Oxalis deppei

Oxalis deppei
Glücksklee

Glücksklee (Oxalis tetraphylla)

Systematik
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Sauerkleeartige (Oxalidales)
Familie: Sauerkleegewächse (Oxalidaceae)
Gattung: Sauerklee (Oxalis)
Sektion: Ionoxalis
Art: Glücksklee
Wissenschaftlicher Name
Oxalis tetraphylla
Cav.

Glücksklee (Oxalis tetraphylla), auch Vierblättriger Sauerklee genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Sauerklee (Oxalis) in der Familie der Sauerkleegewächse (Oxalidaceae). Für die Art gibt es eine Vielzahl von Synonymen, vor allem der Name Oxalis deppei Lodd. ist immer noch regelmäßig in Gebrauch. Sie wird verbreitet als Zierpflanze genutzt.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Sich öffnende Keimblätter mit gut sichtbarer Behaarung

Der Glücksklee ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 15 bis 40 Zentimeter erreicht. Die Sprossachse wächst komplett unterirdisch und bildet Stolonen aus. Blütezeit ist von Juni bis Oktober. Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 56.[1]

Zwiebel und Wurzeln

Die Zwiebeln sind zwischen 1,5 und 3,5 Zentimeter lang und 1,5 bis 3 Zentimeter breit und bestehen aus gleichgestalteten schmal eiförmigen, rötlich braunen Zwiebelschuppen. Diese sind drüsig behaart. Die äußeren schützenden Schuppen sind breiter und am Rand hyalin und weniger behaart. Die inneren Schuppen sind dicker und speichern mehr Stärke. Werden die Zwiebeln älter, wird Calciumoxalat und Tannin in die Schuppen eingelagert.

Immer gegen Ende des Jahres bilden sich an der Spitze der Stolonen kleine blassgelbe Zwiebelchen, die sich nach zwei bis drei Jahren abschnüren. Etwa die Hälfte der Schuppen dieser Zwiebelchen dient nur zur Nährstoffspeicherung, wohingegen sich die andere Hälfte in Blätter differenzieren kann.

Zwiebeln, Zwiebelchen und Keimlinge bilden kontraktile Wurzeln aus, mit denen sie sich in den Boden ziehen können. Die Wurzeln sind unverzweigt und haben nur wenige Wurzelhaare. Sie sind nur wenig effizient in ihrer Fähigkeit zur Wasseraufnahme.

Blätter

Einzelnes vierteiliges Laubblatt

Die ein bis neun Laubblätter sind vierteilig gefingert, selten dreiteilig. Die zwischen 10 und 40 Zentimeter langen Blattstiele sind etwa ein drittel so lang wie die Blütenstandsschäfte und ebenso wie diese dünn mit zwischen 0,2 und 2 Millimeter langen, septierten (gespalten) und unseptierten Trichomen bewachsen.

Die bis zu 1 Millimeter lang gestielten Fiederblättchen sind umgekehrt dreieckig oder selten umgekehrt eiförmig und ganzrandig oder bis zu einem viertel ihrer Länge gelappt. Sie sind zwischen 20 und 65 Millimeter lang und etwa eben so breit wie lang. Die Blattoberseite ist kahl oder ebenso wie die Blattunterseite dünn mit zwischen 0,2 und 2 Millimeter langen Haaren bewachsen. Die Stiele sind grün-braun bis rötlich und behaart.

Calciumoxalateinlagerungen finden sich vor allem am distalen Blattrand, seltener sind sie willkürlich über die Blattspreite verstreut.

Blütenstände und Blüten

Fünfzählige Blüten

Die ein bis drei Blütenstandsschäfte je Pflanze weisen eine Länge zwischen 15 und 50 Zentimeter auf. Die scheindoldigen Blütenstände sind meist 6- bis 13-blütige (3 bis 22-blütige). Die Tragblätter sind zwischen 1,5 und 8 Millimeter lang und behaart oder unbehaart. Die behaarten Blütenstiele besitzen eine Länge von 8 bis 28 Millimeter. Die zwittrigen, radiärsymmetrischen, fünfzähligen Blüten weisen einen Durchmesser von etwa 2 Zentimeter auf.

Der Kelch ist orange, rötlich-schwarz oder schwarz. Die Kelchblätter sind schmal eiförmig und fünf- bis neunnervig. Sie sind kahl oder leicht behaart. Die Spitze ist abgerundet oder abgeschnitten mit zwei bis vier Calciumoxalateinlagerungen.

Die Krone ist 11 bis 20 Millimeter lang und im unteren Teil verwachsen mit zwischen 5 und 11 Millimeter langen freien Lappen. Die Kronröhre ist gelblich-grün. Die freien Kronlappen sind rosa bis karminrot.

Blütenorgane

Trimorphe Heterostylie

Die Blüten des Glücksklees sind trimorph heterostyl, das heißt dass drei verschiedene Blütentypen an einer Art vorkommen. Die Blütentypen werden beim Sauerklee nach der Länge des Griffels unterschieden (kurzgriffelige, mittelgriffelige und langgriffelige Blüten). Die Staubblätter stehen in zwei Quirlen, die der äußeren Quirls sind kürzer und die des Inneren länger. In der Mitte stehen die weiblichen Blütenorgane. Beim Glücksklee treten langgriffelige Blüten am häufigsten auf.

Bei den kurzgriffeligen Blüten sind die Staubblätter des äußeren Quirls zwischen 4 und 7 Millimeter lang und die des inneren Wirtels durchmessen 5 bis 10 Millimeter. Das Gynoeceum (die weiblichen Sexualorgane) sind 2,5 bis 4,5 Millimeter lang und der Griffel 0,5 bis 1 Millimeter. Die Narbe ist 0,3 bis 0,5 Millimeter breit.

Bei den mittelgriffeligen Blüten sind die Staubblätter insgesamt kürzer (äußerer Quirl 2–4 Millimeter, innerer Quirl 6–8 Millimeter) und Griffel, Gynoeceum und Narbe größer (Griffel 1–2,5 Millimeter, Gynoeceum 3–5 Millimeter, Narbe 0,3–0,5 Millimeter). Bei den langgriffeligen Blüten verstärkt sich dieser Trend noch (Staubblätter äußerer Quirl 2–4 Millimeter, innerer Quirl 4–6 Millimeter, Griffel 4–5 Millimeter, Gynoeceum 6–9 Millimeter, Narbe 0,3–0,4 Millimeter).

Früchte und Samen

Die vier- bis fünfsamigen, ellipsoiden, kahlen oder schwach behaarten Kapselfrüchte weisen eine Länge 5 und 12 Millimeter auf mit scharfer Spitze. Die Früchte sind etwa zu einem Viertel vom Kelch eingeschlossen. Die Samen sind bräunlich, länglich eiförmig, an den Seiten abgeflacht und zwischen 1,5 und 2 Millimeter lang sowie 0,8 bis 1,2 Millimeter breit.

Verbreitung

Verbreitungskarte

Der Glücksklee ist in Mexiko endemisch und findet sich dort auf Anuellenfluren. Die Varietät Oxalis tetraphylla var. tetraphylla ist in den Bundesstaaten Veracruz, México, Morelos und Michoacán verbreitet. Oxalis tetraphylla var. mexicana ist in Hidalgo und Guerrero heimisch, wohingegen sich Oxalis tetraphylla var. guerreroensis in den Bundesstaaten Oaxaca, Guerrero, Michoacán und Colima findet.

Es wurde von einem einzigen kleinen Vorkommen in Costa Rica berichtet, von dem aber unklar ist ob es natürlichen Ursprungs ist. Ein weiteres wahrscheinlich neophytisches Vorkommen findet sich im nordwestlichen Himalaya.[2] Die Art wurde 1837 in England als Zierpflanze eingeführt und seitdem tauchen immer wieder neophytische Bestände in Europa auf, auch in Nordamerika, Afrika und Australien existieren eingeschleppte Vorkommen. In Japan wird die Art als invasiv eingeschätzt.[3] Die Art ist wegen der unterirdischen Zwiebeln schwer zu bekämpfen, ist aber in der Regel nicht invasiv.

Systematik

Innerhalb der Gattung Sauerklee (Oxalis) wird der Glücksklee in die Sektion Ionoxalis gestellt. Am nächsten verwandt scheint Oxalis latifolia zu sein mit der die Art regelmäßig hybridisiert. Diese Hybride Oxalis latifolia x tetraphylla wurde 1919 von Knuth als Oxalis tlalpamensis beschrieben. Neuere Untersuchungen lehnen einen Artstatus für diese natürliche Hybride allerdings ab.

Die Art kennt drei allopatrische Varietäten:

  • Oxalis tetraphylla var. tetraphylla: Mit deutlich größeren Pollen als bei den anderen Varietäten und 7-10 nervigen Zwiebelschuppen. Samen mit 8 Längs- und 13 Querrippen.
  • Oxalis tetraphylla var. mexicana Denton: Mit 3-nervigen Zwiebelschuppen und glatten Samen. Die Varietät ist sympatrisch mit Oxalis decaphylla verbreitet.
  • Oxalis tetraphylla var. guerreroensis Denton: Mit 5–7-nervigen Zwiebelschuppen und Samen mit 11–12 Längs- und 14 Querrippen.

Botanische Geschichte

Illustration aus den Icones et descriptiones plantarum von Antonio José Cavanilles 1794

Oxalis tetraphylla wurde von Antonio José Cavanilles in seinen Icones et descriptiones plantarum im Jahr 1794 erstbeschrieben.[4] Der Name setzt sich aus dem altgriechischen τετρά, tetra (= vier) und φυλλον, phýllon (= Blatt), nach dem vierteiligen Laubblatt, zusammen.[5] Der Holotypus wird heute in Madrid archiviert. Er wurde entweder auf einer Expedition von 1787 bis 1803 nach Neuspanien unter der Leitung von Martin de Sessé oder auf der Expedition zwischen 1789 und 1794, die von Alessandro Malaspina geleitet wurde und ihn von Feuerland bis nach Alaska und durch den Pazifik bis Australien führte entdeckt.

Ferdinand Deppe entdeckte auf seiner von 1824 bis 1826 dauernden Mexiko-Expedition ebenfalls den Glücksklee und brachte ihn nach England, wo er von Conrad Loddiges, zu Ehren Deppes, unter von dem Namen Oxalis deppei beschrieben wurde. In England wurde die Art schnell als Zierpflanze sehr beliebt.

Carl Ernst Otto Kuntze stellte die Art 1891 in die Gattung Acetosella. Dabei unterschied er aber zwischen Acetosella tetraphylla und Acetosella deppei.

Joseph Nelson Rose stellte die Art 1906 in eine eigene Gattung Ionoxalis, die später als Sektion von Oxalis erkannt wurde. John Kunkel Small ließ ein Jahr später auch Ionoxalis deppei folgen.

Paul Erich Otto Wilhelm Knuth veröffentlichte 1919 im Notizblatt des Botanischen Gartens und Museums zu Berlin-Dahlem einen Review der Gattung Oxalis bei der die Art wieder als Sauerkleeart erkannt wurde. Später wurde Oxalis deppei dann als Synonym von Oxalis tetraphylla erkannt.

Nutzung

Von Alters her gilt das vierblättrige Kleeblatt als Glückszeichen, gemeint sind aber eigentlich Blätter von Arten der Gattung Klee (Trifolium). Echte vierblättrige Kleeblätter werden zumeist an Weiß-Klee (Trifolium repens) gefunden. Dennoch ist der Glücksklee, der ausschließlich vierblättrige Blätter ausbildet, als Zierpflanze sehr beliebt. Er wird vor allem zu Silvester und dem irischen St. Patrick’s Day verschenkt.

Die Art wird vor allem in Balkonkästen, Pflanzschalen und Einfassungen gepflanzt. Sie ist seit spätestens 1822 in Kultur. Bekannte Sorten sind 'Iron Cross' und 'Alba' mit weißen Blüten.

Die Zwiebeln lassen sich, nachdem sie einmal getrocknet wurden, wie Möhren zubereiten. Die Art hat als Speisepflanze aber nur geringe bis keine Bedeutung.[6]

Quellen

Die Informationen dieses Artikels entstammen zum größten Teil aus den folgenden Quellen:

Literatur

  • Melinda F. Denton: A Monograph of Oxalis, Section Ionoxalis in North America. Publications of the Museum Michigan State University, East Lansing 1973, S. 588–597. 
  • Alicia Lourteig: Flora of Panama, Part IV, Family 84. Oxalidaceae. In: Robert E. Woodson Jr., Robert W. Schery (Hrsg.): Annals of the Missouri Botanical Garden. 67, Nr. 1, 1980, S. 847–849 (online). 
  • Eckehardt J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt; Gerd K. Müller (Hrsg.): Rothmaler Exkursionsflora von Deutschland. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Spektrum Akademischer Verlag, Berlin Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8, S. 368. 

Einzelnachweise

  1. Clive Stace, R. van der Meijden, I. de Kort (Hrsg.): Interactive Flora of the British Isles - A digital encyclopedia. ISBN 978-90-75000-69-6, S. 3956 (online ; Stand: 5. November 2008). 
  2. B. S. Kalakoti, Y. P. S. Pangtey, G. S. Rawat: Oxalis tetraphylla Cav.: a new record for North-Western Himalaya. In: Indian Journal of Forestry. 6, Nr. 2, 1983, S. 168. 
  3. Toshikazu Mito, Tetsuro Uesugi: Invasive Alien Species in Japan: The Status Quo and the New Regulation for Prevention of their Adverse Effects. In: Global Environmental Research. 8, Nr. 2, 2004, S. 171–191. 
  4. Antonio José Cavanilles: Icones et descriptiones plantarum, quae aut sponte in Hispania crescunt, aut in hortis hospitantur. 3, Madrid 1994 (online). 
  5. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3. Auflage. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 978-3-937872-16-2, S. 637. 
  6. Anne Raver: Gourmet Vegetables: Smart Tips and Tasty Picks for Gardeners and Gourmet Cook. Brooklyn Botanic Garden, New York 2002, ISBN 978-1-889538-51-8, S. 17 (google books). 

Weblinks


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