Friedrich I. (Pfalz)

Friedrich I. (Pfalz)
Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz, im Gebet. Zeitgenössische Stifterscheibe aus dem Kloster Maulbronn
Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz (Gemälde von Albrecht Altdorfer)
Eidesleistung eines Lehnsherren vor Kurfürst Friedrich dem Siegreichen (zeitgenössisch)
Friedrich I. der Siegreiche in einem barocken Stich (Phantasiedarstellung)
Epitaph Kurfürst Friedrich des Siegreichen, Jesuitenkirche Heidelberg, 1810

Friedrich I. der Siegreiche (* 1. August 1425 in Heidelberg; † 12. Dezember 1476 ebenda) war Pfalzgraf und Kurfürst von der Pfalz (1451–1476).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Seine Eltern waren Kurfürst Ludwig III. und Prinzessin Mechthild von Savoyen. Er regierte nach dem Tod seines Bruders Ludwig IV. von 1449 bis 1451 als Vormund seines einjährigen Neffen Philipp, adoptierte ihn 1451, verzichtete selbst auf eine Ehe und leitete aus dieser „Arrogation“ sein Recht zum wirklichen Kurfürsten ab. Kaiser Friedrich III. lehnte dieses Vorgehen ab und verweigerte Friedrich I. die Bestätigung.

Den Amberger Aufruhr in der Oberpfalz, einen Widerstand zu seinem Vorgehen, schlug er 1454 in Amberg nieder. Durch Bündnispolitik und militärische Auseinandersetzungen gelang es Friedrich, sein Territorium auszudehnen. Seine wichtigsten Verbündeten waren Ludwig IX. von Bayern-Landshut und Albrecht IV. von Bayern-München.

Als Papst Pius II. den Bischofsstuhl von Mainz frisch besetzte, kam es um die Besetzung zwischen den Fürsten zu Streitereien. Als Markgraf Karl I. von Baden zuerst versuchte zwischen den zerstrittenen Lagern zu vermitteln, dann aber doch die Partei seines Bruders, des Bischofs Georg von Metz, ergriff, kam es in der Folge zum Badisch-Pfälzischen Krieg und zum Bayerischen Krieg.

Friedrich I., der auf Seiten des abgesetzten Erzbischofs stand, gelang es 1462 in der Schlacht bei Seckenheim, seine Gegner Bischof Georg von Metz, Markgraf Karl I. von Baden und Graf Ulrich V. von Württemberg gefangenzunehmen und ihnen die Anerkennung als Kurfürst, nebst erheblichen Lösegeldzahlungen und Gebietsabtretungen, abzuringen.

1463 wurde sein Bruder Ruprecht von der Pfalz Erzbischof von Köln, was Friedrichs Macht weiter steigerte, ebenso 1465 ein Bündnis mit Karl dem Kühnen von Burgund. Das Bündnis war gegen Friedrichs mächtigste Feinde, Kaiser Friedrich III., Kurfürst Albrecht Achilles von Brandenburg und Herzog Ludwig von Veldenz, gerichtet. Mehrere Vermittlungsversuche Ludwigs IX. von Bayern-Landshut zwischen dem pfälzischen Kurfürsten und Kaiser blieben erfolglos. 1474 sprach Friedrich III. die Reichsacht über Friedrich I. aus. Dies blieb jedoch ohne Wirkung. 1476 starb Friedrich und wurde in Heidelberg im Franziskanerkloster begraben. Nach Aufhebung des Klosters im Rahmen der Säkularisation wurden seine sterblichen Überreste in die Jesuitenkirche umgebettet.

Seine Untertanen nannten ihn den Pfälzer Fritz; seine Gegner aber den bösen Fritz [1]. Friedrichs Büste ist in der Walhalla aufgestellt.

Kurfürst Friedrichs Nachfolge trat entsprechend dem Vertragswerk bei der „Arrogation“ von 1451, sein Neffe und Adoptivsohn Philipp an. Noch zu Lebzeiten Friedrichs erklärten beide in Übereinstimmung, dass dessen inzwischen vorhandenen Kinder (aus der Ehe mit Clara Tott) nur dann in der Kurpfalz erbberechtigt werden sollten, falls Philipp oder seine Söhne vor ihnen sterben würden. Man hatte also für den Fall eines Aussterbens von Philipps Familienstamm, zur Sukzession jenen Friedrichs vorgesehen, welcher der nächstverwandte war und später zum Fürstenhaus Löwenstein wurde.[2] [3]

Heirat und Nachkommen

Kurfürst Friedrich I. war 1427, im Kindesalter, mit der Prinzessin Elisabeth von Bayern-München verlobt worden. Die Verlobung wurde jedoch gelöst; sie heiratete 1445 Graf Ulrich V. von Württemberg-Stuttgart. Als Friedrich I. 1451 seinen minderjährigen Neffen Philipp adoptierte und an dessen Stelle selbst die Kurfürstenwürde annahm, musste er Ehelosigkeit geloben um dem Thronfolger Philipp später keine Miterben zu bescheren, die ihm das rechtmäßige Erbe eventuell streitig machen könnten.

Aus einer 1459 beginnenden Liebesbeziehung zwischen Kurfürst Friedrich I. und dem Münchner Hoffräulein Clara Tott aus Augsburg gingen 2 Söhne hervor, für die ihr Vater - außer bei einem Aussterben der legitimen Linie - auf die Erbfolge verzichtete. Beide Söhne werden in einer Vielzahl von Dokumenten als ehelich anerkannt, doch ist der Zeitpunkt der elterlichen Eheschließung unklar; einige Quellen nennen das Jahr 1462. Publik wurde die Heirat erst 1472, als Friedrich, der erstgeborene Sohn, die Aufnahme als Kleriker in die Domstifte von Speyer und Worms anstrebte und deshalb eine zweifelsfreie eheliche Abstammung nachweisen musste. Im gleichen Jahr und schon einmal 1470 hatte der zukünftige Kurfürst Philipp der Aufrichtige seinen Onkel, Kurfürst Friedrich I., urkundlich von dem zu seinen Gunsten abgelegten Versprechen der Ehelosigkeit entbunden. Aus Gründen der Staatsräson hielt man die ganze Sachlage aber möglichst geheim. Clara Tott wurde nach dem Tode ihres Mannes von dessen Nachfolger Philipp sogar über Jahre hinweg in Gefangenschaft gehalten, nur um die tatsächlichen Familienverhältnisse nicht an die breite Öffentlichkeit dringen zu lassen. Die frühen Geschichtsschreiber drücken sich meist unklar und sehr vorsichtig über den Fall aus, da sie bei der mächtigen Kurpfalz nicht in Ungnade fallen wollten. Spätere Historiker übernahmen diese unklaren Formulierungen von ihren Vorgängern, zumal das Thema durch die fortschreitende Zeit dynastisch und historisch an Bedeutung verlor.[4]

Erst die rechtskundigen Historiker Johann Ludwig Klüber und August Wilhelm Heffter haben im 19. Jahrhundert diesbezüglich nachhaltig geforscht und sehr ausführliche Abhandlungen darüber verfasst, die anhand verschiedenster Quellen eine eheliche Geburt beider Söhne Friedrichs I. und Clara Totts eindeutig belegen und darüber hinaus stichhaltig nachwiesen, dass Clara Tott adeliger Herkunft gewesen sein muss.[5] [6]

Die beiden Söhne waren:

  • Friedrich von Bayern (* um 1460; † 16. Oktober 1474); seit 1472 Kanoniker am Domstift Speyer, dann auch am Domstift Worms, starb noch zu Lebzeiten seines Vaters und wurde – gleich ihm – in der Heidelberger Franziskanerkirche beigesetzt. Sein dortiger Epitaph bezeichnete ihn ausdrücklich als „ehelichen Sohn“ des Kurfürsten. Der Grabstein, mit Bildnis Friedrichs in Klerikerkleidung, befand sich noch 1716 in dieser Kirche, allerdings schwer beschädigt durch die Franzosen. [7]

Literatur

  • Franz Fuchs: Antikaiserliche Gedichte aus dem Umfeld Kurfürst Friedrichs des Siegreichen von der Pfalz. In: Franz Fuchs, Paul-Joachim Heinig, Jörg Schwarz (Hrsg.): König, Fürsten und Reich im 15. Jahrhundert. Böhlau, Köln u. a. 2009, ISBN 978-3-412-20473-0, S. 307-317 (Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters 29).
  • Eberhard Holz, Wolfgang Huschner (Hrsg.): Deutsche Fürsten des Mittelalters. Fünfundzwanzig Lebensbilder. Edition Leipzig, Leipzig 1995, ISBN 3-361-00437-3
  • Karl MenzelFriedrich der Siegreiche. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 7, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 593–603.
  • Jörg Schwarz: Friedrich der Siegreiche, der Regensburger Christentag 1471 und die Konzepte der Kooperation, der Konfrontation und der Kompensation. In: Oliver Auge, Ralf-Gunnar Werlich, Gabriel Zeilinger (Hrsg.): Fürsten an der Zeitenwende zwischen Gruppenbild und Individualität. Formen fürstlicher Selbstdarstellung und ihre Rezeption (1450–1550). Thorbecke, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7995-4524-2, S. 263–289 (Residenzenforschung 22).

Weblinks

 Commons: Friedrich der Siegreiche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellenangaben

  1. Bernt Engelmann, "Wir Untertanen", Frankfurt am Main 1976, S.97.
  2. Quelle zur möglichen Sukzession von Kurfürst Friedrichs Kindern aus Johann Ludwig Klübers Abhandlung
  3. Quelle zur möglichen Sukzession von Kurfürst Friedrichs Kindern aus Johann Ludwig Klübers Abhandlung
  4. Carl von Rotteck: "Das Staats-Lexikon", 1847; zu den Familienverhältnissen und Nachkommen Kurfürst Friedrich des Siegreichen
  5. Johann Ludwig Klüber, „Die eheliche Abstammung des Fürstenhauses Löwenstein-Wertheim“, 1837
  6. August Wilhelm Heffter; „Votum eines norddeutschen Publizisten zu Klübers ehelicher Abstammung des Fürstenhauses Löwenstein-Wertheim“, 1838
  7. Zum Begräbnis des Kurfürstensohnes Friedrich von Bayern


Vorgänger Amt Nachfolger
Philipp der Aufrichtige Kurfürst von der Pfalz
1451–1476
Philipp der Aufrichtige

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