- Otto Neitzel
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Otto Neitzel (* 6. Juli 1852 in Falkenburg, Pommern; † 10. März 1920 in Köln) war ein deutscher Komponist, Pianist, Musikschriftsteller und Hochschullehrer.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Otto Neitzels Eltern waren der Lehrer Gottfried Neitzel und dessen Frau Louise, geb. Messerschmidt. Er war das zweite Kind von sechs Geschwistern, die alle musikalisch begabt waren.[1] Bereits als 8jähriger erregte er als Wunderkind Aufsehen in Dramburg, Kallies, Rummelsburg und den umliegenden Ortschaften. In Berlin wurde das große Talent des Jungen von Eduard Grell (1800-1886), von dem Geiger Hubert Ries und von dem Komponisten Wilhelm Tauber bestätigt, in Stettin von Carl Loewe. Der Vater verdiente im Monat jedoch nur 15 Taler und war deshalb nicht imstande, die Kosten für die weitere musikalische Ausbildung seines begabten Sohnes zu tragen. Neitzel ging dann nach Berlin und verließ damit seine engere Heimat in der Pommerschen Schweiz für immer.
1865 kam Neitzel in Berlin als Quartaner an das Joachimsthaler Gymnasium und nahm an der Neuen Akademie der Tonkunst bei Theodor Kullak und Richard Wüerst Klavierunterricht. Seine Ausbildung wurde von dem Mäzen Bernhard Loeser finanziert.[2] Von 1873 bis 1875 war er Schüler von Franz Liszt. 1875 schrieb Neitzel in drei Wochen seine Dissertation Die ästhetische Grenze der Programmmusik und wurde zum Dr. phil. promoviert. Anschließend begleitete er als Pianist Pauline Lucca und den Geiger Pablo de Sarasate auf Tourneen.
1878 wurde Neitzel Direktor des ‚Musikvereins‘ in Straßburg. Von 1879 bis 1881 war er Musikdirektor am Straßburger Stadttheater und Lehrer am Straßburger Konservatorium. Anschließend holte ihn Max Erdmannsdörfer, der dort Direktor geworden war, als Lehrer an das Moskauer Konservatorium. In Moskau heiratete Neitzel seine Schülerin Sophie Romboi, eine begabte Altistin. Im Jahre 1885 wurde er dann als Lehrer an das Kölner Konservatorium berufen. In Köln übernahm er 1887 auch das Musikreferat der Kölnischen Zeitung und betätigte sich als Musikkritiker. In diese Zeit fällt sein Debüt als Opernkomponist (Angela, 1887, Halle a. d. Saale).
Im Winter 1906/07 wurde Neitzel zu Konzerten in die Vereinigten Staaten von Amerika eingeladen, darunter auch zu Klaviervorträgen mit Erläuterungen, sogenannten lecture recitals. In Philadelphia spielte Neitzel Beethovens G-dur-Konzert, ebenso in Boston unter Muck, und die Chorfantasie und dirigierte am 7. und 8. Februar 1909 die ‚Neunte‘.
In den darauffolgenden Jahren komponierte und spielte Neitzel unermüdlich und betätigte sich als Musikschriftsteller. Er kam mit zahlreichen musikalischen Größen seiner Zeit in Kontakt, so auch mit Richard Wagner und Richard Strauß, für die er sich einsetzte.
Im März 1919 war er Mitglied der Preußischen Akademie der Künste in Berlin geworden. Er hatte eine Professur inne.[3]
Neitzel verfasste einem allgemeinen Opernführer und ein Werk über Richard Wagners Opern. Neben eigenen Kompositionen schuf er Klavierbearbeitungen bekannter Werke, etwa 1878 die Bearbeitung der Spanischen Tänze von Sarasate für Klavier.[4] Verdienstvoll ist außerdem sein Buch über Saint-Saëns (1891). Als Musikschriftsteller wollte Neitzel anregend und unterhaltsam sein, weniger als wissenschaftlich geschulter Kritiker wirken.
Sein reiches Musikerleben endete am 10. März 1920. Neitzel hatte vier Töchter, von denen eine am Klavier ausgebildet worden war und eine andere als Harfenistin im Orchester spielte.
Werke (Auswahl)
Kompositionen
- Musiques pour piano et chant: opus 4, 5, 11, 25-27, 33, 36, 43
- Das Leben ein Traum, Fantasie für Violine und Orchester
- Vaterland, Ode für Chor, Orchester und Orgel
Opern
- Angela (Oper), Halle 1887
- Dido (Oper), 1888
- Der alte Dessauer (Oper), 1889, Wiesbaden
- Die Barbarina (Oper), 1904, Wiesbaden
- Walhall in Not, 1905, Bremen
- Der Richter von Kaschau (Oper), 1916, Darmstadt
Schriften
- Deutscher Opernführer. Der Führer durch die deutsche Oper, Magnus-Verlag o. J., ISBN 978-3-88400-121-9
- Richard Wagners Opern. In Text, Musik und Szene, Magnus-Verlag 1983, ISBN 978-3-88400-122-6
- Der Führer durch die Oper des Theaters der Gegenwart, Text, Musik und Scene erläuternd, 3 Bände, Band 2: Richard Wagners Opern, A.G. Liebeskind, Leipzig 1890-1893
- Beethovens Symphonien - nach ihrem Stimmengehalt erläutert (mit zahlreichen Notenbeispielen), Tonger, Köln 1891
- Thematischer Leitfaden durch das Programm des 69. Niederrheinischen Musikfestes, Köln 1892.
- Camille Saint-Saëns, Harmonie Verlagsgesellschaft, Berlin 1899
- Einführung in Hauseggers Zinnober, Ahn, Köln 1898
- (mit L. Riemann), Musikästhetische Betrachtungen, Breitkopf und Härtel, Leipzig 1907, 3. Auflage: 1909
- Aus meiner Musikantenmappe - Ernstes und Heiteres, Loesdau, Berlin 1914
- Der Führer durch die Deutsche Oper, Cotta, Stuttgart 1920.
Literatur
- Eintrag in der Deutschen Biographischen Enzyklopädie
- Hans Engel: Otto Neitzel, in: Pommersche Lebensbilder, Band 1: Pommern des 19. und 20. Jahrhunderts (A. Hofmeister, Erich Randt und M. Wehrmann, Hrsg.), Sauniers, Stettin 1934, S. 391-394.
Weblinks
Commons: Otto Neitzel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Otto Neitzel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Otto Neitzel, Kniestück, Profil, mit Flügel, Fotografie von Westendorp im Archiv der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Einzelnachweise
- ↑ Neitzels Schwester Helene war Konzertsängerin, sein Bruder Erich, ein Gewerbebaurat, hat auch komponiert.
- ↑ Loeser förderte später auch das Wunderkind Severin Eisenberger.
- ↑ Otto Neitzel in der Datenbank der Akademie der Künste
- ↑ University of Rochester Items for Author Neitzel, Otto
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