- Oratorium (Kongregation)
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Das Oratorium (Institutum Oratorii Sancti Philippi Nerii) ist eine 1575 durch Philipp Neri in Rom gegründete und durch Papst Gregor XIII. in der Bulle Copiosus in misericordia Deus bestätigte römisch-katholische Kongregation.
Inhaltsverzeichnis
Entstehungsgeschichte
Das Oratorium traf sich in einem Raum bei der römischen Bruderschaftskirche San Girolamo della Carità, wo Philipp Neri wohnte. Diese Treffen hatten ihren Mittelpunkt in einem freien Schriftgespräch, was damals eine Neuerung darstellte. Philipp und seine jungen Anhänger kümmerten sich auch um bedürftige Pilger, Kranke und Arme. Die Zusammenkünfte dieser Gemeinschaft wurden im Unterschied zur auf Latein gefeierten Messe mit Gebeten und Gesängen in der Volkssprache sehr lebendig gestaltet und fanden bald großen Zulauf. Schließlich musste dafür ein eigener, größerer Raum eingerichtet werden – das Oratorium (dt. „Betsaal“). Die Treffen selbst wurden alsbald gleichfalls „Oratorium“ genannt und lange von der Inquisition misstrauisch beobachtet, da unter anderem Laien in den Zusammenkünften predigten. Von hier aus wurde die volkssprachliche, dramatische Vergegenwärtigung biblischer oder moralischer Themen populär und behielt den Namen Oratorium schließlich als musikalische Gattung. Da Giovanni Pierluigi da Palestrina ein Beichtkind Philipp Neris war, waren die musikalischen Darbietungen, die seit 1571 von ihm geleitet wurden, auf höchstem Niveau und weithin gerühmt.
Die Gemeinschaft des hl. Philipp Neri existiert heute in vielen Ländern. Sie hat sich besonders die Verlebendigung von Gottesdienst und Seelsorge zum Ziel gesetzt. Auch sie trägt den Namen Oratorium, die Mitglieder heißen Oratorianer. Sie sind Priester oder männliche Laien und betreuen meist Pfarreien. Die Mitglieder verwenden hinter ihrem Namen das Ordenskürzel „CO“ (für lat. Congregatio Orationis).
Die kirchenrechtliche Ordnung des Oratoriums
Am 15. Juli 1575 bestätigte der Papst das von Philipp Neri in Rom gegründete Oratorium als Kongregation in Form einer demokratischen und familiären Gemeinschaft von Laien und Diözesanpriestern ohne Gelübde und mit Privateigentum. Die bald in Neapel und anderen Orten entstandenen Neugründungen unterstanden jedoch nicht Philipp Neri, sondern nahmen nach dessen Willen eigene Regeln an und waren autonom, eine Form, die bis heute beibehalten wurde, weshalb die Kongregation des Oratoriums keinen Generaloberen kennt.
Seit 1612 gab es eine für das römische Oratorium geltende Grundregel (Instituta Congregationis Oratorii de Urbe), die auf päpstliche Weisung dann auch auf die anderen Kongregationen übertragen wurde. Erst 1933 wurde von der römischen Kurie die regelmäßige Visitation im Auftrag des Papstes festgelegt und eine Vertretung aller Oratorien in Person des Generalprokurators eingerichtet; dieser ist jedoch nicht als Generaloberer zu verstehen. Eine für alle verbindliche Ordnung wurde dann 1942 in den Konstitutionen (die die einzelne Kongregation betreffen) und den Generalstatuten (die die Konföderation aller Häuser weltweit betreffen) festgelegt. Diese Dokumente wurden 1969 überarbeitet. Nach der Reform des Kirchenrechts (Codex Iuris Canonici 1983) wurden sie erneut angepasst und 1989 in Kraft gesetzt. Seither gab es nur noch kleinere Ergänzungen und Präzisierungen, zuletzt auf dem Generalkongress 2006.
Generalprokuratoren
- Carlo Naldi (1933 – 1942)
- Arcadio Larraona (1942 – 1948)
- Edward Griffith (1948 – 1958)
- John Nedley (1958 – 1971)
- Walter Oddone (1971 – 1978)
- Luigi Romana (1978 – 1982)
- Antonio Dario (1982 – 1994)
- Edoardo Aldo Cerrato (1994 – ...)
Oratorien im deutschsprachigen Raum
Oratorien im deutschsprachigen Raum sind in Aachen, Celle, Dresden, Frankfurt am Main, Glattbrugg (Schweiz), Heidelberg, Hannover, Leipzig-Lindenau, München und Wien (Österreich) ansässig.
Bekannte Oratorianer
- Kardinal Caesar Baronius
- Pierre de Bérulle
- Louis Bouyer
- Alfonso Capecelatro di Castelpagano
- Antonio Cesari
- Frederick William Faber
- Josef Gülden
- Heinrich Kahlefeld
- Jean-Baptiste de Mirabaud
- Kardinal John Henry Newman
- Adolphe Perraud
- Lucien Laberthonnière
- Urbain Rouziès
- Hermann Seifermann
- Ernst Tewes
- Wolfgang Trilling
Literatur
- Adalbert Ebner: Probst Johann Georg Seidenbusch und die Einführung der Congregation des hl. Philipp Neri in Baiern <Bayern> und Österreich. Bachem in Comm., Köln 1891 (Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf)
Weblinks
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