Pinnacle-Point-Mensch

Pinnacle-Point-Mensch

Als Pinnacle-Point-Menschen werden die fossil nicht überlieferten Urheber von Artefakten bezeichnet, die im Herbst 2007 erstmals wissenschaftlich beschrieben wurden.[1] Bei den Artefakten handelt es sich um mehr als 1800 Steingeräte sowie um mehr als 50 kleine Stücke von Hämatit (Rotocker), von denen einige mechanisch bearbeitet zu sein scheinen. Die Fundstücke wurden auf ein Alter von 164.000 ± 12.000 Jahren datiert und gelten als die ältesten Belege für die Verwendung von Pigmenten durch den archaischen Homo sapiens.

Die Bezeichnung Pinnacle-Point-Menschen ist abgeleitet vom Fundort der Artefakte in den Pinnacle-Point-Höhlen bei Mossel Bay an der südwestlichen Küste von Südafrika.

Inhaltsverzeichnis

Fundort und Funde

Der Fundort (PP13B-34.20786322.089515Koordinaten: 34° 12′ 28″ S, 22° 5′ 22″ O) ist eine natürliche Höhle, die sich heute 18 Meter über dem mittleren Wasserstand an der südafrikanischen Küste des Indischen Ozeans befindet. Auch zur Zeit ihrer Benutzung durch die Pinnacle-Point-Menschen befand sich die Höhle nur wenige Meter über dem Meeresspiegel. Die Besonderheit dieser Höhle aber ist, dass das sie umgebende Gelände in den vergangenen 200.000 Jahren erheblich angehoben wurde, so dass sie nach der letzten Eiszeit vom ansteigenden Meeresspiegel nicht überflutet wurde.

In der Höhle wurden 1836 retuschierte Steingeräte aus Quarzit gefunden, die zumeist in Levalloistechnik hergestellt worden waren, darunter zahlreiche schmale, wenige Zentimeter lange Exemplare (Mikrolithen), die als Pfeilspitzen gedeutet werden. Die insgesamt 57 Pigment-Stücke haben ein Gewicht von zusammen 93,4 Gramm; sie sind zumeist reich an Eisenoxid, und ihre Farbe reicht von rotbraun bis zu einem kräftigen rot. Mindestens zehn dieser Pigmentstücke weisen Abriebspuren auf, und von diesen wurden mindestens zwei durch Werkzeuge mit länglichen Kratzern versehen.

Ferner wurden in der Höhle die Muschelschalen von 15 unterschiedlichen Muschel-Arten entdeckt, die von den Pinnacle-Point-Menschen vermutlich aus flachen Gezeitentümpeln und von Felsen gewonnen worden waren; besonders häufig wurden Muschelschalen der Art Perna perna nachgewiesen. Es ist dies der am weitesten zurückreichende Nachweis, dass auch Meeresfrüchte den Vertretern der Gattung Homo als Nahrung dienen konnten.

Bedeutung der Funde

Die Funde belegen, dass die Vorfahren des modernen Menschen bereits vor mehr als 150.000 Jahren auch Meeresfrüchte als Nahrung nutzten. Zuvor war in der Fachwelt auch die Auffassung vertreten worden, solche Nahrungsmittel seien erst rund 100.000 Jahre später, mit Beginn der Ausbreitung des Menschen nach Asien und Europa genutzt worden.[2] Möglicherweise sei der Genuss von Meeresfrüchten eine Anpassung an die Dürrephasen gewesen, die in weiten Teilen Afrika während der Eiszeit vor 195.000 bis 130.000 Jahren herrschte, heißt es in der Fundbeschreibung.

In ähnlicher Weise wird der Fund von mechanisch bearbeitetem, pigmenthaltigem Gestein gedeutet: Nicht erst – wie von einigen Wissenschaftlern aus den zuvor bekannten Fundstellen abgeleitet – vor 45.000 Jahren habe Homo sapiens Umgang mit Farben entwickelt, sondern schon weit früher. Unklar ist allerdings, welchem Zweck dieser Umgang diente: Hämatit wurde auch als Mittel zur besseren Verbindung von steinernen Pfeilspitzen an hölzernen Pfeilen verwendet. [3]

Einzelnachweise

  1. Curtis W. Marean et al.: Early human use of marine resources and pigment in South Africa during the Middle Pleistocene. In: Nature, Band 449, 2007, S. 905–908; doi:10.1038/nature06204
  2. Sally McBrearty, Chris Stringer: The coast in colour. In: Nature, Band 449, 2007, S. 793–794; doi:10.1038/449793a
  3. Sally McBrearty, Chris Stringer: The coast in colour., S. 794

Siehe auch

Weblinks


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