Pistazie

Pistazie
Pistazie
Pistacia vera, Sorte 'Kerman' mit reifen Steinfrüchten

Pistacia vera, Sorte 'Kerman' mit reifen Steinfrüchten

Systematik
Eurosiden II
Ordnung: Seifenbaumartige (Sapindales)
Familie: Sumachgewächse (Anacardiaceae)
Unterfamilie: Pistacioideae
Gattung: Pistazien (Pistacia)
Art: Pistazie
Wissenschaftlicher Name
Pistacia vera
L.
Geöffnete Pistazienfrüchte

Die Pistazie ist die Steinfrucht des zweihäusigen Pistazienbaumes (Pistacia vera, „Echte Pistazie“), zur Unterscheidung von den anderen Arten der Pistazien daher Echte Pistazie genannt, aus der Familie der Sumachgewächse (Anacardiaceae). Die Pistazie ist keine Nussfrucht im botanischen Sinne.

Die Pistazie ist ein Laubbaum, wird bis zu 12 m hoch und bis zu 300 Jahre alt. Die Wurzeln der Bäume können sich bis in eine Tiefe von 15 m erstrecken. Die Kerne sind oval und besitzen eine dünne, harte Schale; der Pistaziensamen hat eine bräunliche Haut und ein hellgrünes Inneres (die Keimblätter). Die Ernte der Samen erfolgt in einem zweijährigen Turnus, was neben den Schwankungen der Witterung zu unterschiedlichen Erträgen führt. Von den Mastix-Pistazienbäumen wird im Juni das Harz gewonnen und als Würzmittel, Klebstoff oder Räuchermittel verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Anbau

International bedeutende Anbaugebiete für Pistazien sind der Iran, die USA und die Türkei, deren berühmteste Pistazien aus Gaziantep kommen. Anbaugebiet in Griechenland ist die Insel Ägina. In Syrien ist besonders die Region um Aleppo berühmt für ihre Pistazien. Deutschland bezieht die Pistazienexporte vermehrt aus den USA, vorwiegend aus dem Bundesstaat Kalifornien. 2009 wurden von dort 20.544 Tonnen Pistazien importiert, aus dem Iran 18.160 Tonnen. Die Türkei exportierte 218 Tonnen Pistazien nach Deutschland.[1] Der Pistazienkern entwickelt sich am Baum normalerweise im Laufe des Monats Juli. Pistazienplantagen können jahrhundertelang in sogenannten „abwechselnd-tragenden“ Zyklen Nüsse tragen, das heißt der Ernteertrag ist in einem Jahr hoch und im nächsten Jahr niedrig. Im Unterschied zur Mandel produzieren Pistazien männliche und weibliche Blüten auf unterschiedlichen Bäumen. Daher müssen für die Befruchtung sowohl männliche als auch weibliche Bäume vorhanden sein. Alternativ können auch Zweige eines männlichen Baums auf weibliche Bäume gepfropft werden. Wind ist notwendig, um den Pollen von den männlichen zu den weiblichen Blüten zu tragen. Das Klima spielt ebenfalls eine Rolle bei der Pistazienproduktion. Pistazienbäume benötigen ungefähr 1.000 Stunden bei kühlen Temperaturen um 7 Grad Celsius oder niedriger, um die Samenruhe zu verursachen, die für eine gute Produktion notwendig ist. Ein milder Winter oder starke Regenfälle während der Bestäubung können den Ertrag reduzieren.

Ernte

Zur Erntezeit im September werden die Pistazien mit mechanischen Baumrüttlern auf eine Auffangvorrichtung geschüttelt, damit sie nicht auf den Boden fallen. Von dort werden die Nüsse in Behälter umgeladen und zur Verarbeitungsanlage transportiert. Pistazien müssen sofort enthäutet und getrocknet werden, um ihre Qualität zu erhalten und ein Verfärben der Schalen zu vermeiden. Die vergrößerte Pistazie drückt auf die umgebende Schale und verursacht das natürliche Aufspalten. Die Haut, die als Schutzhülle dient, bleibt dabei unversehrt. Wenn die Pistazie reif wird, färbt sich die Haut rosig und löst sich von der Schale.

Verarbeitung

Nach der Ankunft aus der Plantage wird zunächst die äußere Hülle durch eine erste Spülung mit Wasser und im nachfolgenden Trocknungsprozess entfernt. Wenn die Pistazien durch das Wasser strömen, sinken zunächst die reifen zu Boden und werden in die Anlage für die Verarbeitung befördert. Unreife Pistazien dagegen treiben an die Oberfläche und werden entfernt. Nach dem Trocknen werden die reifen Pistazien in Silos gelagert. Anschließend werden sie je nach Bedarf weiterverarbeitet.

Nährstoffgehalt

100 g Pistazien enthalten:

Proteine 23 g
Kohlenhydrate 11 g
Fette 52 g
Ballaststoffe 7 g
Cholesterol 0 g
Calcium 135 mg
Kalium 1093 mg
Phosphor 503 mg
Magnesium 158 mg
Vitamin A 233 U.L
Weitere Vitamine Thiamin (Vitamin B1), Riboflavin (Vitamin B2), Niacin (Vitamin B3)

Bis vor ein paar Jahren enthielten Pistazien wie Nussfrüchte im Allgemeinen vermehrt Pestizide und Spuren von Schimmelpilzen. Insbesondere westliche Exportländer wie die USA steigerten daher ihre Qualitätssicherung und Lebensmittelsicherheit. Heute werden Pistazienimporte in die EU streng geprüft.

Gesundheit

Anfang Dezember 2009 wurde bekannt, dass eine Ernährung mit täglich ein bis zwei Handvoll Pistazien dazu beitragen kann, das Risiko von Lungenkrebs zu reduzieren. Das ist das Ergebnis einer Studie der Amerikanischen Gesellschaft für Krebsforschung (American Association for Cancer Research, AACR).[2]

Forscher der Universität von Toronto haben herausgefunden, dass beim gleichzeitigen Verzehr von einer Handvoll Pistazien und kohlenhydrathaltiger Lebensmittel wie etwa Weißbrot die Pistazien den Anstieg des Blutzuckerspiegels gemindert haben. Auch wurden so Hunger stimulierende Hormone reduziert. So bleibt der Appetit kontrollierbar.

Pistazien sind reich an Ballaststoffen. Pistazien in der Schale haben einen zusätzlichen Vorteil für die Gewichtskontrolle, da sie die Verzehrzeit verlangsamen, weil sie erst geöffnet werden müssen. Studien haben gezeigt, dass das Sättigungsgefühl ungefähr 20 Minuten nach dem Verzehr eines Snacks eintritt. Durch den langsameren Verzehr der Pistazie wird die Zeit bis zum Sättigungsgefühl überbrückt.[3]

Die meisten in Pistazien enthaltenen Fette sind sogenannte gute Fettsäuren. Sie tragen dazu bei, das Risiko einer Herzerkrankung zu mindern. Forscher der Pennsylvania State University in den USA haben herausgefunden, dass der Verzehr von ein bis zwei Handvoll Pistazien pro Tag zu einer Reduktion des schlechten LDL-Cholesterinspiegels um neun bis 12 Prozent führen kann.[4]

Verzehr

Pistazien kommen meist geröstet und gesalzen sowie geschält oder ungeschält als Knabberei in den Handel. Der Geschmack ist süßlich, mandelartig, gleichzeitig kräftig würzig. In den Anbauländern kann man sie in der Saison auch frisch und ungeröstet kaufen. Dann schmecken sie zart und knackig. Weitere Verwendung finden sie in der Süßwarenproduktion (Mozartkugeln, Pralinen, Baklava), für Speiseeis und in der Wursterzeugung (z. B. Mortadella).

Vor dem Verzehr muss die Schale geöffnet werden, da nur der Kern verzehrbar ist. Pistazien werden der Einfachheit halber meistens schon aufgebrochen in den Handel gebracht.

Geschichte

Pistazien gehören zu den ältesten blühenden Kulturpflanzen und sind heimisch im Nahen Osten. Wilde Pistazien (Pistacia atlantica oder P. khinjuk) wurden seit dem Natufien (Epipaläolithikum) gesammelt und unter anderem in Abu Hureyra (Syrien) nachgewiesen. Ein gezielter Anbau fand spätestens seit der Antike statt. Pistazien breiteten sich vom Nahen Osten auf das Mittelmeergebiet aus und wurden schnell zu einer geschätzten Delikatesse unter Königen, Reisenden und einfachem Volk gleichermaßen. Die Legende besagt, dass die Königin von Saba die Pistazien zu einem ausschließlich königlichen Nahrungsmittel ernannte und es dem einfachen Volk verbot, sie für den persönlichen Verzehr anzubauen. Nebukadnezar, König von Babylon, ließ angeblich Pistazienbäume in seinen Gärten pflanzen. Im 1. Jahrhundert n. Chr. soll Kaiser Vitellius sie in seiner Hauptstadt Rom eingeführt haben. Die Pistazie wurde als Färbemittel und Heilmittel für Beschwerden wie Zahnschmerzen bis hin zu Lebersklerose verwendet. Der hohe Nährwertgehalt und die lange Haltbarkeit haben die Pistazie auch zu einem unverzichtbaren Reisegut unter frühen Forschungsreisenden und Händlern gemacht. Zusammen mit Mandeln wurden Pistazien von Reisenden auf der antiken Seidenstraße zwischen China und dem Westen mitgeführt. In den 1880er Jahren wurden Pistazien für Einwanderer aus dem Nahen Osten nach Amerika importiert. Dem Rest der USA wurden sie ungefähr 50 Jahre später als Snack vorgestellt.

Gefährdungssituation

Die Weltnaturschutzunion IUCN führt den Pistazienbaum in der Roten Liste gefährdeter Arten[5] als beinahe gefährdet (Near Threatened). Als Gründe für die Gefährdung führt sie Überweidung und übermäßige Fruchtnutzung an.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Warenverein Hamburger Börse, Jahresbericht 2009, Süßwarenproduktion Juli 2009 S. 127 [1]
  2. http://www.aacr.org/home/public--media/aacr-press-releases/press-releases-2009.aspx?d=1673
  3. Painter, James. The Pistachio Principle: Calorie Reduction Without Calorie Restriction. Weight Management Matters, http://pistachiohealth.com/health-care-professional/weight-management/pistachio-principle
  4. American Journal of Clinical Nutrition, September 2008 https://articleworks.cadmus.com/doc/dSoftcopy?o=730774&i=904025&c=852300&atDownload=true
  5. Pistacia vera in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2009. Eingestellt von: Participants of the FFI/IUCN SSC Central Asian regional tree Red Listing workshop, Bishkek, Kyrgyzstan (11-13 July 2006), 2007. Abgerufen am 27. Januar 2010

Literatur

  • Matthias Beckmann: Bestimmung von Aflatoxinen in Pistazien. (= BgVV-Hefte; 1998,8). Bundesinstitut für Gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin, Berlin 1998, ISBN 3-931675-33-5.
  • Anke Heier: Nachweis der geographischen Herkunft von Pistazien anhand der Stabilisotopenverhältnisse. Dissertation, TU Berlin 2006 (Volltext).
  • Peter Lüdders, Herbert Wilhelm Debor: Bibliographie des internationalen Pistazien-Schrifttums. (= Aktuelle Literaturinformationen aus dem Obstbau; Nr. 68). Universitätsbibliothek der TU Berlin, Berlin 1977, ISBN 3-7983-0369-X.
  • Nima Nabizadeh-Araghi: Auf dem Weg zur „smart region“. Regionale Entwicklung am Beispiel der Pistazienproduktion im Iran. (= Terra facta; Nr. 2). Institut für Geographie, Augsburg 2004, ISBN 3-923273-52-5 (zugl. Dissertation, Universität Augsburg 2004).

Weblinks

 Commons: Pistazie – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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