Düsseldorfer Röhren- und Eisenwalzwerke AG

Düsseldorfer Röhren- und Eisenwalzwerke AG

Die Düsseldorfer Röhren- und Eisenwalzwerke AG, vormals Poensgen, war ein Zusammenschluss mehrerer Walzwerke, die aus Gründen der Branchenkonzentration im Jahre 1872 in Düsseldorf gegründet worden war.

Inhaltsverzeichnis

Vorläufer-Unternehmen

Nachdem Albert Poensgen, der bereits 1845 nach intensiven Studien in England im Eifelort Mauel bei Gemünd eine Fabrikation von eisernen Röhren für Gasleitungen errichtet hatte und damit als der erste Röhrenfabrikant auf dem Festland galt, daran scheiterte, durch den Bau einer verkehrsgünstigen Eisenbahn Zugang zu den rheinischen Industriezentren und Flusshäfen zu erhalten, entschloss er sich, seine Produktion nach Düsseldorf zu verlagern. Dort entstand im Ortsteil Oberbilk im Jahr 1860 sein erstes Röhren-Walzwerk nach dem englischen Verfahren der Stumpfpressschweißung, dem zehn Jahre später in Oberbilk und Lierenfeld noch weitere Puddel- und Universalwalzwerke folgten. Zu einem seiner zukünftigen Hauptabnehmer gehörte Ernst Schiess, der 1866 mit maßgeblicher Förderung durch Albert Poensgen die Produktion von Werkzeugmaschinen, Pumpen und Reglern ebenfalls in Oberbilk begründete. Drei Jahre später ließ Ernst Schiess eine Fabrik errichten, zu der nach weiteren drei Jahren eine Eisengießerei kam womit er den Grundstock für eines der späterhin weltweit bedeutendsten Unternehmen seiner Art schuf.

Zwei Vettern von Albert Poensgen, die Gebrüder Gustav Poensgen und Rudolf Poensgen, verlegten ebenfalls um 1860 das geerbte Hütten- und Walzwerk ihres Vaters Reinhard Poensgen aus gleichen Gründen von Gemünd nach Oberbilk. So entstanden dort die Mariahütte und ein weiteres Walzwerk, mit dem sie vorzugsweise ihren Vetter Albert Poensgen versorgten.

Ein weiterer Vetter, Carl Poensgen, der 1864 zusammen mit Friedrich Giesbers ein eigenes Stahlwerk in Oberbilk gegründet hatte, welches als C. Poensgen, Giesbers & Co. nach dem neuen englischen Bessemer-Verfahren sowie mit englischen Roheisen arbeitete und später im Jahre 1877 der Oberbilker Stahlwerke AG angegliedert wurde, trat 1871 aus seinem Unternehmen mit Giesbers aus und wurde neuer Teilhaber des Röhrenwalzwerks seines Vetters Albert Poensgen.

Zusammenschlüsse

Im Jahr 1872 entschlossen sich nun Albert und Carl sowie Gustav und Rudolf Poensgen ihre verschiedenen Werke zu einem neuen großen Unternehmen, den Düsseldorfer Röhren- und Eisenwalzwerke AG, vorm. Poensgen (DREW) mit Sitz am Bergisch-Märkischen Bahnhof an der Kölner Landstraße, zusammenzulegen. An der notariellen Beurkundung am 2. November 1872 vor dem Kölner Notar Toussaint Cardauns, dem Vater des Publizisten Hermann Cardauns, beteiligten sich ferner Alfred Haniel, Friedrich Kesten und Henry Smith.[1] Dem ersten Aufsichtsrat gehörten unter anderem Alphons Dieterich Haniel, Lorenz Fischer und ebenfalls Friedrich Kesten sowie die Bankdirektoren Ernst Friedrich Wilhelm Koenigs und Adolf Rautenstrauch an. Nachdem die bisherigen Poensgen-Werke bereits als bedeutendster Hersteller von schmiedeisernen, längsnahtgeschweißten Rohren auf dem europäischen Kontinent galten, erhielt das neue formierte Unternehmen von der Firma Gebr. Mannesmann am 27. Mai 1886 zusätzlich die Lizenz zum Schrägwalzverfahren sowie alle etwaigen Zusatzpatente für runde, vierkantige und ovale Röhren aus weichem Material für den Raum Norddeutschland, womit in jener Zeit die Gebiete nördlich der Mainlinie gemeint waren.[2] Im Jahr 1897 folgte noch der Bau eines Siemens-Martin-Stahlwerkes.

Carl Rudolf Poensgen, ein Sohn von Rudolf Poensgen, wurde mit dem Tode seines Vaters im Jahre 1895 Mitinhaber dieses Großunternehmens und bis zur ersten Verschmelzung 1910 zum Mitglied des Vorstandes berufen. Ernst Poensgen, ein Sohn von Carl Poensgen, stieg 1896 als Betriebsingenieur in die DREW ein, wurde dann Prokurist und schließlich 1901 Betriebsdirektor und ab 1905 Vorstandsmitglied diese Konzerns, deren Anlagen er nach mehreren Studienaufenthalten in den Vereinigten Staaten grundlegend verbessern konnte. Dieser neue Agglomerationseffekt zahlte sich aus: die wachsende Röhrenindustrie sorgte für zunehmende heimische Arbeitsplätze sowie für die Bevorzugung von nachgelagertem Gewerbe. So profitierten neben den engen Geschäftsbeziehungen zu der in Düsseldorf tätigen wallonischen Unternehmerfamilie Piedboeuf im Allgemeinen, insbesondere Jean Louis Piedboeuf sowie der Fittingproduzent Gebr. Paul Inden AG und andere Betriebe vom industriellen Aufschwung der DREW.

Anschließende Verschmelzungen

Auf Betreiben der Eigentümer, insbesondere Ernst Poensgen, wurde die Düsseldorfer Röhren- und Eisenwalzwerke AG schließlich im Jahre 1910 der Phoenix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb einem vertikal integrierten deutschen Montankonzern mit Hauptsitz in Dortmund-Hörde, bzw. ab 1921 Düsseldorf, angegliedert, nachdem sich ein Joint Venture mit den Mannesmannröhren-Werken zerschlagen hatte.[3] Carl Rudolf Poensgen wurde daraufhin in den Aufsichtsrat sowie ein Jahr später Ernst Poensgen in den Vorstand und ab 1917 zum technischen Leiter des Phoenix-Konzerns berufen. In einer durch Preisverfall und Überkapazitäten geprägten krisenhaften Situation in der Weimarer Republik entstanden 1926 auf Betreiben von Ernst Poensgen die Vereinigten Stahlwerke (VSt), in die unter anderem auch die Phoenix-Gruppe mit 26%-Anteil einfloss. Bei dieser Gründung wurden die von der Gelsenkirchener Bergwerks-AG (GBAG), von den Rheinischen Stahlwerken, von der Phoenix AG und die von ThyssenKrupp eingebrachten Röhrenwerke in den Werksgruppen Düsseldorf und Mülheim konzentriert.

Im Rahmen einer Neugliederung des VSt wurden diese Werksgruppen mit Beschluss vom 6. Dezember 1933 ab 1934 als „Betriebsgesellschaft Deutsche Röhrenwerke“ zusammengeschlossen[4], wobei die Düsseldorfer Röhren- und Eisenwalzwerke AG, vormals Poensgen, zusammen mit den Fittingswerken Gebr. Inden AG in Lierenfeld, der Rheinstahlgruppe Balcke, Tellering & Co. AG mit den Werken Benrath, Hilden (vorm. Hildener Gewerkschaft) und Immigrath (vorm. Ernst Tellering & Co.), ferner die Gelsenkirchener Berkwerks AG-Gruppe mit den Werken in Düsseldorf-Eller (vorm. J. P. Piedboeuf & Co.) und in Flingern (vorm. Düsseldorfer Röhrenindustrie AG) die Düsseldorfer Röhrengruppe bildeten. Diese wiederum wurde schließlich 1948 von der neu gegründeten Rheinischen Röhrenwerke AG übernommen, welche selbst 1955 mit dem Hüttenwerk Phoenix AG fusionierte und seitdem als Phoenix-Rheinrohr AG Vereinigte Hütten- und Röhrenwerke firmierte.[5]

In der Ausstellung „Das Wechselspiel von Wirtschaft und Kunst im 19. Jahrhundert“ im Stadtmuseum Landeshauptstadt Düsseldorf wurde die Düsseldorfer Röhren- und Eisenwalzwerk AG stellvertretend für diese Epoche vorgestellt.[6]

Literatur

  • Horst Wessel: Die Unternehmer der Familie Poensgen in der Eifel und in Düsseldorf, in: Bewegen-Verbinden-Gestalten, Unternehmer vom 17. bis zum 20. Jahrhundert, Schriften zur rheinisch-westfälischen Wirtschaftsgeschichte, Bd. 44, Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln, Köln, 2003
  • Lutz Hatzfeld: Die Begründung der deutschen Röhrenindustrie durch die Fa. Poensgen und Schöller, Mauel 1844–1850, Wiesbaden 1962
  • Vereinigte Stahlwerke AG. Düsseldorf 1928. Aufbau, Werke, Zechen und Rohstoffbetriebe, Konzern-Gesellschaften, Statistik, Finanzen. 1928 (Als Mskr. gedr.) Reihe: „Das Spezial-Archiv. Das Industrie- und Börsen-Werk“. Sonderausgabe Stahl
    • (dies.): Ein Überblick über die Vereinigte Stahlwerke Aktiengesellschaft Düsseldorf und ihre Betriebsgesellschaften. Düsseldorf 1937

Einzelnachweise

  1. Beurkundungsverweis, vorletzter Abschnitt
  2. siehe Beschreibung Los-Nummer 95
  3. Alfred Reckendrees: Das Stahltrustprojekt“- Seite 73 ff.
  4. Struktur Deutsche Röhrenwerke
  5. Anm: Abweichend davon wird die Übernahme der Lindener Eisen- und Stahlwerke AG „durch den Phoenix-Rheinrohr-Konzern“ schon 1952 dargestellt. Quelle: Waldemar R. Röhrbein: Lindener Eisen- u. Stahlwerke, in: Stadtlexikon Hannover, S. 409
  6. Ausstellung „Überschreitungen“ in Düsseldorf

Weblinks


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