Oriolus oriolus

Oriolus oriolus
Pirol
Pirol, Männchen (Oriolus oriolus)

Pirol, Männchen (Oriolus oriolus)

Systematik
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeri)
Familie: Pirole (Oriolidae)
Gattung: Oriolus
Art: Pirol
Wissenschaftlicher Name
Oriolus oriolus
(Linnaeus, 1758)

Der Pirol (Oriolus oriolus) ist ein Singvogel, der auch Goldamsel oder, nach seinem Ruf, Vogel Bülow genannt wird. In der Systematik gehört der Pirol in die eigene Familie der Pirole (Oriolidae), die eng mit den Rabenvögeln (Corvidae) verwandt ist.

Inhaltsverzeichnis

Aussehen

Pirol (Oriolus oriolus), im Vordergrund Männchen, dahinter Weibchen, ganz hinten ausgeflogener Jungvogel, Illustration (1901)
Pirol, Männchen (Oriolus oriolus), Illustration von Magnus von Wright (um 1830)
Männchen der Unterart O. o. kundoo

Der Pirol ist ein schlanker Vogel. Die Größe wird mit etwa 18 bis 24 cm angegeben. Beide Geschlechter zeigen einen rosa bis rostfarbenen Schnabel. Vom Schnabelgrund bis zum Auge reicht beim Männchen (und beim Weibchen im Fortschrittskleid) ein schwarzes Zügelband, bei jungen Weibchen ist dieses grau und weniger deutlich erkennbar. Beine und Krallen sind grau gefärbt. Die Augen haben einen bräunlichen, auch ins Rötliche gehenden Farbton.

Pirole zeigen im Federkleid in der Regel keinen auffälligen Sexualdimorphismus, obwohl er oft zu finden ist. Das Männchen hat einen grell gelben Rumpf und schwarze Flügeldecken mit einem gelben Fleck am Flügel, die Schwanzfedern, der Stoß, sind schwarz mit zwei gelben Streifen. Junge Weibchen sind mattgrün gefärbt mit etwas hellerer, gesprenkelter Brust und Bauch und einem gelblichen Unterbauch. Diese Färbung verbessert die Tarnung beim Brüten auf dem Nest. Ältere Weibchen ähneln in der Färbung allerdings stark den Männchen, sodass sie zuweilen nur sehr schwer von diesen zu unterscheiden sind.

Im Winterquartier kann die Art leicht mit dem sympatrisch vorkommenden Schwarzohrpirol (O. auratus) verwechselt werden.

Stimme

Das Männchen verfügt über einen leiseren Zwitscher-Gesang. Der klangvoll flötende Gesang wird sprachlich hilfsweise mit der Umschreibung „dü-delüü-lio“ oder aber „büloo-büloo“ wiedergegeben und ist in seiner Variabilität als Erkennungsmerkmal zwischen einzelnen Männchen unterscheidbar. Den Gesang beherrschen die Altvögel beiderlei Geschlechts, wenngleich die Weibchen nicht in der Perfektion wie die männlichen Partner. (Klangbeispiel)

Der Lockruf lässt sich sprachlich als „rääij-rääij“ oder als „wiäächt-wiäächt“ angeben. Die Vögel krächzen bei Aufregung, was mit einem „chrrrääh“ umschrieben wird. Der aggressive Warnruf klingt spechtartig wie „djick-jick“ (siehe auch K.-D. Feige (1985): Der Pirol. Wittenberg-Lutherstadt).

Interne Systematik

Zwei Unterarten werden unterschieden: Die Nominatform sowie O.o.kundoo. Diese kommt in Mittelasien ostwärts bis Indien vor und unterscheidet sich von der Nominatform durch eine noch sattgelbere Färbung, vor allem aber durch das hinter das Auge reichende schwarze Zügelband.

Lebensraum

Der Pirol besiedelt lichte Wälder mit Altholzbeständen aller Art, insbesondere die Randzonen laubholzreicher Au- und Bruchwälder, aber auch lichte Kiefernwälder, Streuobstwiesen, und Parkanlagen.

Nahrung

Pirole ernähren sich sowohl vegetarisch als auch von tierischem Protein. An Insekten werden besonders Raupen und Schmetterlinge gefangen. Die pflanzliche Kost besteht vor allem aus zuckerhaltigem, süßem Obst wie Kirschen und verschiedenen Beeren.

Fortpflanzung

Das Nest wird ebenfalls im Kronenbereich hoher Bäume wiegenförmig in einer möglichst horizontalen Astgabel aufgehängt. Die Eier sind hellrosa bis weißlich mit kleinen schwarzen Sprenkeln.

Verhalten

Pirole leben vorwiegend im Kronenbereich der Bäume und stöbern dort ihre Beute meist kletternd auf bzw. pflücken sie dort ab.

Wanderungen

Verbreitungsgebiet des Pirols. Dunkelrot = Brutgebiet, hellrot = Überwinterungsgebiet

Der Pirol ist in seinem gesamten Verbreitungsgebiet ein obligater Zugvogel mit Überwinterungsgebieten vor allem in den Hochländern und Waldgebieten des östlichen Afrikas, südwärts bis zu den Kapprovinzen. Auch Madagaskar wird erreicht. Daneben überwintern insbesondere iberische sowie maghrebinische Vögel bevorzugt in den westafrikanischen Baumsavannen und Flussgebieten des Nigers, Senegals und Gambias. In den Überwinterungsgebieten kommt die Art bis in Höhen von 3000 Metern und mehr vor.

Pirole sind Breitfrontzieher, sie überqueren Alpen und die Sahara ohne Umgehungsstrecken. Der Wegzug beginnt schon Ende Juli und erreicht Ende August seinen Höhepunkt; Nachzügler sind in Mitteleuropa bis in den Oktober zu beobachten. Die afrikanischen Winterquartiere werden ab Ende Januar geräumt; meist erfolgt der Heimzug etwas westlicher (Schleifenzug) als der Wegzug. Die ersten Pirole erreichen ihre mitteleuropäischen Brutplätze Ende März, die meisten erscheinen erst Anfang Mai.

Bestandssituation

Obwohl die Pirolbestände von Jahr zu Jahr sehr starken Schwankungen ausgesetzt sein können, gelten die Bestände europaweit als stabil. Gefährdungsursachen bestehen vor allem durch Zugverluste (Unfälle, Abschuss) sowie durch Habitatzerstörung sowohl in den Überwinterungs- als auch in den Brutgebieten.

In der Schweiz wird der Pirol in den nationalen Roten Listen geführt. In Deutschland ist der Pirol in der Vorwarnliste der "Roten Liste" enthalten. Im Bundesland Nordrhein-Westfalen steht der Pirol als "stark gefährdet" in der Roten Liste.

Der Pirol ist gemäß § 10 Abs. 2 Nr. 5 und Nr. 11 BNatSchG eine in Deutschland streng geschützte Art. Er war 1990 Vogel des Jahres.

Pirol und Mensch

Etymologie

Pirol im Wappen von Göttin (Lauenburg)

Einer der Trivialnamen des Pirols lautet Pfingstvogel.

Heraldik

Durch den gleichklingenden Ruf kam das Adelsgeschlecht von Bülow zu seinem Wappentier. Vicco von Bülow nahm als Künstlernamen den französischen Namen des Vogels an: Loriot. Der Vogel wird bei Wappen als gemeine Figur verwendet.

Der Pirol war das Maskottchen der Mineralölmarke Minol. Zudem ist er Wappentier der Fliegergruppe der Bundespolizei. In Verbindung mit einer pilotenbezogenen Kenn-Nummer ist „Pirol“ auch der Funkrufname des Flugdienstes der Bundespolizei nach dem Luftfahrthandbuch (AIP).

Briefmarken

Literatur

  • Klaus-Dieter Feige: Der Pirol. Ziemsen-Verlag, Wittenberg-Lutherstadt 1985, ISBN 3-89432-247-0
  • Einhard Bezzel: Der Pirol. Blüchel & Philler, Minden 1989, ISBN 3-7907-0447-4
  • Ralf Wassmann: Der Pirol. Ein Tropenwaldvogel in Europa? 95 S. AULA 2004 Sammlung Vogelkunde. ISBN 3891046715

Weblinks


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