- Pierre Ceresole
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Pierre Ceresole (* 17. August 1879 in Lausanne; † 23. Oktober 1945 in Le Daley bei Lausanne) war ein Schweizer Pazifist, Quäker, Mathematiker und Gründer des Service Civil International (SCI).
Leben
Sein Vater Paul Cérésole war Bundesrichter und späteres Mitglied der Landesregierung. Nach seiner Schulzeit bestand Pierre Ceresole an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich das Ingenieurexamen und doktorierte 1903. Eine angebotene Professur schlug er jedoch aus, um in seinem religiös geprägten Leben etwas für andere zu tun.
1910 reiste er in die USA, von San Francisco aus weiter nach Hawaii und von da aus dann 1912 nach Japan. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich mit einfacher Arbeit und mit Unterricht. Während der Jahre in der Fremde machte Ceresole Erfahrungen mit sozialen Missständen, die sein ganzes weiteres Leben prägten.
Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs kehrte er in die Schweiz zurück, wo 1915 die Kriegsdienstverweigerung des Westschweizer Lehrers John Baudraz grosses Aufsehen erregte. Cersole nahm am Schicksal des Mannes grossen Anteil. Aus gesundheitlichen Gründen war er zwar nicht militärdiensttauglich, aber er verweigerte von 1916 an die Zahlung der Militärpflichtersatzabgabe. Infolge wurde Pierre Ceresole immer wieder zu kürzeren Gefängnisstrafen verurteilt. Wegen seines politischen Engagements kam er zu den religiösen Sozialisten und lernte den Schweizer Theologen und Pazifisten Leonhard Ragaz kennen.
Ragaz bewegte Ceresole zur Teilnahme an der ersten internationalen Zusammenkunft des Internationalen Versöhnungsbunds 1919 in Bilthoven in den Niederlanden, woraufhin er 1920 den Service Civil International initiierte. Im kriegsverwüsteten Dorf Esnes, auf dem Schlachtfeld von Verdun (Frankreich), organisierte er zusammen mit dem englischen Quäker Hubert Parris den ersten internationalen Zivildienst. Im Rahmen einer politischen Initiative zur Einführung eines Zivildiensts in der Schweiz organisierte ab 1924 weitere Dienste in der Schweiz, wo internationale Freiwillige durch Unwetter geschädigte Gemeinden halfen. Höhepunkt war 1928 der Dienst in Liechtenstein. Über 700 Freiwillige aus 20 Ländern halfen dem Land, das von einer Überschwemmung durch den Rhein heimgesucht worden war. Weitere Dienste leitete er in Frankreich (1930) und in Grossbritannien (1932/33).
Beruflich war Ceresole nach dem ersten Weltkrieg als Lehrer tätig. Die Stadt La Chaux-de-Fonds stellte ihn trotz seiner Vorstrafen - die er aufgrund seiner Weigerung, Militärpflichtersatzsteuer zu bezahlen, bekommen hatte - von 1926 bis 1937 als Mathematikprofessor an.
1931 traf er Mahatma Gandhi, der sich auf einer Durchreise in der Schweiz befand, und reiste daraufhin von 1935 bis 1937 mehrmals nach Indien, um im Bundesstaat Bihar Hilfe in durch Erdbeben und Überschwemmung betroffenen Gebieten zu leisten.
1936 trat Pierre Ceresole der religiösen Gesellschaft der Quäker bei. 1941 heiratete er Lise David und verbrachte seine letzten Lebensjahre bei Lausanne. Aus Protest gegen den heraufziehenden Zweiten Weltkrieg übte er mehrmals zivilen Ungehorsam. Im Alter von über 60 Jahren war er sechs Mal im Gefängnis. Nach seinem letzten Gefängnisaufenthalt im Februar 1945 erlitt Ceresole einen Herzanfall. Nach längerer Krankheit verstarb er am 23. Oktober 1945 in Le Daley (Schweiz).
Weblinks
Commons: Pierre Ceresole – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Claus Bernet: Pierre Ceresole. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 24, Nordhausen 2005, ISBN 3-88309-247-9, Sp. 432–443.
- Marc Perrenoud: Cérésole, Pierre im Historischen Lexikon der Schweiz
- Liste von Publikationen von und über Pierre Ceresol bei dem SCI International Archives, La Chaux-de-Fonds
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