- Protestsänger
-
Ein Protestlied oder auch Protestsong ist ein Lied, das sich gegen eine Autorität richtet und meist soziale oder politische Missstände thematisiert.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Arbeiterbewegung
In der Arbeiterbewegung waren dies meistens schlichte Lieder, die oft auf der Basis traditioneller Lieder umgedichtet wurden oder von zumeist sozialistisch oder kommunistisch orientierten klassisch gebildeten Komponisten wie z.B. Hanns Eisler, oder Songwritern wie z.B. Pete Seeger für die kämpfenden Arbeiter geschrieben. Auch einfache Arbeiter wie Sarah Ogun Gunning oder Molly Jackson aus den USA schrieben unter dem Eindruck des Klassenkampfes eigene Lieder. Auch Arbeiterchöre sangen Protestsongs (siehe auch: Arbeiterlied).
Folk Revival
In den 1950er Jahren gab es besonders in den USA ein verstärktes Interesse an Folkmusik. Im Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Umbrüchen in den 1960er Jahren (Emanzipationsbewegung, später die Anti-Vietnamkriegsproteste) war die Folkbewegung, die aus der weißen Mittelklasse kam, zum Teil sehr stark politisiert. Hauptsächlicher Bezugspunkt war die Tradition Woody Guthries, und die radikale Zeit der Popular Front der 1930er Jahre hallte in ihnen noch nach. Sie richteten sich vor allem gegen Rassendiskriminierung und Krieg. Wichtige Vertreter waren der junge Bob Dylan, Phil Ochs und Joan Baez. Auch Lieder gegen nukleare Waffen drangen in den Vordergrund, so z. B. "Eve of Destruction" von Barry McGuire, "It's Good News Week" von den Hedgehoppers Anonymous oder„ Morning Dew“ von Tim Rose.
Nueva canción
Durch die Kombination traditioneller Volksmusik mit neueren sozialkritischen Elementen entstand in Lateinamerika (zuerst in Chile), die Nueva canción, die in ganz Lateinamerika, zum Teil auch in Europa Verbreitung fand.
Politische Musik in Afrika
Der bisher wohl bedeutendste Protestmusiker Afrikas ist Fela Kuti, der mit seiner schonunglosen Kritik der Militärdiktatur weit über sein Heimatland Nigeria in ganz Afrika bekannt wurde.
Punk
Die Ideologie des Punks ist die Ablehnung sämtlicher gesellschaftlicher Normen, was sich nicht nur in Musik und Liedtexte niederschlägt, sondern auch in Kleidung und Sozialverhalten. Die Texte sind häufig gesellschaftskritisch. Jedoch sind sie zumeist auf die eigene Erfahrungswelt in einer modernen kapitalistischen Gesellschaft bezogen und oft nihilistisch, d.h. sie bieten keine Lösungsmöglichkeiten für die Probleme an, aber auch explizit politische Texte mit Kritik an Kapitalismus, Krieg oder Rechtsextremismus kommen häufig vor. (siehe auch: Punk (Musik)).
Die feministische Variante des Punk wurde unter dem Namen Riot Grrrl bekannt.
Hip-Hop
Hip-Hop stammt ursprünglich aus schwarzen Ghettos der USA und wurde deshalb hauptsächlich von ärmeren Leuten praktiziert, die damit teilweise auch Missstände aufzeigen wollten. Auch heute noch existiert neben dem Mainstream-Hip-Hop eine Szene mit gesellschaftskritischem oder politischem Rap.
Trivia
Die Ärzte schrieben mit dem Grotesksong vom Album 13 einen Protestsong "gegen Protestsongs". Das Lied setzt sich auf ironische Art damit auseinander, dass Protestsongs, die sich gegen jedes kleinere Problem richten, immer größere Verbreitung erreichen.
Kritik
Insofern Protestlieder, um verbreitet zu werden, ihrerseits den Verwertungsmechanismen der Kulturindustrie ausgesetzt sind , sind sie der Gefahr der Vereinnahmung ausgesetzt; im Extremfall ist der Protest blosses Vehikel der Vermarktung ("rebel image"). Selbst wenn es anders gemeint ist, kann das Protestlied zur Ergänzung der Welt, gegen die es protestiert, werden. "Die Bewegung der Banalisierung, die hinter den schillernden Ablenkungen des Spektakels die moderne Gesellschaft weltweit beherrscht, beherrscht sie auch auf jedem der Punkte, wo der entwickelte Warenkonsum die zu Auswahl stehenden Rollen und Gegenstände scheinbar vervielfacht hat. Die Überreste von Religion und Familie - die die Hauptform des Erbes der Klassengewalt bleibt - und folglich der von ihnen ausgeübten moralischen Repression, können als und dasselbe mit der weitschweifigen Behauptung des Genusses dieser Welt kombiniert werden; während diese Welt gerade nur als Pseudogenuß produziert wird, der die Represssion in sich bewahrt. Mit der seligen Hinnahme des Bestehenden kann auch die rein spektakuläre Empörung als ein und dasselbe verbunden werden: dies äußert die einfache Tatsache, daß die Unzufriedenheit selbst zu einer Ware geworden ist, sobald der wirtschaftliche Überfluß fähig wurde, seine Produktion bis auf die Bearbeitung eines solchen Rohstoffes auszudehnen."[1]
Fussnoten
- ↑ Guy Debord, Die Gesellschaft des Spektakels, Berlin 1996, § 59, S. 47-48
Weblinks
- www.rock-links.de Günther Jacob - Was ist ein Protestsong?
Siehe auch
Wikimedia Foundation.