- Phenylbutazon
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Strukturformel Allgemeines Freiname Phenylbutazon Andere Namen - 4-Butyl-1,2-diphenylpyrazolidin-3,5-dion
Summenformel C19H20N2O2 CAS-Nummer 50-33-9 PubChem 4781 ATC-Code DrugBank DB00812 Kurzbeschreibung weißer Feststoff[1]
Arzneistoffangaben Wirkstoffklasse Verschreibungspflichtig: ja Eigenschaften Molare Masse 308,38 g·mol−1 Schmelzpunkt Löslichkeit schlecht in Wasser (0,7 g·l−1 bei 22,5 °C)[1]
Sicherheitshinweise Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [3] Gefahr
H- und P-Sätze H: 301-312-315-319-332-335 EUH: keine EUH-Sätze P: 261-280-301+310-305+351+338 [3] EU-Gefahrstoffkennzeichnung [3]
T
GiftigR- und S-Sätze R: 45-20/21/22-36/37/38-42/43 S: 53-22-26-36/37/39-45 LD50 Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. Phenylbutazon (INN), chemisch 4-Butyl-1,2-diphenylpyrazolidin-3,5-dion, ist ein Pyrazolon-Derivat und wird als Arzneistoff aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika mit analgetischer, antiphlogistischer und antipyretischer Wirkung verwendet. Phenylbutazon wurde 1951 von Geigy (heute Novartis) patentiert.
Inhaltsverzeichnis
Anwendungen
Humanmedizin
Grundsätzlich sollte es nur für kurze Zeit und nur dann verordnet werden, wenn andere Behandlungen und neuere nichtsteroidale Antirheumatika nicht ausreichend wirken. Zur Anwendung kommt Phenylbutazon heute deshalb noch zur Behandlung akuter Schmerzen bei entzündlichen rheumatischen Erkrankungen, wie
- chronischer Polyarthritis
- Morbus Bechterew
- sowie bei akuten Gichtanfällen
Veterinärmedizin
Phenylbutazon ist in verschiedenen Darreichungsformen zur oralen, intramuskulären oder intravenösen Verabreichung im Handel, auch als Salbe oder perkutane Lösung. Der Wirkstoff wird in Klein- und Großtierpraxen häufig eingesetzt. In der Europäischen Union ist allerdings die Verwendung von Phenylbutazon bei lebensmittelliefernden Tieren verboten. Bei Pferden wird Phenylbutazon sehr häufig therapeutisch eingesetzt. Allerdings wird Phenylbutazon im Pferdesport auch als Dopingmittel missbraucht[4]. Phenylbutazon ist diesbezüglich trauriger Spitzenreiter der Statistik[5]. Nachdem der Einsatz des Mittels im internationalen Pferdesport in den 1990er Jahren verboten wurde, wurde dieses Verbot im Rahmen der FEI-Generalversammlung 2009 gekippt und als neuer Grenzwert die Menge von 8 Mikrogramm je Milliliter Plasma eingeführt. Damit liegt der neue Grenzwert rund dreimal so hoch wie vor dem Verbot der Substanz.[6] Aufgrund massiver Proteste, insbesondere aus Europa, wurde die Einführung des neuen Reglements zunächst auf April 2010[7], später dann bis zur nächsten Generalversammlung der FEI im November 2010 verschoben. Bis zu diesem Zeitpunkt soll die Liste der erlaubten / unerlaubten Medikationen nochmals überprüft werden.[8]
Pharmakokinetik
Im Magen-Darm-Trakt wird Phenylbutazon fast vollständig resorbiert. Die Aufnahme erfolgt im Wesentlichen im Dünndarm. Maximale Blutspiegel werden nach oraler Gabe in 1–2 Stunden erreicht. Die Plasmaproteinbindung des Arzneistoffs beträgt mehr als 95 %, sie ist letztlich verantwortlich für die lange Verweildauer im Körper. Die Metabolisierung erfolgt in der Leber. Dabei wird Oxyphenbutazon als wirksamer Metabolit gebildet. Die Ausscheidung erfolgt zu ca. 70 % über die Nieren (renal) und zu ca. 30 % über die Galle (biliär)[9].
Nebenwirkungen
Phenylbutazon hat im Körper eine sehr lange Verweildauer. Wirksame Konzentrationen werden in den Gelenken noch bis zu drei Wochen nach Beendigung der Einnahme gefunden. Der Wirkstoff hat so einerseits zwar sehr starke entzündungshemmende Effekte, andererseits aber auch sehr schwere Nebenwirkungen. Es sollte daher nur wenige Tage eingenommen werden.
An Nebenwirkungen werden unter anderem beobachtet: Magen-Darm-Störungen (Ulkusgefahr), Knochenmarksschäden (Agranulozytose), Natriumretention (Ödeme), vermehrte Harnsäure-Ausscheidung und dadurch Gefahr der Konkrementbildung.
Literatur
- D.E. Gunson u.a., Renal papillary necrosis in horses after phenylbutazone and water deprivation in:Vet Pathol 20/1983, S. 603-610
- M.E. Hough u.a., Ulceration and stricture of the right dorsal colon after phenylbutazone administration in four horses in:Aust Vet J 77/1999, S. 785-788
- C.G. MacAllister, Effects of toxic doses of phenylbutazon in ponys in:Am J Vet. Res, 44/1983, S. 2277-2279
- D.C. Plumb, Veterinary Drug Handbook. PharmaVet Publishing, White Bear Lake, 1991, S. 40-43
- D.H. Snow u.a. Phenylbutazone toxicosis in equidae: a biochemical and pathophysiological study in: Am J Vet Res 42/1981, S. 1754-1759
- J.L. Traub u.a. Phenylbutazone toxicosis in the foal, in:Am J Vet Res 44/1983, S. 1410-1418
Einzelnachweise
- ↑ a b Sicherheitsdatenblatt bei caelo.de
- ↑ a b c MSDS bei www.sciencelab.com
- ↑ a b c Datenblatt Phenylbutazone bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 19. April 2011.
- ↑ Poster über den Phenylbutazonnachweis in Pferdeurin
- ↑ Doping im Pferdesport
- ↑ Artikel "Weltreiterverband erlaubt Medikationen" vom 19. November 2009, abgerufen am selben Tage
- ↑ Artikel "FEI verschiebt Implementierung der “Progressive List”" vom 2. Dezember 2009, abgerufen am selben Tage
- ↑ Artikel "FEI will über Medikationen entscheiden" vom 18. Dezember 2009
- ↑ Die Pharmakokinetik im Pferd
Handelsnamen
Ambene (D), Exrheudon OPT (D)
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