- Paul Julius Reuter
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Paul Julius Freiherr von Reuter (Baron Reuter; * 21. Juli 1816 in Kassel; † 25. Februar 1899 in Nizza; eigentlich Israel Beer Josaphat) war ein deutscher Unternehmer. Bekannt ist er vor allem als Begründer der Nachrichtenagentur „Reuters Telegraphic Comp. Incorporated“.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Er wurde als Sohn des aus Witzenhausen stammenden jüdischen Händlers und Rabbiners Samuel Levi Josaphat und dessen Frau Betty, geb. Sanders, geboren. Er wuchs in der Kasseler Altstadt auf. Sein Geburtshaus stand an der Ecke Druselgasse/Mittelgasse. In Kassel begann er eine kaufmännische Lehre, wurde Bankkaufmann, lernte in Göttingen den Mathematiker Carl Friedrich Gauß kennen, der den Physiker Wilhelm Eduard Weber bei seinen Experimenten unterstützte, die Voraussetzung für die Entwicklung der elektrischen Telegraphie waren. 1840 zog Josaphat nach Berlin, 1845 konvertierte er in London zum Christentum und nahm nach der Taufe den Namen Paul Julius Reuter an.
In Berlin heiratete er die Bankierstochter Ida Maria Magnus. Er kaufte sich in ein angesehenes Verlagshaus mit Buchhandlung ein – „Reuter und Stargardt“. Durch das Publizieren demokratischer Schriften während der gescheiterten bürgerlichen Revolution von 1848/49 war Reuter in Berlin bedroht, er entzog sich dem Zugriff der preußischen Polizei durch Emigration nach Paris.
Während sich die Telegrafie entwickelte, gründete Reuter eine Nachrichtenagentur in Aachen, die Nachrichten zwischen Brüssel und Aachen mit Brieftauben übertrug. Dies war das fehlende Glied zwischen Berlin und Paris. Die Brieftauben waren viel schneller als die Post, somit hatte Reuter schnelleren Zugriff auf Nachrichten aus der Pariser Börse. Im Jahre 1851 wurden die Brieftauben durch eine direkte Telegraphenlinie ersetzt, als eine telegraphische Verbindung zwischen Großbritannien und dem europäischen Kontinent durch den Ärmelkanal errichtet wurde. Dieses Bindeglied wurde auf dem südwestlichen Ufer von Irland, in Cork, im Jahre 1863 erweitert. Schiffe aus Amerika warfen Kanister mit Nachrichten in das Meer. Die Nachricht telegraphierte man nach London. Dadurch wurde Reuter zum erfolgreichsten Agenturgründer der Geschichte. Er versah nach der Entwicklung der Telegraphie alle wichtigen Städte der Welt mit eigenen Korrespondenten und Agenturen und verfügte letztlich mit seiner Aktiengesellschaft „Reuters Telegraphic Comp. Incorporated“ über ein Nachrichtenmonopol. 1871 wurde er vom Herzog Ernst II. zu Sachsen-Coburg und Gotha in den erblichen Adelsstand eines Freiherrn erhoben. Zwei Jahrzehnte später erhielt er von der britischen Königin Victoria den Titel eines Barons.
1872 erhielt er von Naser al-Din Schah eine Konzession zur wirtschaftlichen Entwicklung Persiens, die das exklusive Recht zum Bau aller Eisenbahnen und Dämme, die Regulierung der Flüsse für die landwirtschaftliche Nutzung und die Ausbeutung aller Bodenschätze mit Ausnahme der Gold- und Silberminen einschloss. Reuter wurde ferner eine Bevorzugung für die Konzession zur Errichtung von Banken und Fabriken aller Art zugesagt. Das für die Umsetzung dieser Konzession benötigte Kapital konnte Reuter allerdings nicht aufbringen, nachdem die britische Regierung sich geweigert hatte, eine entsprechende finanzielle Garantie für die Investitionen in Persien zu übernehmen. Die Konzession wurde 1873 wegen des Protests Russlands widerrufen. Als Ausgleich erhielt Julius Reuter eine Konzession zur Gründung der Imperial Bank of Persia, die neben der allgemeinen Tätigkeit als Geschäftsbank auch die Ausgabe persischer Banknoten bis zur Gründung einer iranischen Zentralbank übernahm.[1]
1940 drehte William Dieterle unter dem Titel A Dispatch from Reuters (dt. Ein Mann mit Phantasie) eine Filmbiografie mit Edward G. Robinson als Paul Julius Reuter.
Der Paul Julius Reuter Innovation Award wurde zum 100. Todestag des Firmengründers Paul Julius Reuter am 25. Februar 1999 an der Universität Siegen ins Leben gerufen.[2]
Literatur
- Gerd Kulle et al.: Paul Julius von Reuter. Pionier des weltweiten Nachrichtenwesens. Kassel trifft sich, Kassel erinnert sich in der Stadtsparkasse. Deutscher Sparkassenverlag, Stuttgart 1978, 67 S.
- Ludwig Julius Fränkel: Reuter, Paul Julius Freiherr von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 53, Duncker & Humblot, Leipzig 1907, S. 319–321.
Weblinks
Einzelnachweise
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