- Pasquale Stanislao Mancini
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Pasquale Stanislao Mancini (* 17. März 1817 in Castel Baronia, Provinz Avellino; † 26. Dezember 1888 in Rom), selten auch Pascal Mancini, war ein italienischer Jurist, Journalist und Politiker, der dem in Neapel ansässigen Zweig der italienischen Adelsfamilie Mancini entstammte. Er wirkte als Professor an den Universitäten Turin und Rom und gehörte mehreren italienischen Regierungen als Minister für verschiedene Geschäftsbereiche an. Darüber hinaus war er Mitbegründer des Institut de Droit international sowie dessen erster Präsident. Er trug damit zur Entstehung des modernen Völkerrechts bei und gilt außerdem als wichtige politische Persönlichkeit des Risorgimento, der Bewegung für einen unabhängigen und vereinten italienischen Nationalstaat im 19. Jahrhundert.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Pasquale Stanislao Mancini wurde 1817 in der Provinz Avellino geboren und studierte an der Universität Neapel Rechtswissenschaften. Bereits während dieser Zeit betätigte er sich auch journalistisch. Er stieg schnell in höhere gesellschaftliche Positionen auf und wurde 1848 Mitglied des neapolitanischen Parlaments. Im gleichen Jahr spielte er eine wichtige Rolle bei der Entscheidung von Ferdinand II., dem König von Neapel und beider Sizilien, in die Auseinandersetzungen mit Österreich in Oberitalien einzugreifen. Eine Beteiligung an der neapolitanischen Regierung lehnte er zweimal ab. Nach dem Sieg der reaktionären Kräfte übernahm er während der Bourbon-Herrschaft zunächst die Verteidigung politischer Gefangener aus dem liberalen Lager, floh dann jedoch unter dem Druck einer drohenden Inhaftierung nach Piemont. Hier wurde er 1849 Professor für internationales Recht an der Universität Turin und Lehrer von Umberto I., dem späteren König Italiens. Ab 1860 gehörte er als Deputierter von Ariano dem italienischen Parlament an und begann zu dieser Zeit, die rechtlichen Grundlagen einer Vereinigung der italienischen Provinzen in einem gemeinsamen Nationalstaat auszuarbeiten. Zwei Jahre später wurde er Minister für Volksbildung im Kabinett von Urbano Rattazzi und setzte sich für die Abschaffung der Todesstrafe ein. Ab 1872 war er Professor an der Universität Rom und beschäftigte sich vorwiegend mit Fragen des Völkerrechts und der zwischenstaatlichen Konfliktlösung. Im September 1873 war er als einer von elf Juristen aus verschiedenen Ländern an der Gründung des Institut de Droit international (Institut für Völkerrecht) beteiligt und wurde dessen erster Präsident.
Im März 1876 kehrte er in die nationale Politik zurück, als er unter Ministerpräsident Agostino Depretis Justiz- und Kultusminister wurde. Aufgrund seiner liberalen Überzeugungen setzte er während seiner zweijährigen Amtszeit unter anderem eine Ausweitung der Pressefreiheit, ein neues Strafgesetzbuch, ein Gesetz über den obligatorischen Unterricht sowie die Abschaffung des Kirchenzehnt und von Haftstrafen für Schuldner durch. Nach seinem Rückzug aus dem Ministeramt im März 1878 war er als Anwalt tätig. 1881 wandte er sich erneut der Politik zu, als nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Benedetto Cairoli erneut Agostino Depretis die Regierung übernahm. Infolge dessen war Pasquale Stanislao Mancini von Mai 1881 bis Oktober 1885 italienischer Außenminister. Obwohl er ein Bündnis Italiens mit Österreich und Deutschland zunächst nicht explizit unterstützte, begleitete er König Umberto I. nach Wien zu den Verhandlungen, die im Mai 1882 zur Vereinbarung des Dreibundes führten. Nach als indiskret bewerteten öffentlichen Äußerungen zum Dreibund und aufgrund der Ablehnung der von ihm eingeleiteten italienischen Kolonialpolitik trat er im Juni 1885 zurück. Sein Nachfolger im Amt des Außenministers wurde Carlo Felice Nicolis Robilant. Ab 1884 war er führend an der Erarbeitung der Enciclopedia Giuridica Italiana beteiligt, einer Spezialenzyklopädie zum damaligen italienischen Rechtssystem.
Gräfin Laura Beatrice Mancini, die Ehefrau von Pasquale Stanislao Mancini, war als Dichterin aktiv und mit dem deutschen Maler Karl Friedrich Fries befreundet, dem sie oft Modell stand. Ihre gemeinsame Tochter Grazia Pierantoni-Mancini, wie ihre Mutter eine Dichterin und Schriftstellerin, war verheiratet mit dem Juristen Augusto Pierantoni, der ebenfalls an der Gründung des Institut de Droit international beteiligt war.
In der italienischen Hauptstadt Rom, in der Pasquale Stanislao Mancini im Jahr 1888 starb, trägt ihm zu Ehren die Straße Via Pasquale Stanislao Mancini seinen Namen.
Werke (Auswahl)
- Della nazionalita come fondamento del dritto delle genti prelezione al corso di dritto internazionale e marittimo. Turin 1851
- Processo per diffamazione contro il giornale Il Fischietto tribunale correzionale di Torino. Genua 1855
- Per l'Abolizione della Pena di Morte. Turin 1865
- Diritto internazionale: prelezioni con un saggio sul Machiavelli. Neapel 1873
- Sommi Lineamenti di una Storia Ideale della Penalità. Rom 1874
- Della Vocazione del nostro Secolo per la Riforma e la Codificazione del Diritto delle Genti, e per l'Ordinamento di una Giustizia internazionale. Rom 1874
- Enciclopedia Giuridica Italiana. Mailand, 1884–1892
- Discorsi Parlamentari. Rom 1893–1897
Literatur
- Mancini, Pasquale Stanislas. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 11, Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1892, S. 177.
- Mancini, Pasquale Stanislao. In: Brockhaus’ Konversationslexikon. Bd 11. 14. Aufl. Leipzig 1893–1897, S. 542.
- Mancini, Pasquale Stanislao. In: Encyclopædia Britannica. 11. Auflage. Bd 17. London 1910–1911, S. 544.
- Peter Macalister-Smith: Bio-Bibliographical Key to the Membership of the Institut de Droit International, 1873–2001. In: Journal of the History of International Law. 2, 2003, 1, ISSN 1388-199X, S. 77–159.
Weiterführende Veröffentlichungen
- Erik Jayme: Pasquale Stanislao Mancini: Internationales Privatrecht zwischen Risorgimento und praktischer Jurisprudenz. Buchreihe: Abhandlungen zur rechtswissenschaftlichen Grundlagenforschung. (Band 45). Gremer, Ebelsbach 1980, ISBN 3-88-212020-7
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