Friedrich August I. (Sachsen)

Friedrich August I. (Sachsen)
Anton Graff: Kurfürst und König Friedrich August I. von Sachsen, Öl auf Leinwand, 1795

Friedrich August I. Joseph Maria Anton Johann Nepomuk Aloys Xaver „der Gerechte“ (* 23. Dezember 1750 in Dresden; † 5. Mai 1827 ebenda) war seit 1763 als Friedrich August III. Kurfürst und von 1806 bis zu seinem Tod erster König von Sachsen. Er wurde 1791 zum König von Polen gewählt, amtierte jedoch nur von 1807 bis 1815 als Herzog von Warschau.

Inhaltsverzeichnis

Kurfürst von Sachsen und erwählter König von Polen

Herkunft

Friedrich August war der Sohn von Kurfürst Friedrich Christian von Sachsen und dessen Gemahlin Maria Antonia von Bayern. Nach dem Tod des Vaters 1763 vertraten ihn wegen Minderjährigkeit bis 1768 seine Mutter als vormundschaftliche Regentin und sein Onkel Prinz Franz Xaver als Kur-Administrator.

Verzicht auf die polnische Königskrone

Kurfürst Friedrich August III. von Sachsen

1765 erklärte Prinzregent Franz Xaver für den unmündigen Kurfürsten den Verzicht auf die polnische Königskrone zu Gunsten von Stanislaus II. August Poniatowski. Mit der Verabschiedung der polnischen Verfassung vom 3. Mai 1791 durch den Sejm wurde Friedrich August jedoch zum Nachfolger König Stanislaus’ II. ernannt und zugleich die Erbfolge des sächsischen Kurhauses für den polnischen Thron festgelegt (Artikel VII der polnischen Verfassung). Angesichts der schwierigen außenpolitischen Lage lehnte Friedrich August jedoch die Annahme der Krone ab, denn er befürchtete, als König von Polen in kriegerische Auseinandersetzungen mit Österreich, Preußen und Russland verwickelt zu werden, die bereits 1772 von Polen Gebietsabtretungen erzwungen hatten. Tatsächlich erfolgte bis 1795 und damit noch vor dem Ableben König Stanislaus II. die vollständige Aufteilung Polens unter den Nachbarmächten Österreich, Preußen und Russland.

Außenpolitische Haltung bis zur Auflösung des Reiches

1791 arrangierte Friedrich August die Zusammenkunft von Kaiser Leopold II. und König Friedrich Wilhelm II. von Preußen auf Schloss Pillnitz, bei der u.a. eine Beistandserklärung für die französische Monarchie verabschiedet wurde. Diese Pillnitzer Deklaration enthielt auch die Aussicht auf ein militärisches Vorgehen gegen die französische Revolution und gab Frankreich den Anlass, Österreich im April 1792 den Krieg zu erklären. Friedrich August unterzeichnete die Pillnitzer Deklaration nicht.

Dem im Juli 1792 zwischen Österreich und Preußen geschlossenen Verteidigungsbündnis gegen Frankreich trat Sachsen ebenfalls nicht bei. Die Ausrufung des Reichskrieges durch den Reichstag im März 1793 verpflichtete Friedrich August freilich zur Kriegsteilnahme. Als Preußen im April 1795 plötzlich auf Kosten des Reiches einen Separatfrieden mit Frankreich schloss, um ungehindert den Widerstand gegen die Aufteilung Polens brechen zu können, sorgte dies auch in Sachsen für Bestürzung. Nachdem weitere Reichsstände separate Friedensbündnisse mit Frankreich eingegangen waren und die Franzosen nach Osten vorrückten, schied Sachsen im August 1796 aus dem Koalitionskrieg aus. Sowohl bei seinem Friedensschluss mit Frankreich, als auch auf dem Rastatter Kongress, der seit 1797 die Abtretung des linksrheinischen Reichsgebiets an Frankreich billigen sollte, ließ Friedrich August Treue zu den hergebrachten Verfassungsprinzipien des Reiches demonstrieren. Weder in Rastatt noch beim Reichsdeputationshauptschluss 1803 beteiligte sich Sachsen an dem allgemeinen Länderschacher, deren Hauptnutznießer Bayern, Preußen, Württemberg und Baden waren.

Außenpolitische Haltung bis zum Friedensvertrag mit Napoleon

Auch an der Gründung des Rheinbundes, der zur endgültigen Auflösung des Reiches führte, beteiligte sich Friedrich August nicht. Gegenüber der preußischen Idee eines norddeutschen Kaiserreiches, innerhalb dessen Sachsen zum Königreich erhoben werden sollte, zeigte er sich gleichfalls reserviert. Als Napoleon jedoch in Reaktion auf ein Berliner Ultimatum, das den Rückzug der französischen Truppen auf linksrheinisches Gebiet forderte, seit September 1806 bis nach Thüringen vorrückte, vereinigte sich Friedrich August mit Preußen. In der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt im Oktober 1806 erlitten die preußisch-sächsischen Truppen gegen Napoleon eine vernichtende Niederlage. Von Preußen, dessen Staats- und Armeeführung sich kopflos nach Osten absetzte, völlig allein und auch ohne jede Nachricht gelassen, musste Friedrich August mit Napoleon, dessen Truppen alsbald Sachsen besetzten, Frieden schließen. Am 11. Dezember 1806 wurde in Posen durch die Bevollmächtigten beider Seiten der Friedensvertrag unterzeichnet: Sachsen trat dem Rheinbund bei, wurde wie zuvor Bayern und Württemberg zum Königreich erhoben und erhielt den bisher preußischen Landkreis Cottbus zugesagt, wofür es kleinere Gebiete dem neu zu errichtenden Königreich Westphalen zu überlassen hatte.

König von Sachsen und Herzog von Warschau

Erhebung zum sächsisch-polnischen Herrscher

König Friedrich August I.

Am 20. Dezember 1806 erfolgte die Ausrufung Friedrich Augusts zum König von Sachsen. Nach dem Frieden von Tilsit, den Friedrich Wilhelm III. von Preußen und Zar Alexander I. von Russland im Juli 1807 mit Napoleon geschlossen hatten, wurde Friedrich August außerdem zum Herzog von Warschau ernannt. Friedrich August, der die vom Sejm angetragene erbliche Königswürde 1791 abgelehnt hatte, konnte sich diesmal nicht verweigern. Die von Napoleon am 22. Juli 1807 zu Dresden diktierte Verfassung für das Herzogtum Warschau verband in Artikel 5 – hierin anknüpfend an die polnische Verfassung von 1791 – die Warschauer Herzogswürde erblich mit dem sächsischen Königshaus. Territorial war das Herzogtum Warschau nahezu identisch mit den 1792 und 1795 von Preußen annektierten polnischen Landesteilen.

Nachdem Österreich während des Fünften Koalitionskrieges 1809 eine Niederlage erlitten hatte, zu der auch ein misslungener Feldzug gegen das Herzogtum beitrug, musste es im Frieden von Schönbrunn die 1795 einverleibten polnischen Landesteile an das Herzogtum und einen Teil des Gewinns von 1772 an Russland abtreten. Friedrich August, als Rheinbundfürst im Lager der Sieger, erhielt fortan die Hälfte der Einnahmen der Salzmine von Wieliczka, wodurch seine herzoglichen Schatullengelder von jährlich 0,167 auf 1,5 Millionen Taler anstiegen.

Im Juli 1812 bestätigte Friedrich August eine Proklamation des Warschauer Reichstags anlässlich des Einfalls Napoleons in Russland zur Wiederherstellung des Königreiches Polen, wogegen Napoleon rücksichtlich der mit ihm verbündeten Teilungsmächte Preußen und Österreich Protest einlegte.

Lage und Haltung während des Befreiungskrieges

Aufruf des Königs von Sachsen an die Bewohner Warschaus am 21. Januar 1813

Während des Befreiungskrieges 1813 befand sich Sachsen in einer schwierigeren Lage als alle anderen kriegsbeteiligten Staaten. Dies betraf auch das Herzogtum Warschau. Deshalb rief Friedrich August am 21. Januar 1813 die Bewohner Warschaus zum Durchhalten auf (siehe rechts den Aufruf). Das Land war noch fest in der Hand Napoleons und wurde gleichzeitig zum zentralen Kriegsschauplatz; im Herbst 1813, zu Beginn der Leipziger Völkerschlacht, standen der einheimischen Bevölkerung, die etwa zwei Millionen Köpfe zählte, knapp eine Million Soldaten gegenüber. Offen drohte Napoleon dem König, er werde Sachsen als feindliches Gebiet betrachten und entsprechend behandeln, sollte Friedrich August die Seiten wechseln. Friedrich Augusts Handlungsspielraum war folglich stark eingeschränkt, wollte er nicht leichtfertig das Wohl des Landes aufs Spiel setzen. Zugleich war dem König noch sehr die Erinnerung daran lebendig, dass Preußen ihn 1806 einfach im Stich gelassen hatte.

In dieser schwierigen Lage versuchte der König während des Jahres 1813 vorsichtig Verbindung mit der Großen Koalition aufzunehmen, ohne Napoleon öffentlich zu brüskieren und damit die Kriegserklärung des Korsen zu riskieren. Als die preußisch-russischen Truppen im Frühjahr in Sachsen einrückten, wich der König deshalb zunächst nach Süden aus, um eine direkte Begegnung zu vermeiden, und betrieb von Regensburg aus heimlich den Abschluss eines Bündnisvertrages mit Österreich. Der sächsisch-österreichische Vertrag wurde am 20. April geschlossen und vom König den preußisch-russischen Verbündeten sogleich zur Kenntnis gebracht. Napoleon, dem die Absetzbewegungen Friedrich Augusts nicht verborgen bleiben konnten, forderte den König ultimativ zur Rückkehr nach Sachsen auf, nachdem er am 2. Mai die preußisch-russischen Truppen bei Großgörschen geschlagen hatte. Ohne Aussicht auf konkrete Hilfe durch Österreich, das erst im August in den Krieg eintrat, und angesichts der Niederlage der preußisch-russischen Koalition, die nun ihrerseits Friedenssignale an Frankreich aussandte, entschloss sich Friedrich August, dem Ultimatum nachzukommen.

Friedrich Augusts Entscheidung brachte dem Land jedoch kaum noch Erleichterung. Napoleon, verärgert durch den halben Abfall des Königs und zugleich angewiesen auf die vollständige Mobilisierung aller verfügbaren Kräfte gegen die Koalitionstruppen, nahm nun auch die Ressourcen Sachsens unnachsichtig in Anspruch. Zusätzlich litt das Land unter dem wechselnden Kriegsglück und den damit verbundenen Durchzügen und Einquartierungen. Ende August gelang es den Verbündeten in der Schlacht bei Dresden erneut nicht, Napoleon zu schlagen. Sachsen war mittlerweile Hauptkriegsschauplatz, Dresden Mittelpunkt der Bewegungen der französischen Armee. Erst am 9. September schloss Österreich in Teplitz sein Verteidigungsbündnis mit Preußen und Russland; als vor der erweiterten Koalition Napoleons Truppen auch in Sachsen den Rückzug antraten, kam es noch im September zu ersten Übertritten aus der sächsischen Armee zu den Verbündeten.

Friedrich August, misstrauisch gegen Preußen und angesichts der Erfahrungen vom Frühjahr wohl auch von Österreich enttäuscht, mochte der erweiterten Koalition nicht sofort beitreten, zumal das Land nach wie vor dem französischen Zugriff ausgesetzt war. In die Leipziger Völkerschlacht zogen die sächsischen wie auch die polnischen Truppen deshalb noch an der Seite Napoleons. Angesichts der sich abzeichnenden Niederlage der Franzosen gingen aber noch während der Schlacht größere sächsische Truppenteile zur Koalition über, wohingegen die polnischen Truppen weitgehend aufgerieben wurden.

Schicksal bis zum Wiener Kongress

Sockel mit Büste Friedrich Augusts auf dem Schwedenstein (Berg)

Mehr noch als die schwierige geopolitische Lage, das wechselnde Kriegsglück, der fehlende Beistand Österreichs und zuletzt auch die zögerliche Haltung des sächsischen Königs wurde Friedrich August wie dem Land wohl die Tatsache zum Verhängnis, dass die preußisch-russischen Verbündeten kaum eine ehrliche Neigung besaßen, Sachsen für das antinapoleonische Bündnis zu gewinnen. Denn noch bevor Preußen am 17. März 1813 Frankreich den Krieg erklärte und sein Volk zu den Waffen rief, hatte es sich in Kalisch am 22. Februar mit Russland auf einen Bündnisvertrag zu Lasten Sachsens und Polens verständigt: Das Herzogtum Warschau sollte überwiegend an Russland fallen, Preußen für die an Russland überlassenen polnischen Gebiete dagegen mit der Annexion Sachsens entschädigt werden. Preußens Griff nach dem reichen, kulturell und wirtschaftlich höherentwickelten Sachsen resultierte freilich nicht aus irgendeiner Notwendigkeit zur Überwindung der napoleonischen Fremdherrschaft, sondern entsprach nur dem alten Einverleibungstraum, den Friedrich II. in seinem politischen Testament von 1752 entwickelt und bereits im Siebenjährigen Krieg zu verwirklichen gesucht hatte.

Nach der Völkerschlacht zeigten die preußisch-russischen Verbündeten denn auch kein Interesse an einem Bündnis mit dem sächsischen König im weiteren Kampf gegen Napoleon, ungeachtet entsprechender Angebote Friedrich Augusts. Vielmehr wurde der König sofort in die Gefangenschaft nach Friedrichsfelde bei Berlin geführt und Sachsen unter russisch-preußische Kuratel in Gestalt eines Generalgouvernements der Hohen Verbündeten Mächte gestellt. Nicht das vom russischen Fürsten Repnin bis zum 8. November 1814 ausgeübte Gouvernement, wohl aber die anschließende, bis zum 6. Juni 1815 dauernde preußische Besatzung und das schroffe Auftreten des Freiherrn vom Stein sorgten in Sachsen für Missmut.

Auf dem Wiener Kongress sollte Friedrich August, dem – anders als etwa den Vertretern Frankreichs – die Teilnahme untersagt war, gleichsam stellvertretend für die Bündnispartner Napoleons abgestraft werden. Hinter dieser Maßregelung stand freilich nichts anderes als die Absicht Preußens und Russlands, ihre in Kalisch vereinbarten Annexionspläne durchzusetzen. Dass es dann doch nicht zur völligen Aufgabe Sachsens kam, lag an der Furcht Österreichs und Frankreichs vor dem übermäßigen Erstarken Preußens. Nachdem der Kongress an der sächsischen Frage zu zerbrechen drohte, kam man schließlich auf Vermittlung des Zaren am 7. Januar 1815 überein, Sachsen zu teilen.

Zustimmung zur Wiener Nachkriegsordnung

Friedrich August, der erst im Februar 1815 aus der preußischen Gefangenschaft entlassen wurde, zögerte lange, in die Spaltung des Landes einzuwilligen. Da dem König freilich keine Wahl blieb, gab er schließlich nach und willigte am 18. Mai in den ihm vorgelegten Friedensvertrag mit Preußen und Russland ein. Mit der Unterzeichnung des Vertrages am 21. Mai 1815 fielen gut 57 Prozent des sächsischen Territoriums und gut 42 Prozent der sächsischen Bevölkerung an den nördlichen Nachbarn.

Orte und Gebiete, die seit Hunderten von Jahren mit der sächsischen Landesherrschaft verbunden waren, wurden völlig fremden, zum Teil erst künstlich gebildeten Verwaltungsregionen einverleibt: Wittenberg etwa, die alte Hauptstadt des sächsischen Kurstaates und Sitz der durch Luther und Melanchthon weltberühmten Landesuniversität (die schon 1817 durch „Zusammenlegung“ mit der preußischen Universität Halle aufgehoben wurde), oder Torgau, Geburtsort und Residenzstadt Kurfürst Friedrichs des Weisen, wurden in ein von Preußen neu geschaffenes Hybrid namens „Provinz Sachsen“ eingefügt. Die Niederlausitz, die wie die Oberlausitz unter sächsischer Herrschaft ihre verfassungsmäßige Eigenständigkeit bewahrt hatte, wurde der preußischen Provinz Brandenburg einverleibt und hörte auf, als Land zu bestehen. Die Oberlausitz wurde willkürlich zerteilt: die an Preußen abgetretenen Gebiete, darunter Görlitz, neben der Hauptstadt Bautzen (die bei Sachsen verblieb) jahrhundertelang Zentrum des Landes, wurden abgetrennt und einfach der benachbarten Provinz Schlesien zugeschlagen; auch diese Gebiete verloren, anders als der unter sächsischer Herrschaft verbleibende Landesteil, ihre verfassungsmäßige Eigenständigkeit.

Am 22. Mai 1815 leistete Friedrich August außerdem Verzicht auf das Herzogtum Warschau, dessen Gebiet hauptsächlich von Russland, aber auch von Preußen und Österreich annektiert wurde. Auf dem Russland zugeteilten Gebiet wurde ein eigenes Königreich Polen errichtet, das in erblicher Personalunion mit dem Zaren verbunden wurde. Gegenüber dem 1807 errichteten Herzogtum und mehr noch im Vergleich zum alten polnischen Königreich war dieses in Wien verabredete „Kongresspolen“ also ein Rumpfgebilde, dem selbst die alte Königsstadt Krakau nicht mehr angehörte. Die innere Autonomie, die das Königreich zunächst genoss, wurde von Russland nach einer polnischen Erhebung 1831 beseitigt.

König von Sachsen

Ansehen im Volk bei der Heimkehr

Friedrich August der Gerechte (Dresden, Fürstenzug)

Als Friedrich August im Juli 1815 nach Sachsen heimkehrte, wurde er im ganzen Land begeistert begrüßt. Zahlreiche Treuebekenntnisse erreichten den König auch aus den abgetretenen Gebieten, wo sich die Bevölkerung kühl gegen die neuen Machthaber verhielt; der Begriff „Muss-Preuße“ machte hier bald die Runde. In Lüttich, wo Anfang 1815 die meisten Regimenter der sächsischen Armee lagen, kam es Ende April zur Revolte, als Blücher auf Geheiß des preußischen Königs bereits die Soldaten, die aus den zu annektierenden Gebieten stammten, aus der sächsischen Armee ausgliedern sollte, ohne dass die Mannschaften von Friedrich August ihren Abschied erhalten hatten. Die sächsischen Soldaten gerieten darüber in Aufruhr; Blücher musste aus der Stadt fliehen und konnte die Revolte nur durch zusätzlich beigezogene preußische Truppen niederschlagen.

Die Sympathie der öffentlichen Meinung lag bei der Rückkehr des Königs also deutlich auf Friedrich Augusts Seite. Allzu rücksichtslos erschien in Sachsen die preußische Politik gegen das Land wie gegen den König. Allzu befremdlich wirkte auch das Pathos, mit dem Berliner Partikularinteressen als Vermächtnis des Befreiungskrieges ausgegeben wurden und das etwa Hardenberg weiter bemühte, um noch die „Entschädigung“ Preußens mit dem Rheinland für das nur halb gewonnene Sachsen zu legitimieren, nachdem der hauptsächlich von ihm und Stein mit Russland verabredete Kalischer Annexionsplan auf dem Wiener Kongress nicht „eins zu eins“ hatte durchgesetzt werden können.

Erst spätere Generationen haben auch in Sachsen gelernt, die Haltung Friedrich Augusts im Befreiungskrieg mit Ablehnung zu betrachten – dies vor allem unter dem Einfluss der propreußischen Geschichtsschreibung Heinrich von Treitschkes, deren Bilder und Wertungen lange Zeit den akademischen Diskurs, die politische Publizistik und den schulischen Geschichtsunterricht bestimmten, zu Zeiten der deutschen Teilung gerade auch in der DDR.

Haltung und Ansehen während der letzten Regierungsjahre

Die letzten zwölf Jahre der Regierung Friedrich Augusts verliefen weitgehend still. Der konservative Charakter des Königs, der sich außenpolitisch bis 1806 in Sachsens unbedingter Reichstreue manifestiert hatte, verstärkte sich nach den erlebnis- und verlustreichen Jahren der napoleonischen Hegemonie noch mehr. Für Neuerungen der Verfassung oder in Verwaltung und Politik war der König nicht zu gewinnen. Bis zu seinem Tod 1827 kam deshalb die verfassungsmäßige Vereinheitlichung des sächsischen Staates, der sich der König wohl schon aus Respekt vor den Rechten der bei Sachsen verbliebenen oberlausitzischen Stände versagte, ebenso wenig voran, wie die von vielen Landesbewohnern gewünschte Erweiterung der ständischen Körperschaften hin zu einer echten Volksvertretung. Der Verehrung für den greisen Landesherrn, der die Geschicke Sachsens mehr als ein halbes Jahrhundert bestimmte, tat dies freilich kaum Abbruch. Noch zu Lebzeiten wurde Friedrich August der Beiname „der Gerechte“ zugelegt. Den Unmut über die im Vergleich zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung des Landes verzögerte Weiterentwicklung des Staatsaufbaus bekam erst Friedrich Augusts Bruder, der – bei seinem Regierungsantritt freilich gleichfalls greise – König Anton zu spüren.

Friedrich August wurde in der Wettiner-Gruft der Katholischen Hofkirche in Dresden beigesetzt.

Ehe und Nachkommen

Im Jahr 1769 heiratete Friedrich August die Pfalzgräfin Maria Amalie Auguste von Zweibrücken-Birkenfeld-Bischweiler, eine Nichte der pfälzischen Kurfürstin Elisabeth Auguste. Die Ehe galt als harmonisch.

Amalie brachte vier Kinder zur Welt, davon waren drei Totgeburten, nur die Tochter Augusta erreichte das Erwachsenenalter:

Nachfolger als König wurde daher 1827 Friedrich Augusts Bruder Anton von Sachsen.

Ehrungen

Friedrich-August-Denkmal auf dem Leipziger Königsplatz (um 1910)

Vorfahren

Ahnentafel Friedrich August I.
Ururgroßeltern

Kurfürst
Johann Georg III. (1647–1691)
∞ 1666
Anna Sophie von Dänemark und Norwegen (1647–1717)

Markgraf
Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth (1644–1712)
∞ 1671
Sophie Luise von Württemberg

Kaiser
Leopold I. (1640–1705)
∞ 1676
Eleonore Magdalene von der Pfalz (1655–1720)

Herzog
Johann Friedrich von Braunschweig-Calenberg (1625–1679)
∞ 1668
Benedicta Henriette von der Pfalz (1652–1730)

Kurfürst
Ferdinand Maria von Bayern (1636–1679)
∞ 1652
Henriette Adelheid von Savoyen (1636–1679)

König
Johann III. Sobieski (1629–1696)
∞ 1665
Maria Kazimiera Sobieska (1641–1716)

Kaiser
Leopold I. (1640–1705)
∞ 1676
Eleonore Magdalene von der Pfalz (1655–1720)

Herzog
Johann Friedrich von Braunschweig-Calenberg (1625–1679)
∞ 1668
Benedicta Henriette von der Pfalz (1652–1730)

Urgroßeltern

König August II. (1670–1733)
∞ 1693
Christiane Eberhardine von Brandenburg-Bayreuth (1671–1727)

Kaiser Joseph I. (1678–1711)
∞ 1699
Amalia Wilhelmine von Braunschweig-Calenberg (1673–1742)

Kurfürst Maximilian II. Emanuel (1662–1726)
∞ 1695
Therese Kunigunde von Polen (1676–1730)

Kaiser Joseph I. (1678–1711)
∞ 1699
Amalia Wilhelmine von Braunschweig-Calenberg (1673–1742)

Großeltern

König August III. (1696–1763)
∞ 1719
Maria Josepha von Österreich (1699–1757)

Kaiser Karl VII. (1697–1745)
∞ 1722
Maria Amalia von Österreich (1701–1756)

Eltern

Kurfürst Friedrich Christian von Sachsen (1722–1763)
∞ 1747
Maria Antonia von Bayern (1724–1780)

Friedrich August I.

Literatur

  • Jens Eschert: 'Mit der Zeit gescheitert' - Friedrich August I. von Sachsen und die Völkerschlacht, in: Sabine Graul/Marian Nebelin (Hrsg.): Verlierer der Geschichte. Von der Antike bis zur Moderne, Berlin 2008, S. 289-308.
  • Agatha Kobuch: Das Angebot der polnischen Königskrone an Kurfürst Friedrich August III. von Sachsen durch die Verfassung der Rzeczpospolita vom 3. Mai 1791. Akademie-Verlag, Berlin 1994, ISBN 3-05-002573-5 (Sitzungsberichte der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig; Philologisch-Historische Klasse; Bd. 74, H. 1).
  • Rudolf Kötzschke, Hellmut Kretzschmar: Sächsische Geschichte. Verlag Flechsig, Würzburg 2002, ISBN 3-88189-450-0 (Nachdruck der Ausgabe Dresden 1935; umfassende, vielfach noch immer maßgebliche Darstellung; die sich bereits von den Verzerrungen in Treitschkes „Geschichte des 19. Jahrhunderts“ absetzt), S. 285-320.
  • Dorit Petschel: Sächsische Außenpolitik unter Friedrich August I. Zwischen Rétablissiment, Rheinbund und Restauration (Dresdner Historische Studien; Bd. 4). Böhlau, Köln 2000, ISBN 3-412-14299-9 (neueste umfassende Darstellung u.a. zur Haltung Friedrich Augusts im Befreiungskrieg).
  • Dagmar Schäfer: Der gefangene Sachsenkönig. Eine Erinnerung an Sachsens ersten König, Friedrich August I. (1750–1827). Tauchaer Verlag, Taucha 1996, ISBN 3-910074-52-9.
  • Otto Eduard Schmidt: Aus der Zeit der Freiheitskriege und des Wiener Kongresses. 87 ungedruckte Briefe und Urkunden aus sächsischen Adelsarchiven. Teubner Verlag, Leipzig 1914. (Quellensammlung, mit der die besonders von Treitschke verbreiteten Einseitigkeiten zur Haltung Friedrich Augusts im Befreiungskrieg widerlegt wurden).
  • Michael Fröhlich: Sachsen in der napoleonischen Ära, in: Josef J. Schmid (Hg.), Waterloo – 18. Juni 1815. Geschichte einer europäischen Schlacht (Studia Academica Historica 1), Bonn 2008, S. 143-183.
  • Rainer Richter: Die Kunst unter Friedrich August dem Gerechten und König Anton, in: Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff 1736–1800. Leben – Werk – Wirkung, Wörlitz 1987, S. 107–116, mit 20 Abb. im Abbildungsteil (Anhang).
  • Christiane Theiselmann: Das Denkmal Friedrich August I. von Sachsen von Ernst Rietschel. In: Zeitschrift für Kunstgeschichte, Jg. 53 (1990), S. 1–24. (Abhandlung über das Dresdner Monumentaldenkmal).
  • Heinrich Theodor FlatheFriedrich August I. (König von Sachsen). In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 7, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 786–789.

Weblinks

 Commons: Friedrich August I. (Sachsen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Vorgänger Amt Nachfolger
Friedrich Christian Kurfürst von Sachsen
ab 1806 König

1763–1827
Anton

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