Palais de la Cité

Palais de la Cité

Das Palais de la Cité auf der Île de la Cité in Paris war vom 10. bis zum 14. Jahrhundert die Residenz der französischen Könige. Der Gebäudekomplex ist heute weniger als Ganzes, sondern eher aufgrund seiner wesentlichen Teile bekannt,

Geschichte

Das Gebäudeensemble befindet sich an der Stelle, an der unter der Herrschaft des Königs Dagobert I. im 7. Jahrhundert die königliche Münzprägeanstalt errichtet wurde. Zu Beginn des 10. Jahrhunderts ließ König Robert der Fromme († 1031) hier einen Palast errichten, der für die nächsten vier Jahrhunderte das Machtzentrum Frankreichs werden sollte.

Zwischen 1244 und 1248 wurde auf Wunsch Ludwigs IX. des Heiligen vermutlich von Pierre de Montreuil der Palast um eine Kapelle, die Sainte-Chapelle ergänzt, um die kostbaren Passionsreliquien („Christi Dornenkrone“ und Teile des „Wahren Kreuzes“) aufzunehmen sowie die Spitze einer Lanze, die dem römischen Hauptmann Longinus gehört haben soll, und die der König 1237 dem lateinischen Kaiser Balduin II. abgekauft hatte. Am 26. April 1248 wurde die Kapelle der Heiligen Jungfrau Maria geweiht.

In den Jahren 1302 bis 1313 ließ König Philipp der Schöne – nachdem er feststellen musste, dass der Louvre, so wie ihn Philipp August hatte bauen lassen, für Empfänge des wachsenden Hofstaates, aber auch ausländischer Gäste, nicht mehr ausreichte – den Palast neu bauen, den er Pfingsten 1313 mit einem Fest einweihte, bei dem der englische König Eduard II., sein Schwiegersohn, anwesend war und drei Söhne Philipps zu Rittern geschlagen wurden. Bei diesen Umbauten kamen zur Tour Saint-Louis die Tour d'Argent und die Tour de César hinzu, vor allem aber die gotische Salle des Gens d'Armes (Saal der Bewaffneten). Dieser Saal hat eine Länge von 64 m, eine Breite von 27,5 m, die in vier Schiffe unterteilt wurden, und eine Höhe von 8,5 m. Der Saal diente als Essraum für die schätzungsweise 2000 Beschäftigten des Palastes, wurde aber auch als Theatersaal genutzt.

Im Jahr 1358 kam es im Rahmen des Aufstands der Jacquerie zum Überfall von Étienne Marcel und seiner Anhänger auf den Palast, bei dem zwei Marschälle des Königs getötet wurden. Als Konsequenz aus diesem Angriff und der offenbar nicht gewährleisteten Sicherheit zog die königliche Familie um, erst ins Hôtel Saint-Paul in der Nähe der Bastille, die gerade gebaut wurde, später in den erweiterten Louvre. Das Palais de la Cité überließ König Karl V. teilweise dem Parlement, das hier seine Justiz unterbrachte – und das im (neueren) Palais de Justice innerhalb des Komplexes heute noch arbeitet. (Die drei genannten Türme bekamen dann die Namen Tour Civile (für die Tour d'Argent), Tour Criminelle (für die Tour de César) und Tour des Réformateurs bzw. Tour Bonbec im Volksmund, weil hier unter der Folter die Zungen herausgeschnitten wurden - ein bon bec, Großschnabel, gemacht wurde, und die Schreie der Gefolterten angeblich noch auf der Rive Droite wahrgenommen werden konnten.

Andere Teile des einstigen Palastgebäudes wurden zum Sitz des königlichen Verwalters, einem Concierge, von dem der heutige Name eines Teils des Gebäudekomplexes abgeleitet wird. Im Jahr 1370 wurde am Eckturm des Palais die erste öffentlich sichtbare mechanische Uhr der Stadt installiert, an der Tour d'Horloge, wie er heute heißt.

Westlich des Palais, mit Blick vom Logis royal aus, das zentral in der Westfassade des Palais lag, also den Häusern auf der Cité und dem Lärm und Gestank der Stadt abgewandt, erstreckten sich die königlichen Gärten bis zur Inselspitze (die damals noch diesseits des späteren Pont Neuf lag). Diese Gärten waren mit dem Wegzug des Königs nutzlos geworden, und wurden im 16. Jahrhunderts verkauft und zur Bebauung freigegeben: von 1580 bis 1611 entstand hier die Place Dauphine.

Die Bauwerke

Der Architekt und Kunsthistoriker Eugène Viollet-le-Duc hat in seinem Dictionnaire raisonné de l'architecture française du XIe au XVe siècle unter dem Stichwort Palais eine Beschreibung des Palais de la Cité inklusive einer Planskizze (Erdgeschoss im 16. Jahrhundert) und einer Ansicht gegeben.

Darin schreibt er, dass bei Ausgrabungen zwar Reste aus gallorömischer Zeit gefunden worden seien, dass aber vom Palais selbst die ältesten Teile aus der Zeit Ludwigs des Heiligen stammen, nämlich:

  • Die Sainte-Chapelle (A – die Buchstaben beziehen sich auf die Planskizze),
  • Die Gebäudeteile am Quai de l’Horloge einschließlich der beiden Türme (B) und der Tour carrée du coin (C, heute Tour de l’Horloge), die allerdings teilweise etwas älter zu sein scheint. Das quadratische Gebäude neben der Tour carrée, die Küche, ist ein wenig jünger.
  • Die Mauern (E und E’) und die Tore im Süden und Osten, denen im 14. Jahrhundert ein Graben vorgelagert war; die letzten Reste der Mauern E’ wurden im 19. Jahrhundert für den Bau der Polizeigebäude am Quai des Orfèvres abgerissen
  • Der Donjon (G), der in der Mitte des 18. Jahrhunderts noch stand und am Ende den Namen Tour de Montgomery trug, weil hier Gabriel de Lorges, der Graf von Montgomery, eingesperrt wurde, nachdem er 1559 König Heinrich II. bei einem Turnier so schwer verletzt hatte, dass dieser wenige Tage darauf starb

Auf Philipp den Schönen (und seinen Minister Enguerrand de Marigny) gehen zurück:

  • Die Grand’salle des gens d’armes (I)
  • Das Logis royal (L), sowie
  • Die Galerie (H) zwischen Sainte-Chapelle und der Grand’salle und
  • Die Säulenhallen (K), die die einzelnen Bauwerke miteinander verbanden

Die Chambre des comptes (Rechnungshof) befand sich im Gebäude M südlich des eigentlichen Palais, das unter Ludwig XI. begonnen und unter Ludwig XII. fertiggestellt wurde. Hinter dem Rechnungshof war ein Ausfalltor (N) aus dem 14. Jahrhundert, von dem zur Zeit Viollet-le-Ducs noch Reste zu sehen waren.

Weitere Bestandteile des Palais waren: die Kapelle Saint-Michel (P) neben dem südlichen der beiden Tore und der Garten (T).

Heute existieren vom Palais noch:

  • Die Sainte-Chapelle ohne ihren dreistöckigen Anbau (V), der als Sakristei und als Aufbewahrungsort für die königlichen Urkunden diente
  • Das Erdgeschoss der Grand’salle
  • Ein beachtlicher Teil der Säulenhallen (K)
  • Die vier Türme am Quai de l’Horloge (B, C)
  • Der hintere Teil des Küchengebäudes (D) und des Saals hinter den Zwillingstürmen (B)
  • Das Logis royal in seiner ganzen Höhe

Weblinks

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