Paul Volcker

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Paul Volcker

Paul Adolph Volcker (* 5. September 1927 in Cape May, NJ, USA) war von August 1979 bis August 1987 Vorsitzender (Chairman) des Federal Reserve System der Vereinigten Staaten von Amerika, nachdem er von 1975 an bereits der Federal Reserve Bank of New York vorgestanden hatte. Er war Vorsitzender des Anfang 2009 gegründeten President's Economic Recovery Advisory Board des amerikanischen Präsidenten Barack Obama. Auf den 6. Februar 2011 legte Volcker sein Amt nieder.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

In Volckers Amtsperiode als Fed-Vorsitzender fiel die Beendigung der Hochinflationsperiode (Stagflation) in den Vereinigten Staaten Ende der 1970er, Anfang der 80er Jahre. Die dabei eingesetzten außerordentlich hohen Leitzinsen (zeitweise über 20 Prozent) führten jedoch auch zu großen Protestaktionen, da sie bremsenden Einfluss auf die Entwicklung z. B. des Bau- und Agrarsektors hatten und zu einer höheren Arbeitslosigkeit führten. Die Inflation, die Anfang 1980 bis zu 15 Prozent betragen hatte, konnte jedoch unter Kontrolle gebracht werden. Volckers Geldpolitik und die dadurch verursachte Rezession wird als wesentlicher Faktor bei der Wahlniederlage des amtierenden Präsidenten Jimmy Carter gegen Ronald Reagan im Jahr 1980 betrachtet.[2]

Seine vorherige Laufbahn führte über die Federal Reserve of New York, die Chase Manhattan Bank und das Finanzministerium der USA (United States Treasury Department), wobei er in letzterem eine entscheidende Rolle bei der Aufgabe des Goldstandards nach dem Bretton-Woods-System spielte.

Auf seine Laufbahn vorbereitet wurde er unter anderem durch Studium an der Princeton, der Harvard University und an der London School of Economics and Political Science der London University. Neben seiner Tätigkeit bei der Fed war er an ersterer Universität seit 1975 Senior Fellow.

Paul Volcker war 2004/5 Leiter des IIC (Independent Inquiry Committee Into the UN Oil-For-Food Programme), welches als unabhängige Institution die Vorgänge des Skandals um das Öl-für-Lebensmittel Programmes untersuchte.

Neben Austan Goolsbee, Jason Furman, Jeffrey Liebman und Robert Rubin gehört Volcker heute auch zum wirtschaftspolitischen Beraterstab Barack Obamas. Seit dem Sommer 2008 zog Obama Volcker mehrfach als Berater in Bezug auf die Finanzkrise in den USA zu Rate.[3]

Er ist Ehrendoktor der Finanzuniversität der Regierung der Russischen Föderation.

Volcker-Regel

Form und Inhalt

In einer Rede vom 21. Januar 2010 hat US-Präsident Barack Obama seine Absicht angekündigt, die großen Banken nicht nur stärker zu regulieren, sondern auch deren Eigenhandelstätigkeit zu beschränken.[4] Die somit von Präsident Obama übernommene[5], nach Volcker benannte Volcker-Regel fordert:

  • Finanzinstitute sollen ihre spekulativen Anlagegeschäfte auf Kundenaufträge beschränken und dürfen selbst keine riskanten Positionen zu Spekulationsgeschäften auf eigene Rechnung eingehen.[6]

"Geschäftsbanken in Amerika und anderen Ländern werden durch ein Sicherheitsnetz geschützt, sie haben Zugang zur Zentralbank und in den meisten Ländern zu einem Einlagensicherungssystem. Die zentrale Frage ist doch, ob auch die Institute Unterstützung durch den Staat, den Steuerzahler genießen sollen, die auf eigene Rechnung spekulative Geschäfte machen. Geschäftsbanken haben eine wichtige Aufgabe im Wirtschaftsleben. Sie müssen geschützt werden."[7]

In einem Brief vom 19. Mai 2010[8] hat Volcker ausdrücklich das Merkley-Levin Amendment zur sog. Dodd Bill [9] unterstützt.

In der wirtschaftswissenschaftlichen Diskussion

Der Ökonom Ignazio Angeloni argumentiert, dass die Volcker-Regel weder notwendig noch hinreichend sei, um die finanziellen Risiken im Bankensektor zu beseitigen. Die Risiken der letzten Jahre seien vornehmlich im Nichtbankensektor (LTCM, Investmentbanken, Versicherungsgesellschaften) entstanden. Es sei indes am wichtigsten, für eine systemdurchgängig einheitliche Regulierung zu sorgen.[10] Paul Krugman sieht nicht in der Größe einer Bank das Problem, sondern darin, dass sog. "Schattenbanken" nicht unter die Bankenaufsicht und Bankenregulierung fallen.[11]

George Soros befürwortet die im US-Senat diskutierten Pläne, die Banken zwingen würden, das Derivate-Geschäft von ihren übrigen Aktivitäten zu trennen.[12]

Politische Implementation

Wie die New York Times berichtet, ist Goldman Sachs daran interessiert, dass die derzeitigen wie künftige Behinderungen ihres Unternehmens bezüglich des Derivate-Handels aufgehoben werden. Aufgrund des laufenden Gerichtsverfahrens werden ihre erheblichen Lobby-Aktivitäten von Regierungsseite und Politikern der Regierungspartei öffentlich abgewiesen.[13]

Der neue sog. "Dodd/Frank Act"[14] verbietet Banken, auf eigene Rechnung riskante Wetten abzuschließen. Im Gegenzug wurden begrenzte Anlagen in Hedgefonds und in Private Equity zugestanden.[15]

Volcker selbst ist nicht überzeugt davon, dass das neue Gesetz weit genug geht, um eine erneute Bankenkrise zu verhindern.[16]

Einzelnachweise

  1. Obama sucht mehr Rat in: Frankfurter Rundschau vom 21. Januar 2011
  2. Daniel D. Eckert: Weltkrieg der Währungen. FinanzBuch-Verlag, München 2010 ISBN 978-3-89879-595-1 S. 67ff.
  3. Vgl. Ingar Solty (2008): Das Obama-Projekt: Krise und charismatische Herrschaft. Hamburg: VSA
  4. Full text: Obama on financial risk-taking. Financial Times, 21. Januar 2010.
  5. Kevin Drawbaugh, Carol Bishopric: White House recommits to "Volcker rule" bank trade ban. reuters, 23. Februar 2010.
  6. Edward Luce, Tom Braithwaite: ‘Volcker rule’ takes bankers by surprise.
  7. Volckers Interview mit Manfred Schäfers: „Höhere Inflationsziele sind einfach nur Unsinn.“ FAZ, 10. März 2010.
  8. Brief Volckers an die Senatoren Merkley und Levin, 19. Mai 2010.
  9. Greg Hitt, Damian Paletta: Senate Passes Finance Bill. The Wallstreet Journal, 21. Mai 2010.
  10. Ignazio Angeloni: La cura Volcker puo non bastare. Il Corriere della Sera, 15. Februar 2010.
  11. Paul Krugman: Financial Reform 101. The New York Times, 2. April 2010.
  12. Christine Mai: Soros geißelt "Lizenz zum Töten" Financial Times Deutschland, 23. April 2010.
  13. Eric Lichtblau, Eric Dash: Goldman and Its Lobbyists Spurned in Finance Fight. The New York Times, 28. April 2010.
  14. Damian Paletta: It Has A Name: The Dodd/Frank Act. The Wallstreet Journal, 25. Juni 2010.
  15. Damian Paletta: U.S. Lawmakers Reach Accord on New Finance Rules. The Wallstreet Journal, 25. Juni 2010.
  16. Louis uchitelle: Volcker Pushes for Reform, Regretting Past Silence. The New York Times, 9. Juli 2010.

Weblink


Vorgänger Amt Nachfolger
G. William Miller Chairman des Federal Reserve Boards
1979–1987
Alan Greenspan

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