Perfektstamm

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Der Ausdruck Perfekt (lat. perfectus - vollendet, vollkommen) ist ein aus der lateinischen Grammatik übernommener traditioneller Terminus zur Bezeichnung einer Zeitform des Verbs (Tempus) (prototypisch) der Vergangenheit.

Im Hinblick auf die unterschiedlichen Funktionen im Deutschen (siehe unten) wird empfohlen, den Ausdruck nur als Namen aufzufassen.[1]

Inhaltsverzeichnis

Bildung des Perfekts im Deutschen

Das deutsche Perfekt wird analytisch gebildet, es ist eine zusammengesetzte Verbform aus der Personalform der Hilfsverben „haben“ und „sein“ und dem aussagenden Verb. Das Hilfsverb wird im Präsens konjugiert. Das aussagende Verb steht stets im Partizip II und ist daher in jeder Person gleich.

Perfekt mit „haben“ oder „sein“

Im Deutschen wird das Perfekt der überwiegenden Anzahl von Verben mit dem Hilfsverb „haben“ gebildet, unter anderem bei allen transitiven sowie bei reflexiven bzw. reflexiv gebrauchten Verben.

Mit dem Hilfsverb „sein“ wird das Perfekt einer Gruppe von intransitiven oder intransitiv benutzten Verben gebildet, die eine Ortsänderung („von A nach B“: kommen, gehen, fahren, springen …) ausdrücken. Diese Verben werden als Bewegungsverben bezeichnet. Beispiel: „Ich bin mit dem Auto gefahren“ – Aber: „Ich habe dich gefahren.“ Auch eine Gruppe von Verben, die eine Zustandsänderung (Übergang von einem Zustand in einen anderen) ausdrücken (aufwachen, sterben, verwelken), bilden das Perfekt ebenfalls mit „sein“.

Regionale Unterschiede gibt es bei der Bildung des Perfekts von Verben der Position (stehen, sitzen, liegen etc.) – im nördlichen Teil Deutschlands mit „haben“ gebildet, in Österreich, der Schweiz und weiten Teilen Süddeutschlands jedoch mit „sein“ (ich bin gestanden, er ist gesessen). Beides gilt als korrekt. Für übertragene Wortbedeutungen („er hat gesessen“ = „er war im Gefängnis“) werden die Formen mit „haben“ im süddeutschen Sprachraum jedoch ebenfalls benutzt.

Beispiele für die Konjugation

„arbeiten“

  • ich habe gearbeitet = vor fünf Minuten habe ich gearbeitet
  • du hast gearbeitet = vor fünf Minuten hast du gearbeitet
  • er/sie/es hat gearbeitet = vor fünf Minuten hat er/sie/es gearbeitet
  • wir haben gearbeitet = vor fünf Minuten haben wir gearbeitet
  • ihr habt gearbeitet = vor fünf Minuten habt ihr gearbeitet
  • sie haben gearbeitet = vor fünf Minuten haben sie gearbeitet
  • Infinitiv: arbeiten

„gesucht werden“ (Passiv)

  • ich bin gesucht worden
  • du bist gesucht worden
  • er/sie/es ist gesucht worden
  • wir sind gesucht worden
  • ihr seid gesucht worden
  • sie sind gesucht worden

„gehen“ (Aktiv)

  • ich bin gegangen = vor 5 min bin ich gegangen
  • du bist gegangen = vor 5 min bist du gegangen
  • er/sie/es ist gegangen = vor 5 min ist sie gegangen
  • wir sind gegangen = vor 5 min sind wir gegangen
  • ihr seid gegangen = vor 5 min seid ihr gegangen
  • sie sind gegangen = vor 5 min sind sie gegangen

Funktion und Gebrauch des Perfekts im Deutschen

Die Perfektform wird im Deutschen in unterschiedlicher Bedeutung verwendet:

  • als Erzähl- oder Berichtsmodus eines abgeschlossenen Geschehens (statt Präteritum);
  • als Vorzeitigkeitstempus im Verhältnis zum Präsens (Präsensperfekt)
  • als Ausdruck von Zukünftigem[2]

Das Perfekt als Tempus der gegenwartsbezogenen Vergangenheit (Präsensperfekt)

Das Perfekt wird für Sachverhalte verwandt, die (relativ zum Sprechzeitpunkt) in der Vergangenheit abgeschlossen wurden, deren Ergebnis oder Folge aber noch zum Sprechzeitpunkt relevant sind.[3] Der Gegenwartsbezug unterscheidet das Perfekt vom Präteritum.

  • Beispiele:
    • Der Kläger hat den Antrag … gestellt. (Und über diesen ist jetzt im Urteil zu entscheiden.)
    • Die Kollegin hat sich beim Skifahren ein Bein gebrochen. (Und trägt noch Gips.)
    • Es hat geregnet. (Und die Wiese ist noch nass.)

Die Duden-Grammatik spricht von Präsensperfekt.[4]

Das Perfekt als Tempus der abgeschlossenen Vergangenheit (im Mündlichen/Dialektalen)

Im gesprochenen Deutsch die herrschende Verbform für die Beschreibung von Vergangenem z. B. im Satz „Ich habe gegessen“. Im Schweizerdeutschen und anderen oberdeutschen Dialekten gibt es überhaupt keine Formen für das Präteritum. Das Perfekt wird hier grundsätzlich als Ersatz für das Präteritum verwendet. Diese Entwicklung ist im Süden des deutschen Sprachraums bereits im 16./17. Jahrhundert eingetreten und wird auf den Ausfall des „e“ am Ende der Präteritumformen regulärer Verben zurückgeführt. Eindeutiger als „er sagt“ und „er sagte“ erschien die Form „er hat gesagt“.

Im Norden des deutschen Sprachraums lässt sich ein allmählicher Rückgang des Präteritums beobachten. Die Präteritum-Formen werden in der Umgangssprache zunehmend als gekünstelt und kalt empfunden werden (z. B. die Form: du saßest).

Das Perfekt als Tempus der Zukunft

Die Tempusform Perfekt kann im Deutschen auch zum Ausdruck von Zukünftigem verwandt werden.[5]

  • Beispiel: In zwei Monaten hat sie ihr Examen geschafft.

Einzelnachweise

  1. Duden, Die Grammatik, 7. Aufl. (2005), ISBN 3-411-04047-5, Rn. 706
  2. Kessel/Reimann, Basiswissen Deutsche Gegenwartssprache, Tübingen (Fink), 2005, ISBN 3-8252-2704-9, S.81
  3. Vgl. Bußmann, Lexikon der Sprachwissenschaft, 3. Aufl. (2002), ISBN 3-520-45203-0/Perfekt: „Kennzeichnung eines in der Zeitstufe der Vergangenheit abgeschlossenen, aber in die Gegenwart hineinwirkenden Sachverhalts;“ unklar/anders Kessel/Reimann, Basiswissen Deutsche Gegenwartssprache, Tübingen (Fink), 2005, ISBN 3-8252-2704-9, S. 81, die eine bloße Vorzeitigkeit ausreichen lassen und als weiteren Fall den aktuellen Gegenwartsbezug nennen.
  4. Duden, Die Grammatik, 7. Aufl. (2005), ISBN 3-411-04047-5, Rn. 726
  5. Vgl. Kessel/Reimann, Basiswissen Deutsche Gegenwartssprache, Tübingen (Fink), 2005, ISBN 3-8252-2704-9, S.81

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