- Pteropodini
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Eigentliche Flughunde Systematik Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria) Überordnung: Laurasiatheria Ordnung: Fledertiere (Chiroptera) Unterordnung: Megachiroptera Familie: Flughunde (Pteropodidae) Tribus: Eigentliche Flughunde Wissenschaftlicher Name Pteropodini (Anmerkung) Gray 1821 Die Eigentlichen Flughunde (Pteropodini) sind eine Gattungsgruppe innerhalb der Familie der Flughunde (Pteropodinae): Manchmal werden sie auch als Flugfüchse oder Langnasenflughunde bezeichnet, diese Namen sind aber nicht eindeutig und werden auf verschiedene Flughundarten angewandt. Die Gruppe umfasst sechs Gattungen (Pteropus, Acerodon, Mirimiri, Neopteryx, Pteralopex und Styloctenium) mit rund 70 Arten, von denen fünf allerdings schon ausgestorben sind.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Zu dieser Gruppe gehören mit dem Kalong (Pteropus vampyrus), dem Indischen Riesenflughund (Pteropus giganteus) und dem Goldkronenflughund (Acerodon jubatus) die größten Fledertiere überhaupt. Sie erreichen eine Kopfrumpflänge von bis zu 40 Zentimeter, eine Flügelspannweite von 1,7 Meter und ein Gewicht von bis zu 1,6 Kilogramm. Viele Arten sind jedoch deutlich kleiner, die kleinsten erreichen lediglich eine Kopfrumpflänge von 10 Zentimetern und ein Gewicht von 100 Gramm. Die meisten Arten sind graubraun oder schwarz gefärbt, einige haben jedoch Musterungen im Schulterbereich, auf dem Kopf oder im Gesicht. Die Ohren sind meist leicht zugespitzt, die Schnauze relativ lang und – ihrem Namen zufolge – hunde- oder fuchsähnlich, der Schwanz fehlt bei allen Arten. Die Augen sind wie bei allen Flughunden relativ groß.
Verbreitung
Eigentliche Flughunde sind auf vielen Inseln des Indischen Ozeans (Madagaskar, Seychellen, Komoren, Mauritius, Réunion und auf den Malediven – aber nicht auf dem afrikanischen Festland), in Süd- und Südostasien, Neuguinea, dem nördlichen und östlichen Australien, dem südlichen Japan, Taiwan und auf zahlreichen Inseln im westlichen und südlichen Pazifik verbreitet. Aktuell verschieben sich die Verbreitungsgrenzen der Flughunde aufgrund des voranschreitenden Klimawandels zunehmend.
Lebensweise
Eigentliche Flughunde sind Bewohner von Wäldern, Sümpfen oder Mangrovengebieten. Zum Schlafen hängen sie meist an Bäumen, oft auf kleinen, dem Festland vorgelagerten Inseln. Sie leben meist in Gruppen; Flughundkolonien können einige Dutzend bis zu Millionen Tiere umfassen. Am Abend begeben sie sich auf Nahrungssuche, wobei sie oft weitere Strecken zurücklegen, so auch große Distanzen über das Meer.
Nahrung
Die Nahrung der Eigentlichen Flughunde besteht aus Früchten, wobei sie von den härteren Sorten nur den Saft zu sich nehmen, von weicheren hingegen auch Teile des Fruchtfleisches verzehren. Daneben fressen sie auch Blüten oder die Pollen daraus. Von manchen Arten gibt es Beobachtungen, dass sie Meerwasser trinken, vermutlich um Mineralstoffe zu gewinnen.
Fortpflanzung
Die Geburten der Jungen innerhalb einer Kolonie sind synchronisiert und meist jahreszeitlich bedingt, auf der nördlichen Hemisphäre im ersten Halbjahr, auf der südlichen im zweiten. Bei einigen Arten ziehen sich die Weibchen zur Geburt in Wochenstuben zurück. Die Tragzeit beträgt fünf bis sechseinhalb Monate, das meist einzelne Jungtier wird drei bis sechs Monate lang gesäugt. Die Geschlechtsreife tritt meist im zweiten Lebensjahr ein, die Lebenserwartung ist wie bei den meisten Fledertieren relativ hoch: das höchste bekannte Alter eines Tieres betrug 31 Jahre.
Bedrohung
Viele Arten spielen durch die Bestäubung von Pflanzen oder das Weitertragen von Samen eine wichtige ökologische Rolle, insbesondere auf kleinen Inseln. Oft werden sie jedoch als Schädlinge verfolgt, da sie auch in Obstplantagen und Gärten ihre Nahrung suchen. Die Zerstörung des Lebensraumes, die Jagd ihres Fleisches wegen und die Tatsache, dass viele Arten auf kleinen Inseln endemisch sind, tragen darüber hinaus zur Bedrohung bei. Mindestens fünf Arten gelten als ausgestorben:
- Acerodon lucifer lebte auf der Philippinen-Insel Panay und wurde seit 1892 nicht mehr gesehen.
- Pteropus brunneus war nur von einer kleinen Insel vor der Küste Queenslands bekannt.
- Pteropus pilosus lebte auf Palau und wurde seit 1874 nicht mehr beobachtet.
- Pteropus subniger kam auf Mauritius und Réunion vor und ist ebenfalls in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgestorben.
- Pteropus tokudae, der auf Guam lebte, galt als Delikatesse. Das letzte bekannte Exemplar wurde 1968 erlegt.
11 Arten werden von der IUCN als stark bedroht gelistet, rund 25 weitere als bedroht oder gefährdet.
Einige in Malaysia und Südostasien heimischen Arten der Gattung Pteropus gelten als biologisches Reservoir für Vertreter der Virusgattung Henipavirus. Die Tiere infizieren sich bereits diaplazentar vor der Geburt. Besonders das seit 1999 bekannte Nipah-Virus verursachte über die Infektion von Schweinen über 100 gemeldete Todesfälle 1998 in Malaysia. Die epidemiologische Untersuchung der Flughunde und die systematische Reduzierung ihrer Lebensräume in der Nähe von Schweinefarmen wird als seuchenmedizinische Maßnahme durchgeführt. Dies beschleunigt die weitere Zurückdrängung der Pteropus-Spezies besonders auf den malayischen Inseln. In Australien (Queensland) sind Pteropus-Spezies Träger des Hendra-Virus, das bislang nur einzelne lokale, jedoch oft tödliche Infektionen bei Pferden und Menschen verursachte.
Die Gattungen
Pteropus
Mit rund 60 Arten – davon vier ausgestorben, siehe oben – ist Pteropus die artenreichste Flughundgattung. Sie ist im gesamten oben genannten Gebiet verbreitet. Zu den bekanntesten Arten zählen:
- Der Schwarze Flughund (P. alecto) lebt im östlichen Indonesien und Australien und ist durch sein dunkles Fell charakterisiert.
- Der Brillenflughund (Pteropus conspicillatus) verdankt seinen Namen der brillenartigen Fellzeichnung. Er lebt in Nordaustralien und Neuguinea.
- Der Ryukyu- bzw. Formosa-Flughund (P. dasymallus) ist eine im südlichen Japan und Taiwan verbreitet Flughundart.
- Der Indische Riesenflughund (P. giganteus) lebt in Pakistan, Indien und vorgelagerten Inseln. Zusammen mit dem Kalong-Flughund ist er die größte Flughundart.
- Der Insel-Flughund (P. hypomelanus) lebt auf zahlreichen, Südostasien vorgelagerten Inseln.
- Der Lyle- oder Hinterindische Flughund (P. lylei) lebt in Thailand und Vietnam und zählt zu den größeren Arten.
- Der Marianen-Flughund (P. mariannus) ist auf westpazifischen Inselgruppen (Nördliche Marianen, Guam, Palau, Mikronesien) beheimatet.
- Der Maskarenen-Flughund (P. niger) ist auf Mauritius endemisch. Auf Réunion ist er gegen 1800 ausgestorben.
- Der Maskenflughund (P. personatus) ist durch eine auffällige Gesichtszeichnung gekennzeichnet. Er lebt nur auf der Insel Halmahera (Indonesien).
- Der Graukopf-Flughund (P. poliocephalus) aus dem östlichen Australien ist durch seine auffällige Färbung (grauer Kopf und rotbrauner Schulterbereich) gekennzeichnet.
- Der Goldmantel-Flughund (P. pumilus) ist auf den Philippinen beheimatet und durch die goldgelbe Färbung des Schulterbereichs bekannt.
- Der Rodrigues-Flughund (P. rodricensis) lebt ausschließlich auf der Insel Rodrigues bei Mauritius. Die Art ist stark bedroht und wird in Zoos nachgezüchtet.
- Der Rote oder Madagaskar-Flughund (P. rufus) ist nach seinem rötlich-braunen Schulterbereich benannt und auf Madagaskar endemisch.
- Der Samoa-Flughund (P. samoensis) ist auf Samoa und Fidschi beheimatet.
- Der Kleine Rote Flughund (P. scapulatus) bewohnt das östliche Australien und Tasmanien, es gibt sogar eine Sichtung aus Neuseeland, womit die Art die am weitesten südlich lebende Flughundart ist.
- Der Seychellen-Flughund (P. seychellensis) lebt auf den Seychellen und Komoren. Auf diesen Inseln waren Fledertiere bis zur Ankunft des Menschen die einzigen Säugetiere.
- Der Tonga-Flughund (P. tonganus) ist auf zahlreichen südpazifischen Inseln verbreitet.
- Der Kalong oder Kalong-Flughund (P. vampyrus) ist in Thailand, Malaysia, Indonesien und den Philippinen beheimatet. Er gilt, zusammen mit dem Indischen Riesenflughund, als die größte Flughundart.
Acerodon
Die Gattung Acerodon ähnelt Pteropus bis auf Details im Aufbau der Zähne. Sie umfasst sechs Arten (davon ist A. lucifer ausgestorben, siehe oben), die in Indonesien (Sulawesi und Kleine Sundainseln) und auf den Philippinen leben. Der Goldkronen-Flughund (A. jubatus) zählt mit bis zu 1,7 Meter Flügelspannweite zu den größten Flughundarten. A. humilis wurde erst 1999 wiederentdeckt, nachdem sie lange Zeit nur durch einige Museumsexemplare bekannt war.
Mirimiri
Diese Gattung umfassnt nur eine Art, M. acrodonta. Sie ist auf Taveuni (Fidschi) endemisch und ist früher zu Pteralopex gerechnet worden. Sie wird von der IUCN als stark bedroht gelistet.
Neopteryx
Diese Gattung umfasst nur eine Art, N. frostii. Sie ist auf Sulawesi endemisch und ähnelt mit ihren am Rückgrat ansetzenden Flughäuten den Nacktrückenflughunden.
Pteralopex
Die fünf Arten dieser Gattung leben auf den Salomonen und sind durch ein wolliges Fell charakterisiert. Alle Arten werden von der IUCN als stark bedroht gelistet.
Styloctenium
Diese Gattung umfasst lediglich zwei Arten: Zum einen S. wallacei, die nur auf Sulawesi und vorgelagerten Inseln lebt; Sie ist durch dachsähnliche weiße Gesichtszeichnungen charakterisiert. Zum anderen S. mindorensis, die zuerst im August 2007 wissenschaftlich beschrieben wurde und sich durch ausgeprägte Eckzähne auszeichnet. [1]
Anmerkung
Die Systematik der Flughunde basiert weitgehend auf Kate E. Jones u.a. A Phylogenetic Supertree of Bats (PDF-Version). Als phylogenetische Untersuchung verwenden die Autoren für die Taxa keinen Rang im klassischen Sinn, die dieser Gruppe als Tribus mit der Endung -ini in den Taxoboxen ist daher willkürlich gewählt, manchmal findet man dieses Taxon auch als Pteropodina.
Quellen
- ↑ Jacob A. Esselstyn: A new species of stripe-faced fruit bat (Chiroptera: Pteropodidae: Styloctenium) from the Philippines. In: Journal of Mammalogy. 88, Nr. 4, August 2007, S. 951-958. doi:10.1644/06-MAMM-A-294R.1
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