Palais Rantzau

Palais Rantzau
Schloss Rantzau an der Parade in Lübeck...
... mit den Details der Fassade.
Palais Rantzau von der Parade aus gesehen

Schloss Rantzau ist ein neugotisches Stadtpalais im Lübecker Dombezirk, das im Kern eine mittelalterliche Domherren-Kurie enthält. Das im Volksmund auch Schloss genannte Palais befindet sich in der Kapitelstraße/Ecke Parade unweit des Lübecker Doms am ehemaligen Exerzierplatz des Lübecker Stadtmilitärs.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Der Ursprung der Domherrenkurie geht ins 13. Jahrhundert zurück, in dem im Immunitätsbereich des Lübecker Doms Häuser für die Mitglieder des Domkapitels gebaut wurden. Nur hier durften im Mittelalter im Gegensatz zum ansonsten geltenden Stadtrecht, das eine Blockbebauung vorschrieb, frei stehende Gebäude gebaut werde. Nach der ersten Erwähnung des Grundstücks 1290 wurde es durch den Domherrn Mohr erstmalig bebaut. Der Kern des Gebäudes aus dem 13. Jahrhundert hatte wohl die Form eines Wohnturmes. Aus dem 15. Jahrhundert haben sich die backsteinsichtige Rückfassade und das gotische Gewölbe im Keller erhalten. Im Erkerzimmer finden sich Reste einer Holzvertäfelung mit Wappen und der Jahreszahl 1586. Aus dem frühen 17. Jahrhundert stammen bemalte Deckenbalken und barocke Türeinfassungen im Erdgeschoss. 1760 wurde das bis dahin langrechteckige dreigeschossige Gebäude durch zwei seitliche Anbauten zu einem fast quadratischen Grundriss erweitert und erhielt so ungefähr die heutige Größe. Teil diese Umbaus war ein Saal im Obergeschoss, der 1762 von Johann Nepomuk Metz[1] aus der Stuckateursfamilie Metz in Attendorn stuckiert wurde und als der prächtigste Rokoko-Saal in Lübeck gilt.

Eigentümer und Nutzer

Es ist die letzte erhaltene von ehemals 13 mittelalterlichen Domkurien in Lübeck. Die anderen wurden nach der Säkularisierung des Hochstifts Lübeck im Reichsdeputationshauptschluss 1803 abgerissen. Auf einem der Kapitelsgrundstücke steht heute die Propsteikirche Herz Jesu, auf einem weiteren unmittelbar neben dem Palais, befindet sich das Marienkrankenhaus.

Als sich das Domkapitel 1803 auflöste, ging diese Domkurie in den Besitz der Stadt über. Der letzte Inhaber dieser Kurie war bis 1804 der Domherr und preußische Kammerherr Freiherr Franz Ludwig von Höveln. 1805 wurde die Kurie für 34.000 Mark an den Notar Nicolaus Heinrich von Evers verkauft, der sie später seinen Sohn, dem Lübecker Bürgermeister Christian Nicolaus von Evers, vererbte. Zur Zeit von Bürgermeister Evers wohnte Königin Desideria von Schweden als sein Gast bei Besuchen in Lübeck in dieser ehemaligen Kurie.

Nach dem Tod seiner Frau Amalasuntha, geb. Bothmer (1810-1856), der Erbin von Schloss Bothmer bei Klütz, erwarb Graf Kuno zu Rantzau-Breitenburg die Immobilie 1858 und ließ unter Einbeziehung der bestehenden Räume ein in Lübeck einmaliges adeliges Stadtpalais in romantisierenden, neugotischen Formen errichten, wobei Archtekturelemente wie die Verwendung von halbachteckigen Türmchen, einem Erker an der Nordwestecke, Zinnenkranz, Treppengiebel und Maßwerk den schlossartigen Charakter prägen.

1870/71 während des Deutsch-Französischen Krieges diente das Haus als Lazarett, ehe es 1875 erneut verkauft wurde und im Jahr 1900 für 115.000 Mark wieder in den Besitz der Hansestadt gelangte. Nach vorúbergehender Nutzung als Frauengewerbeschule war seit Ende der 1950er Jahre sich bis Ende der 1990er Jahre der Dienstsitz des Lübecker Amtes für Denkmalpflege. Der Rokokosaal diente als Sitzungs-und Vortragssaal.

2002 wurde das Haus von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz übernommen, die es bis 2005 restaurierte. Heute ist es Sitz der Verwaltung des Schleswig-Holstein Musikfestivals.

Literatur

  • Hartwig Beseler (Hrsg.): Kunsttopographie Schleswig-Holstein. Neumünster 1974, S. 150
  • Klaus J. Groth: Weltkulturerbe Lübeck. Denkmalgeschützte Häuser. Schmidt-Römhild Lübeck 1999. ISBN 3795012317
  • Bernhard Schlippe: Johann Nepomuk Metz und sein Lübecker Rokokosaal im Schloß Rantzau. In: Der Wagen 1961, S. 43-48
  • Kirsten Nickerl: Die Baugeschichte des Schlosses zu Rantzau in Lübeck. Kiel, Univ., M. A., 2001

Belege

  1. (1734-1804), vgl. Schlippe, S.48

Weblinks

53.86273694444410.6855137Koordinaten: 53° 51′ 46″ N, 10° 41′ 8″ O


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