- Postumus
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Marcus Cassianius Latinius Postumus († 269) war im Westen des Römischen Reiches Usurpator gegen Kaiser Gallienus sowie Gründer und erster Kaiser (reg. 260 bis 269) des sog. Gallischen Sonderreiches (Imperium Galliarum).
Inhaltsverzeichnis
Leben
Über Postumus’ frühe Jahre ist nur wenig bekannt, es wird angenommen, dass er ursprünglich aus Gallien stammte, von bescheidener Herkunft war, in der Armee bis in höchste Positionen aufstieg und es vielleicht sogar zum Statthalter einer der beiden germanischen Provinzen brachte.
Die Usurpation
Da der rechtmäßige Kaiser Gallienus mit einem Sassanideneinfall im Osten beschäftigt war (siehe Sassanidenreich), ließ er seinen Sohn Saloninus als Unterkaiser mit bewährten Kommandeuren als Berater, darunter auch Postumus, zum Schutz der ständig bedrohten Rheingrenze zurück. Nach einem Einfall von Alamannen und Franken hatten die Einheiten des Postumus mit Beute beladene fränkische Plünderer, noch bevor sie über den Rhein in ihre Heimat fliehen konnten, gestellt. Diese sollte daraufhin unter den Soldaten aufgeteilt werden. Darüber kam es aber zum Konflikt mit Saloninus und dem Prätorianerpräfekten Silvanus, die die Beute zugunsten der Staatskasse einbehalten wollten. Er belagerte daraufhin die Colonia Agrippina (Köln), die Residenz von Silvanus und Saloninus. Nachdem Postumus' Truppen nach kurzer Belagerung die Stadt gestürmt hatten, wurden die beiden ermordet, Postumus wurde von seinen Soldaten zum Augustus ausgerufen. Später ließ Postumus auch einen Triumphbogen errichten, um diesen Sieg zu feiern.
Postumus wurde von fast allen Provinzen Galliens, Hispaniens, Germaniens und Britanniens als neuer Imperator anerkannt. Dass sein Reich, allerdings nur für kurze Zeit, auch Raetien umfasste, konnte erst 1993 durch den Fund des sog. Augsburger Siegesaltars, zweifelsfrei bewiesen werden. Zur Residenz und Sitz der Verwaltung (mit eigenem Senat, Konsuln und Prätorianergarde) seines neuen Kaiserreichs wurde - wegen seiner strategisch wichtigen Lage - Köln bestimmt.
Ausschlaggebend für diese Wahl waren auch die von Gallienus neu eingerichteten Münzprägestätten der Stadt. Postumus ließ sich auf seinen Münzen als Retter Galliens feiern, ein Ehrentitel, den er wohl nach der erfolgreichen Verteidigung des Rheinlimes gegen die Germanen angenommen hatte. Postumus' Münzemmissionen waren zunächst von guter Qualität, verschlechterten sich allerdings gegen Ende seiner Regierungszeit durch massive Finanzprobleme rapide, so dass die späten Antoninian-Prägungen nur noch aus minderwertiger Bronze bestanden.
262–263 führte er u.a. erfolgreiche Feldzüge gegen Alamannen und Franken, die danach längere Zeit ruhig blieben. Auch verbesserte er den Grenzschutz, indem er weiter im Hinterland eine zweite Verteidigungslinie errichten ließ. 265 führte Gallienus, der wahrscheinlich schon 261 eine erste Offensive gegen den Rivalen in Gang gesetzt hatte, einen zweiten (?) Feldzug gegen Postumus, wodurch wahrscheinlich Raetien oder zumindest dessen wichtige Alpenpässe wieder an Rom fielen. Nachdem er jedoch im Kampf verwundet worden war, musste er den Feldzug abbrechen, da er nun an der Donaugrenze dringender gebraucht wurde. Aureolus, einer von Gallienus' Generälen und Kommandeur der Truppen in Mediolanum (Mailand), rebellierte daraufhin gegen ihn und verbündete sich angeblich auch mit Postumus. Dennoch verweigerte dieser Aureolus die Unterstützung, als er von Gallienus bald darauf in der Stadt eingeschlossen und belagert wurde. 268 wurden sowohl Aureolus als auch Gallienus von ihren eigenen Männern ermordet. Nachfolger des Gallienus wurde Claudius Gothicus.
Das Ende des Postumus
Postumus wurde 269 schließlich selbst von einem Usurpator herausgefordert: Laelianus, Befehlshaber der Truppen in Mogontiacum (Mainz, die Metropole der Provinz Germania superior), wurde von seinen Soldaten ebenfalls zum Kaiser ausgerufen. Postumus handelte sofort und konnte Mogontiacum bald wieder zurückerobern, wobei auch Laelianus den Tod fand. Da er seinen Soldaten jedoch die üblichen Plünderungen verweigerte, rebellierten sie und töteten Postumus. Möglicherweise hatte er auch Sympathisanten des Laelianus in den eigenen Reihen, die einen Mordanschlag auf ihn verübten. Die erstere Erklärung erscheint jedoch plausibler – siegreichen Legionären das Plündern zu verbieten kam zu dieser Zeit faktisch einem Selbstmord gleich. Nach dem Tod des Postumus fielen Britannien und Hispanien vom Imperium Galliarum ab. Sein Nachfolger, Marcus Aurelius Marius, kontrollierte nur noch Gallien und den Rheinlimes. Residenz und Münzprägestätten wurden nach Augusta Treverorum (Trier) verlegt.
Quellen
Eine - allerdings sehr unzuverlässige Quelle - über sein Leben stellt die
- Historia Augusta (Dreißig Tyrannen 3)
dar, die dem Postumus auch einen namensgleichen Sohn und Mitregenten zuschreibt; man vgl. daneben auch die sehr knappen Angaben bei
- Aurelius Victor und
- Eutropius.
Literatur
- John F. Drinkwater: The Gallic empire. Separatism and continuity in the North-Western provinces of the Roman empire A.D. 260–274. Steiner, Stuttgart 1987. ISBN 3-515-04806-5 (Historia Einzelschriften, 52),
- Ingemar König: Die gallischen Usurpatoren von Postumus bis Tetricus. Beck, München 1981. ISBN 3-406-04801-3 (Vestigia, 31)
Siehe auch
Weblinks
Commons: Postumus – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Michel Polfer: Fachwissenschaftliche Kurzbiografie (englisch) aus De Imperatoribus Romanis (inkl. Literaturangaben).
Vorgänger Amt Nachfolger Valerian und/oder Gallienus Kaiser des Imperium Galliarum
260–269Laelianus und/oder Marcus Aurelius Marius
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