Petriflut 1651

Petriflut 1651
Karte der durch die Petriflut zweigeteilten Insel Iuist (von Karl Ludwig von Le Coq aus dem Jahre 1805), mit dem Durchbruch „Hammer“, dem heutigen Hammersee

Die Petriflut von 1651 war eine Folge von zwei Sturmfluten, deren erste am 22. Februar 1651 die Küsten und Inseln von ganz Friesland, der Deutschen Bucht und das Alte Land verheerend traf, während die zweite am 4./5. März die Stadt Amsterdam unter Wasser setzte. Es wurde in der Vergangenheit lange angenommen, dass es sich bei diesen beiden Katastrophen um ein und dasselbe Ereignis gehandelt habe. Diese Verwirrung lag darin begründet, dass zu dieser Zeit in Norddeutschland und Teilen der Niederlande noch der Julianische Kalender in Gebrauch war, während man in Holland und Zeeland schon seit 1582 den Gregorianischen Kalender benutzte.

Inhaltsverzeichnis

Die Sturmflut am 22. Februar

Die Sturmflut am 22. Februar forderte Tausende von Toten (manche Quellen sprechen von 15.000) und verursachte große Landverluste. Die Dünenketten der Inseln Juist und Langeoog wurden gespalten, Siedlungen wie Dornumersiel, Accumersiel und Altensiel zerstört. Das Wasser erreichte die Kirchwarft von Fulkum, vier Kilometer landeinwärts der heutigen Küstenlinie, wo zahlreiche angetriebene Leichen anschließend bestattet wurden.[1] Die Deiche bei Minsen, Schillig und am Jadebusen erlitten schwere Schäden. Auch im Alten Land brachen die Deiche; das Naturdenkmal „Gutsbrack“ in Hamburg ist ein Überbleibsel der damaligen Überflutungen.[2]

Der Westteil der Insel Buise zwischen Juist und Baltrum, die bei der Ersten Großen Mandränke von 1362 in zwei Teile gebrochen war, verschwand endgültig. Juist wurde an der Stelle des heutigen Hammersees in zwei Teile zerrissen und blieb es bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Insel verlor viel Land und viele Häuser; die Fundamente der Kirche wurden unterspült, so dass sie 1662 einstürzte.[3]

Die Sturmflut am 4./5. März

Die Sturmflut in der Nacht vom 4. auf den 5. März suchte hauptsächlich die Zuiderzee und deren Küstengebiete heim, wo sie als die schwerste Flut seit 80 Jahren angesehen wurde.[4] Die Deiche östlich von Amsterdam brachen an zahlreichen Stellen, sodass der Polder Watergraafsmeer und eine erheblicher Teil der Stadt Amsterdam überflutet wurden. Zwei große Brüche im Zeeburgerdijk, der Groote Braak („Große Bruch“) oder St. Jorisbraak („St. Georgs-Bruch“) und der kleinere Braak, hinterließen zwei große Überschwemmungsseen im Bereich des heutigen Stadtteils „Indische Buurt“ in Amsterdam Oost; der Braak wurde im Jahre 1714, der Groote Braak 1723 eingedeicht und aufgefüllt.[5] Die Flut hinterließ auch einen kleineren See, das Nieuwe Diep, der noch heute besteht. Im Polder Watergraafsmeer, wo fünf Menschen ihr Leben verloren hatten, wurden die Deiche umgehend repariert und das Wasser hinausgepumpt, und am 15. Juli 1652 zogen die Einwohner in einer Prozession durch ihren Polder, um dessen Rückgewinnung zu feiern.

Auch andere Gegenden der Niederlande wurden betroffen. In Scheveningen, Katwijk und Den Helder wurden Häuser hinweg gerissen. Der neue Deich zwischen Amsterdam und Haarlem wurde durchbrochen und die Gegend um Haarlem überflutet. Auch bei Edam wurde ein Deich zerstört. In Friesland brachen die Deiche um den Dokkumer Grootdiep, den Kanal zwischen Dokkum und der Nordsee, und schufen den noch heute bestehenden kleinen See „Mâlegraafsgat“ (auch „Sint Pitersgat“ genannt). Im Osten der Provinz Groningen wurde der Dollart von der Flut betroffen.

Einzelnachweise

  1. Holtgaster Geschichtsbuch − 1600 bis 1700. Heimat- u. Verkehrsvereins Holtgast e. V.. Abgerufen am 8. April 2009.
  2. Gutsbrack. hamburg.de GmbH & Co. KG. Abgerufen am 8. April 2009.
  3. Baedeker Allianz Reiseführer: Deutsche Nordseeküste. 2 Auflage. Karl Baedeker Verlag, Ostfildern 2007, ISBN 3-8297-1150-6, S. 221 (google Books).
  4. Schon in der Nacht vom 25. zum 26. Februar hatte eine Sturmflut viele Deiche im Nordosten der Niederlande durchbrochen und weite Landstriche unter Wasser gesetzt.
  5. Zeeburgerdijk - Historie 1 (Niederländisch). Goos van der Sijde (16. Januar 2007). Abgerufen am 9. September 2009.

Weblinks

Literatur

  • Marijke Carasso-Kok, W. Frijhoff, Nienke Huizinga, M. Prak, Ester Wouthuysen en Wiard Krook, Geschiedenis van Amsterdam. Uitgeverij Boom, 2005 (niederländisch)

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