- Augustin Leyser
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Augustin Reichsfreiherr von Leyser, auch Leiser, Leysser und Lysser (* 18. Oktober 1683 in Wittenberg; † 4. Mai 1752 ebenda) war ein bedeutender Jurist des usus modernus und Erbherr auf Schloss Nudersdorf.
Leben
Augustin Leyser wurde als Sohn des Professors der Rechte Wilhelm Leyser II. und seiner Ehefrau Christina (1652–1711) geboren. Bereits im Alter von sechs Jahren verlor er seinen Vater, so dass der Kanzler Johann Ernst von Schönleben seine Erziehung lenkte. Dieser schickte ihn auf die Klosterschule in Berge bei Magdeburg und 1667 auf das Gymnasium in Gotha. 1699 kehrte er nach Wittenberg zurück, um sich am 8. September 1699 an der juristischen Fakultät der Wittenberger Universität einzuschreiben. 1704 wechselte er an die Universität Halle und unternahm Studienreisen nach Holland, Italien, England, Köln, Wetzlar und Wien. Durch die vielfältigen Erfahrungen geprägt, kehrte er nach Wittenberg zurück, disputierte mit „De Logomachiis lurisperitorum“, worauf er am 20. Januar 1707 sein juristisches Lizentiat erwarb und zum Professor der Rechte sowie 1708 zum Beisitzer der Juristenfakultät und 1709 schließlich zum Doktor beider Rechte ernannt wurde. Neben seinen Vorlesungen betrieb er Studien zur Anfertigung von Dissertationen und rechtlichen Abhandlungen.
Im Jahre 1712 erhielt er eine Professur an der Universität Helmstedt, wo er zwischenzeitlich auch einmal als Rektor der Universität fungierte. 1717 wurde er Hofgerichtsassesor in Wolfenbüttel und 1721 Hofrat in Braunschweig, wo er 1720 als Protektor amtierte.
Aufgrund rechtlicher Streitigkeiten nahm er 1729 den Ruf an die Wittenberger Universität an. In Wittenberg wurde Direktor des geistlichen Konsistoriums, erster Beisitzer am Hofgericht, bekam einen Schöffenstuhl am Hof und wurde dadurch schließlich noch zum Hofrat befördert. Leyser gelang es anhand seines Lehrprogramms, seine Studenten in nur 18 Monaten auf ihre Prüfungen vorzubereiten. In dieser Zeit unterrichtete er in 18 Wochenstunden sowie drei Stunden praktische Übungen unter Nutzung vorhandener Lehrbücher alle Bereiche des Rechts.
Den literarischen Niederschlag der Tätigkeit als Rechtslehrer, Richter und Gutachter bildete eine 1713 begonnene und erst 1748 beendete Sammlung von mehr als 700 kleineren Arbeiten, die Leyser nach und nach planmäßig in der Ordnung der Digesten unter dem Titel Meditationes ad Pandectas in elf Bänden publiziert hat. Dabei handelte es sich um von Leyser selbst ausgearbeitete und von seinen Schülern verteidigte Dissertationen und Disputationen, in denen insgesamt mehrere Tausend Sprüche und Urteile der Gerichte und Spruchfakultäten, deren Mitglied Leyser war, auszugsweise wiedergegeben und erläutert werden. Leyser hatte die Entwicklung des Privatrechts erheblich beeinflusst ebenso wie auch im Strafrecht. Obwohl seine Werke inzwischen von untergeordneter Bedeutung sind, lassen sich Rechtsanschauungen Leysers zu Anfang des 18. Jahrhunderts in heutige Rechtsanschauungen und modernsten Gesetzen wieder finden.
Sein Ansehen war groß genug, dass er sein Adelsdiplom 1739 erneuern und kurz vor seinem Tode 1751 noch erweitern lässt. Professor Augustin von Leyser starb am 4. Mai 1752. Mit ihm endet die Blütezeit der Spruchtätigkeit der juristischen Fakultät der Leucorea, die damals in Deutschland führend in der Gutachtertätigkeit für Gerichte gewesen ist.
Über seine familiären Verhältnisse ist bekannt, dass Leyser sich 1720 mit der Tochter seines Vetters Friedrich Wilhelm Leyser, einer Dorothea Elenore Leyser verehelichte. Aus dieser Verbindung stammten zwei Söhne, die beide, Wilhelm, 1750 als königlich sächsischer Leutnant und Augustin, 1743 als Student, noch vor ihrem Vater verstarben.
Er wurde am 9. Mai 1752 bei Schloss Nudersdorf begraben, welches er 1738 erworben hatte. Wegen des frühen Todes seiner Söhne wurde sein Schloss an den braunschweig-lüneburgischen Oberappellationsrat Friedrich Wilhelm von Leyser († 1766), ein Sohn von Polykarp Leyser III. und Bruder von Polykarp Leyser IV., vererbt.
Literatur
- Klaus Luig: Leyser, Augustin Freiherr von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, S. 437–439.
- Johann August Ritter von Eisenhart: Leyser, Augustin Freiherr von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 18, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 519–523.
- Walter Hagena: Leyser, Augustin von. In: Horst-Rüdiger Jarck, Dieter Lent u.a. (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon: 8. bis 18. Jahrhundert. Appelhans, Braunschweig 2006, ISBN 3-937664-46-7, S.440f.
- Nikolaus Müller: Die Funde in den Turmknäufen der Stadtkirche zu Wittenberg. Evangelische Buchhandlung Ernst Holtermann, Magdeburg 1912
- Johann Georg Meusel: Lexikon der vom Jahr 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller. Gerhard Fleischer der Jüngere, Leipzig, Band 8, S. 216 (Online)
- Fritz Roth: Restlose Auswertungen von Leichenpredigten und Personalschriften für genealogische und kulturhistorische Zwecke. Band 8, S. 184–186, R 7281
Weblinks
Commons: Augustin Leyser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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