Polycaprolacton

Polycaprolacton

Polycaprolacton (PCL), genauer Poly-ε-Caprolacton, ist ein biologisch abbaubarer Kunststoff, der auf der Basis von Erdöl hergestellt wird. Er ist thermisch verformbar und wird entsprechend in die Thermoplaste eingeordnet. Gebildet wird er als Kette des Caprolacton, dem ε-Lacton der Capronsäure.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Polycaprolacton besteht aus einer Abfolge von Methylen-Einheiten, zwischen denen Estergruppen ausgebildet sind. Durch diesen sehr einfachen Aufbau ist eine beinahe unbeschränkte Rotation der einzelnen Kettenelemente möglich, und die Glas-Übergangstemperatur TG, also die Aushärtetemperatur, ist sehr niedrig. Bei Raumtemperatur ist kurzkettiges, amorphes Polycaprolacton entsprechend weich und gummiartig. Aufgrund der gleichmäßigen Struktur ist es jedoch gut kristallisierbar, wodurch eine Verstärkung des Materials auftritt.

Materialeigenschaften

Kristallines Polycaprolacton ähnelt in der Kristallstruktur dem Polyethylen. Es hat einen Schmelzpunkt bei etwa 63 °C, eine Zugfestigkeit von 26 bis 42 MPa und eine Reißdehnung von 600 bis 1000 %[1]. Die Glas-Übergangstemperatur liegt beim amorphen Polymer bei etwa -70 °C, daher ist es bei Raumtemperatur gummiartig. Allerdings hat Polycaprolacton eine hohe Tendenz zur Kristallisation, die auch bei schneller Abkühlung eintritt und womit sich die Glas-Übergangstemperatur auf etwa -60 °C erhöht. Hat das Polymer eine hohe molare Masse, besteht es also aus vielen Einzelmolekülen, wird es durch die teilweise Kristallisation fest und flexibel, ist die Molekülmasse dagegen niedrig, wird es spröde.

Polycaprolacton ist biologisch abbaubar. Der Abbau erfolgt dabei durch Mikroorganismen, im Regelfall unter Ausschluss von Sauerstoff (anaerob). Das Material ist gut mischbar und verbindet sich auch mit anderen Kunststoffen sowie mit Lignin[2], Gelen, Stärke und anderen Materialien. Außerdem haftet es an einer Vielzahl von Oberflächen. Es ist leicht zu verarbeiten, gut schmelzbar und nicht toxisch.

Synthese

Synthese des Polycaprolacton aus einzelnen Caprolacton-Ringen

Polycaprolacton entsteht durch die Polymerisation des ringförmigen Caprolacton in Anwesenheit von Hitze und einem Katalysator, im Normalfall einem Alkohol oder einem Diol. Es entsteht ein regelmäßiges Polymer, welches zu etwa 50 % in Form von Sphärolithen kristallisiert.

Hergestellt wird Polycaprolacton durch DAW in den USA sowie von den beiden britischen Firmen Perstorp (ehemaliges Solvaygeschäft) und Bostik Findley mit unterschiedlichem molekularem Gewicht.

Einsatz

Polycaprolacton wird aufgrund seiner positiven Eigenschaften für eine Reihe von verschiedenen Anwendungen genutzt. Neben klassischen Anwendungsgebieten für Kunststoffe wie Verpackungen oder Ähnliches kommt es vor allem im medizinischen Bereich zur Anwendung. Dabei verwendet man es für Präparate mit kontrollierter Abgabe von Medikamenten, Klebstoffe und synthetische Wundverbände und orthopädische Abdrücke.[3] In der aktuellen Forschung wird es zudem als Trägermaterial für Stammzellen bei der regenerativen Osteogenese[4] oder Knorpelzellen beim Tissue Engineering[5] erforscht.

Polycaprolactonische Harze sind untereinander mischbar und kompatibel mit vielen anderen Kunststoffen, darunter Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polystyren (PS), Styrol-Acrylnitril-Copolymer (SAN), Polycarbonat (PC) und Polyethylenterephthalat (PET).

Einzelnachweise

  1. http://www.inaro.de/Deutsch/Pflanzen_index.htm?
  2. Hansjörg Nitz: Thermoplastische Compounds auf Basis des nachwachsenden Rohstoffes Lignin Volltext.
  3. nach Bogdanov 2003
  4. http://www.egms.de/en/meetings/dgu2006/06dgu0200.shtml
  5. http://www.egms.de/pdf/journals/cpo/2006-2/cpo000234.pdf.

Literatur

  • B. Bogdanov: Niedertemperatur-Thermoplaste für den Gebrauch in der Orthopädie, in Orthopädie-Technik 2/03, 2003; PDF-Download

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bioabbaubarer Kunststoff — Kompostierbarkeitsabzeichen der DIN CERTCO und der European Bioplastics nach DIN Norm EN 13432 Biologisch abbaubare Werkstoffe (BAW) bzw. Kunststoffe werden je nach Anwendungsgebiet und Intention unterschiedlich definiert. Im weitesten Sinne… …   Deutsch Wikipedia

  • Bioabbaubarer Werkstoff — Kompostierbarkeitsabzeichen der DIN CERTCO und der European Bioplastics nach DIN Norm EN 13432 Biologisch abbaubare Werkstoffe (BAW) bzw. Kunststoffe werden je nach Anwendungsgebiet und Intention unterschiedlich definiert. Im weitesten Sinne… …   Deutsch Wikipedia

  • Biologisch Abbaubares Polymer — Kompostierbarkeitsabzeichen der DIN CERTCO und der European Bioplastics nach DIN Norm EN 13432 Biologisch abbaubare Werkstoffe (BAW) bzw. Kunststoffe werden je nach Anwendungsgebiet und Intention unterschiedlich definiert. Im weitesten Sinne… …   Deutsch Wikipedia

  • Biologisch abbaubare Kunststoffe — Kompostierbarkeitsabzeichen der DIN CERTCO und der European Bioplastics nach DIN Norm EN 13432 Biologisch abbaubare Werkstoffe (BAW) bzw. Kunststoffe werden je nach Anwendungsgebiet und Intention unterschiedlich definiert. Im weitesten Sinne… …   Deutsch Wikipedia

  • Caprolacton — Strukturformel Allgemeines Name ε Caprolacton Andere Namen ε Lacton 6 Hydroxyhexansäurelacton …   Deutsch Wikipedia

  • Epsilon-Caprolacton — Strukturformel Allgemeines Name ε Caprolacton Andere Namen ε Lacton 6 Hydroxyhexansäurelacton …   Deutsch Wikipedia

  • Hexan-6-olid — Strukturformel Allgemeines Name ε Caprolacton Andere Namen ε Lacton 6 Hydroxyhexansäurelacton …   Deutsch Wikipedia

  • Ε-Caprolacton — Strukturformel Allgemeines Name ε Caprolacton Andere Namen ε Lacton 6 Hydroxyhexansäurelacton …   Deutsch Wikipedia

  • Biobasierter Kunststoff — Verpackung aus Biokunststoff (Celluloseacetat) Als Biokunststoff oder auch Bioplastik (engl. bioplastics) werden Kunststoffe bezeichnet, die auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen erzeugt werden (bio basierte Kunststoffe bzw. biobased plastics) …   Deutsch Wikipedia

  • Biogener Kunststoff — Verpackung aus Biokunststoff (Celluloseacetat) Als Biokunststoff oder auch Bioplastik (engl. bioplastics) werden Kunststoffe bezeichnet, die auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen erzeugt werden (bio basierte Kunststoffe bzw. biobased plastics) …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”