Englischer Garten (Meiningen)

Englischer Garten (Meiningen)
Blick über den Großen Teich

Der Englische Garten ist ein Landschaftspark im Zentrum der südthüringischen Kreisstadt Meiningen.

1782 ließ Herzog Georg I. von Sachsen-Meiningen den Park nördlich der Altstadt anlegen. Er ist einer der ältesten und sehenswertesten innerstädtischen Landschaftsparks in Deutschland.

Der Englische Garten in Meiningen steht unter Denkmalschutz. Er gehört zu den wenigen Parkanlagen in Deutschland, die dem ursprünglichen Ideal eines englischen Landschaftsparks noch gerecht werden. So wurde Anfang 2007 vom englischen Landschaftsarchitekten Michael Dane ein Rahmenplan zur Erhaltung und Sanierung des Parks erarbeitet, der in den nächsten Jahrzehnten so weit wie möglich umgesetzt werden soll.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Mit rund 12 Hektar bildet der Englische Garten den geografischen Mittelpunkt der bebauten Fläche von Meiningen. Der rechteckig angelegte Park wird von vier repräsentativen, mit Villen und attraktiven Großbauten gesäumten Straßenzügen umschlossen. Während im Osten die Lindenallee, im Süden die Marienstraße und im Norden die Charlottenstraße direkt an den Park grenzen, sind die Gebäude der westlich gelegenen Bernhardstraße teilweise in die Parklandschaft integriert. Das Große Palais hat aus diesem Grund zur Straßen- und zur Parkseite reich verzierte Fassaden und dessen Garten geht allmählich in der Park über. Die Rückfront des Meininger Theaters wurde nach der Straßenfront des 1908 abgebrannten Hoftheaters stilisiert und fügt sich so ansehnlich in den Park ein.

Sichtachse zum Großen Palais

Der Park

Die Parklandschaft ist leicht hügelig. In ihr befinden sich mit dem Großen Teich (Eisteich) und dem Kleinen Teich (Schwanenteich) zwei künstlich angelegte Gewässer, die mit einem Kanal verbunden sind. Die Teiche haben drei kleine Inseln, auf denen Grabmale für Mitglieder der Meininger Herzogsfamilie errichtet wurden. Mehrere Brücken überspannen den Kanal und die Wasserzuläufe. Zwei Hauptwege und zahlreiche Verbindungs- und Spazierwege erschließen den Park für seine Besucher. Der Baumbestand im Park belief sich im Jahr 2007 auf 792 Großbäume.

Im Englischen Garten existieren mehrere Sichtachsen, so zwischen der ehemaligen Meierei und dem Großen Palais, zwischen der Meierei und dem Großen Teich und den künstlichen Ruinen und eine zwischen Gruftkapelle und Großes Palais.

Herzogliche Gruftkapelle

Geschichte

Herzog Georg I. ließ ab 1782 den Englischen Garten nördlich der Stadt anlegen, der in den folgenden Jahrzehnten von der wachsenden Stadt komplett umschlossen wurde. In drei Generationen war für die Gestaltung und Pflege die Hofgärtnerfamilie Buttmann (Siegmund Friedrich B., Karl Ludwig B. und Theodor B.) verantwortlich.

Bereits in den ersten Jahren entstanden im Park eine Reihe von Kleinarchitekturen, die dem Zeitgeist entsprechend zum Verweilen einladen sollten. Dies waren der im asiatischen Stil gebaute „Tempel der Harmonie“, die „Eremitage“, das „Blaue Haus“, die „Fischerhütte“ und eine Orangerie. Dazu gehörte auch ein Komplex von künstlichen gotischen Ruinen, die bis heute nahezu unverändert erhalten sind. Die anderen Gebäude verschwanden im Laufe des 19. Jahrhunderts wieder. Die Orangerie wurde mehrmals verlegt und existierte bis 1945.

Denkmal für Jean Paul

Eine schnurgerade Achse im Park bildete die 1838 gebaute Kaiserallee (heute Lindenallee). Die breite, vierreihig mit Linden bepflanzte Straße ist seit dem Bau der Werrabahn 1856 die östliche Begrenzung der Parkanlage. Der Werrabahn fielen auch östliche Teile des Parks mit der Meierei zum Opfer. 1894 wurde der bereits 1841 aufgegebene alte Friedhof mit der herzoglichen Gruftkapelle in die Parklandschaft integriert, dessen Größe seitdem unverändert ist.

Während der DDR-Zeit wurde der Park in Goethepark umbenannt, weil offenbar „Englischer Garten“ zu westlich und feudal klang. Goethe weilte zwar oft dienstlich in Meiningen, nahm aber auf die Gestaltung des Parks keinerlei Einfluss. 1990 bekam der Park seinen ursprünglichen Namen zurück.

Bauten, Brunnen und Denkmäler

Der Bechsteinbrunnen

Im südlichen Parkteil findet der Besucher die herzogliche Gruftkapelle, erbaut 1839 von August Wilhelm Döbner im neugotischen Stil, und Grabstätten des alten Friedhofs. Die Kapelle, einst Ruhestätte der herzoglichen Familie, beherbergt heute eine Ausstellung zur Geschichte des Parks. Das neuerbaute Kulissenhaus und das Restaurant des Theaters prägen den westlichen Teil. Zum Englischen Garten gehören weiterhin künstliche Ruinen einer gotischen Burg.

Denkmalanlage „Johannes Brahms“

Als Brunnen sind der „Schwanenbrunnen“ (1835), der „Fischknabenbrunnen“, die beiden Brunnen der „Brahms–Denkmalanlage“ und der vom Bildhauer Robert Diez geschaffene „Bechsteinbrunnen“ (1909) zu nennen. Der Letztere ist dem Märchendichter Ludwig Bechstein gewidmet.

Für die Hofgärtnerfamilie Buttmann, namentlich Siegmund Friedrich Buttman, Karl Ludwig Buttmann und Theodor Buttman, ließ das Herzoghaus einen Gedenkstein an einem Hauptweg nördlich des Großen Teiches errichten. Im Park gibt weiterhin Denkmale für Jean Paul (errichtet 1865) und Max Reger (1935) und die erste in Deutschland für Johannes Brahms erbaute Denkmalanlage (1899). Eine Siegessäule aus dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 (errichtet 1878 von Erwin Doebner) und das Denkmal für Bernhard II. (1903) wurden 1949 durch Bilderstürmerei teilweise zerstört. In den 1950er Jahren weihte die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes einen Gedenkstein mit einem Kopfrelief von Ernst Thälmann zu Ehren der Opfer des Faschismus ein.

Kulissen für Faust II im Großen Teich (2007)

Kultur und Freizeit

Durch seine Lage mitten in der Stadt, umgeben von verkehrsreichen Straßen ist der Englische Garten ein Musterbeispiel für eine städtische „grüne Oase“, die von vielen Bürgern zur Entspannung genutzt wird. Das Meininger Theater feiert rund um den Großen Teich seine Sommernachtsbälle. Weiterhin führt es hier beim „Meininger Sommerspiel“ und anderen Anlässen Theaterstücke auf. So fand im Mai 2007 ein Teil der Faust II – Inszenierung am Großen Teich statt.

Literatur

  • Reißland/Heinritz: Meininger Ansichten, Staatliche Museen Meiningen, 1982.
  • FW Meininger Tageblatt – Meininger Mediengesellschaft, April 2007.
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