- Olaf Nicolai
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Olaf Nicolai (* 1962 in Halle (Saale)) ist ein deutscher Künstler, der von einem konzeptuellen Ansatz aus mit unterschiedlichsten Medien arbeitet.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Olaf Nicolai wuchs in Karl-Marx-Stadt, heute Chemnitz, auf und absolvierte von 1983 bis 1988 ein Studium der Germanistik mit anschließender Promotion an der Universität Leipzig. Das Thema seiner Doktorarbeit mit dem Titel Geste zwischen Expression und Kalkül. Zur Poetik der Wiener Gruppe, worin er die Spannung zwischen Ausdrucksformen und ihre strategische Umsetzung untersuchte[1], findet sich auch in seinem eigenen künstlerischen Werk. Seit Anfang der 90er Jahre ist er mit Gruppen- wie mit Einzelausstellungen an inzwischen fast allen wichtigen Orten des zeitgenössischen Kunstgeschehens präsent. Olaf Nicolai war sowohl auf der Documenta X (1997) wie auf den Biennalen 49 und 51 von Venedig (2001 und 2005) präsent. Er erhielt mehrere Stipendien, darunter das der Villa Massimo in Rom (1998). 1996 bekam er den Botho-Graef-Preis, 1999 den Bremer Kunstpreis und im Jahr 2002 wurde er mit dem Kunstpreis „Junge Stadt sieht Junge Kunst“ der Stadt Wolfsburg ausgezeichnet.
Olaf Nicolai lebt und arbeitet in Berlin-Prenzlauer Berg.
Werk
„Die Produktion von Kultur“, so zitiert Olaf Nicolai nach Le Monde diplomatique den amerikanischen Soziologen Jeremy Rifkin, „ist die letzte Stufe des Kapitalismus, dessen wesentliche Triebkraft es von jeher war, immer mehr menschliche Aktivitäten für das Wirtschaftsleben zu vereinnahmen.“[2] Der Künstler arbeitet mit den unterschiedlichsten Materialien. Er kreiert künstliche Landschaftsräume, vergrößert Konsumgegenstände ins Gigantische und arbeitet mit entfremdeten Werbegrafiken. Die Wiederholung ist ein wichtiges Arbeitsprinzip, zum einen werden bekannte Motive in neue Zusammenhängen gestellt, zum anderen geht es Nicolai um das Wiederholen von Bildern aus der Erinnerung.[3]
Der Künstler arbeitet insofern konzeptuell, als er Fragen der Natur- und Geisteswissenschaften erforscht und in einem ästhetisch konstruierten und damit neuen Kontext erfahrbar zu machen versucht; die Gegensätzlichkeit von Natur und Kunst, beziehungsweise von Natürlichkeit und Künstlichkeit, stehen dabei nicht selten im Vordergrund. Mit seinem intellektuellen Ansatz zielt der Künstler auf eine dem Betrachter durchaus vertraute Alltagswelt, deren Wahrnehmung er in seinen Werken steuert; nur selten gewinnt die Expression gegenüber dem Kalkül die Oberhand.
In seinen Naturbildern oder Landschaftsräumen ist die Natur, ähnlich wie die Kultur, nur noch als Kunst-Produkt vorhanden. So kreierte er für die Documenta X eine Landschaft als Interieur. Auf handlichen Felsbrocken verteilt im Raum spross eine Art Bonsai-Gebirgswelt - hinter dieser zerlegten Natur, an der Wand auf der Tapete, war die Vegetation zum Ornament erstarrt. Das Tonband produzierte dazu virtuell-naturalistisches Vogelgezwitscher.
In mehreren Arbeiten stellt der Künstler „sozialistische Ideale unmittelbar mit ihrem erklärten Feindbild, der kapitalistischen Marktwirtschaft, und formuliert damit eine Ambivalenz und Widersprüchlichkeit zwischen gesellschaftsutopischen, pragmatisch-politischen, konsumistischen und ästhetischen Aspekten.“ (Ausstellungsankündigung - Galerie für Zeitgenössische Kunst, Leipzig) [4] In Lenin: 8 qm steht der Verweis auf die sozialistische Idee der Umverteilung des Privateigentums dem schillernden, dem kapitalistischen Luxus entlehnten Paillettenstoff entgegen. Aus dem Namen Lenin, Symbol für soziale Utopien und Veränderungen, wird eine beliebige Produktbezeichnung. In der Arbeit Die Flamme der Revolution, liegend (in Wolfsburg) (2002) bezieht sich Nicolai auf eine Plastik der DDR – Monumentalkunst aus seiner Heimatstadt Halle/Saale aus dem Jahre 1967. Die dortige 24 Meter hohe und aus hyperboloiden Schalen zusammengesetzte Betonplastik transformierte er als Verkleinerung in die westdeutsche Stadt Wolfsburg, die selbst Symbol für die kapitalistische Produktion ist, und legte sie nach links gedreht auf den Boden. Das einstige Symbol des Sozialismus schrieb sich auf diese Weise selbsterklärend in eine zeitgenössische kapitalistische Verwertungslogik ein.
2010 zeigte die Kestnergesellschaft in Hannover seine Werke mit dem Titel Faites le travail qu'accomplit le soleil unter anderem mit einer mehrflächigen, spiegelnden Skulptur unter der gläsernen Kuppel des Ausstellungshauses.
Literatur/Kataloge
- Petra Gördüren, Dirk Luckow (Hrsg.): Dopplereffekt. Bilder in Kunst und Wissenschaft, Kunsthalle zu Kiel 31. Januar bis 2. Mai 2010. DuMont Buchverlag, Kiel 2010, ISBN 978-3-8321-9295-2
- Olaf Nicolai: „Show Case“; Institut für moderne Kunst Nürnberg, ISBN 3933096219
- Olaf Nicolai: „The Blondes“; Artimo, Amsterdam, 2005
- Olaf Nicolai: „Rewind – Forward“; Hatje Cantz 2003.
- Olaf Nicolai: „Enjoy / Survive“; die gestalten verlag, 2001
- Olaf Nicolai: „30 Farben“; Salon Verlag 2000
- Olaf Nicolai: „Stilleben“; Berlin 1999 / 2000
- Wolfgang Träger u.a.: Plateau der Menschheit. 49. Biennale von Venedig. In: kunstforum international Bd. 156, 2001; S. 135
Öffentliche Sammlungen
Weblinks
- Literatur von und über Olaf Nicolai im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Materialien von und über Olaf Nicolai im documenta-Archiv
- Die Gestalten - mit einer Abbildung der Arbeit Die Flamme der Revolution, liegend (in Wolfsburg)
- Galerie Eigen & Art, Berlin - Liste der Ausstellungen, Preise, Kataloge und Pressereaktionen seit 1994
- Die Zeit - Über Olaf Nicolais ausgeklügelte Kunst der Oberfläche in Zürich
- art-site.de - Download von Enjoy Survive, einer Arbeit, die ursprünglich für die Millenniumsausgabe der ZEIT konzipiert war.
Anmerkungen
- ↑ Petra Gördüren, Dirk Luckow (Hrsg.): Dopplereffekt. Bilder in Kunst und Wissenschaft, Kunsthalle zu Kiel 31. Januar bis 2. Mai 2010. DuMont Buchverlag, Kiel 2010, S. 239
- ↑ Zitat aus: Le Monde diplomatique Nr. 7131, vom 15. August 2003, wiedergegeben von der Galerie Eigen und Art März 2007
- ↑ Le Monde diplomatique Nr. 7131, vom 15. August 2003, wiedergegeben von der Galerie Eigen und Art im März 2007
- ↑ Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig, Die Zukunft ist nicht, was sie einmal war, 2004/2005
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