- Pertisau
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Pertisau ist ein Ortsteil der Gemeinde Eben am Achensee im österreichischen Bundesland Tirol. Zusammen mit Maurach konstituiert er das Zentrum des Tourismus am Achensee.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Pertisau grenzt direkt an das Naturschutzgebiet Karwendel. Seine östlichsten Kalkriffe fallen nördlich von Pertisau abrupt zum See ab. Vom Ort selbst reichen drei bewaldete Täler und Almen (Gerntal mit Pletzachalm und Gernalm, Tristenautal sowie Falzthurntal mit Falzthurnalm und Gramaialm) nur sanft ansteigend weit in den Gebirgszug hinein. Die Talschlüsse bilden steil aufragende Zweitausender wie Sonnjoch, Lamsenspitze, Dristenkopf und Rappenspitze.
Geschichte
Die ältesten Urkunden aus der Abtei St. Georgenberg-Fiecht, in deren Lehen der Achensee im 14. Jahrhundert stand, betreffen die Weiderechte in den Tälern um Pertisau und das Angebot an die Bewohner, bei Lawinengefahr Schutz in Münster zu suchen, dem das Land kirchenrechtlich unterstand.
Seit dem 15. Jahrhundert nutzten die Habsburger, die Landesherren bis 1918 blieben, die Wälder um Pertisau zur Jagd und den See zum Fischen. Unter Maximilian I. wurde 1466 das Fürstenhaus zu diesem Zwecke als kaiserliche Herberge errichtet. Es ist überliefert, der letzte Ritter habe in Pertisau seine schönsten Jagden verbracht. Sein Urenkel Ferdinand II. erweiterte das Jagdhaus in den Jahren 1568-70 um ein Lusthaus und Stallungen.
Der Fremdenverkehr am Achensee setzte um die Mitte des 19. Jahrhunderts ein. Pertisau ist Ausgangs- und Zielpunkt der Achensee-Schifffahrt, die es seit 1887 gibt; die Endstation der im Sommer als dampfbetriebene Touristenbahn verkehrenden Achenseebahn (seit 1889) liegt 2 Kilometer südlich von Pertisau (Haus Seespitz).
Pertisau ist heute ein Zentrum größtenteils gehobener Hotels, Pensionen, Ferienappartements und Alpengasthöfe.
Wirtschaft: "Tiroler Steinöl"
In der Gegend um Pertisau wird seit 1902 im Tagebau Ölschiefer, aus dem das so genannte Tiroler Steinöl gewonnen wird, abgebaut. Der Ölschiefer dieser Region ist ca. 180 Mio. Jahre alt und wurde bei der Faltung des Karwendelgebirges aus den ehemaligen Sedimentschichten des ausgetrockneten Meeresbodens nach oben gedrückt.
Pionier des Ölschieferabbaus am Achensee war der geologische Autodidakt Martin Albrecht, der das Gestein nahe der Gaisalm am westlichen Steilufer des Sees durch einen Zufall fand. Das erste Bergwerk mit primitiven manuellen Abbautechniken, nach der Ehefrau des Entdeckers Mariastollen genannt, wurde 1917 durch eine Lawine vernichtet.
Einen zweiten, ergiebigeren Stollen hatte Martin Albrecht jedoch bereits 1908 im Bächental entdeckt. Hier ist das Familienunternehmen Tiroler Steinölwerke Albrecht GmbH & Co. KG in dritter Generation immer noch ansässig. Anfangs mussten Träger zweimal täglich das abgebaute Gestein in 25-kg-Bottichen auf dem Rücken auf steilem Weg über das Gröbnerjoch zur Verarbeitungsstätte in Jenbach schleppen. Erst ab 1940 übernahmen Maultiere diese Arbeit, und 1946 wurde eine Materialseilbahn gebaut.
Das aus dem Ölschiefer gewonnene Steinöl (so genanntes Tiroler Steinöl) wird zu kosmetischen und medizinischen Produkten (Salben, Cremes, Massageöle, Tonikum, Duschgel, Shampoo) verarbeitet. Die Eigenvermarktung zielt auf eine schmerzlindernde Wirkung bei Muskelverspannungen und rheumatischen Beschwerden ab.
Der so genannte Vitalberg von Pertisau ist eine 2003 eingerichtete Dokumentation mit Café und Verkaufsstelle in Form einer gläsernen Pyramide; er definiert sich selbst als "Museum" und ist in Kooperation der Firma mit dem Tourismusverband entstanden. Hier werden die Geologie der Region sowie die Geschichte des Unternehmens, Abbaumethoden und Produkte anhand einer Dokumentation in einem nachgebauten Bergwerk erläutert. Rekonstruiert ist die erste, durch die Lawine von 1917 zerstörte Befeuerungsanlage von 1902, die von zwei Knappen manuell zu bedienen war: 8 Stunden benötigte man, um aus 120 kg Ölschiefer 4 Liter Öl zu gewinnen. Bei einer Temperatur von ca. 450° tritt das Öl gasförmig aus dem Gestein aus und wird in einer Kondensieranlage tropfenweise gewonnen. Heute leisten drei in den Sommermonaten durchgängig laufende vollautomatische Schachtöfen und Kondensiertürme diese Arbeit.
Tourismus und Sport
Die sanft ansteigenden und im unteren Abschnitt asphaltierten Taleingänge sind beliebte Routen zum Wandern, Radfahren und Skilanglauf. Im felsigen Karwendelgebirge sind anspruchsvolle Klettersteige für erfahrene Bergsteiger eingerichtet.
Im auslaufenden Tristenautal gibt es einen 18-Loch-Golfplatz. Der Golfclub Achensee, der seit 1934 besteht, ist einer der ältesten in Tirol. Der Platz erhielt seine heutige Gestalt (Erweiterung einer ursprünglichen 9-Loch-Anlage) indes erst 2005.
Der Zwölferkopf (1.480 m), der durch eine Seilbahn erschlossen ist, ist Standort einer Paragliding-Schule und im Winter Skigebiet. Darüber hinaus befindet sich dort eine Rodelbahn und ein Besinnungsweg.
Seit 2000 findet im September der Achenseelauf statt, der in einer 23,2 km langen Runde um den Achensee führt.
Literatur
Wutscher, Rudolf: Achensee und Brandenberger Tal, Rother Wanderführer, 4. Aufl. München 2008, ISBN 978-3-7633-4219-8
Weblinks
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