- Jeremy Rifkin
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Jeremy Rifkin (* 26. Januar 1945 in Denver, Colorado) ist ein US-amerikanischer Soziologe, Ökonom, Publizist sowie Gründer und Vorsitzender der Foundation on Economic Trends (FOET; Sitz in Washington D.C., USA). Er unterrichtet unter anderem an der Wharton School der Universität von Pennsylvania[1] und ist Berater diverser Regierungen und auch der EU-Kommission. Er gilt als Theoretiker der Zugangsgesellschaft.[2]
Inhaltsverzeichnis
Werk und Einfluss
In bis dato (2009) 17 Büchern schrieb Rifkin über die Auswirkungen des wissenschaftlichen und technischen Wandels auf Arbeitswelt, Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt. Essays und Kommentare aus Rifkins Feder erscheinen in Blättern wie The Guardian und der Los Angeles Times, im deutschsprachigen Sprachraum zum Beispiel auch in der Süddeutschen Zeitung. Das National Journal bezeichnete ihn als einen der 150 einflussreichsten Intellektuellen der USA. Unter den Verfechtern neoliberaler Gesellschafts- und Wirtschaftskonzepte stößt er allerdings auf harsche Kritik,[3] und von Wissenschaftlern wurde er in den 1980er Jahren als Luddist charakterisiert.[4]
Seine Bücher wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt. In Deutschland ist er vor allem durch Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft (1997, das Original erschien 1995) bekannt geworden. Das Buch beeinflusste entscheidend die Debatte um Verkürzungen der Arbeitszeit, etwa in Frankreich.
Bücher und Aussagen
Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft
The End of Work (1995; deutsch Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft) zeigt, dass es durch den Produktivitätszuwachs in den letzten zwei Jahrzehnten zu einem dramatischen Verschwinden von Fabrikarbeitsplätzen gekommen ist. Dies gilt trotz des Wirtschaftswachstums im selben Zeitraum. Anhand weltweiter Wirtschaftsdaten wird gezeigt, dass sich diese Entwicklung in Zukunft in dramatischer Form fortsetzen wird.[5] Rifkin erwartet, dass bis 2010 nur noch 12% der Weltbevölkerung in der Produktion arbeitet. Bis 2020 sollen es nur noch 2% der Weltbevölkerung sein.[6] Laut Rifkin ist hiermit von 2010 bis 2020 zu erwarten, dass es in der Produktion ein Rückgang der Werktätigen auf ca. 1/6 des heutigen Wertes geben wird. Für andere Wirtschaftsbereiche ist wegen der zunehmenden Automatisierung ein ähnlicher Rückgang abzusehen. Dies zeigt Rifkin anhand weltweiter Wirtschaftsdaten für die nicht produktiven Wirtschaftssektoren.
Access
The Age of Access (2000; deutsch Access) beschäftigt sich mit dem Einfluss der Globalisierung auf die kulturelle Identität und warnt vor der vollständigen Ökonomisierung unseres Lebens. Kernthese: Das Industriezeitalter sei endgültig vorüber, der Kapitalismus ändere sich radikal. „Access“, der rasche Zugang und Zugriff auf Ideen, Güter und Dienstleistungen zähle in der bereits sich heute herausbildenden Zugangsgesellschaft mehr als dauerhafter und schwerfälliger Besitz. Das Buch wurde mit zwei bedeutenden Preisen ausgezeichnet: dem Arthur Andersen Business Book Award und dem Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch im Jahr 2000.
Die H2-Revolution
The Hydrogen Economy (2002; deutsch Die H2-Revolution) trieb die Debatte zur Notwendigkeit des Wandels der Energiewirtschaft hin zu einer Wasserstoffwirtschaft entscheidend voran. In der derzeitigen Abhängigkeit der Wirtschaft vom Erdöl sieht Rifkin große Gefahren.[7]
Der europäische Traum
In Der europäische Traum (2004) reflektiert Rifkin über transatlantische Unterschiede und skizziert die Entwicklung der Europäischen Union. Auch dieses Buch provozierte kontroverse Debatten. Er wurde für das Buch 2005 in Deutschland mit der Corine ausgezeichnet.
Rifkin popularisierte den Begriff Proteische Persönlichkeit, mit dem er durch moderne Kommunikationsmittel vernetzte Personen bezeichnet, die auf dem Weg zu einer Entindividualisierung sind.
Veröffentlichungen
Bücher
- mit Ted Howard: Who Should Play God? The Artificial Creation of Life and What it Means for the Future of the Human Race. Delacorte Press, 1977, ISBN 0-44039504-6
- mit Randy Barber: The North Will Rise Again: Pensions, Politics and Power in the 1980s. Beacon Press, 1978, ISBN 0-80704787-2
- mit Ted Howard: Emerging Order: God in the Age of Scarcity. Ballantine Books, 1979, ISBN 0-39912319-9
- mit Ted Howard: Entropy: A New World View. Nachwort von Nicholas Georgescu-Roegen. Viking Press, 1980, ISBN 0-55320215-4
- Entropie – ein neues Weltbild. Hoffmann und Campe, Hamburg 1982, ISBN 3-455-08712-4; Ullstein, Frankfurt/Berlin/Wien 1985, ISBN 3-548-34289-2
- Entropie als Heilslehre, Rezension von Bernd Kroger, Die Zeit, 2. April 1982
- Entropie – ein neues Weltbild. Hoffmann und Campe, Hamburg 1982, ISBN 3-455-08712-4; Ullstein, Frankfurt/Berlin/Wien 1985, ISBN 3-548-34289-2
- Algeny. Viking Press, 1983, ISBN 0-67010885-5
- Genesis zwei. Biotechnik – Schöpfung nach Mass. Rowohlt, Reinbek 1986, ISBN 3-498-05707-3; ebd. 1988, ISBN 3-499-18489-3
- Declaration of a Heretic. Routledge and Kegan Paul, 1985, ISBN 0-71020710-7
- Kritik der reinen Unvernunft. Pamphlet eines Ketzers. Rowohlt, Reinbek 1987, ISBN 3-499-18317-X
- Time Wars: The Primary Conflict in Human History. Henry Holt and Company, 1987, ISBN 0-67167158-8
- Uhrwerk Universum. Die Zeit als Grundkonflikt des Menschen. Kindler, München 1987, ISBN 3-463-40098-7; Knaur, München 1990, ISBN 3-426-04081-6
- (Hrsg.): The Green Lifestyle Handbook: 1001 Ways You Can Heal the Earth. Owl Books, 1990, ISBN 0-80501372-5
- Biosphere Politics: A New Consciousness for a New Century. Crown Publishers, 1991, ISBN 0-51757746-1
- mit Carol Grunewald Rifkin: Voting Green. Doubleday, 1992, ISBN 0-38541917-1
- Beyond Beef: The Rise and Fall of the Cattle Culture. Dutton Books, 1992, ISBN 0-45226952-0
- Das Imperium der Rinder. Campus-Verlag, Frankfurt/New York 1994, ISBN 3-593-35047-5 (gekürzte Ausgabe)
- Philip Bethge: Trommelfeuer der Hufe. In: Der Spiegel. Nr. 6, 2001 (Rezension, online).
- Das Imperium der Rinder. Campus-Verlag, Frankfurt/New York 1994, ISBN 3-593-35047-5 (gekürzte Ausgabe)
- The End of Work. Tarcher/Putnam, 1995; aktualisierte Ausgabe 2004, ISBN 1-58542313-0
- Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft. Campus-Verlag, Frankfurt/New York 1995, ISBN 3-593-35351-2; Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 1997, ISBN 3-596-13606-7; erweiterte Neuausgabe: Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft. Neue Konzepte für das 21. Jahrhundert. Campus-Verlag, Frankfurt/New York 2004, ISBN 3-593-37411-0; Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 2005, ISBN 3-596-16971-2
- The Biotech Century. Tarcher/Putnam, 1998, ISBN 0-87477953-7
- Das biotechnische Zeitalter. Die Geschäfte mit der Genetik. Bertelsmann, München 1998, ISBN 3-570-00266-7; Goldmann, München 2000, ISBN 3-442-15090-6; Campus-Verlag, Frankfurt/New York 2007, ISBN 3-593-38466-3
- Der Teufel an der Wand, Rezension von Frank Ufen, transatlantik, 3/2000 (Internet Archive)
- Das Leben umprogrammiert, Rezension von Annette Jensen, die tageszeitung, 26. Januar 2008
- Das biotechnische Zeitalter. Die Geschäfte mit der Genetik. Bertelsmann, München 1998, ISBN 3-570-00266-7; Goldmann, München 2000, ISBN 3-442-15090-6; Campus-Verlag, Frankfurt/New York 2007, ISBN 3-593-38466-3
- The Age of Access. Tarcher/Putnam, 2000, ISBN 1-58542082-4
- Access. Das Verschwinden des Eigentums. Warum wir weniger besitzen und mehr ausgeben werden. Campus-Verlag, Frankfurt/New York 2000, ISBN 3-593-36541-3; 3. erweiterte Auflage ebd. 2007, ISBN 3-593-38374-8
- Die neuen Barbaren, Rezension von Mathias Greffrath, Die Zeit, 40/2000
- Access. Das Verschwinden des Eigentums. Warum wir weniger besitzen und mehr ausgeben werden. Campus-Verlag, Frankfurt/New York 2000, ISBN 3-593-36541-3; 3. erweiterte Auflage ebd. 2007, ISBN 3-593-38374-8
- The Hydrogen Economy. Tarcher/Putnam, 2002, ISBN 1-58542254-1
- Die H2-Revolution. Wenn es kein Öl mehr gibt… Mit neuer Energie für eine gerechte Weltwirtschaft. Campus-Verlag, Frankfurt/New York 2002, ISBN 3-593-37097-2; Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 2005, ISBN 3-596-16029-4
- Rezensionen: Ulrich Kühne in: SZ, 2. September 2002; Hermann Scheer in: Die Zeit, 3. Oktober 2002; Ulrich Gutmair in fluter, 26. Februar 2003.
- Die H2-Revolution. Wenn es kein Öl mehr gibt… Mit neuer Energie für eine gerechte Weltwirtschaft. Campus-Verlag, Frankfurt/New York 2002, ISBN 3-593-37097-2; Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 2005, ISBN 3-596-16029-4
- The European Dream. Tarcher/Penguin, 2004, ISBN 1-58542435-8
- Der Europäische Traum. Die Vision einer leisen Supermacht. Campus-Verlag, Frankfurt/New York 2004, ISBN 3-593-37431-5; Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 2005, ISBN 3-596-16970-4
- Rezensionen: Mathias Greffrath in Die Zeit, 19. August 2004; Uwe Justus Wenzel in NZZ, 31. August 2004.
- Der Europäische Traum. Die Vision einer leisen Supermacht. Campus-Verlag, Frankfurt/New York 2004, ISBN 3-593-37431-5; Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 2005, ISBN 3-596-16970-4
- The Empathic Civilization: The Race to Global Consciousness In a World In Crisis. Jeremy P. Tarcher, 2010, ISBN 1-58542765-9
- Die empathische Zivilisation. Wege zu einem globalen Bewusstsein. Campus-Verlag, Frankfurt/New York 2010, ISBN 3-593-38512-0
- Wolfgang Sofsky: Seid umschlungen, Milliarden! In Die Welt, 20. Februar 2010, S. 33 – Verriss
- Die empathische Zivilisation. Wege zu einem globalen Bewusstsein. Campus-Verlag, Frankfurt/New York 2010, ISBN 3-593-38512-0
- The Third Industrial Revolution. How Lateral Power is Transforming Energy, The Economy, And The World. Palgrave MacMillan, 2011, ISBN 978-0-230-11521-7
- Die dritte industrielle Revolution. Die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter. Campus-Verlag, Frankfurt, New York 2011. ISBN 978-3-593-39452-7
Aufsätze
- Die dritte Säule der neuen Gesellschaft. Das Informationszeitalter rottet die Arbeit aus. Sinnvolle Jobs wird es nur jenseits der herkömmlichen Beschäftigungsfelder geben. In: Die Zeit, 2. Mai 1997.
- Neue Menschenzüchter. Rifkin warnt vor den neuesten Möglichkeiten der Gentechnik: Sie könnten die Menschheit nachhaltig schädigen. In: Die Woche, 9. Oktober 1998.
- The New Capitalism Is About Turning Culture Into Commerce. In: Los Angeles Times, 17. Januar 2000
- Wir werden Kriege um Gene führen. Warum ich gegen die Patentierung des Menschen klage. In: FAZ, 11. April 2000.
- Genetische Diskriminierung. Eine neue Form des sozialen Vorurteils. In: Süddeutsche Zeitung, 29. Juni 2000.
- Was macht euch so ängstlich? Amerikas Kraft ist Amerikas Leitkultur: Eine Anfrage an die Deutschen. In: FAZ, 18. November 2000.
- 24 Stunden geöffnet. Wie schnell sind wir am Ende? In: Süddeutsche Zeitung, 28. Mai 2001.
- Der Islam, der Westen, der schwierige Dialog. In: Süddeutsche Zeitung, 21. November 2001.
- Wasser marsch. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26. August 2002.
- Das leuchtende Kaninchen. Die neue Biotechnologie: von der Wissenschaft zur Kunst? In: Süddeutsche Zeitung, 3. Januar 2003.
Literatur
- André Gorz: Vom totalitären Vorhaben des Kapitals. Notizen zu Jeremy Rifkins „The Age of Access“. In: Widerspruch. 40, 2001 (Auszug im Freitag, 6. Juli 2001)
Weblinks
Wikiquote: Jeremy Rifkin – Zitate- Literatur von und über Jeremy Rifkin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Website der Foundation on Economic Trends
- Jeremy Rifkin beim Perlentaucher
- Jeremy Rifkin auf single-generation.de (Weblinks und Artikelverzeichnis)
- Globalisierungsgegner – Der Herr der Nanosekunde, Portrait von Marc Hujer in: Süddeutsche Zeitung, 19. Januar 2001
- Berufsvisionär Rifkin: Die Bestseller-Maschine, Portrait von Steffan Heuer in Spiegel Online – Wirtschaft, 27. April 2005
- „Ich habe mich mit vielen angelegt“, Interview in Tagesspiegel, 28. Februar 2010
- Jeremy Rifkin im Interview über die globale Finanzkrise und Möglichkeiten ihrer Bewältigung, englische Fassung, aspekte, ZDF, in: ZDF-Mediathek, 7. Mai 2010 (abgerufen am 16. August 2010).
Einzelnachweise
- ↑ Wharton Alumni Magazine: Wharton Leaders: Jeremy Rifkin, W’67. Winter 2008
- ↑ Das Kapital als Täufer. In: Freitag, 29. Juni 2001
- ↑ Center for Consumer Freedom: Profile: Foundation on Economic Trends
- ↑ The Most Hated Man In Science. In: Time, 4. Dezember 1989
- ↑ Auflistung der wichtigsten von Rifkin benannten Weltwirtschaftsdaten.
- ↑ Interview in: Stuttgarter Zeitung, 29. April 2005.
- ↑ The perfect storm that’s about to hit. In: The Guardian, 24. März 2004
Ölkrise verändert die Globalisierung. In: Die Zeit, 23/2008
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