Oppenheimer Sakralbauten

Oppenheimer Sakralbauten
Grundriss der Oppenheimer Katharinenkirche
(Langhaus und Ostchor)

Unter dem Stichwort Oppenheimer Sakralbauten werden bestehende und geschichtliche Gebäude wie Kirchen, Klöster und Hospitäler der Stadt Oppenheim aufgeführt.

Inhaltsverzeichnis

Katharinenkirche

Sie ist die Hauptsehenswürdigkeit der Stadt und gilt nach Aussage von Kunsthistorikern als bedeutendste gotische Kirche am Rhein zwischen Köln und Straßburg. Sie hat Oppenheim den Zusatz „Stadt der Gotik“ eingebracht und wird deshalb in einem eigenen Artikel Katharinenkirche beschrieben.

Bartholomäuskirche

Die Bartholomäuskirche ist heute die Kirche der katholischen Pfarrgemeinde. Sie wurde etwa zur gleichen Zeit wie die Katharinenkirche ab etwa 1250 erbaut, allerdings als Kirche des unweit des Marktplatzes stadtmittig gelegenen Franziskanerklosters, einem der vier ältesten Franziskanerklöster in Deutschland. Diese Zweckbestimmung ist die Ursache, dass sich das für eine Klosterkirche beachtlich große Gebäude in bescheidener Weise zwischen den umliegenden Häusern versteckt. Auch gehören – wie bei Klosterkirchen üblich – keine Türme, sondern nur zwei kleine Dachreiter zur Kirche.

Sebastianskirche

Die Sebastianskirche war das älteste Oppenheimer Gotteshaus und stand in der Keimzelle des frühmittelalterlichen fränkischen Dorfes an der Einmündung der Rathof- in die Wormserstraße.

Ihr Name wird erstmals im Zusammenhang mit dem Neubau der Kirche durch Abt Thiodroch von Lorsch im Jahr 865 erwähnt. Erzbischof Adalbert von Mainz zerstörte am Sebastianstag des Jahres 1118 bei seinem Überfall auf den Marktflecken Oppenheim auch die Kirche, die aber bald darauf wieder aufgebaut wurde. 1258 zog man eine Trennungslinie durch das inzwischen angewachsene und zur Stadt erhobene Oppenheim: die Neustadt mit der Katharinenkirche und dem Barfüßerkloster kam zum Bistum Mainz, das Bistum Worms erhielt die alte Unterstadt mit der Sebastiankirche als deren Pfarrkirche.

Nach Reformation und Dreißigjährigem Krieg stellte man 1648 die Sebastiankirche den Lutheranern für ihren Gottesdienst zur Verfügung. Ein Brand im Jahr 1689 zerstörte die Kirche erneut; erst 1717 war sie wiederhergestellt.

Als sich 1822 die beiden Konfessionen der Reformierten (Katharinenkirche) und der Lutheraner zur sogenannten Union vereinigten, gab man die inzwischen stark renovierungsbedürftige Sebastiankirche auf und riss sie 1837 ab. Das Inventar und wertvollere Gebäudeteile kamen durch eine Versteigerung in unterschiedliche Hände; Sie sind zum Teil an verschiedenen Stellen Oppenheims heute noch zu sehen. Zum Beispiel kann man im Westchor der Katharinenkirche eine gotische Pforte mit zwei romanischen Inschriften der abgerissenen Kirche besichtigen.

Kloster Mariacron

Ehemaliges Kloster und adeliges Frauenstift in der Nähe der Stadt Oppenheim am Rhein zwischen Worms und Mainz.

Klostergeschichte

Das Kloster wurde wahrscheinlich [1] 814 unter der Regentschaft von Kaiser Ludwig dem Frommen erbaut und gegründet. Erste Bewohner waren Frauen des Benediktinerordens. Das adelige Frauenstift lag außerhalb der Stadtmauern vor dem Seilertor unter den Steinbrüchen an der Straße nach Mainz (heutige Adresse Mainzerstraße 162).

Im Jahre 1265 übertrug der Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein dem Zisterzienserorden der Abtei Eberbach die Fürsorge für das Kloster (Tochtergründung). Der Name Mariacron taucht erstmals 1280 urkundlich auf.

Das Frauenstift beherbergte nachweislich die erste Klosterschule zu Oppenheim [2] und wirkte als Bildungsstätte der Töchter der adligen Burgmannen. Die Äbtissinnen von Mariacron waren hoch angesehen und verfügten über umfangreiche Besitzungen. Dies geht aus Urkunden über Schenkungen und Übereignungen, Entscheidungen des Königs Ruprecht, der Pfalzgrafen Friedrich I. und Philipp aus Heidelberg sowie erzbischöflichen Übertragungen von Pfründen hervor. So stiftete Margarethe Hilchen von Lorch, Äbtissin von ca. 1497 bis 1518, dem Kloster einen Sippenteppich, der heute im Dom- und Diözesanmuseum (Mainz) aufbewahrt wird. [3]

Dem Kloster stand das Patronatsrecht der Frühmesserei zu Nackenheim zu, die Äbtissin hatte auch das Vorschlagsrecht für den Priester im Heilig-Geist-Spital zu Oppenheim. Die Kirche war der heiligen Anna geweiht. Sie hatte mehrere vom benachbarten Adel fundierte und mit Patronatsrecht belegte Altäre (St. Georg, St. Katharina, Barbara und Dorothea, St. Johannes, Altar der Zehntausend Märtyrer).

Reformation

Mitte des 16. Jahrhunderts zu Zeiten der Reformation ging das klösterliche Leben unter. Agnes von Dienheim widersetzte sich als Äbtissin mit ihrem Konvent den reformatorischen Wünschen des Kurfürsten Friedrich III., konnte aber die Aufhebung des Klosters und die vorübergehende Umwandlung in ein weltliches adliges Damenstift (1565) nicht aufhalten. Nach dem Tode der letzten Äbtissin Agnes von Dienheim (1571) sowie der Verwalterin Margarethe Knebelin von Katzenelnbogen (1585) wurde die geistliche Güteradministration Heidelberg (Schaffner Melchior Meyel) mit der Verwaltung des ehemaligen Klosters betraut.

Kriege und Zerstörung

Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wurde das Gebäude 1631 bei der Einnahme Oppenheims durch die Truppen Gustav-Adolfs von Schweden beschädigt. Im Jahr 1636 übergab Kaiser Ferdinand II. das ehemalige Kloster den Mainzer Jesuiten.

Am Ende des pfälzischen Erbfolgekriegs 1689 setzten Truppen Ludwigs XIV. unter General Mélac die Stadt Oppenheim planmäßig in Brand. Dabei ging auch das Kloster Mariacron in Flammen auf.

Klosterbrennerei

Am Wiederaufbau hatte niemand Interesse. 1782 war im Kloster eine Wirtschaft eingerichtet. 1792 kamen die Reste in Privatbesitz. Im 19. Jahrhundert wurden die Gebäude teilweise abgebrochen, nur wenige Zeugnisse der früheren Anlage haben die Zeiten überdauert. Die verbliebenen Räumlichkeiten dienten zeitweise als Unterkunftsräume für Steinbrucharbeiter und als Büroräume.

1894 errichtete man auf dem Gelände des ehemaligen Frauenkloster die Klosterbrennerei Mariacron. 1961 übernahm das Unternehmen Eckes die Brennerei und machte über die Weinbrandmarke den ehemaligen Klosternamen Mariacron weltbekannt. Rationalisierungszwänge verlagerten in den 80er Jahren die Produktion weg aus Oppenheim.

Und Heute

An das ehemalige Kloster erinnern heute vor Ort:

  • Eine alte Giebelmauer (Gebäuderest)
  • Eine Inschriftentafel mit einer Kurzgeschichte an der straßenseitigen Hauswand.
  • Eine kleine früher zum Kloster Mariacron gehörende Glocke ist jetzt im Nachbarort Nierstein auf dem Dach des katholischen Pfarrhauses neben der Kilianskirche angebracht. Sie trägt die Aufschrift „Christof Neidhardt in Augsperg (Augsburg) gos mich anno 1645“.

Im Januar 2007 bahnt sich für das Gelände eine neue Wohn-/Gewerbe-Nutzung an, wobei die Erinnerung an das Kloster und die Weinbrennerei nicht ausgelöscht werden soll.[4] Im Mai zeigt sich das Wohnhaus entkernt und in Appartements aufgeteilt. Auch im 8-stöckigen ehemaligen Fasslager, in dem Wohnungen der gehobenen Klasse entstehen, sind die Arbeiten gut vorangeschritten. Im vorderen Teil der Brennhalle sind eine Vinothek und im hinteren Bereich eine physiotherapeutische Praxis mit Saunalandschaft geplant.[4]

Quellen

Literatur

  • Martin Held, Walter Nohl: Stadtführer Oppenheim am Rhein, Held-Nohl-Gabriel (2002), S. 36
  • Wolfgang Reifenberg: Frauenkloster Mariacron, veröffentlicht in „Oppenheim, Geschichte einer alten Reichsstadt“, (anlässlich der 750jährigen Wiederkehr der Stadterhebung), Oppenheim 1975, Seiten 299-302, Herausgeber: Hans Licht (Stiftung Dr. Martin Held).
  • Julian Hanschke: Oppenheim am Rhein in historischen Ansichten, Philipp von Zabern (2006), S. 299 Zeittafel zur Ortsgeschichte

Weblinks

Anmerkungen

  1. nur überliefert, jedoch nicht dokumentiert
  2. laut Inschriftentafel am Gebäude
  3. Domschatz Mainz:Sippenteppich
  4. a b siehe Weblinks auf Zeitungsartikel

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