- Ottakring (Wiener Bezirksteil)
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Ottakring Wappen Karte Ottakring war bis 1892 eine eigenständige Gemeinde und ist heute ein Stadtteil Wiens im 16. Wiener Gemeindebezirk Ottakring sowie eine der 89 Wiener Katastralgemeinden.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Die Katastralgemeinde Ottakring nimmt mit 8,06 km² den überwiegenden Teil des 8,67 km² großen Gemeindebezirks ein. Unter der Bezeichnung Alt-Ottakring existiert ein sieben Zählsprengel umfassender Zählbezirk der amtlichen Statistik, der den alten Ortskern im Nordosten der Katastralgemeinde markiert.
Geschichte
Namensgebung
Die Endung -ing im Namen Ottakring deutet darauf hin, dass der Ort im 9. Jahrhundert gegründet worden ist, nachdem das Heer von Karl dem Großen die Awaren aus dem Wiener Raum vertrieben hatte. Danach wurden zur Festigung der Herrschaft zahlreiche Orte gegründet, möglicherweise hieß der Begründer des Ortes Ottacher.
Zumindest vom 15. Jahrhundert bis etwas nach der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde alternativ auch die Bezeichnung Ottagrün verwendet. (→ Ottengrün)
Ottakring im Mittelalter
Eine erste urkundliche Erwähnung fand Ottakring erst Mitte des 12. Jahrhunderts. Damals schenkte der Erzbischof von Salzburg Eberhard dem Stift Sankt Peter einen Weingarten in Ottachringen. Der Ort selbst lag um die bereits 1230 urkundlich erwähnte Lamprechtskirche. Dabei handelte es sich in der Regel um Einzelgehöfte. Bald entstand jedoch am Ottakringer Bach in Form einer Straßenzeile ein weiterer Ortsteil, dessen Zentrum entlang der heutigen Ottakringer Straße zwischen der Schnellbahn und der Sandleitengasse lag. Zunächst waren die „Ottakringer“ freie Bauern. Nach und nach verloren jedoch die Bauern ihre Freiheit und kamen unter die Herrschaft und Gerichtsbarkeit des Grundherren. Ottakring kam 1114 durch eine Schenkung des Markgrafen Leopold III. an das Stift Klosterneuburg. Die Grundherrschaft des Stiftes währte bis 1848, wobei ein Amtmann Ottakring im Auftrag des Stiftes verwaltete. In Ottakring gab es zumindest zeitweise auch „Freihöfe“, die nicht der Grundherrschaft unterstanden. Der wichtigste war der „Schottenhof“, der 1322 erstmals urkundlich genannt wurde. Wie auch die anderen Orte um Wien litt Ottakring ab der 15. Jahrhundert immer wieder unter den Zerstörungen der Kriege. 1484 litt der Ort unter den Verheerungen der Ungarn, die beide Kirchen und den Freihof zerstörten.
Ottakring in der Neuzeit
1529 wurde der Ort im Zuge der Ersten Wiener Türkenbelagerung erneut zerstört. Der Ort wurde in der Folge immer wieder von der Pest heimgesucht, zusätzlich verarmte Ottakring in der Folge des Dreißigjährigen Krieges. Der Ort konnte weder einen Pfarrer noch einen Lehrer bezahlen, der Weinhandel kam zum erliegen. Der Winter 1679/80 forderte den höchsten Tribut, 199 von etwa 600 Bewohnern starben an der Pest. 1683 wurde Ottakring zusätzlich beim Rückzug der Türken nach der Zweiten Wiener Türkenbelagerung niedergebrannt. Im Ort verbliebene Bewohner wurden ermordet oder verschleppt. 1684 begann der Wiederaufbau. Die Lamprechtskirche wurde ebenso wiederaufgebaut wie der Ortsteil an der Ottakringer Straße. Die Gehöfte um die Lamprechtskirche blieben hingegen verwaist, der älteste Teil Ottakrings hörte auf zu existieren. Viele der einstigen Bewohner siedelten sich in Neulerchenfeld an. Während der benachbarte Ort bereits im 18. Jahrhundert einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte, blieb Ottakring ein verschlafenes Dorf. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts lebten hier nur etwa 900 Einwohner in 74 Häusern.
Ottakring ab dem 19. Jahrhundert
Ottakring litt durch Tributleistungen und Rekrutierungen unter den Napoleonischen Kriegen. Noch schwerer traf den Ort jedoch die Brandkatastrophe vom 11. Mai 1835, bei der 52 Häuser vernichtet wurden. Nur die Kirche und 30 Häuser blieben vor dem Inferno verschont. Eine Spendenaktion des Nachbarortes und günstige Kredite durch den Grundherren brachten Ottakring jedoch einen schnellen Aufschwung. Ein neuer Stadtteil, Neu-Ottakring, entstand zwischen Ottakring und Neulerchenfeld. Die Einwohnerzahl stieg zwischen 1832 und 1847 von 1.400 Einwohner in 203 Häusern. Während der alte Ortsteil ein Bauerndorf blieb, siedelten sich in Neu-Ottakring vor allem Arbeiter und Handwerker an. Das Revolutionsjahr 1848 ging an Ottakring nicht spurlos vorbei. Die Ottakringer unterstützten die Revolution und beherbergten eine Elitetruppe der revolutionären Studenten. Am 23. Oktober wurde der ältere Ortsteil von den kaiserlichen Truppen besetzt, zwei Tage später Neu-Ottakring. Ab den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts erhielt Ottakring immer mehr den Charakter einer Industriestadt. Die Anzahl der Fabriken nahm zu, 1852 wurde eine Straßenbeleuchtung eingeführt. 1881 wurde Ottakring an die I. Wiener Hochquellenwasserleitung angeschlossen. Der Bauboom der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts steigerte die Einwohnerzahl massiv. Lebten in Ottakring 1850 noch 7.246 Menschen, so waren es 1890 schon 61.817. Ottakring war damit die zweitgrößte Gemeinde Niederösterreichs nach Hernals. Dennoch hatte Ottakring in weiten Teilen noch dörflichen Charakter, von den 1.346 Häusern waren nur 148 höher als zwei Stockwerke. Die Besiedelung war in Ottakring jedoch sehr dicht, die Wohnverhältnisse waren 1892 schlechter als in jedem anderen der neuen Bezirke. Hinzu kam die Umweltverschmutzung durch die Fabriken. Nach der Eingemeindung der Wiener Vorstädte im Jahr 1850 wurden nach einem Wunsch Kaiser Franz Josephs in einer Rede 1888 durch den niederösterreichische Landesausschuss die Vereinigung Wiens mit den Vororten beschlossen. Das Gesetz trat am 1. Jänner 1892 in Kraft. Trotz des Widerstandes gegen die Eingemeindung wurden Ottakring und Neulerchenfeld zum 16. Wiener Gemeindebezirk Ottakring vereint.
Wirtschaft
Wichtigste Einkommensquelle der Ottakringer war der Weinbau, der im nahen Wien und vor allem im benachbarten Neulerchenfeld verkauft wurde. Außerdem verkauft wurden Milcherzeugnisse; Ackerbau, Gartenbau und Viehzucht wurden jedoch nur für den Eigenbedarf betrieben. Der nahe Wald brachte den Menschen Holz und Wild. Die Nutzung dieser Güter wurde nach und nach immer mehr eingeschränkt. Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Ottakring ein verschlafenes Dorf, das jedoch nicht arm war. In Ottakring machte sich die Industrialisierung bemerkbar: vor dem Ort gab es einen Ziegelofen und ein Sägewerk, 1806 wurde im Ort die Spinnerei Schifferstein gegründet, zwei weitere Fabriken folgten erst in den 1830er Jahren, die Zündholzfabrik Josef Siegl und die Bronzewarenfabrik Josef Grüllemeyer. 1837 wurde die heute noch bestehende Ottakringer Brauerei errichtet. Weitere Fabriken folgten in den 1850er und 1860er Jahren. Dabei waren die sogenannten Fabriken meist kleine Werkstätten, lediglich die Brauerei war ein Großbetrieb.
Religion
Ottakring dürfte sich schon relativ früh zu einem bedeutenderen Ort entwickelt haben. Beweis dafür ist die frühe Existenz einer Kirche, die bereits 1230 urkundlich erwähnt wurde. Sie war dem heiligen Lamprecht geweiht und stand etwa am Ort der heutigen Friedhofskapelle. 1336 erhielt die Kirche einen Ablassbrief, der allen bußfertigen Besuchern der Kirche für 40 Tage alle Sünden verzieh, ohne dass diese Beichte oder Bußhandlungen verrichten mussten. Dadurch entwickelten sich Wallfahrten zu dieser Kirche, die durch die Erneuerung der Ablassbriefe 1423 und 1447 anhielten. 1409 gründete Pfarrer Nikolaus Glauber die Lamprechtszeche, die sich um die Ausstattung der Kirche und um das Begräbnis ärmerer Ottakringer kümmerte. Die Lamprechtszeche finanzierte den Bau einer Kapelle im neuen Ortsteil am Ottakringer Bach. 1416 wurde die Kapelle fertiggestellt und dem heiligen Wolfgang geweiht. 1417 erhielt auch die Kapelle einen Ablassbrief, sodass Ottakring einen zweiten Wallfahrtsort erhielt.
1484 wurden die beiden Kirchen erstmals durch die Ungarn vernichtet. 1529 brannten die Türken die beiden Kirchen erneut nieder. Der Bischof konnte diese im Jahre 1531 aber bereits wieder neu einweihen. 1570 fand der Protestantismus in Ottakring Eingang. Der Rektor der Universität Wien, Dr. Johann Ambros Brassicani von Köhlburg, kaufte 1574 den Freihof und holte einen protestantischen Pfarrer nach Ottakring. Dies führte zu Konflikten mit dem örtlichen Pfarrer und dem Bischof. Nach dem Tod Brassicanis im Jahr 1589 endete der Religionskonflikt. Nach den Verheerungen durch die Türken 1683 war die Lamprechtskirche im alten Ortsteil Ottakrings zwar wieder aufgebaut worden, die Siedlung im Umkreis jedoch nicht. Die Pfarrkirche lag nun weit abseits des Dorfkerns, indem lediglich die Wolfgangskapelle lag. 1790 wurde der Umbau der Kapelle zu einer Kirche fertiggestellt, die renovierungsbedürftige Lamprechtskirche gleichzeitig abgerissen. Die Fläche wurde dem Ottakringer Friedhof zugeschlagen.
Siehe auch: Alt-Ottakringer Pfarrkirche
Persönlichkeiten
- Albert Ehrenstein (1886–1950), Schriftsteller
- Rudolf von Feistmantel (1805–1871), Forstwirt
- Erik Jan Hanussen (1889–1933), Trickkünstler
- Moriz von Kuffner (1854–1939), Besitzer der Ottakringer Brauerei und Erbauer der Kuffner-Sternwarte
- Wilhelmine von Montléart (1820–1895), Wohltäterin, Stifterin des ersten Wilhelminenspitals
- Karl Swoboda (1882–1933), Gewichtheber
Literatur
- Christine Klusacek, Kurt Stimmer: Ottakring: vom Brunnenmarkt zum Liebhartstal. Mohl, Wien 1983, ISBN 3-900272-37-9
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