- Paul Riege
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Paul Riege (* 27. April 1888; † 1980) war ein deutscher Polizeigeneral und SS-Gruppenführer im Zweiten Weltkrieg. Er war Befehlshaber der Ordnungspolizei (BdO), unter anderem im besetzten Norwegen, Polen und Tschechien. Er verfasste einen Ratgeber für Polizisten sowie populärwissenschaftliche Abhandlungen zur Polizeigeschichte, die sowohl in der Zeit des Nationalsozialismus als auch in der Bundesrepublik in vielen Auflagen gedruckt wurden.
Leben
Paul Riege nahm am Ersten Weltkrieg von 1914 an teil, er wurde unter anderem mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse ausgezeichnet. In der preußischen Polizei in Berlin brachte er es bis zum Major.[1] Er trat nach der „Machtergreifung“ in die NSDAP ein (NSDAP-Mitglieds-Nr. 2658727), später auch in die SS (SS-Mitgliedsnummer 323872).
Riege war von April 1940 an – direkt nach der Besetzung Norwegens – BdO in Oslo. Im Oktober 1940 wurde er dort von Generalmajor der Polizei August von Meyszner abgelöst. Sein direkter Vorgesetzter war der HSSPF Nord/Norwegen, SS-Obergruppenführer Fritz Weitzel, der im Juni 1940 von HSSPF SS-Obergruppenführer Wilhelm Rediess abgelöst wurde, der diese Position bis Kriegsende innehatte.
Ab Oktober 1940 löste Riege als BdO Ost/Generalgouvernement mit Standort in Krakau den Generalmajor der Polizei Herbert Becker ab.[2] Sein Vorgesetzter HSSPF war der SS-Obergruppenführer Friedrich-Wilhelm Krüger. Im August 1941 wurde Riege als BdO zum HSSPF Böhmen-Mähren, SS-Obergruppenführer Karl Hermann Frank, nach Prag versetzt, sein Nachfolger als BdO in Krakau war Oberst Rudolf Mueller-Boenigk.
Rieges Vorgänger in Prag war Generalmajor der Polizei Otto von Oelhafen. Rieges Dienstzeit in Prag war nach dem Attentat auf Heydrich von internen Reibereien zwischen Frank und Daluge geprägt, letzterer war zum Nachfolger Heydrichs ernannt worden. Nach Franks Urteil war Riege „zwar ein guter Polizeioffizier, aber ein sehr schlechter Politiker und ein politisches Kind“.[3] Riege unterstützte das auf Heydrichs Tötung folgende Massaker von Lidice durch Abkommandierungen von über 200 Mann der Ordnungspolizei. Im September 1943 wurde Riege nach Differenzen mit Frank seines Amtes enthoben und von Generalleutnant der Polizei Ernst Hitzegrad abgelöst.[3]
Nach Kriegsende lebte Riege im nördlichen Niedersachsen. Im 1948 gegründeten Bund der verdrängten Beamten im Deutschen Beamtenbund (Verbaost), einer Vereinigung von Beamten, die aufgrund von Flucht und Vertreibung oder im Rahmen der Entnazifizierung ihre Anstellung verloren hatten, war Riege Vorsitzender des Fachausschusses „Polizeigeschichte“ in der Fachgruppe Polizei. Die Bildung dieses Fachausschuss wurde vermutlich durch den vormaligen SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Ordnungspolizei Adolf von Bomhard angeregt.[4] Besonders mit seiner Kleinen Polizei-Geschichte, zwischen 1954 und 1966 in mindestens drei Auflagen erschienen,[5] versuchte Riege ein Bild der „sauberen Schutzpolizei“ zu zeichnen.[6]
Rieges zusammen mit Karl Lautenschläger verfasste Schrift Polizei : Schutz, Ordnung, Sicherheit ; Dienstliche Winke für den Straßenpolizeibeamten (Kameradschaft, Berlin 1942) wurde nach Kriegsende in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[7]
Weblinks
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Commons: Paul Riege – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
- ↑ Eric A. Johnson: Urbanization and crime: Germany 1871–1914. Cambridge University Press, Cambridge 1995, S. 21 und Fußnote 19. ISBN 0-521-47017-X.
- ↑ Stefan Klemp: „Nicht ermittelt“. Polizeibataillone und die Nachkriegsjustiz. 2. Auflage, Klartext Verlag, Essen 2011, ISBN 978-3-8375-0663-1, S. 60.
- ↑ a b Jan Björn Potthast: Das jüdische Zentralmuseum der SS in Prag - Gegnerforschung und Völkermord im Nationalsozialismus. Campus-Verlag, Frankfurt am Main 2002, S. 248 und Fußnote 204. ISBN 3-593-37060-3.
- ↑ Stefan Noethen: Alte Kameraden und neue Kollegen: Polizei in Nordrhein-westfalen 1945–1953. Klartext-Verlag, Essen 2003, S. 488. ISBN 3898611108.
- ↑ Paul Riege: Kleine Polizei-Geschichte. Verlag für Polizeiliches Fachschrifttum, Lübeck 1954. (Erneute und erweiterte Auflagen 1959 und 1966.)
- ↑ Dieter Schenk: Auf dem rechten Auge blind: die braunen Wurzeln des BKA. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2001, S. 296. ISBN 3-462-03034-5.
- ↑ http://www.polunbi.de/bibliothek/1948-nslit-q.html
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