- Oper Leipzig
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Das Opernhaus Leipzig ist das städtische Opernhaus der Stadt Leipzig. Es steht in der Tradition von über 300 Jahren der Opernpflege in Leipzig und gilt somit als drittältestes öffentliches Opernhaus Europas. Zur Oper Leipzig gehören neben dem Ensemble der Opernchor, das Leipziger Ballett und die Musikalische Komödie mit eigener Spielstätte in Leipzig Lindenau.
Kommissarischer Intendant ist Alexander von Maravic (Stand: 2008), Generalmusikdirektor der Oper ist ab der Spielzeit 2009/10 Ulf Schirmer. Seit der Spielzeit 2008/09 ist Peter Konwitschny Chefregisseur der Oper Leipzig.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Oper in Leipzig geht bereits auf das Jahr 1693 zurück. Sie ist nach Venedig und Hamburg die drittälteste bürgerliche Musiktheaterbühne Europas. Das erste Opernhaus Leipzigs stand bis 1729 auf einem Teilgrundstück des ehemaligen Bernhardinerkollegs am Brühl.[1]
Die Oper Leipzig hat kein eigenes Opernorchester, traditionell spielt bei allen Vorstellungen im Opernhaus das Gewandhausorchester. Die Kooperation zwischen Opernhaus und Gewandhausorchester begann 1766 mit dem Singspiel „Der Teufel ist los oder Die verwandelten Weiber“ von Johann Adam Hiller. Heute liegen sich Oper und Gewandhaus am Augustusplatz gegenüber.
Die Opern wurde anfangs in einem Pachtsystem betrieben, bei dem Geschäftsleute die Oper pachten konnten und damit für den Spielbetrieb verantwortlich waren. Die erzielten Einnahmen waren allerdings wenig befriedigend und verursachten den sehr häufigen Wechsel der Pächter. Ab 1744 fanden regelmäßige Gastspiele italienischer Operntruppen statt. Das Pachtsystem wurde 1912 abgeschafft, in diesem Jahre wurde Max Martersteig zum ersten Opernintendanten ernannt.
Nach der Zerstörung des seit 1868 für Schauspiel und Oper genutzten Neuen Theaters am Augustusplatz im Zweiten Weltkrieg wurde 1956–1960 an gleicher Stelle das Opernhaus Leipzig als ein modernes Opernhaus errichtet, bei dem die spätklassizistischen Formen des Vorgängerbaues wieder aufgenommen wurden. Es war der größte, repräsentativste und modernste Theaterneubau der DDR. Architekt war Kunz Nierade. Nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Eröffnung des neuen Opernhauses diente das Haus Dreilinden, ein ehemaliges Varietétheater, als Spielstätte der Oper. Diese Bühne ist heute der Sitz der Musikalischen Komödie, einem mit zur Oper Leipzig gehörenden Operetten- und Musicaltheater mit eigenem Ensemble und Orchester. Die Geschichte des Hauses Dreilinden lässt sich bis in das Jahr 1713 zurückverfolgen. Damals war es noch ein Gasthaus, in dem schon Napoleon übernachtet haben soll.[2]
Große Namen wie Heinrich Marschner, Albert Lortzing, Georg Philipp Telemann, Gustav Mahler und Arthur Nikisch haben die Geschichte der Leipziger Oper mitgeprägt. Anna Tomowa-Sintow debütierte am Opernhaus Leipzig in der Uraufführung von Alan Bushs Guyana Johnny, später feierte sie ihre ersten Erfolge als Abigaille in Verdis Nabucco.
Architektur des Hauses
Außengestaltung
Der eigentliche Entwurf sah Gesimse, Plastiken, Statuen und einen Prachtportikus vor. Wegen des Rufs nach einem modernen Theater und aufgrund der Rohstoffknappheit der DDR wurde der plastische Schmuck reduziert.
Die Fassade besteht aus hellem Pirnaer Sandstein. Sie verfügt über ein 350 Meter langes Attikageländer, das an den Gebäudeecken mit Friedenstauben geschmückt ist. Über den Erdgeschossfenstern befindet sich ein Flachrelief, welches Theatersymbole und Staatsembleme der DDR zeigt. Der Eingangsbereich besteht aus einer zweigeschossigen einfachen Loggia. Fenster- und Türrahmen sowie die Säulen im Loggiabereich bestehen aus goldfarbig eloxiertem Leichtmetall. Der Baukörper wirkt bei Tag eher nüchtern. Nachts, wenn alles erleuchtet ist, wirkt das Haus eher festlicher und durch die großen Fensterfronten auch gläsern.
Im Gegensatz zur Front wirkt die Rückansicht zum Schwanenteich viel imposanter, was der Staffelung der Bautrakte und der Terrasse zuzuschreiben ist.Innengestaltung
Charakteristisch ist der Bezug zu den späten 1950er-Jahren, bestechend ist die gesteigerte Raumfolge der Foyers.
Man betritt die Oper durch das Vestibül, welches wie die Garderobenhalle niedrig gehalten ist. Die Wände sind teilweise mit handgefertigten Fliesen aus Meißener Porzellan verkleidet, welche das Licht auf eine warme Art reflektieren. Trotzdem wirkt die Garderobenhalle eher dunkel.
Danach gelangt man zu den hellen, elegant aufwärtsschwingenden, doppelläufigen Haupt- bzw. Parketttreppen. Die Messinghandläufe, die Farbe der Wände, die Wandleuchten, Ornamente aus Blattgold und der weinrote Teppich sind typisch für die Zeit der Errichtung.
Heller und größer ist das Parkettfoyer. Die Wände und die viereckigen Säulen sind mit Schweizer Birnbaum verkleidet. Die polychrome Decke besteht teilweise aus figürlichen und teilweise aus gemalten Ornamenten und steht im Kontrast zur strengen Wandstruktur. Zum Schallschutz wurden kleine Stuckringe aus schallschluckenden Materialien in die Decke eingelassen. Das wird besonders in den Seitenfoyers an der „Ringeldecke“ deutlich.
Freundlich und lockerer wirkt das in dezenten Farben gehaltene Rangfoyer. Mosaizierte Rundsäulen teilen den Raum in zwei Hälften. Seitlich beider Foyers befinden sich Erfrischungsräume.
Der trapezförmige Zuschauerraum ist nach dem Einrang-Prinzip konzipiert. Die Wände sind mit Riegelahorn verkleidet. Um eine bessere Akustik zu erzielen, wurden die Wände gefaltet. Der Saal wird von einer Kassettendecke überspannt. Die Felder sind zur Bühne hin flach angeordnet und zum Rang immer steiler gestellt. Dies soll eine gleichmäßige Schallreflektion in das Publikum bewirken. Für einen sichtbaren Ausgleich der unterschiedlichen Kassettenfelder sorgt eine differenzierte Deckenbemalung.
Des Weiteren befinden sich im Saal zwei Logen – die Intendantenloge und die Staatsratloge. Diese verfügen über separate Eingänge und Empfangsräume. Heute kann man diese Logen auch als normaler Opernbesucher buchen, wobei man zwar nur zwei Drittel der Bühne sieht, aber selbst gesehen wird, da sich die Logen sehr markant über dem Parkett und auf halber Höhe zwischen Bühne und Rang befinden. Die Hauptbühne hat einen Portalausschnitt von 16 Metern Breite und eine Höhe von 11 Metern.
Die Leuchtenform in den Foyers ist auffällig. Es gibt eine Variante der Beschreibung, die besagt, dass die Lampen in der Garderobenhalle den Knospen von Blumen ähneln. Erreicht man das Parkettfoyer, sind die Knospen aufgeblüht und die Lampen ähneln großen Dolden wie bei einer Pusteblume. Kommt man in das Rangfoyer, fliegen an den großen Kronleuchtern die Schirmchen davon. Geht man die Treppen wieder hinunter befinden sich in den Treppengeländern die Samenkapseln.
Das Bühnenhaus
Der etwa 100 Musiker fassende Orchestergraben lässt sich stufenlos auf verschiedene Höhen einstellen oder dem Bühnenboden angleichen. Somit kann jedes Musikgenre gespielt werden.
Die Bühne befindet sich etwa 80 Zentimeter über dem Boden der ersten Sitzreihe und hat eine Fläche von etwa 30 mal 25 Metern. Es gibt eine zylindrische Drehbühne von 16 Metern Durchmesser mit vier Doppelstockpodien (2 mal 12 Meter/4 mal 12 Meter) die stufenlos versenkt und aufgefahren sowie angeschrägt werden können. Diese dienen zum Aufbau von Kulissen, die dann bis zu vier Meter auf- oder abgefahren werden können. Durch das Doppelstockprinzip können auch unterhalb der Bühnenoberfläche bereits Bühnenbilder aufgebaut sein, welche dann durch das herausfahren des Podiums sichtbar werden. In 27 Metern Höhe wird die Bühne vom Rollenboden begrenzt. Darin befinden sich Dekorationshandzüge, Maschinenzüge und in 30 Metern Höhe Punktzüge. Bei voller Auslastung aller Züge können mehrere Tonnen Kulissenmaterial verstaut werden.
Die Bühne umlaufen ab etwa elf Meter Höhe drei Bühnengalerien. In etwa 17 Metern Höhe befand sich früher ein 42 Meter langer Rundhorizont, welcher gemalte Horizonte mit einer Fläche von 722 Quadratmetern, die je nach Vorstellung unterschiedlich bemalt sind, aufnehmen konnte. Heute wird dieser Horizont bei Bedarf eingehangen. Dem Verlauf des Rundhorizonts folgte bis zum Umbau des Bühnenhauses im Jahre 2001 ein Beleuchtungssteg, auf dem Scheinwerfer montiert waren. Diese Art der Beleuchtung war einmalig und in keinem anderen Theater der Welt vorhanden. Heute werden dafür sechs Oberlichtzüge eingesetzt. Zusätzlich gibt es parallel zu den Galerien noch Panoramazüge. Hinter dem Hauptvorhang gibt es einen zusätzlichen schalldämmenden Vorhang. Die Sichtlinie für die Zuschauer wurde in einer Höhe von 12 Metern begrenzt. Auf der Portalbrücke dahinter befinden sich Scheinwerfer, um den Rundhorizont oder andere Prospekte auszuleuchten.
Zwischen Orchestergraben und Publikum befindet sich ein Eiserner Vorhang. So ist es möglich, Kulissen bis an das Publikum heran zu bauen. Der Eiserne Vorhang besteht aus zwei Teilen. Ein unteres Drittel fährt nach oben aus dem Orchestergraben heraus, während die oberen zwei Drittel nach unten aus der Saaldecke hinab gelassen werden. Sein Gewicht beträgt 180 Tonnen; er ist mit Sand gefüllt und kann im Notfall mit Wasser berieselt werden. Innerhalb von 28 Sekunden muss er sich ohne den Einsatz von elektrischen Strom schließen.
Die Hauptbühne wird von Seiten- und Hinterbühne begrenzt. Diese lassen sich mit Schallvorhängen verschließen. Auf den Seitenbühnen befinden sich Bühnenwagen, mit denen Kulissenmaterial auf die Bühne gefahren werden kann. Auf der Hinterbühne befindet sich ein schienengebundener Wagen. Dieser Wagen kann in drei Teilen oder als Gesamtfläche gefahren werden, ebenfalls kann er im hinteren Bereich bis zu 1,17 Meter angeschrägt werden.
Auf der Hinterbühne befindet sich ein Prospektlager und zwei Dekorationsaufzüge, die bis nach unten in die Durchfahrt reichen. Dort werden die Kulissen in Lastwagen verstaut und in die Lagerhallen gebracht. Die Oper Leipzig hat einen eigenen Fuhrpark. Zu den Vorstellungen sind mitunter viele Transportfahrten nötig. Des Weiteren gibt es einen Prospektaufzug. Der Aufzug fährt von der Durchfahrt, in der die LKWs be- und entladen werden, bis zur Bühne und passiert dabei noch mehrere Magazine für die Zwischenlagerung. Fährt der Aufzug zur Bühne hinauf, passiert er einen Brandabschnitt, dabei öffnet sich eine 20 Meter lange und einen Meter breite Platte.
Zusätzlich befinden sich im Opernhaus zwei Probenbühnen, Ballettprobensäle, der Kostümfundus und ein Chorprobensaal. Im Keller unter dem Bühnenhaus befindet sich das Kellertheater. Mit 99 Sitzplätzen ist es die Spielstätte für den Kinderchor und zeitgenössisches Musik-Tanz-Theater. 1995 fand hier das „1. Festival des zeitgenössischen Musiktheaters“ in Kooperation mit dem Dresdner Zentrum für zeitgenössische Musik statt.
Im Unterkeller befindet sich eine Sammlung zur Operngeschichte und Beleuchtungstechnik, welches bei Besuchen von Schulklassen oder bei Opernhausführungen genutzt wird. Hier haben Mitarbeiter und Auszubildende in jahrelanger Kleinarbeit Bühnenscheinwerfer zusammengetragen und auch eines der weltweit letzten elektromechanischen Bühnenlichtstellwerke restauriert und installiert. Dieses ist noch funktionsfähig und wird zu den regelmäßig angebotenen Opernhausführungen vorgeführt.
Renovierung 2007
Im Jahr 2007 wurde das Zuschauerhaus umfassend saniert und renoviert. Der Brandschutz wurde erneuert und den Erfordernissen angepasst. In den Lüftungskanälen wurde Asbest durch moderne Materialien ersetzt. Die alten Teppichböden wurden durch originalgetreu neu gewebte Böden ersetzt und die Wandverkleidungen neu aufpoliert; die ursprüngliche Beleuchtung im seitlichen Rangfoyer wurde wieder hergestellt. Diese war Anfang der 1990er-Jahre zur Schaffung einer Galerie ausgebaut worden. Der Kassenbereich wurde neu gestaltet und eine neue Bestuhlung eingebaut. Das Gefälle und der Reihenabstand im Saal wurden erhöht, wodurch zwar 148 Sitzplätze verloren gingen, aber den Besuchern nun mehr Platz geboten wird. Für diese Arbeiten wurde eine Spielzeit ausgesetzt und die Aufführungen zum Teil in die Musikalische Komödie im Haus „Dreilinden“ verlegt. Am 11. November 2007 fand die feierliche Eröffnung mit einem „Tag der offenen Tür“ statt. Über 8000 Besucher kamen, um das umgebaute Haus zu besichtigen und die Eröffnung zu feiern. Die musikalische Wiedereröffnung war am 15. November 2007 mit der Aufführung der Oper „Rienzi“ von Richard Wagner.
Liste der Intendanten
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- 1869 Heinrich Laube
- 1870 Friedrich Haase
- 1878 August Förster
- 1882 Max Staegemann
- 1906 Robert Volkner
- 1912 Max Martersteig
- 1918 Barthols
- 1932 Hans Schüler
- 1950 Max Burghardt
- 1954 Johannes Arpe
- 1958 Karl Kayser
- 1990 Udo Zimmermann
- 2001 Henri Maier
- 2008 Alexander von Maravic
Liste der Generalmusikdirektoren
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- 1878 Arthur Nikisch
- 1886 Gustav Mahler
- 1912 Otto Lohse
- 1923 Gustav Brecher
- 1932 Paul Schmitz
- 1951 Helmut Seydelmann
- 1964 Paul Schmitz
- 1990 Lothar Zagrosek
- 1993 Jiri Kout
- 1999 Michail Jurowski
- 2005 Riccardo Chailly
- 2009 Ulf Schirmer
Uraufführungen (Auswahl)
Zahlreiche Werke wurden von der Leipziger Oper ur- und erstaufgeführt. Dazu zählen:
- 1826 – Oberon (deutsche Erstaufführung) von Carl Maria von Weber
- 1828 – Der Vampyr von Heinrich Marschner
- 1837 – Zar und Zimmermann von Albert Lortzing
- 1850 – Genoveva von Robert Schumann
- 1927 – Jonny spielt auf von Ernst Krenek
- 1930 – Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny von Bertolt Brecht und Kurt Weill
- 1943 – Catulli Carmina von Carl Orff
- 1966 – Guyana Johnny von Alan Bush
- 1971 – Der zerbrochene Krug von Fritz Geißler
- 1988 – Der Idiot von Karl Ottomar Treibmann
- 1991 – Matka von Annette Schlünz
- 1993 – Nachtwache von Jörg Herchet
- 1993 – Dienstag aus dem Zyklus LICHT von Karlheinz Stockhausen
- 1996 – Freitag aus dem Zyklus LICHT von Karlheinz Stockhausen
- 1997 - Abraum von Jörg Herchet
- 2006 - Der schwarze Mönch von Philippe Hersant
- 2007 - Die Beschwörung der Oper von P. J. Neumann und König
- 2009 - Rituale eine Tanzoper für Georg Friedrich Händel von Heike Hennig
Einzelnachweise
- ↑ Waltraud Volk: Historische Straßen und Plätze heute. Leipzig. Verlag für Bauwesen, Berlin 1981
- ↑ Internetseite des Freundeskreises der Musikalischen Komödie
Weblinks
51.34036666666712.381483333333Koordinaten: 51° 20′ 25″ N, 12° 22′ 53″ O
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