- Otto Scherzer
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Otto Scherzer (* 9. März 1909 in Passau; † 15. November 1982 in Darmstadt) war ein deutscher theoretischer Physiker.
Inhaltsverzeichnis
Ausbildung
Scherzer studierte Physik an der TH München und an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München von 1927 bis 1931. An der LMU war Arnold Sommerfeld sein Doktorvater; er promovierte dort 1931. Seine Dissertation beschäftigte sich mit der Quantentheorie der Bremsstrahlung.[1] [2] Von 1932 bis 1933 war Scherzer bei der AEG Assistent Carl Ramsauers. Dort beschäftigte er sich mit Elektronenoptik [3]. Er schloss seine Habilitation 1934 ab und wurde Privatdozent und Assistent Sommerfelds an der LMU[4] [5]
Weitere Karriere
1935 geht Scherzer an die TH Darmstadt, wo er 1936 außerordentlicher Professor und Direktor der Abteilung für Theoretische Physik wird.[6] In einer 1936 veröffentlichten Arbeit beweist Scherzer, dass die Abbildungsfehler einer rotationssymmetrischen statischen und raumladungsfreien Linse für Elektronenstrahlen nicht wie bei optischen Linsen durch das richtige Design der Linse eliminiert werden können.[7] 1947 veröffentlichte Otto Scherzer einen weiteren Beitrag dazu, in der er verschiedene Möglichkeiten der Korrektur von elektronenoptischen Linsen vorstellt.[8] Scherzers Arbeiten lieferten wichtige Grundlagen zur Entwicklung von Elektronenmikroskopen.
Von 1939 bis 1945 arbeitet Scherzer am Radar beim Nachrichtenmittel-Versuchskommando der Kriegsmarine.[9] In einem Briefwechsel mit Sommerfeld vom 2. Dezember 1944 berichtet er von Kriegsschäden in Darmstadt und beschreibt seine Arbeit am Radar. [10] Von 1944 bis 1945 war Scherzer Chef des Arbeitsbereichs Funkmesstechnik im Reichsforschungsrat [11][12], der die Grundlagen- und angewandte Forschung zentral im Reichsziehungsministerium plante.[13]
Scherzer wurde 1954 als ordentlicher Professor an die TH Darmstadt berufen, wo er die Gesellschaft für Schwerionenforschung mitgründete.[14]
Auszeichnungen
- 1983: Microscopy Society of America: Distinguished Scientist Award, Physical Sciences [15]
Schriften
- mit E. Brüche: Geometrische Elektronenoptik: Grundlagen und Anwendungen. Springer, 1934.
- Über einige Fehler von Elektronenlinsen. In: Zeitschrift für Physik. Volume 101, Nummer 9–10, 1936, S. 593–603.
- Sphärische und chromatische Korrektur von Elektronenlinsen. In: Optik 2. 1947, S. 114–132.
- The Theoretical Resolution Limit of the Electron Microscope. In: Journal of Applied Physics. Volume 20, Issue 1, 1948, S. 20–29.
- Proceedings ICEM-9. Volume 3, 1978, S. 123–129.
- Eine anschauliche Ableitung der Lorentz-Transformation. In: Physik. Bl. 4(1948), S. 53-56.
- Anschauliches zum Zwillings-Paradoxon. In: Physik. Bl. 16(1960), S. 149-153.
Bibliographie
- Klaus Hentschel (Hrsg.) und Ann M. Hentschel (Hrsg. und Übersetzung): Physics and National Socialism: An Anthology of Primary Sources. Birkhäuser, 1996.
Quellen
- ↑ Mathematics Genealogy Project: Otto Scherzer – Dr. phil. Ludwig-Maximilians-Universität München, 1931. Dissertation: Über die Ausstrahlung bei der Bremsung von Protonen und schnellen Elektronen
- ↑ Sommerfeld Project: Arnold Sommerfeld an München, U, 27. November 1931
- ↑ Klaus Hentschel, 1966, Appendix F, p. XLV and Appendix D, p. XII.
- ↑ American Philosophical Society: Sommerfeld-Biografie
- ↑ Kirkpatrick, Paul; Address of Recommendation by Professor Paul Kirkpatrick, Chairman of the Committee on Awards. In: American Journal of Physics. 17, 5, 1949, S. 312–314. In diesem Artikel werden folgende Studenten Sommerfelds genannt: William Houstoun, Karl Bechert, Otto Scherzer, Otto Laporte, Linus Pauling, Carl Eckart, Gregor Wentzel, Peter Debye, and Philip Morse.
- ↑ Klaus Hentschel, 1966, Appendix F, p. XLV.
- ↑ Scherzer, Otto: Über einige Fehler von Elektronenlinsen, Zeitschrift für Physik Volume 101, Nummer 9–10, S. 593–603 (1936) zitiert in Peter Hawks – The Long Road to Spherical Aberration Correction.
- ↑ Scherzer, Otto: Sphärische und chromatische Korrektur von Elektronenlinsen, Optik 2 114–132 (1947), zitiert in Peter Hawks – Recent Advances in Electron Optics and Electron Microscopy, und in Peter Hawks – The Long Road to Spherical Aberration Correction.
- ↑ Klaus Hentschel, 1966, Appendix F, p. XLV.
- ↑ Sommerfeld Project: Otto Scherzer an Arnold Sommerfeld, 2. Dezember 1944
- ↑ Der Reichsforschungsrat wurde im März 1937 von Bernhard Rust, Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, gegründet
- ↑ Klaus Hentschel, 1966, Appendix B, p. VII und Appendix F, p. XLIV.
- ↑ Klaus Hentschel, 1966, Appendix F, p. XLV, Appendix B, pp. V-VII.
- ↑ Klaus Hentschel, 1966, Appendix F, p. XLV.
- ↑ Microscopy Society of America: MSA Distinguished Scientist Award
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