Dead Ringers

Dead Ringers
Filmdaten
Deutscher Titel: Die Unzertrennlichen
Originaltitel: Dead Ringers
Produktionsland: Kanada, USA
Erscheinungsjahr: 1988
Länge: 115 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 18
überarbeitet ab 16
Stab
Regie: David Cronenberg
Drehbuch: David Cronenberg
Norman Snider
Romanvorlage: Bari Wood
Jack Geasland
Produktion: Marc Boyman
David Cronenberg
Musik: Howard Shore
Kamera: Peter Suschitzky
Schnitt: Ronald Sanders
Besetzung
  • Jeremy Irons: Beverly Mantle/Elliot Mantle
  • Geneviève Bujold: Claire Niveau
  • Heidi von Palleske: Cary
  • Barbara Gordon: Danuta
  • Shirley Douglas: Laura
  • Stephen Lack: Anders Wolleck
  • Nick Nichols: Leo
  • Lynne Cormack: Arlene
  • Damir Andrei: Birchall
  • Miriam Newhouse: Mrs. Bookman
  • David Hughes: Superintendent
  • Richard W. Farrell: Dean of Medicine
  • Warren Davis: Anatomy Class Supervisor
  • Jonathan Haley: Beverly mit neun Jahren
  • Nicholas Haley: Elliot mit neun Jahren

Die Unzertrennlichen (Originaltitel: Dead Ringers) ist ein kanadisch-US-amerikanischer Spielfilm aus dem Jahr 1988. Er entstand unter der Regie von David Cronenberg, der auch teilweise für das Drehbuch verantwortlich war.

Die Hauptrolle in dem tragischen, psychologischen Horrorfilm spielte Jeremy Irons, der im Film Zwillingsbrüder darstellt. Irons benötigt kaum Schminke oder Requisiten, um den grundverschiedenen Personen glaubhaft und unterscheidbar Leben zu verleihen.[1][2]

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Film variiert am Beispiel zweier erfolgreicher Frauenheilkundler den populären Mythos, dass Zwillinge auf besondere Weise geistig verbunden, vielleicht „unzertrennlich“, sein sollen.

Die eineiigen Zwillinge Beverly und Elliot, gefeierte Gynäkologen, Forscher, und Stars ihrer Zunft, leben als Erwachsene in einer merkwürdigen Beziehung unter einem Dach, und zwar in Toronto. Der selbstsichere, narzisstische Elliot nutzt seinen Bruder beinahe aus, und sonnt sich im Ruhm, während der menschenscheuere, femininere Beverly im Hintergrund unbeachtet Forschungsarbeit erledigt.

Wenn Elliot seinem Bruder dann zur Krönung regelmäßig die Eroberung der letzten Nacht überlässt (ohne dass die Frauen es merken, denn es sind ja Zwillinge), ist dies nur fair und aus Elliots Sicht eine weitere Ausformung des „Zwillingsmythos“. Sein Bruder könne ja wegen seiner Schüchternheit aus eigener Kraft sowieso keine Frau erobern, worunter der gehemmte Beverly besonders leidet.

Nach belanglosen Affären kippt das fragile, symbiotische Gleichgewicht, als sich Beverly unglücklich in Claire Niveau, eine seiner Patientinnen, verliebt – zudem ein Filmstar, eine Diva. Zuerst begegnet sie ihm, nachdem sie hinter das Geheimnis der Brüder gekommen ist, mit Ablehnung, aber zumindest hat Beverly jetzt jemand anderen als seinen Bruder, den er als Projektionsfigur für seine Sehnsucht nach Erfolg benutzen kann. Wegen Dreharbeiten verlässt Claire Beverly, der ein Medikamentensuchtproblem entwickelt, für einige Zeit. Fälschlicherweise unterstellt er ihr eine Affäre und stürzt in Verzweiflung.

Elliot reagiert überraschend harsch auf den Verlust der ungeteilten Aufmerksamkeit seines Bruders. Im Laufe des Films wird deutlich, dass er durchaus nicht so selbstbewusst ist, wie zum Anfang des Filmes gezeigt wurde, sondern seine Egomanie vor allem auf der bedingungslosen Bewunderung durch seinen Bruder aufbaut. Er sieht sich gezwungen, Beverlys gestörtes, von Drogensucht und Depressionen geprägtes Verhalten zu kopieren, damit sein Zwillingsphantasma erfüllt wird – was dem einen Zwilling zustößt, erleide auch der andere. Ein halbherziger kalter Entzug für Beverly, gepaart mit Aufputschmitteln für Elliot, scheitert.

Unweigerlich führt dies zum wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ruin der Arztpraxis, während die beiden tiefer in ihren Wahnvorstellungen versinken. Sie fühlen sich als siamesische Zwillinge, die getrennt werden müssen. Im Drogenrausch operiert Beverly in einer „medizinischer Behandlung“ Elliot zu Tode. In der Schlussszene umarmt er schweigend seinen Bruder.

Kritiken

„Ein mehr an den psychologischen Abgründen der Geschichte als an vordergründigen Horror-Effekten interessierter Film, der mit einer schrecklichen Vernichtung der angeborenen Abhängigkeit endet.“

Lexikon des internationalen Films[2]

„Der Ort des Schreckens ist Toronto […] Hier ist man bestenfalls so zu Hause, wie man in einem Operationssaal zu Hause wäre. Nur daß in diesem OP sezierende Schnitte an der Psyche vorgenommen werden. Ein Film von einer ansteckenden Kälte.“

Hellmuth Karasek: Der Spiegel[3]

„‚Die Unzertrennlichen‘ ist ein beunruhigendes Essay über Body Horror, geschlechtliche Panik und die bürgerlichen Familienverhältnisse.“

Emanuel Levy[4]

„im Stil eines morbiden Kammerspiels inszeniert“

Jens Golombek: Das große Film-Lexikon : alle Top-Filme von A - Z[5]

„Daß der Körper, den man im Kino leichtfertig für den Sitz von Identitat und also auch Identifikation hält, sich im Kern verändert, zerstört unser Vertrauen ins physische Kino nachhaltig. […] Der Schluß ist ein Bild der Gnade […] ein Blick auf eine Schönheit, die nicht von dieser Welt ist.“

Michael Altben: Die Zeit[6]

„der Albtraum jeder Frau […] Gynäkologen, die durchdrehen (every woman's nightmare […] the gynos become psychos)

Rita Kempley: The Washington Post[7]

Verschiedenes

Die gelungene[8] musikalische Untermalung stammt von Howard Shore, einem langjährigen Begleiter Cronenbergs. In dem etwas makaber anmutenden Vorspann[9] sind fiktionale gynäkologische (Folter-)Instrumente zu sehen, die von Beverly Mantle im Film später im Drogenrausch entworfen werden, gezeichnet oder holzschnittartig über blutrotem Hintergrund. In bemerkenswertem Produktions- und Kostümdesign im Operationssaal tragen die Ärzte rot statt weiß, was eine überraschende Kontrastierung zur wahren Welt ergibt – die bekanntesten Bilder des Films[10][9].

Der Fall der siamesischen Zwillinge Chang und Eng Bunker wird mehrfach erwähnt.

Der Film basiert auf einem authentischen Fall, der sich 1975 in New York ereignete[2], dies aber nur sehr ungefähr. Die unmittelbare Vorlage war das Buch Twins von Bari Wood und Jack Geasland aus dem Jahr 1977.[9]

Auszeichnungen (Auswahl)

1988 gewannen David Cronenberg für die Beste Regie und Geneviève Bujold als Beste Nebendarstellerin LAFCA Awards der Los Angeles Film Critics Association.

1988 gewann Jeremy Irons als Bester Schauspieler einen New York Film Critics Circle Award.

Der Film war bei der Verleihung der Genie Awards 1989 äußerst erfolgreich. Bei 14 Nominierungen gewann er zwölf Preise, so unter anderem in den Kategorien Bester Film, Beste Regie, Beste Kamera, Bester Schnitt, Bestes adaptiertes Drehbuch und Bester Hauptdarsteller (Jeremy Irons). Als Beste Hauptdarstellerin war Geneviève Bujold nominiert.

Beim Fantasporto, einem Preis für Fantasy-Filme, erhielt Jeremy Irons 1989 eine Auszeichnung als Bester Darsteller. Nominiert war Die Unzertrennlichen zudem als Bester Film.

Weiterführende Literatur

  • Bari Wood, Jack Geasland: Twins: a novel. Putnam, New York 1977, ISBN 0399118667. 
  • Mark Browning: David Cronenberg: Author Or Filmmaker. Intellect Books, ISBN 9781841501734 (http://books.google.com/books?id=prEUHH2jcWAC ; S. 81 ff). 
  • Helen W. Robbins: 'More human than I am alone' – Womb envy in David Cronenberg's The Fly and Dead Ringers. In: Steven Cohan, Ina Rae Hark (Hrsg.): Screening the Male: Exploring Masculinities in Hollywood Cinema. Routledge, 1993, ISBN 0415077591 (http://books.google.com/books?id=9_Ijvzk6dR0C ; S. 134 ff). 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Janet Maslin: Ringers': The eerier, the better. In: The New York Times. 2. Oktober 1988.: „clear and separate personalities“. Abgerufen am 20. Mai 2008. (englisch)
  2. a b c Filmdienst: Die Unzertrennlichen 1988. In: Kabeleins Filmlexikon. SevenOne Intermedia GmbH.: „brillant gespielt“. Abgerufen am 20. Mai 2008.
  3. Hellmuth Karasek: Niemandsland Psyche. In: Der Spiegel. 13. Februar 1989. Abgerufen am 20. Mai 2008. (Der Spiegel 7/1989 vom 13. Februar 1989, Seite 210b-211)
  4. Emanuel Levy: Dead Ringer (1988). In: http://emanuellevy.com. : „‚Dead Ringers‘ is an unsettling essay in body horror, sexual panic, and the bourgeois family relationships.“. Abgerufen am 20. Mai 2008 (englisch, Kursiv von Wikipedia)
  5. Jens Golombek; Dirk Manthey u. a. (Hrsg.): Das große Film-Lexikon : alle Top-Filme von A - Z. Verlagsgruppe Milchstraße, Hamburg 1995-, ISBN 3-89324-126-4, S. 2899 f. 
  6. Michael Altben: No body is perfect. In: Die Zeit. 10. Februar 1989. Abgerufen am 20. Mai 2008. (Die Zeit, 10. Februar 1989 Nr. 07)
  7. Rita Kempley: ‚Dead Ringers‘. In: The Washington Post. 23. September 1988. Abgerufen am 20. Mai 2008. (englisch)
  8. Peter Holm: Dead Ringers. In: Music from the Movies. Abgerufen am 23. Mai 2008 (englisch)
  9. a b c Janet Maslin: Dead Ringers (1988) – Review/Film; A Mirror Image of Disintegration. In: The New York Times. 23. September 1988. Abgerufen am 20. Mai 2008. (englisch)
  10. Siehe z. B. Dead Ringers – David Cronenberg. In: Criterion Collection. Criterion Collection. Abgerufen am 20. Mai 2008. (englisch, Nr. 21)

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