Philipp Joseph Rehfues

Philipp Joseph Rehfues
Rehfues

Philipp Joseph von Rehfues (* 2. Oktober 1779 in Tübingen; † 21. Oktober 1843 in Römlinghoven, einem Ortsteil von Königswinter) war ein deutscher Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Rehfues war Sohn des Tübinger Bürgermeisters Johann Jakob Rehfues. Er besuchte das evangelische Stift Tübingen [1], brach sein Theologiestudium ab und ging 1801 als Hauslehrer nach Livorno (in das Haus des Konsuls Stichling). Dort begegnete er Johann Friedrich von Tscharner [2].

Während seines Aufenthaltes in Italien (bis 1805) erledigte er diplomatische Aufträge für die Königin Maria Karolina von Neapel-Sizilien, Tochter Maria Theresias (es ging um eine - erfolglose - Heiratsvermittlung des Kurprinzen von Bayern, nachmaligen Königs Ludwig I., mit einer Tochter Karolinas). 1804 bereiste er Sizilien in Gesellschaft von Karl Friedrich Schinkel (1781–1841), dem Landschaftsmaler Carl Gotthard Graß (1767–1814) und dem Architekten Johann Gottfried Steinmeyer (1780–1851). Rehfues trat 1806 als Bibliothekar und Vorleser in den Dienst des Kronprinzen Wilhelm [3], des späteren Königs Wilhelm I. von Württemberg, den er in Neapel kennengelernt hatte.

Seinem schriftstellerischen Engagement gegen die französische Fremdherrschaft („Reden an das deutsche Volk“ [4]) verdankte er die Stelle des Generalgouverneurs von Koblenz [5] und später die des Kreisdirektors in Bonn.

1818 wurde er Kurator der neu gegründeten Universität Bonn, 1826 geadelt. 1842 zog er sich auf sein Gut bei Königswinter zurück. Rehfues liegt auf dem Alten Friedhof Bonn begraben. Das Grabmal schuf der Bonner Bildhauer Hermann Heidel. In Bonn-Poppelsdorf ist eine Straße nach Rehfues benannt worden.

Werke

Heidel: Grabrelief für Rehfues
  • Über den jüngeren Philostratus und seine Gemäldebeschreibung [6] (1800, Tübingen)
  • Italien, eine Monatszeitschrift (1803, 1804, Berlin), herausgegeben zusammen mit Johann Friedrich von Tscharner
  • Vittorio Alfieri, sämtliche Trauerspiele: Aus dem Italienischen metrisch übersetzt (1804), zusammen mit Johann Friedrich von Tscharner
  • Italienische Miscellen (1804 – 1806, Tübingen)
  • Neuester Zustand der Insel Sicilien (1807, Tübingen)
  • Plato in Italien, aus einer griechischen Handschrift ins Italienische übersetzt (1808 – 1811, Tübingen)
  • Gemälde von Neapel und seinen Umgebungen (1808, Zürich)
  • Briefe aus Italien (1809, Zürich)
  • Ansichten von Paris (1809, Zürich)
  • Die Brautfahrt in Spanien (Roman, 1811, Berlin), nach Etienne-François de Lantier frei bearbeitet[7]
  • Spanien: nach eigener Ansicht im Jahre 1808 und nach unbekannten Quellen bis auf die neueste Zeit (1813, Frankfurt am Main)
  • Reden an das deutsche Volk [8] (1813, Nürnberg)
  • Die Ansprüche und Hoffnungen der Stadt Bonn (1814, Bonn)
  • Antwort eines Rhein-Preussen auf des Herrn Julius v. Voss Sendschreiben eines Brandenburgers an die Bewohner Rhein-Preussens bei Gelegenheit der S.D. [9] dem Fürsten Staatskanzler [10] übergebenen Adresse (1818, Bonn)
  • Scipio Cicala (Roman, 1832)
  • Die Belagerung des Kastells von Gozzo, oder der letzte Assassine (Roman, 1834, Leipzig)
  • Goethe und sein Jahrhundert (1835)
  • Die neue Medea (Roman, 1836, Stuttgart)
  • Dias del Castillo: Wahrhafte Geschichte der Entdeckung und Eroberung von Neuspanien (1838, Bonn), von Rehfues deutsch bearbeitet und mit Zusätzen versehen
  • Die katholische Kirche in der preußischen Rheinprovinz und der Erzbischof Clemens August von Köln (1838, Frankfurt am Main)
  • La frontière du Rhin (1840)
  • Über Vermögen und Sicherheit des Besitzes, Gespräche zwischen dem Beamten, dem Freiherrn und dem Kaufmann (anonym, 1843, Stuttgart und Tübingen)
  • Entwurf einer allgemeinen Instruction für die Preussischen Gesandten (Nachlass, 1845, Stuttgart)
  • Der Deutsche Orden im 15. Jahrhundert (Nachlass, 1874, Bonn).

Zitate

  • Selbst-Denker, die von Systemen, wie vom Schulstaube, frey sind, haben eine Eigenthümlichkeit in ihrer Darstellung, deren Erreichung nicht leicht, aber desto verdienstlicher ist. (Vorrede von Rehfues als dem Herausgeber der Briefe eines Reisenden)
  • Aus einem Mangel an legislatorischem Verstande gehen Gesetze hervor, deren innere Widersprüche und formelle Unbestimmtheiten erst dann erkannt werden, wenn sie im Leben selbst die schmerzlichsten Störungen und bedenklichsten Unordnungen bewirkt haben. Andere und abermals andere Gesetze, welche die Verwirrungen stets mehren, sind dann nicht zu umgehen. (Die katholische Kirche in der preußischen Rheinprovinz)

Quellen

Literatur

Einzelnachweise

  1. dort lernte er als „Singknabe“ bei den Musikaufführungen Friedrich Hölderlin kennen, der die erste Violine spielte
  2. * 10. September 1780 in Chur, † 4. Dezember 1844 in Chur, studierte in Erlangen Staatswissenschaften, Philosophie und Technik, absolvierte u.a. in Livorno eine kaufmännische Ausbildung, war danach Geschäftsmann, Richter und Lehrer in Graubünden
  3. „Bibliothekär Sr. Königl. Hoheit des Kron-Prinzen von Württemberg, und korrespondirendes [sic] Mitglied der italienischen Akademie zu Florenz“, so bezeichnet er sich als Herausgeber der Briefe eines Reisenden des Freiherrn von Wimpffen
  4. Johann Gottlieb Fichte verfasste die Reden an die deutsche Nation
  5. nicht zu verwechseln mit dem Amt des Generalgouverneurs der Rheinlande, der in Koblenz residierte
  6. Philostratus IV (um 220)
  7. französischer Schriftsteller, 1734 - 1826
  8. Rehfues übersandte Goethe, als einem der competentesten Richter des Zeitalters, am 15. Januar 1814 seine erste Rede an das deutsche Volk, Goethe antwortete am 7. Februar 1814, Rehfues habe ihn durch die baldige Mittheilung Ihrer patriotischen Schrift höchlich verbunden. Freiherr vom Stein schreibt Rehfues am 25. Januar 1814: Die Reden an das deutsche Volk sind in einem vortrefflichen Geist und in einer würdig gehaltenen, edlen Sprache geschrieben. Ich wünschte Euer Wohlgeboren bewürkten die mögliche Verbreitung durch eine zahlreiche Edition, sehr wohlfeile Preise und den Verkauf in Deutschland und den deutschen Departements
  9. Seiner Durchlaucht
  10. Karl August von Hardenberg

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