Parkfriedhof Meiningen

Parkfriedhof Meiningen
Haupteingang mit Stadtwappen von 1841 und Blick zum Ehrenhain

Der Parkfriedhof Meiningen ist der größte und bedeutendste der drei Friedhöfe in der südthüringischen Kreisstadt Meiningen. Integriert in einem weitläufigen Landschaftspark mit reichem Baumbestand fanden hier eine Reihe bekannter Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur ihre letzte Ruhestätte, darunter mit Herzog Georg II. der berühmteste Bürger der Stadt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Von 1835 bis 1838 ließ die Stadt den neuen Parkfriedhof an einem leicht ansteigenden Berghang östlich des Stadtzentrums und der Werrabahn als Ersatz für den später stillgelegten Gottesacker im Englischen Garten anlegen. Es entstand gleichzeitig das neugotische Eingangsgebäude mit der Leichenhalle, erbaut vom Architekten August Wilhelm Döbner. Die offizielle Einweihung des Friedhofes fand am 12. August 1841 statt. Im Jahr 1870 legte man abgegrenzt in einem schmalen Streifen am Nordrand den jüdischen Friedhof an. Um 1880 gestalteten die Hofgärtner Vieweg-Franz und Grau die Ruhestätte zu einem Parkfriedhof um. Am 2. Oktober 1885 weihte man die Friedhofskapelle, ein Werk des Architekten Erwin Theodor Döbner ein. In den Jahren 1911 bis 1912 wurde das Krematorium erbaut.

Im Parkfriedhof
Der Ehrenhain

Am 13. Juli 1924 fand die Weihe des zentralen Denkmals im Ehrenhain statt, das zur Erinnerung der Gefallenen des Ersten Weltkrieges nach einem Entwurf von Karl Behlert errichtet wurde. 1944 erfolgte die letzte Beisetzung auf dem jüdischen Friedhof. Ein amerikanischer Luftangriff auf Meiningen am 23. Februar 1945 zerstörte große Teile des Friedhofes mit der Kapelle und dem Krematorium. Während man das Krematorium kurz danach in einfacher Form wieder aufbaute, war die Kapelle für immer verloren. Nahe dem ehemaligen Kapellenstandort ließ die Sowjetarmee später ein bis heute bestehendes sowjetisches Ehrenmal erbauen, in dem die Gräber von acht sowjetischen Zwangsarbeitern integriert sind. Auch errichtete die Stadt eine Gedenkstätte für die Meininger Bombenopfer des Zweiten Weltkrieges. Fünf Grabstätten mit Gedenktafeln erinnern an fünf Polen, die im Zweiten Weltkrieg nach Deutschland verschleppt und Opfer von Zwangsarbeit wurden.

Nach der politischen Wende wurden Gedenksteine für die gefallenen Soldaten der in Meiningen stationierten Wehrmachtseinheiten (1993) und für die Opfer von Flucht und Vertreibung (1999) eingeweiht sowie der Ehrenhain durch den „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ neu gestaltet. Die Stadt ließ weiterhin zwei Gedenksteine für die Opfer der sowjetischen Militärjustiz errichten. Einer erinnert an 49 politische Häftlinge, die in den Jahren 1950 bis 1952 in der Strafanstalt Untermaßfeld an Hunger und Krankheiten verstarben.

1991 entstand ein neues Funktionsgebäude auf dem Friedhof. 2007 legte die Stadt am Standort der ehemaligen Kapelle ein Gräberfeld für anonyme Urnenbeisetzungen an. Der zirka zehn Hektar große Parkfriedhof mit seinen weitverzweigten, verschlungenen Haupt- und Nebenwegen hatte 2007 einen Baumbestand von 758 Großbäumen.

Grabdenkmäler bekannter Persönlichkeiten

Neben dem Herzogspaar Georg II. und Helene Freifrau von Heldburg mit einer sehenswerten Grabanlage fanden viele weitere bekannte Persönlichkeiten auf dem Meininger Parkfriedhof ihre letzte Ruhestätte.
Darunter befinden sich der Dichter und Bibliothekar Ludwig Bechstein (1801-1860), die Schwester von Friedrich Schiller Christophine Reinwald (1757-1847), der Dichter Rudolf Baumbach (1840-1905), der Musiker Richard Mühlfeld (1856-1907), der Komponist Günter Raphael (1903-1960), der Regisseur Max Grube (1854-1934), der Architekt Karl Behlert (1870-1946), der Intendant Ludwig Chronegk (1837-1891), der Gründer der Bank für Thüringen Gustav Strupp (1851-1918), die Direktoren der Deutschen Hypothekenbank Bernhard Hessner (1856-1960) und Ludwig Kirchner (1858-1914) und die Prinzen und Prinzessinnen von Sachsen-Meiningen Ernst (1895-1914), Marie Elisabeth (1853-1923), Ernst der Ältere (1859-1941) und Katharina Freifrau von Saalfeld (1874-1945).

Weblink

Quelle

  • Stadt Meiningen: Der Meininger Parkfriedhof, Broschüre, 2008.
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