teilen:

  • Verbaler Analogietest
  • Rechentest
  • Matrizentest

Gruppensituationsverfahren

Drei bis fünf Bewerber sitzen an einem Tisch und werden von einem Prüfstabsoffizier (Major/Oberstleutnant) oder einem Psychologen sowie einem Prüfoffizier (Oberleutnant/Hauptmann) beobachtet. Sämtliche Beobachtungen werden dokumentiert.

In diesem Verfahren werden die Beherrschung des Worts in der Gruppe (Rhetorik), das Verhalten in einer Gruppe und der Inhalt der Aussagen (Planung) geprüft. Es sollte dabei eine angemessene und höfliche Gesprächskultur bestehen.

Um dies zu überprüfen, bekommt die Gruppe drei Aufgabenbereiche (zwei Planspiele und ein Kurzvortrag) aufgetragen:

In den Planspielen geht es um das Verhalten in einer Gruppe, und beim Vortrag um das Verhalten vor einer Gruppe.

Als erstes wird eine Situationsdiskussion geführt. Dabei handelt es sich um ein Problem, für welches die Bewerber in 12 Minuten eine möglichst gute Lösung finden sollten. Es gibt dabei keine Musterlösung.

Als nächstes geht es um eingeschränkte Ressourcen, d.h. die Gruppe erhält von einer Ressource nicht genug für alle Mitglieder der Gruppe, dabei geht es darum, seinen Anspruch auf die Ressource zu vertreten bzw. eine angemessene Entschädigung für den Verzicht zu erhalten. Hierfür hat die Gruppe 8 Minuten Zeit.

Als letztes folgt ein Kurzvortrag. Für diesen bekommt jeder ein Thema zugeteilt, welches aus dem Alltagsleben kommt bzw. kommen könnte. Nun hat man 25 Minuten Bearbeitungszeit, um sich mit dem Thema intensiv auseinanderzusetzen. Danach hat man maximal 10 Minuten Zeit, seine Lösung des Problems darzustellen und zu begründen.

Interview

Das Interview entspricht einem normalen Bewerbungsgespräch. Nur hier werden auch sämtliche Testergebnisse aus dem Persönlichkeitsfragebogen, dem Kurzaufsatz, dem Computergestützter Persönlichkeitstest und dem Gruppensituationsverfahren einbezogen.

Das Interview ist ein Hypothesen-geleitetes Gespräch. d.h. es werden Fragen zu bestimmten Themenbereichen gestellt. Dem Bewerber wird eine Reihe von Fragen gestellt, welche die Prüfkommission aufgrund der einzelnen vorangegangen Tests individuell für den Prüfling zusammengestellt hat bzw. welche sich aus dem Gespräch ergeben.

Das Gespräch soll von den gleichen Personen geführt werden, die auch beim Gruppensituationsverfahren anwesend waren. Ist dies aus organisatorischen Gründen nicht möglich, werden alle relevanten Informationen an die neue Prüfungskommission weitergegeben, so dass dem Bewerber hieraus kein Nachteil entsteht.

Da zum Beginn des Interviews alle für die Entscheidung über die Allgemeine Offizierseignung relevanten Informationen vorliegen, kann im Anschluss an das Interview über die Eignung des Bewerbers entschieden werden. Die Entscheidung wird dem Bewerber direkt nach dem Interview eröffnet, wodurch das Interview vielen Bewerbern als besonders wichtige Station erscheint. Tatsächlich stellt es jedoch nur die abschließende Station der Bewertung dar.

Der Mathematiktest und der Fliegertest entscheiden nicht über die Allgemeine Offizierseignung und können daher auch nach dem Interview erfolgen.

Computergestützter Mathematiktest

Es werden Fragen aus den Bereichen der Mathematik, der Klasse 11 und Anfang 12 bzw. 13 gestellt. Dies entspricht den Teilgebieten Analysis, Algebra, Analytische Geometrie, Arithmetik, nicht jedoch der Stochastik.

Computergestützter Sanitätstest

Dieser Test ist nur für Bewerber für den Sanitätsdienst. Er gliedert sich in einen 40-minütigen Biologie/Chemie/Physik-Test und in einen 45 minütigen Mathematik-Test. Für den Sanitätstest wird kein besonderes Vorwissen im Bereich der Medizin verlangt, jedoch ist logisches sowie abstraktes Denken erforderlich.

Studienberatung und Studienprüfung

Für Bewerber des Sanitätsdienstes wird eine Studienprüfung durchgeführt, in der der Bewerber deutlich machen muss, aus welchen Gründen er Medizin studieren will und ob eine echte Hinwendung zur Medizin vorhanden ist. Für die Bewerber des Truppendienstes wird eine Studienberatung immer dann durchgeführt, wenn es Diskrepanzen zwischen den Wünschen des Bewerbers und seinem Leistungspotenzial gibt, so beispielsweise wenn ein technischer Studiengang gewünscht wird, aber die Noten im Bereich Mathematik oder Physik eher unterdurchschnittlich sind. Ein anderer Grund für eine Studienberatung kann sein, dass ein Bewerber mit Fachhochschulreife einen universitären Studiengang wünscht, und alternative Möglichkeiten mit ihm besprochen werden.

Das Ergebnis des Gesprächs wird dem Einplanungsoffizier mitgeteilt. Dieser entscheidet dann ob er den Bewerber mit dem gewünschten Studium einstellen kann oder nicht.

Physical Fitness Test (PFT)

In den fünf abgeprüften Disziplinen des Physical Fitness Test müssen mindestens 7 Punkte erreicht werden. Davon muss auf jede Disziplin mindestens 1 Punkt entfallen. Lediglich Offizierbewerber, die Sport als Studienrichtung wünschen, müssen erheblich höhere Resultate erbringen. Die ab dem GEWET 2011 geplante Umstellung auf den Basis Fitness Test wurde aus organisatorischen Gründen verschoben. Der BFT wird daher frühestens ab dem GEWET 2012 angewandt.


Einplanung

Mit den Bewerbern, die alle diese Tests bestanden haben, wird abschließend ein Einplanungsgespräch geführt.

Der Einplanungsoffizier überreicht dem Bewerber zunächst eine Urkunde und ein Präsent. Anschließend wird gemeinsam mit dem Bewerber besprochen, inwieweit sich sein Studien-/Verwendungswunsch und das gezeigte Leistungspotenzial mit dem Bedarf der Streitkräfte in Einklang bringen lassen.

Sollte das Prüfergebnis des Bewerbers an der OPZ so gut sein, dass im verbleibenden Bewerbungszeitraum nur wenige Bewerber besser sein werden, kann hier bereits eine Sofortzusage erfolgen, d.h. dem Bewerber wird die Einstellung zugesichert. Die übrigen Bewerber werden zur Wahrung der Chancengleichheit vorerst in eine Warteliste aufgenommen und erhalten zu einem späteren Zeitpunkt eine Mitteilung über ihre Einstellung oder Ablehnung.

Ein geringer Prozentsatz der Bewerber wird direkt als Berufsoffizieranwärter (BOA) eingestellt, d.h. bei Erreichen bestimmter Voraussetzungen (Beförderung zum Leutnant und Bestehen des Diploms bzw. bestimmter Ausbildungsabschnitte) wird dem BOA die Übernahme zum Berufssoldaten angeboten, welche dieser jedoch ablehnen kann. Somit ist die Verleihung des Status BOA eine einseitige Verpflichtung der Bundeswehr gegenüber dem Bewerber.

Es besteht einmalig die Möglichkeit, den Offiziertest nach einem halben Jahr zu wiederholen, sofern man von den Prüfern nach dem Interview als „derzeit nicht geeignet“ eingestuft wurde. Bei einer Einstufung als „nicht geeignet“ ist eine Wiederholung für 3 Jahre ausgeschlossen. Danach ist eine erneute Bewerbung allerdings möglich. Bei Uneinigkeit bei der Studienempfehlung kann nach einem halben Jahr auf Antrag eine Studiennachberatung erfolgen. Wurden die geforderten Leistungen beim PFT nicht erreicht, kann dieser innerhalb von sechs Wochen wiederholt werden und eine entsprechende Bescheinigung nachgereicht werden. Das Prüfungsergebnis behält solange seine Gültigkeit.

Bewerber für den Fliegerischen Dienst

Wer sich als Luftfahrzeugführer bewirbt, muss an der OPZ einen zusätzlichen Fliegertest absolvieren. Danach folgt eine medizinische Untersuchung (Phase II) und eine fliegerische Eignungsfeststellung (Phase III) in Fürstenfeldbruck.

Bewerber, die nicht für den fliegerischen Dienst geeignet sind, aber die gleichen Voraussetzungen in Hinblick auf eine Offizierkarriere mitbringen wie die restlichen Bewerber, können an dem Auswahlverfahren weiter teilnehmen.

Bewerbung für die Eignungsfeststellung für die Laufbahn der Offiziere

Die beste Möglichkeiten eine Bewerbung für die Laufbahn der Offiziere abzugeben ist es, sich an einen Wehrdienstberater zu wenden, der für die eigene Region zuständig ist. Dort kann man sich erste Informationen einholen und Bewerbungsunterlagen empfangen. Diese sollten immer spätestens am 28. Februar des Bewerberjahres beim Wehrdienstberater, nach einem Beratungsgespräch, abgegeben werden.

Bewerbung für die anderen Dienstgradbereiche

Für die Laufbahnen der Mannschaften, Unteroffiziere und Feldwebel gibt es die Zentren für Nachwuchsgewinnung Nord, Ost, Süd, West und Marine.

Weblinks


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