Poensgenpark

Poensgenpark
Der Englische Garten im Poensgenpark

Der Poensgenpark (auch Cromford-Park genannt) ist einer der bekanntesten Parks in Ratingen. Ehemals als privater Park angelegt, ist er seit 1977 als Volkspark öffentlich zugänglich. Er ist Teil der Straße der Gartenkunst zwischen Rhein und Maas und steht unter Denkmalschutz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die frühesten Ursprünge des Parks reichen in das Jahr 1790 zurück, Johann Gottfried Brügelmann, Gründer der Textilfabrik Cromford, hatte ihn unter Beteiligung des damals noch jungen Maximilian Friedrich Weyhe[1] als Barockgarten angelegt. An diesen alten Park erinnert heute nur noch die zum Herrenhaus führende Kastanienallee.

1890 ließen die Erben Brügelmanns auf Teilflächen dieses Parks einen Landschaftspark im englischen Stil anlegen, mit großzügigen Rasenflächen und vielen exotischen Bäumen und Sträuchern, die hierfür aus der ganzen Welt importiert wurden.

1906 erwarb der Geheime Kommerzienrat Carl Poensgen, damaliger Teilhaber der Düsseldorfer Röhren- und Eisenwalzwerke AG vorm. Poensgen [2], das Grundstück von seinem Schwiegersohn Moritz Brügelmann und ließ den Park 1907 vom Düsseldorfer Gartenarchitekten Reinhold Hoemann entwerfen und gestalten, der bereits den Waldpark um das Forstgut „Elisenhof“ bei Koblenz-Arenberg von Albert Poensgen, Vetter von Carl Rudolf, entworfen und gestaltet hatte. Auf einer erhöhten Terrasse am Brügelmannweg des Poensgenparks ließ Carl Rudolf Poensgen bis 1909 auch ein Landhaus mit Gärtnerwohnung errichten.

1914 wurde das Gelände nördlich der Anger um ein Waldstück ergänzt, auf dem auch die Familiengruft der Brügelmanns liegt. Nach dem Tod Poensgens überschrieb sein Sohn Ernst Poensgen den Park der Thyssen AG als Rechtsnachfolgerin des Familienunternehmens unter der Bedingung, die weitere Parkpflege zu gewährleisten.

Am 23. März 1945, also kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, bombardierten die Alliierten die nahe gelegene Textilfabrik Cromford; 23 Bomben fielen dabei auf den Park, zerstörten dabei auch Poensgens Landhaus[3] und töteten Helmuth und Ursula Poensgen, die dort Zuflucht gesucht hatten. Von der ursprünglichen baulichen und figürlichen Ausstattung sind lediglich eine Puttengruppe und eine Sandsteintreppe erhalten.

Thyssen verkaufte den Park 1953/1956 weiter an die Vereinigte Stahlwerke AG in Düsseldorf, deren Vorstandsmitglied Dr. Walter Rohland neben dem Park wohnte. Rohland ließ den Park nach Vorschlägen des Gartenarchitekten Lutz Schreiber aus Aachen restaurieren und in Teilen umgestalten, unter anderem einen Badegarten mit einem kleinen privaten Hallenbad einrichten und an der Austrittsstelle der Anger den heute noch dort stehenden Mühlstein aufstellen, in den er einmeißeln ließ, welche Länder der Welt er in welchen Jahren besucht hatte.

Seit 1977 ist der Park öffentlich. Nach dem Tod Rohlands erwarb zunächst der Ratinger Tiefbauunternehmer Bernhard Wieler den Park, 1984 die Stadt Ratingen.

1995 wurde durch die Landschaftsarchitekten Rose und Gustav Wörner ein Parkpflegewerk-Gutachten erstellt, als dessen Konsequenz der Park 1997 unter Denkmalschutz gestellt und die Anhöhe des ehemaligen Landsitzes gartendenkmalpflegerisch als Rosen- und Staudengarten neu gestaltet wurde. Der Poensgenpark steht außerdem unter Landschaftsschutz. Er wurde 2005 als exzellenter Park in die Straße der Gartenkunst zwischen Rhein und Maas aufgenommen.

Der Park heute

Der Park enthält heute über 120 Gehölzarten; viele davon stammen aus fernen Kontinenten und benötigen sehr viel Platz, weswegen sie nur selten in europäischen Grünanlagen zu finden sind.

In seiner heutigen Form gliedert sich der Poensgen-Park im Wesentlichen in drei Bereiche: Den ehemaligen Landsitz auf der Anhöhe nahe dem Brügelmannweg, den darunter liegenden, von großen Rasenflächen mit solitären Bäumen und Büschen geprägten Bereich und den rechts der Anger gelegenen Abschnitt, der sich durch dichte, beinahe waldähnliche Bepflanzung auszeichnet.

Anhöhe

Die Zerstörung des poensgenschen Landsitzes 1945 durch Bomben machte eine Neuanlage der im Vergleich zum Rest des Parks kleinen Anhöhe erforderlich. Die dort erstellten Wege, Bepflanzungen und Bauten (Pergola, Puttengruppe, Zaun) erinnern an den Renaissance-Stil. Ein kleiner Rosengarten verwendet die auch von Poensgen dort angepflanzten Rosen. Auch findet man dort einen ostasiatischen Burkwood-Schneeball und eine Tulpenmagnolie. Auf dem Gefälle in Richtung Anger steht eine gewaltige Atlaszeder.

Ein Teil der Anhöhe, der Badegarten Rohlands, ist heute noch in Privatbesitz und nicht zugänglich.

Englischer Garten

Die Kastanienallee

Über die historische Steintreppe gelangt man von der Anhöhe auf den weitgehend englischem Stil entsprechenden Parkteil, der sich bis zur Anger erstreckt und links von einer Kastanien-Allee gesäumt wird, von der aus man einen Blick auf die Wasserburg Haus zum Haus hat.

Das großzügige Wiesengelände wird an einigen Stellen durch mehrere seltene große exotische Bäume und Büsche aufgelockert, die in Europa ob ihres Platzbedarfs recht selten in Parks und in freier Natur gar nicht zu finden sind. Besonders auffällig sind hierbei die Parrotie 51.3053476.849928 mit einem Durchmesser von über 20 m, die bei Kindern als Kletterbaum sehr beliebt ist, ein Flügelnussbaum, ein südamerikanischer Trompetenbaum, ein Judasbaum, ein chinesischer Taschentuchbaum 51.3055886.849108 und gleich drei Exemplare der vom Aussterben bedrohten Schwarz-Pappeln 51.3051416.849177. Als Besonderheit gilt zudem der Urweltmammutbaum 51.3055036.848768, der bis zu seiner Entdeckung 1941 in einer entlegenen Bergregion Chinas nur aus Fossilienfunden bekannt war.

Waldstück

Blick in den bewaldeten Teil des Parks längs der Anger

Jenseits der Anger, die den Park durchzieht und von drei Brücken gequert wird, befindet sich der natürlichste Teil des Parks, der nahezu ohne Rasenflächen durch viele Bäume bestanden wird und daher waldähnlichen Charakter hat. Er ist von mehreren Fußwegen durchzogen und erstreckt sich entlang der Anger wesentlich weiter flussaufwärts bis etwa auf die Höhe des brügelmannschen Herrenhauses.

Auf diesem Teil befindet sich auch der älteste Weg des Parks, die heutige Ahornallee, die bereits 1786 als „Lindenallee“ auf Karten verzeichnet war. Sie führte damals von der heutigen Mülheimer Straße am Brügelmannschen Herrenhaus vorbei über die Anger bis zum Junkernbusch. An der Ahornallee steht auch eine kleine Schutzhütte.

In einer entlegenen Ecke nahe der Kalkbahn befindet sich zudem die Grabstätte der Familie Brügelmann, in der auch der letzte brügelmannsche Parkbesitzer ruht, Moritz Brügelmann.

Quellen

  1. http://www.guelcher-chronik.de/Stichworter/Johann_Gottfried_Brugelmann/johann_gottfried_brugelmann.html
  2. Ratinger und Angerländer Heimatverein (Hrsg.): Die Quecke Nr. 76, Dezember 2006
  3. Bericht in der Rheinischen Post vom 9. September 2006

Weblinks

Literatur

  • Andrea Niewerth: Der Poensgenpark in Ratingen. Klartext-Verlag 2007, ISBN 3-89861-682-7
  • Wolfgang Schepers: Natur, Landschaft und Industrie. Die Cromforder Parkanlagen vor dem Hintergrund der deutschen Gartentheorie um 1800. In: Cornelia Frings u.a. (Red.), Landschaftsverband Rheinland, Rheinisches Industriemuseum (Hrsg.): „Die öde Gegend wurde zum Lustgarten umgeschaffen ...“. Zur Industriearchitektur der Textilfabrik Cromford 1783-1977. Landschaftsverband Rheinland, Rheinisches Industriemuseum, Schriften; 5. Köln 1991, S. 120-134. ISBN 3-7927-1201-6
  • Gisela Schöttler: Grünes Juwel Poensgenpark. In: Verein Lintorfer Heimatfreunde (Hrsg.): Die Quecke. Nr. 72, 2002, S. 9-11.
  • Hans Junker: Der Poensgen-Park in Ratingen. Stadt Ratingen, Ratingen 1977.
  • Manfred Fiene: 100 Jahre Poensgenpark Eine Chance für die Gartendenkmalpflege und den Kulturtourismus. In: Verein Lintorfer Heimatfreunde (Hrsg.): Die Quecke. Nr. 77, 2007, S. 3-8.
  • Andrea Niewerth: 100 Jahre Poensgenpark. Neue Erkenntnisse um die Entstehungsgeschichte des Ratinger Poensgenparks. In: Verein Lintorfer Heimatfreunde (Hrsg.): Die Quecke. Nr. 77, 2007, S. 9-13.
  • Annette Schwabe: Tierarten im Poensgenpark. In: Verein Lintorfer Heimatfreunde (Hrsg.): Die Quecke. Nr. 77, 2007, S. 14-15.
51.3055555555566.85

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