Orgel der Lutherkirche (Apolda)

Orgel der Lutherkirche (Apolda)
Orgel der Lutherkirche (Apolda)
Orgel.lutherkirche.apolda.png
Allgemeines
Ort Lutherkirche (Apolda)
Orgelerbauer Wilhelm Sauer
Baujahr 1894
Epoche Spätromantik
Orgellandschaft Thüringen
Technische Daten
Anzahl der Pfeifen ca. 3.000
Anzahl der Register 47
Anzahl der Pfeifenreihen 61
Anzahl der Manuale 3
Windlade Kegellade
Tontraktur Pneumatisch
Registertraktur Pneumatisch
Anzahl der 32′-Register 1
Anzahl der 64′-Register

Die Orgel der Lutherkirche Apolda wurde 1894 von der Firma Wilhelm Sauer in Frankfurt (Oder) erbaut. Sie ist ein typisches Beispiel für den Orgelbau der deutschen Spätromantik.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Neubau durch Sauer 1893/94

Der Orgelbau wurde 1892 für die im Bau befindliche Kirche ausgeschrieben. Die Disposition gab der Weimarer Hoforganist Alexander Wilhelm Gottschalg vor. Neben Sauer bewarben sich ua. Friedrich Ladegast und Eberhard Friedrich Walcker. Sauer, der bereits mit Johannes Otzen, dem Architekten der Kirche, zusammengearbeitet hatte, erhielt den Zuschlag. Otzen entwarf auch das Gehäuse.

Typisch für die Orgel der deutschen Spätromantik ist die Häufung von 8′-Registern mit ihrem Aufbau GedacktFlöteStreicher-Prinzipal auf jedem Manual. Diese Anordnung ist in Mensurierung und Lautstärke nach oben hin abnehmend, das Schwellwerk daher eher ein Echowerk.

Bei der Traktur handelt es sich um eine Übergangsbauweise. Die Windladen sind als mechanische Kegelladen gebaut, die durch pneumatische Relais angesteuert werden.

I Manual Cf3
Bordun 16
Prinzipal 16
Gedackt 8
Hohlflöte 8
Viola di Gamba 8
Prinzipal 8
Flûte harmonique 4
Oktave 4
Quinte 22/3
Oktave 2
Mixtur V 4
Cornett IIIIV
Trompete 8
II Manual Cf3
Lieblich Gedackt 16
Lieblich Gedackt 8
Flauto traverso 8
Salicional 8
Geigenprinzipal 8
Rohrflöte 4
Fugara 4
Piccolo 2
Progressio IVV
Oboe 8
III Manual Cf3
Harmonika 8
Vox coelestis 8
Zartgedackt 8
Konzertflöte 8
Prinzipal amabile 8
Vox angelica 4
Zartflöte 4
Pedal Cd1
Untersatz 32
Prinzipalbass 16
Violonbass 16
Subbass 16
Quinte 102/3
Gedacktbass 8
Violoncello 8
Oktavbass 8
Oktave 4
Posaune 16
Trompete 8
  • Koppeln: II/I, III/II, I/P, II/P.
  • Spielhilfen: Rollschweller, feste Kombinationen pp, p, mf, f, Tutti.

Umbau durch Sauer 1933

1933 veränderte die Firma Sauer, die damals bereits von Walcker übernommen worden war, Technik und Disposition.

Die pneumatische Steuerung wurde verstärkt, um mehr Spielhilfen einrichten zu können und damit mehr Spielkomfort zu erreichen. Die Registerstaffeln des Spieltisches wurden zu diesem Zweck komplett erneuert. Außerdem wurden zusätzliche Register eingebaut, um die klangliche Bandbreite des Schwellwerks zu vergrößern. Dazu wurde eine zweite pneumatische Kegellade eingesetzt. Die Register des II. Manuals wurden in einen zusätzlichen Schwellkasten gestellt, so dass durch Ankoppeln des III. Manuals ein größeres Schwellwerk entsteht.

Die neuen hochklingenden Register, die Schärfung der Hauptwerksmixtur, die beiden neuen kurzbecherigen Zungenstimmen sowie die gleichzeitige Schwächung des klanglichen Fundamentes durch den Wegfall der Quinte 102/3im Pedal und des Bordun 16im Hauptwerk zeigen die Tendenz zu einem neobarocken Klangbild.

I Manual Cf3
Prinzipal 16
Gedackt 8
Hohlflöte 8
Viola di Gamba 8
Prinzipal 8
Flûte harmonique 4
Oktave 4
Quinte 22/3
Oktave 2
Cornet IIIIV
Mixtur V 51/3[Anm. I 1]
Trompete 8
Krummhorn 8[Anm. I 2]
II Schwellwerk[Anm. I 3] Cf3
Lieblich Gedackt 16
Lieblich Gedackt 8
Flauto traverso 8
Salicional 8
Oktave 4
Rohrflöte 4
Fugara 4'
Piccolo 2
Progressio IVV
Oboe 8
III Schwellwerk Cf3
Harmonika 8
Vox coelestis 8
Zartgedackt 8
Konzertflöte 8
Prinzipal amabile 8
Vox angelica 4
Zartflöte 4
Quinte 22/3[Anm. I 2]
Blockflöte 2[Anm. I 2]
Sifflöte 1[Anm. I 2]
Cymbel II [Anm. I 2]
Trichterregal 8[Anm. I 2]
Pedal Cd1
Untersatz 32
Prinzipalbass 16
Violonbass 16
Subbass 16
Sanftbass 16[Anm. I 4]
Gedacktbass 8
Violoncello 8
Oktavbass 8
Oktave 4
Posaune 16
Trompete 8
Blockflöte (aus III) 2
Anmerkungen I
  1. Zusammensetzung verändert.
  2. a b c d e f g h i j k l Neu.
  3. Schwellkasten neu.
  4. Aus I Bordun 16′.

Umbau durch Kirchner 19531959

Von 1953 bis 1959 nahm der Orgelbauer Gerhard Kirchner aus Weimar verschiedene weitere Veränderungen vor: Die zusätzlichen Register auf dem III. Manual wurden erneut geschärft, eine Terz auf einer dritten Windlade hinzugefügt und der Prinzipal 8auf dem II. Manual zur viel helleren Oktave 4umgestellt. Das romantische Streichregister Fugara 4wurde zugunsten eines Sesquialters aufgegeben. Dadurch wurde die neobarocke Tendenz der Umbauten der 1930er Jahre weiter verstärkt.

Außerdem wurde der Pedalumfang durch eine zusätzliche Lade bis f1 erweitert. Die Begründung für diese Maßnahme war, dass man so auch die F-Dur-Toccata von Johann Sebastian Bach darauf spielen konnte. Das Cornett im Hauptwerk wurde zerlegt, um eine Pedalmixtur mit Pfeifen daraus bestücken zu können. Die Orgel wurde zudem höhergestimmt, da der Kammerton a1 zu Zeiten der Erbauung der Orgel noch bei 435 Hz lag.

Die zusätzlichen Windladen und die komplexe Spieltischtechnik verursachen jedoch bis heute Steuerungsprobleme, die Wartung der Orgel ist durch die Einbauten erheblich erschwert worden. Die hinzugefügten Register stechen andererseits klanglich deutlich vom romantisch-grundtönigen Registerfundus ab. Das Höherstimmen hat außerdem einige Pfeifen an die Intonationsgrenze gebracht.

Disposition seit 1959

I Manual Cf3
Prinzipal 16
Gedackt 8
Hohlflöte 8
Viola di Gamba 8
Prinzipal 8
Flûte harmonique 4
Oktave 4
Quinte 22/3
Oktave 2
Mixtur V 51/3
Terz 13/5[Anm. II 1]
Trompete 8
Krummhorn 8
II Schwellwerk
Lieblich Gedackt 16
Lieblich Gedackt 8
Flauto traverso 8
Salicional 8
Oktave 4[Anm. II 2]
Rohrflöte 4
Sesquialter II 22/3[Anm. II 3]
Piccolo 2
Progressio IVV
Oboe 8
III Schwellwerk
Harmonika 8
Vox coelestis 8
Zartgedackt 8
Konzertflöte 8
Prinzipal amabile 8
Vox angelica 4
Zartflöte 4
Oktave 2[Anm. II 4]
Terz 13/5[Anm. II 5]
Quinte 11/3[Anm. II 4]
Ital. Prinzipal 1[Anm. II 4]
Cymbel III [Anm. II 6]
Trichterregal 8
Pedal Cf1 [Anm. II 7]
Untersatz 32
Prinzipalbass 16
Violonbass 16
Subbass 16
Gedacktbass 8
Violoncello 8
Oktavbass 8
Oktave 4
Oktave 2[Anm. II 8]
Rauschpfeife IV [Anm. II 9]
Posaune 16
Trompete 8
  • Koppeln: II/I, III/II, III/I, I/P, II/P, III/P.
  • Spielhilfen: Rollschweller, cresc. ab, zwei freie Kombinationen und Pleno, Tutti, zwei freie Pedalkombinationen,[Anm. II 4] Pedal-Tutti,[Anm. II 4] Zungenstimmen ab.
Anmerkungen II
  1. Aus Cornett IIIIV.
  2. Aus Geigenprinzipal 8′.
  3. Aus Quinte 22/3′ (SW) und Blockflöte 2′ (SW).
  4. a b c d e Neu.
  5. Neu auf zusätzlicher Windlade.
  6. Um zusätzliche Reihe erweitert.
  7. Um drei Töne erweitert.
  8. Durch Umdisponierung im III. Manual.
  9. Neu, teilweise aus Cornett IIIIV (in I).

Technische Daten

  • 47 Register, 61 Pfeifenreihen, ca. 3.000 Pfeifen.
  • Windlade: Kegellade.
  • Traktur:
    • Tontraktur: Mechanisch mit pneumatisch angesteuerten Barkerhebeln. Schwellwerk: Pneumatisch.
    • Registertraktur: Pneumatisch.

Literatur

  • Viola-Bianka Kießling: Königin der InstrumenteEin Orgel-Führer durch die Region Weimar und Weimarer Land. Fagott Orgelverlag, Friedrichshafen 2007, ISBN 978-3-00-021071-6.
  • Michael Schönfeld (Hrsg.): Die Lutherkirche in Apolda. Wartburg Verlag, Weimar 1994, ISBN 3-86160-131-1.

Weblinks

51.02511.516111111111

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