Pinkel

Pinkel
Aufgeschnittene Pinkel

Pinkel ist eine geräucherte, grobkörnige Grützwurst, die in Nordwestdeutschland, besonders in der Gegend um Oldenburg und Bremen sowie in Ostfriesland und Friesland zu Grünkohl gegessen wird (während in östlicheren Gebieten Norddeutschlands eher Brägenwürste zu dem traditionellen landestypischen Grünkohlgericht gehören). In den südlichen Teilen des deutschen Sprachraums ist Pinkel so gut wie unbekannt und kaum erhältlich.

Inhaltsverzeichnis

Namensdeutung

Es gibt verschiedene Namensdeutungen, die die Bezeichnung allerdings weder mit „pinkeln“ (für urinieren) noch mit dem „feinen Pinkel“ (für einen eitlen Menschen) in Verbindung bringen. Der Ausdruck Pinkel (auch Püngel oder Pünkel) bedeutete vielmehr zusammengedrängte Masse oder kurzer, dicker Gegenstand.[1] und hat möglicherweise seine Weiterentwicklung zu Bündel[2] gefunden. Ähnlich ist die Deutung, die sich von Pinker für den Mastdarm (hier: Rindermastdarm) ableitet, der traditionell bis heute als Wursthülle verwendet wird.[3]

Andere Deutungen leiten den Begriff vom ostfriesischen pink für Penis[4] beziehungsweise vom englischen pinkie (oder niederländischen pink) für kleiner Finger ab.

Herstellung

Pinkel besteht im Wesentlichen aus Speck, Grütze von Hafer oder Gerste, Rindertalg, Schweineschmalz, Zwiebeln, Salz, Pfeffer und anderen Gewürzen. Die genaue Zusammensetzung der Rezeptur wird von den jeweiligen Schlachtern als Betriebsgeheimnis gehütet und ist von Dorf zu Dorf durchaus unterschiedlich.

Pinkel mit höherem Fleischanteil werden auch als Fleisch-Pinkel oder Oldenburger Pinkel bezeichnet. Traditionell wird Pinkel in verzehrbare Schweine-Dünndärme (enger Schweinedarm, Schweinesaitling) oder auch Rindermastdärme gefüllt, während heute auch essbare Kunstdärme (Kollagendärme) als Wurstpelle verwendet werden.

Kohlfahrten

Die so genannten „Kohl-und-Pinkel-Touren“ (auch „Kohlfahrten“) von Familien, Freunden und Bekannten sowie Belegschaften und Vereinen haben als winterliche Ausflüge zu Landgasthöfen Tradition. Besonders im Oldenburger Land sind sie sehr beliebt. Nach der Tour kommt traditionell Grünkohl mit Pinkel auf den Tisch. Dabei handelt es sich um ein besonders nahrhaftes und fettes Gericht, zu dem auch weitere Zutaten wie Kochwürste, fetter gestreifter Speck, Kassler oder (seltener) Rippchen gereicht werden.

Einzelnachweise

  1. Matthias Hoefer: Etymologisches Wörterbuch der in Oberdeutschland vorzüglich aber in Oesterreich üblichen Mundart. 1815, S. 335. Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche
  2. Karl Faulmann: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Ehrhardt Karras Verlag, 1893
  3. Daniel Sanders: Wörterbuch der deutschen Sprache: mit Belegen von Luther bis auf die Gegenwart, Band 2. O. Wigand 1863.
  4. Eduard Mueller: Etymologisches Woerterbuch der englischen Sprache, Band 2. P. Schettler, 1879

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