- Baltrum
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Wappen Deutschlandkarte 53.7288888888897.36833333333335Koordinaten: 53° 44′ N, 7° 22′ OBasisdaten Bundesland: Niedersachsen Landkreis: Aurich Höhe: 5 m ü. NN Fläche: 6,5 km² Einwohner: 493 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 76 Einwohner je km² Postleitzahl: 26579 Vorwahl: 04939 Kfz-Kennzeichen: AUR Gemeindeschlüssel: 03 4 52 002 Adresse der
Gemeindeverwaltung:Postfach 1355
26574 BaltrumWebpräsenz: Bürgermeisterin: Antje Wietjes-Paulick (CDU) Lage der Gemeinde Baltrum im Landkreis Aurich Baltrum ist eine Düneninsel vor der Küste von Ostfriesland in Niedersachsen. Sie liegt in der Mitte der Kette der sieben bewohnten Ostfriesischen Inseln und ist sowohl nach Fläche als auch nach Einwohnerzahl deren kleinste.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Geografische Lage
Baltrum ist eine deutsche Insel in der südlichen Nordsee. Sie gehört zur Inselkette der Ostfriesische Inseln und ist der Ostfriesischen Halbinsel vorgelagert. Die Insel hat eine Länge von 5 Kilometern und eine Breite von bis zu 1,4 Kilometern. Die Fläche beträgt derzeit rund 6,5 Quadratkilometer. Sie ist damit die flächenmäßig kleinste der sieben dauerhaft bewohnten Ostfriesischen Inseln. Die geringste Entfernung zum Festland beträgt rund 4,5 Kilometer.
Im Westen wird Baltrum durch das Seegatt Wichter Ee von Norderney und im Osten durch das Seegatt Accumer Ee von Langeoog getrennt. Die höchste Erhebung der Insel ist eine in der Inselmitte befindliche Aussichtsdüne mit 19,3 Meter ü. NN.[2] Teile der Insel und das Wattenmeer um die Insel gehören zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer.
Der besiedelte Teil im Nordwesten der Insel besteht aus drei Teilen, dem „Westdorf“, dem „Ostdorf“ und dem „alten Ostdorf“. Baltrum verfügt über einen Fährhafen, ein Flugfeld und verschiedene Fremdenverkehrseinrichtungen.
Flächennutzung
Die Flächenaufteilung der Insel Baltrum ist in der folgenden Tabelle angegeben:[3]
Flächennutzung (Stand 2005) Fläche in ha Anteil in % Bauflächen 30 4,6 Flächen für den Gemeinbedarf 3 0,5 Verkehrsflächen 8 1,2 Grünflächen 20 3,1 Sonstige Flächen 589 90,6 Gesamtfläche ohne Küstengewässer 650 100,0 Flächen für die Ver- und Entsorgung, Flächen für die Land- und Forstwirtschaft, Wasserflächen sowie die Flächen für Aufschüttungen und Abgrabungen werden seit 2001 nicht mehr separat ausgewiesen, sondern befinden sich mit in den „Sonstigen Flächen“. In der letzten Statistik von 1997 waren folgende Werte angegeben: Flächen für die Ver- und Entsorgung (1 Hektar), Flächen für die Land- und Forstwirtschaft (0 Hektar), Wasserflächen (5 Hektar) sowie die Flächen für Aufschüttungen und Abgrabungen (1 Hektar).
Klima
Das Klima der Insel Baltrum unterliegt dem direkten Einfluss der Nordsee und liegt damit im Bereich eines gemäßigten, sommerkühlen und vom Golfstrom beeinflussten Seeklimas. Aufgrund der ausgleichenden Wirkung der Nordsee herrschen insgesamt geringere tages- und jahreszeitliche Temperaturschwankungen sowie eine hohe Luftfeuchtigkeit. Im Durchschnitt sind die Temperaturen auf der Insel im Sommer kühler und im Winter milder als die auf dem Festland gemessenen Werte. Der Frühling setzt rund 2 Wochen später ein. Von Januar bis Juli werden auf der Insel geringere, von August bis Dezember vermehrte Niederschlagsmengen als auf dem Festland gemessen. Im Mittel ist die Niederschlagsmenge niedriger und die Sonnenscheindauer höher als auf dem Festland.[4]
Nach der Klimaklassifikation von Wladimir Peter Köppen befindet sich Baltrum in der Einteilung Cfb.
- Klimazone C: Warm-Gemäßigtes Klima
- Klimatyp Cf: Feucht-Gemäßigtes Klima
- Klimauntertyp b: warme Sommer
Die nächstgelegene Wetterstation befindet sich auf der Nachbarinsel Norderney und wird vom Deutschen Wetterdienst betrieben. Die Station Norderney mit der Stations-Kennziffer 10113 liefert seit 1947 frei verfügbare Daten zur Wetter- und Klimabeobachtung.[5]
Ostwanderung der Insel
Die Gezeiten, die Strömungen, die Wellen und der Wind bewirkten im Laufe der Zeit große Veränderungen an der Insel Baltrum. Wie auf allen ostfriesischen Inseln wandert der Sand der Strände mit der vorherrschenden Windrichtung von West nach Ost. So lag das Westende von Baltrum um 1650 noch rund 4,5 Kilometer westlicher und damit an einer Stelle, an der sich heute der Ostteil der Nachbarinsel Norderney befindet. Das Ostende der Insel verschob sich in dieser Zeit aufgrund des im Osten liegenden Seegatts Accumer Ee nur um rund 1,4 Kilometer. Effektiv verlor die Insel also mehrere Kilometer Länge. Bereits mehrmals mussten Kirchbauten aufgrund der starken Landverluste versetzt werden. Seit 1872/1873 versucht der Mensch die Landverluste mit gezielten Küstensicherungsmaßnahmen aufzuhalten. Zu diesem Zweck sind auf der Insel 14 Buhnen (Buhne A bis M) gebaut worden. Der Westkopf der Insel zwischen Buhne B und D wird zusätzlich durch eine im Verhältnis 1:4 geneigte Schrägdeckwerkskonstruktion aus schweren Wasserbausteinen geschützt, die im oberen Teil auch als Promenade mit zwei Wandelbahnen genutzt wird. Im Bereich der Buhne B und E bis N schließt sich ein weiteres Schrägdeckwerk mit Berme an. Trotzdem verursachen die Sturmfluten in den Wintermonaten immer wieder erhebliche Schäden.[6]
Geschichte
Durch die Geographen Strabon und Plinius gab es bereits im 1. Jahrhundert vor und nach Christus Hinweise auf die Existenz der Insel. Während der Häuptlingszeit von 1350 bis 1464 gehörten die Ostfriesischen Inseln zum Herrschaftsgebiet der Familie tom Brok. Baltrum wurde erstmals 1398 urkundlich erwähnt, als Widzel tom Brok Balteringe (wie auch die anderen ostfriesischen Inseln) dem Herzog Albrecht von Bayern übereignete und sie anschließend von diesem als Lehen zurückerhielt.
Im 17. Jahrhundert hatte Baltrum die typische langgestreckte Form einer Barriere-Insel wie Norderney oder Juist heute. Im Laufe der folgenden Jahre verlor sie massiv Land am Westende, ohne dass im Gegenzug vergleichbar Land am Ostende dazu gewonnen wurde. Zwischen 1650 und 1960 ist die Insel am Westende etwa 5 Kilometer nach Osten gewandert, das Ostende wurde dagegen nur um etwa 1,5 Kilometer nach Osten verlagert. Von der Bereisung durch eine Kommission 1650 wird berichtet, dass die 14 damaligen Bewohner der Düneninsel durch das Meer gefährdet waren. 1737 gab es ein Inseldorf mit Inselkirche, das um 1800 wegen Übersandung durch Wanderdünen aufgegeben wurde. Als neues Dorf entstand etwa 800 Meter westlich der heutigen Insel (im Bereich der heutigen Othelloplate, einer Sandbank zwischen Baltrum und Norderney) das Westdorf. Außerdem bestand im Osten das Ostdorf. Nach einer Sturmflut im Jahre 1825, die die Insel in mehrere Teile zerriss und fast unbewohnbar machte, wurde das Westdorf aufgegeben.
Ab etwa 1870 wurden Inselschutzwerke durch Buhnen, Holzpalisaden und halbmassive, später massive Deckwerke geschaffen. Auf der Insel schützen Deiche das bebaute Gebiet gegen Überflutungen.
Im Jahr 1876 folgte Baltrum dem Beispiel der anderen ostfriesischen Inseln und wurde „Seebad“. Aus bescheidenen Anfängen entwickelte sich der Tourismus nur sehr langsam. 1892 wurde mit dem „Hotel Küper“ das erste Hotel der Insel eröffnet, 1895 folgte mit dem „Hotel zur Post“ das zweite. 1900 wurden 450 Gäste, 1912 540 Gäste gezählt. Ab 1912 stellten erstmalig Motorsegelschiffe den Verkehr zwischen dem Festland und Baltrum sicher, eine regelmäßige Linie gab es aber nicht.[7]
Im Herbst 1923 kam der Maler Paul Klee mit seiner Ehefrau Lily und Sohn Felix zur Sommerfrische auf die Insel. Während seines dreiwöchigen Aufenthalts auf der Insel entstehen insgesamt 16 Aquarelle und 3 Zeichnungen. Heute gelten die als Nordseebilder bezeichneten Werke als eine eigene Stilepoche in Klees Werk.[8]
1927 wurde der seit 1902 auf Baltrum als Lehrer tätige Wilhelm Vogel (1882–1966) wegen einer Kriegsverletzung aus dem Ersten Weltkrieg in den Ruhestand versetzt. Anschließend übernahm der mit einer Baltrumerin verheiratete Vogel den Posten des Badedirektors und leitete die Badeverwaltung hauptverantwortlich. Er schuf in den 1920er Jahren den noch heute verwendeten Werbeslogan der Insel „Baltrum – Das Dornröschen der Nordsee“ und gründete die erstmalig im Sommer 1927 erscheinende Gästezeitschrift „Die Inselglocke“, die noch heute erscheint. Vogel wirkte maßgeblich an vielen Infrastrukturprojekten der Insel mit. Von 1930 bis 1936 war zudem als Bürgermeister der Gemeinde tätig. Die Gemeinde Baltrum würdigte seine Verdienste um Baltrum in einem Nachruf mit den Worten:[9]
„Er wirkte entscheidend an dem Aufbau unseres Heilbades mit und hat mit Tatkraft, Weitblick und hohem Verantwortungsbewusstsein die Geschicke Baltrums geleitet.“
1927 wurde das Fährschiff „Baltrum I“ in Dienst gestellt. Sie fuhr in der Zeit von Mitte Mai bis Mitte September die Strecke Baltrum – Norddeich und brauchte für die Strecke rund 2 Stunden. Ein Jahr später, am 2. April 1928, erfolgte die Gründung der „Baltrum-Linie Albers, Meyer & Küper“, die ab da die Insel im Sommerhalbjahr regelmäßig bediente. Bedingt durch den regelmäßigen Fährverkehr stiegen die Gästezahl jetzt langsam an. Kamen vor Gründung der Linie 1922 1095 Gäste, so waren es 1928 bereits 3480 Gäste. Diese Zahl stieg bis 1936 auf rund 5000 Gäste an. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 kam der Fremdenverkehr zum Erliegen.[7]
Nach dem Krieg begann der Wiederaufbau. Bereits 1948 hatte man mit 4.507 Gäste fast wieder das Vorkriegsniveau erreicht. 1949 erhielt Baltrum die staatliche Anerkennung als Heilbad. In den Wirtschaftswunderjahren nahm die Anzahl der Gäste stark zu (1953 9.000 Gäste und 1955 10.200 Gäste). Seit 1966 ist Baltrum staatlich anerkanntes Nordseeheilbad.[7]
Inselname
Die Herkunft des Inselnamens ist nicht eindeutig geklärt. Die Insel wurde erstmals 1398 in einer Lehnurkunde als „Balteringe“ erwähnt. In der altfriesischen Sprache soll dies für „Weideland“ stehen. Es gibt auch eine These, wonach der Name vom Gott Balder abgeleitet wird. Balder war ein Sohn der germanischen Götter Odin und Frigg. Eine heutige spöttische Ableitung behauptet, die Insel heiße Baltrum, weil sie so klein wäre, dass man „bald 'rum“ sei. Allerdings ergibt eine vollständige Umrundung der Insel immerhin eine Strecke von rund 15 km.
Inseladressen
Auf Baltrum gibt es keine offiziellen Straßennamen, sondern lediglich Hausnummern. Derzeit (Stand: 2009) sind es etwas über 300. Die Nummer wird im Grundsatz entsprechend dem Zeitpunkt des Hausbaus aufsteigend zugewiesen. Auf diese Weise erlaubt die Hausnummer einen groben Einblick in die bauliche Historie. Jedoch ist die Hausnummer nicht an das Gebäude, sondern an den Bauplatz gebunden. Daher kann ein Neubau eine sehr niedrige Nummer führen, wenn er als Ersatz für ein älteres, abgebrochenes Haus errichtet wurde.
Politik
Gemeinderat
Dem Gemeinderat Baltrum gehören acht Ratsmitglieder sowie die Bürgermeisterin der Insel an. Die letzte Wahl für den Gemeinderat erfolgte zusammen mit der Bürgermeisterwahl am 10. September 2006. Die CDU wurde mit fünf Sitzen stärkste Fraktion im neuen Gemeinderat, die SPD/UBW-Gruppe erhielt drei Sitze. Die Baltrumer Bürgermeisterin Antje Wietjes-Paulick von der CDU ist gleichzeitig Ratsvorsitzende.[10]
Bürgermeister
In der Stichwahl zur letzten Bürgermeisterwahl 2006 konnte sich die CDU Kandidatin Antje Wietjes-Paulick mit 51,8 % (183 Stimmen) gegen den Kandidaten der Unabhängigen Baltrumer Wählergemeinschaft Udo Bengen (48,2 %; 170 Stimmen) durchsetzen.[11]
Wappen
Blasonierung: In Blau auf goldenem Dreiberg ein goldener Glockengalgen mit einer goldenen Glocke, beseitet von je einem sechszackigen goldenen Sporenrädlein.[12]
Flagge
Die Flagge von Baltrum besteht aus zwei waagerechten, gleich breiten Streifen – oben blau und unten gelb. In der Mitte befindet sich das Wappen der Insel.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen und Ausstellungen
Das Heimatmuseum im alten Zollhaus wurde am 24. Mai 2007 vom Heimatverein Baltrum e.V. im ehemaligen Wohnhaus der Zollbeamten der Insel eröffnet. Die Ausstellung im Untergeschoss des Bummerts zeigt in vier Räumen und zwei Galerien einen heimatkundlichen sowie einen naturkundlichen Teil. Das Museum wird jährlich von rund 5.500 Urlaubern und Einheimischen besucht.[13]
Das Nationalpark-Haus Baltrum wurde 1987 im ehemaligen Schuppen der Reederei Baltrum Linie eröffnet. Schwerpunkt der Ausstellung ist das Thema Gezeiten.[14]
Sehenswürdigkeiten
Die Alte Inselkirche ist das zweitälteste erhaltene Gotteshaus auf einer ostfriesischen Insel. Sie wurde 1826 als evangelisch-lutherische Kirche erbaut und bietet nur rund 50 Personen Platz. Als „Glockenturm“ besitzt die Alte Inselkirche neben dem Kirchengebäude ein einfaches Holzgerüst, in dem die Glocke eines vor der Insel gestrandeten holländischen Segelschiffs hängt. Die „Inselglocke“ ist Wahrzeichen der Insel und findet sich auch im Wappen der Insel wieder. Die Kirche wird heute, nach zwischenzeitlicher Nutzung als katholische Kirche und Leichenhalle, nur noch für Trauungen und Taufen sowie für kulturelle Veranstaltungen genutzt.
Die Große evangelisch-lutherische Inselkirche ist die Hauptkirche der evangelisch-lutherische Gemeinde und bietet Platz für 300 Personen. Sie wurde in den Jahren 1929/1930 als Ersatz für die Alte Inselkirche erbaut, die nach dem Ersten Weltkrieg aufgrund der stetig steigenden Zahl von Inselgästen zu klein wurde. 1959 erhielt die Kirche ihre beiden Seitenschiffe, 1964/1965 wurde zudem der Kirchturm erhöht und die bisherige Einzelglocke um zwei weitere kleinere Glocken ergänzt.
Die Kirche St. Nikolaus ist die katholische Inselkirche Baltrums. Der Grundstein für die Kirche wurde am Nikolaustag 1956 gelegt, an Christi Himmelfahrt 1957 erfolgte die Einweihung. Die Kirche besteht aus einem geschlossenen Teil (Winterkirche) und einem Vorhof mit einem reetgedeckten Umgang (Sommerkirche). Die Winterkirche kann etwa 50 Gottesdienstbesucher aufnehmen. Die Sommerkirche wird nur in der Hauptsaison genutzt und ist für bis zu 300 Personen ausgelegt. Architekt der Kirche ist der Osnabrücker Heinrich Feldwisch-Drentrup. Die Glasfenster wurden von Margarete Franke geschaffen.
Das Historische Pfahlschutzwerk ist ein historischer Wellenbrecher und befindet sich an der Südwestflanke der Insel zwischen Westkopf und Hafen. Die rund 300 Meter lange Holzkonstruktion ist das letzte Teilstück einer Küstenschutzanlage, die zwischen 1883 und 1889 den gesamten Westkopf der Insel umspannte und sicherte. Die Anlage besteht aus abgestützten Pfählen und Kanthölzern, die bei Sturmfluten als Wellenbrecher dienen. Anlagen dieser Art wurden auch auf den anderen ostfriesischen Inseln eingesetzt, jedoch hat sich dieses Bauprinzip nicht bewährt. Der Westkopf Baltrums wurde daher zwischen 1921 und 1928 durch eine massive Betonkonstruktion mit S-förmigen Querschnitt ersetzt. Nur im nicht so gefährdeten Strandabschnitt zwischen Westkopf und Hafen blieb die ursprüngliche Holzkonstruktion erhalten. In den Jahren 1930/1931 wurde es grunderneuert und später als „schützenswertes Denkmal“ unter Denkmalschutz gestellt. Im Rahmen von umfangreichen Sanierungsarbeiten am Deckwerk des Westkopfs wurde das noch vorhandene Pfahlschutzwerk 2008 erneut instand gesetzt.[15]
Der Baltrumer Gezeitenpfad ist ein rund sieben Kilometer langer Lehrpfad, der 2006 anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Nationalparks Niedersächsischen Wattenmeer eröffnet wurde. Der Pfad beginnt bei den Wattflächen am Hafen, führt über die Küstenschutzanlagen am Westkopf der Insel, quert den Strand und die Insel, führt über die Dünen durch Dünentäler, kommt an den Hellerwiesen zurück nach Westen und endet im Nationalpark-Haus Baltrum. Die Informationstafeln der 18 Stationen entlang des Pfades geben Einblicke in die Gezeiten, die Inselgeschichte, den Küsten- und Naturschutz sowie die Entwicklung des Tourismus auf Baltrum. Vier Stationen laden als interaktive Stationen zum Experimentieren ein.[16][17]
Grünanlagen
Der Rosengarten ist eine kleine Grünanlage auf der Insel Baltrum. Sie liegt in einem kleinen Kiefernwäldchen zwischen dem West- und Ostdorf. Der Rosengarten wird von einer ehrenamtlich tätigen Gemeinschaft, der sogenannten Baltrumer Rosengartengemeinschaft gepflegt und weiterentwickelt.[18]
Vereine
Der Kultur- und Sportverein KSV Baltrum e.V. ist mit über 420 Mitgliedern in rund 20 Sparten der größte Verein der Insel. Rund 80 % der Inselbevölkerung sind Vereinsmitglieder. Gegründet wurde der Verein im November 1965 von 44 Mitgliedern. Als Sparten wurden damals Laienspiel, Gymnastik, Tischtennis und Cobigolf eingerichtet, im folgenden Jahr kamen noch Fechten und Schwimmen hinzu. Fußball, Boßeln, aber auch Nordic Walking, Bauchtanz und Body-Styling sind heute weitere Vereinssparten. Die Theatergruppe des KSV ist mit rund 45 Mitspielern die größte Sparte im Verein und sorgt während der Touristensaison mit jeweils drei Stücken im wöchentlichen Wechsel für Unterhaltung auf der Insel. Gespielt wird in der Regel in der Turnhalle der Insel.[19]
Im März 1989 wurde der Heimatverein Baltrum e.V. gegründet. Ziel des Vereins ist der Erhalt des kulturellen Erbes der Insel. Der Verein erwarb 1998 das Doppelhaus „Baltrumer Haus Nr. 18“ von 1855 und baute es zum Museum „Altes Zollhaus“ um. Der Museumsname verweist auf den ursprünglichen Zweck des Gebäudes, das von der Zollbehörde für ihre beiden auf Baltrum tätigen Zollbeamten mit ihren Familien gebaut wurde. Seit Mai 2007 werden hier vorwiegend Ausstellungsstücke zur Heimatgeschichte sowie zur Naturgeschichte gezeigt. Im Obergeschoss des Museums befindet sich der 2008 fertiggestellte Versammlungssaal des Vereins.[20] 2009 hatte der Heimatverein rund 160 Mitglieder.[21]
Der Baltrumer Boots-Club e.V. von 1967 hat rund 100 Mitglieder und betreibt den kleinen Baltrumer Sportboothafen, in dem ca. 50 Sport- und Segelboote Platz finden. Der Sportboothafen ist tideabhängig und kann nur bei Flut angelaufen werden.[22]
Regelmäßige Veranstaltungen
- Juni: „Inselwitz“ – Cartoons am Strand! Deutschlands Cartoonisten zeichnen und stellen aus auf der Insel Baltrum (seit 2010)
- Juli: Baltrumer Gäste-Tennisturnier (seit 1957)
- Juli: „Dornröschen rockt“ – Zweitägiges Rockfestival mit mehreren Bands (seit 2005)
- September: Bridge-Turnier um den Nordsee-Cup (seit 1994)
Wirtschaft und Infrastruktur
Tourismus
Im Jahre 1876 wurde Baltrum „Seebad“, doch die touristische Entwicklung ging nur langsam voran. Seit 1966 ist Baltrum staatlich anerkanntes Nordseeheilbad. 1892 wurde das Hotel Küper, 1895 das Hotel zur Post eröffnet. Vor dem Zweiten Weltkrieg kamen pro Saison 5.000 bis 6.000 Besucher, 1960 fast 17.000, und seit den 1970er Jahren sind es pro Saison über 30.000 Gäste. Neben den etwa 500 Einwohnern sind in der Saison ständig rund 3.000 Gäste auf der Insel, womit die Aufnahmekapazität erschöpft ist. Im Vergleich zu anderen Inseln wurde der Tourismus auf Baltrum erst relativ spät gefördert.
Im Westdorf befindet sich das Kurzentrum mit dem „SindBad“, einem 1999 umgebauten modernen Kur- und Wellness-Center. Es beherbergt neben einer Sauna- und Badelandschaft auch die Kureinrichtungen für die von der Kurverwaltung angebotenen Kuranwendungen sowie ein Meerwasser-Therapiebecken und einen Wellness-Bereich.
Der Niedersächsischer Turner-Bund betreibt seit 1967 die „Jugendbildungsstätte Baltrum“ (JuBi) im Osten der Insel. Der Einrichtung steht im Winter und in den Übergangsjahreszeiten ein Haus mit 25 Betten zur Verfügung. Im Sommer erweitert ein Zeltplatz das Angebot auf rund 100 Plätze. Die Jugendbildungsstätte ist das ganze Jahr über geöffnet und steht auch Schulen, Studenten und Vereinsgruppen zur Verfügung. Jährlich werden rund 14.000 Übernachtungen gezählt.[23] Die Jugendbildungsstätte feierte 2007 ihr 40jähriges Bestehen und erhielt Besuch vom damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff.[24] Anderswo ist das Zelten und Camping auf Baltrum nicht erlaubt.
Baltrum wirbt bereits seit den 1920er Jahren mit dem Werbeslogan „Baltrum - Dornröschen der Nordsee“. In leichter Abwandlung „Baltrum - Mein Dornröschen der Nordsee“ wird der Slogan heute noch genutzt. Zugeschrieben wird der Werbespruch dem ehemaligen Badedirektor und Bürgermeister der Insel Wilhelm Vogel (1882–1966), der 1927 die Leitung der Badeverwaltung übernahm und danach entscheidenden Anteil am Aufbau des Fremdenverkehrs hatte.
Baltrum ist zur touristischen Vermarktung der Insel der Marketingorganisation Nordsee GmbH in Schortens beigetreten. Die Nordsee GmbH vertritt die sieben Ostfriesischen Inseln sowie 15 niedersächsische Küstenorte.[25] Die Nordsee GmbH ist verantwortlich für die gemeinsame Pressearbeit, das Marketing, die Durchführung von Messen und Veranstaltungen, die Erstellung von Printmedien sowie die Klassifizierung von privaten Ferienunterkünften.
Verkehr
Inselverkehr
Nachdem inselweit ein Verkehrsverbot für Kraftfahrzeuge durch Zeichen 250 StVO mit Zusatzzeichen "Pferdefuhrwerke und Fahrräder frei" gilt, ist Baltrum mittlerweile eine weitgehend autofreie Insel. Ausnahmen sind die Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr, ein Krankentransportwagen und gegebenenfalls Radlader oder selbstfahrende Arbeitsmaschinen, die zum Zwecke des Küstenschutzes benötigt werden.
Auf Baltrum gibt es keine offiziellen Straßennamen. Informell unterscheidet man aber zwischen Ostdorf und Westdorf. Die Adressierung erfolgt ausschließlich über inselweit einmalige Hausnummern, die in der Reihenfolge der Errichtung vergeben werden und daher geografisch vollkommen ungeordnet erscheinen.
Auf Baltrum existiert kein Fahrradverleih; die Touristen werden gebeten, keine Fahrräder mit auf die Insel zu bringen. Den „ÖPNV“ übernehmen die ansässigen Kutschfahrer mit ihren Taxikutschen. Geschäfte und Restaurants werden mit Pferd und Wagen beliefert. Touristen transportieren ihr Gepäck mit einer „Wippe“ (Handwagen) oder einem Bollerwagen der Gastgeber, oder lassen sich und ihr Gepäck mit der Pferdekutsche transportieren. Als Folge des Ausschlusses von motorisiertem Individualverkehr kann auf die sonst übliche Unterscheidung der Flächen für fließenden und ruhenden Verkehr weitgehend verzichtet werden.
Zu Fuß kann Baltrum bei Niedrigwasser vom Hafen Neßmersiel aus per geführter Wanderung in rund zweieinhalb Stunden durch das Watt zum Hafen Baltrum erreicht werden.
Schiffsverkehr
Siehe auch: Liste der Baltrumer FährschiffeBaltrum wird gezeitenabhängig von Fährschiffen der 1928 gegründeten Reederei Baltrum-Linie von Neßmersiel aus angesteuert. Die Fahrzeit beträgt etwa 30 Minuten. Je nach Jahres- und Reisezeit gibt es täglich ein bis maximal vier Abfahrten je Richtung. Das Gepäck der Urlauber wird vor der Abfahrt in Container verladen und dann mit derselben Fähre befördert. Höhepunkt der Überfahrt sind die Seehundbänke vor der Insel Norderney, an denen das Schiff vorbei fährt. Die Reederei betreibt eine eigene Busanbindung zum Bahnhof Norden. Nachdem der Frachtverkehr mit dem Versorgungsschiff Baltrum II früher über den Hafen Norddeich abgewickelt wurde, geschieht dies seit 2006 über den im Juni 1970 eingeweihten Hafen Neßmersiel, der von April bis August 2008 dafür um einen 35 Meter langen Frachtkai erweitert wurde.
Auf Baltrum befindet sich eine SAR-Rettungsstation, die von der DGzRS mit dem Seenotrettungsboot Elli Hoffmann-Röser betrieben wird.
Siehe auch: Liste der Baken auf den Ostfriesischen InselnFlugverkehr
Über den Flugplatz Baltrum ist die Insel für kleine Maschinen auch auf dem Luftweg zu erreichen.
Schienenverkehr
Baltrum besaß von 1949 bis 1985 eine kleine Inselbahn (Spurweite 600 Millimeter) mit einem kleinen Streckennetz. Sie diente ausschließlich der Güterbeförderung.[26]
Medien
Baltrum gehört zum Verbreitungsgebiet der Tageszeitung Ostfriesischer Kurier. Sie ist seit dem 2. Juli 1867 die Heimatzeitung für die Stadt Norden und ihre Umlandgemeinden, sowie die Nordseeinseln Norderney, Juist und Baltrum. Zusätzlich erhalten die Insulaner die Wochenzeitung „Echo“ aus dem selben Verlag.[27] Aufgrund der tidenabhängigen Fährpläne werden die Festlandszeitungen täglich per Flugzeug auf die Insel geliefert.
Die Baltrumer Zeitschrift „Die Inselglocke“ erscheint sechs mal jährlich während der Hauptsaison. Zusätzlich erscheint jährlich im Dezember eine Weihnachtsausgabe. Herausgeber der 16 Seiten starken Zeitschrift ist der Heimatverein Baltrum e.V.. Die Auflage beträgt 1000 Stück.[28]
Bildung
Die einzige Schule auf Baltrum ist die „Inselschule Baltrum“ im Westdorf „Haus-Nr. 109“. Die Schule ist Grund-, Haupt- und Realschule gleichzeitig. 2011 wurden rund 50 Schüler von 6 Lehrkräften unterrichtet. Wegen der geringen Schülerzahlen werden die Schüler jeweils in Doppelklassen zusammengelegt und gemeinsam unterrichtet.[29] Schüler der Insel, die das Abitur machen möchten, besuchen das Niedersächsische Internatsgymnasium in Esens. Die Schüler des Internats kommen zu über 90 Prozent von den Ostfriesischen Inseln.
Persönlichkeiten
Mit der Insel verbunden
Folgende Personen sind nicht auf Baltrum geboren, haben jedoch vor Ort gewirkt:
- Wilhelm Vogel (* 24. Januar 1882 in Eilshausen; † März 1966), Lehrer, Badedirektor und Bürgermeister von Baltrum
Literatur
- Heidi Gansohr-Meinel: Baltrum. Eine kleine Insel und ihre Bewohner. Ein Rundgang. Brune-Mettcker-Verlag, Jever 2001.
- Richard Pott: Farbatlas Nordseeküste und Nordseeinseln: Ausgewählte Beispiele aus der südlichen Nordsee in geobotanischer Sicht. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1995, ISBN 3-8001-3350-4.
Einzelnachweise
- ↑ Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen – Bevölkerungsfortschreibung (Hilfe dazu)
- ↑ Niedersachsen Karte – Stadtplan 1:25.000 für exakte Planungen. Behörde für Geoinformation, Landentwicklung und Liegenschaften (GLL) des Bundeslandes Niedersachsen. Abgerufen am 25. März 2009.
- ↑ NLS-Online: Tabelle Z00100001 Flächennutzungsarten - 452002 Baltrum Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen-Online (LSKN), abgerufen am 24. Juli 2011
- ↑ Klima im Bereich der Ostfriesischen Inseln, abgerufen am 13. Juli 2011
- ↑ Übersicht der Stationen mit frei verfügbaren Werten. Deutscher Wetterdienst (DWD). Abgerufen am 13. Juli 2011.
- ↑ Informationsbroschüre Küstenschutz für die Insel Baltrum, abgerufen am 25. Juli 2011
- ↑ a b c Geschichte der Baltrum-Linie, abgerufen am 16. Juli 2011
- ↑ Hamburger Abendblatt: Baltrum – Das Dornröschen der Inseln, abgerufen am 16. Juli 2011
- ↑ Inselglocke Baltrum: „Wilhelm Vogel – Ein Inselleben“, abgerufen am 24. Juli 2011
- ↑ Inselgemeinde Baltrum: Virtuelles Rathaus – Ratsmitglieder, abgerufen am 12. Juli 2011
- ↑ Bürgermeisterwahlen 2006 – Gemeinde Baltrum, abgerufen am 12. Juli 2011
- ↑ Klemens Stadler: Deutsche Wappen. Die Gemeindewappen der Bundesländer Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Band 5, Bremen 1970, S. 21.
- ↑ Vorstellung Museum, abgerufen am 16. Juli 2011
- ↑ Nationalpark-Haus Baltrum, abgerufen am 16. Juli 2011
- ↑ Deckwerkssanierung Baltrum. Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) (15. Januar 2009). Abgerufen am 22. März 2009.
- ↑ Informationsbroschüre Gezeitenpfad, abgerufen am 16. Juli 2011
- ↑ Natur erleben: Details Gezeitenpfad, abgerufen am 16. Juli 2011
- ↑ Baltrum-Online: Neue Bänke im Rosengarten, abgerufen am 25. Juli 2011
- ↑ KSV Baltrum, abgerufen am 13. Juli 2011
- ↑ Vorstellung Heimatverein Baltrum e.V., abgerufen am 13. Juli 2011
- ↑ Mitglieder Heimatverein Baltrum e.V., abgerufen am 13. Juli 2011
- ↑ Vereine auf Baltrum: Baltrumer Bootsclub e.V., abgerufen am 16. Juli 2011
- ↑ Jugendbildungsstätte Baltrum, abgerufen am 25. Juli 2011
- ↑ Baltrum-Online: Sommerreise Baltrum, abgerufen am 25. Juli 2011
- ↑ Die Nordsee GmbH – Wir über uns, abgerufen am 11. Juli 2011.
- ↑ Inselbahnen in Deutschland: Baltrum. Malte Werning. Abgerufen am 4. Februar 2009.
- ↑ Ostfriesischer Kurier, abgerufen am 25. Juli 2011
- ↑ Die Inselglocke, abgerufen am 26. Juli 2011
- ↑ Inselschule Baltrum – Schulhof hinterm Deich, abgerufen am 25. Juli 2011
Weblinks
Commons: Baltrum – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWiktionary: Baltrum – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen- Offizielle Internetpräsenz der Inselgemeinde. Gemeinde Baltrum. Abgerufen am 4. Februar 2009.
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