Quanten-Elektrodynamik

Quanten-Elektrodynamik

Die Quantenelektrodynamik (QED) ist im Rahmen der Quantenphysik die quantenfeldtheoretische Beschreibung des Elektromagnetismus.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Die QED gibt eine Beschreibung aller Phänomene, die von geladenen Punktteilchen, wie Elektronen oder Positronen, und von Photonen verursacht werden. Sie enthält die klassische Elektrodynamik als Grenzfall bei großen Feldern und behebt deren Probleme, etwa die aus der Abraham-Lorentz-Gleichung resultierende Inkonsistenz. Von tieferem Interesse ist allerdings die Anwendung in mikroskopischen Objekten, wo sie etwa Quantenphänomene, wie die Struktur von Atomen und Molekülen, erklärt. Daneben umfasst sie Vorgänge der Hochenergiephysik, wie die Erzeugung von Teilchen durch ein elektromagnetisches Feld. Eines ihrer besten Ergebnisse ist die Berechnung des anomalen magnetischen Moments des Elektrons, die auf 11 Dezimalstellen mit dem experimentell bestimmten Wert übereinstimmt. Damit ist die QED heute die am genauesten experimentell überprüfte Theorie.

Die QED beschreibt die Wechselwirkung eines Spinorfeldes mit Ladung -e, das das Elektron beschreibt, mit einem Eichfeld, das das Photon beschreibt. Man erhält ihre Bewegungsgleichungen aus der Elektrodynamik durch Quantisierung der maxwellschen Gleichungen. Die Quantenelektrodynamik erklärt mit hoher Genauigkeit die elektromagnetische Wechselwirkung zwischen geladenen Teilchen (zum Beispiel Elektronen, Myonen, Quarks) mittels Austausch von virtuellen Photonen sowie die Eigenschaften von elektromagnetischer Strahlung.

Die QED war die erste Quantenfeldtheorie, bei der die Schwierigkeiten einer konsistenten quantentheoretischen Beschreibung von Feldern und die Erzeugung und Auslöschung von Teilchen befriedigend gelöst wurden. Sie wurde in den 1940er Jahren entwickelt und ihre Schöpfer 1965 mit der Verleihung des Nobelpreises für Physik an Richard P. Feynman, Julian Schwinger und Shinichirō Tomonaga gewürdigt.

Lagrange-Dichte

Als eine relativistische Eichtheorie in 4 Raum-Zeit-Dimensionen wird die QED durch ihre Lagrangedichte definiert:

 \mathcal{L} = - \frac{1}{4} F_{\mu\nu} F^{\mu\nu} + \sum_n \bar\psi_n (i \gamma_\mu D^\mu -m_n) \psi_n .

Hier stellen \ \psi_n und das adjungierte  \bar\psi_n die Felder dar, welche die elektrisch geladenen Fermionen (Elektronen, Quarks) und ihre Antiteilchen beschreiben; technisch gesehen handelt es sich bei diesen Feldern um Spinoren. \ \psi_n beschreibt einlaufende Antiteilchen und auslaufende Teilchen, während  \bar\psi_n auslaufende Antiteilchen und einlaufende Teilchen beschreibt.  \bar\psi_n nennt man auch Dirac-Adjungierte zu \ \psi_n , da man sie mittels herkömmlicher Matrix-Adjunktion und Multiplikation mit der Dirac-Matrix γ0 erhält:  \bar\psi_n = \psi^\dagger_n \gamma_0.  D_\mu = \partial_\mu+ieA_\mu ist die kovariante Ableitung mit der jeweiligen Ladung e. Aμ ist das Vektorpotential des elektromagnetischen Feldes und  F_{\mu\nu} = \partial_\mu A_\nu - \partial_\nu A_\mu ist der elektromagnetische Feldstärketensor.

Das Spinorfeld \ \psi_n hat vier Komponenten, die jeweils die beiden Spineinstellungen von Teilchen und Antiteilchen bezeichnen. Das Photonfeld hat entsprechend nur zwei physikalisch relevante Komponenten, denn da sich das Photon mit Lichtgeschwindigkeit bewegt stimmen bei ihm Helizität und Chiralität überein, so dass der Spin nur in Flugrichtung oder entgegen der Flugrichtung ausgerichtet sein kann. Die anderen beiden Freiheitsgrade des Photonfeldes sind Eichfreiheitsgrade, die durch eine Eichung festgelegt werden können.

Literatur

  • Richard P. Feynman, QED. Die seltsame Theorie des Lichts und der Materie. Piper-Verlag, München 1988. ISBN 3-492-03103-X (populärwissenschaftliches Lehrbuch)
  • Franz Mandl und Graham Shaw: Quantenfeldtheorie. Aula-Verlag, Wiesbaden 1993. ISBN 3-89104-532-8 (einführendes Lehrbuch)
  • Silvan S. Schweber: QED and the men who made it. Dyson, Feynman, Schwinger, and Tomonaga. Princeton University Press, Princeton 1994. ISBN 0-691-03685-3
  • G. Scharf: Finite Quantenelektrodynamik, 2. Auflage, Springer (1995), ISBN 3-540-51058-3
  • Peter W. Milonni: The quantum vacuum - an introduction to quantum electrodynamics. Acad. Press, San Diego 1994, ISBN 0-12-498080-5
  • G. Cantatore: Quantumelectrodynamics and physics of the vacuum, American Inst. of physics, Melville, NY 2001, ISBN 0-7354-0000-8
  • W. Dittrich, H. Gies: Probing the Quantum Vacuum-Perturbative Effective Action Approach in Quantum Electrodynamics and its Application, Springer Berlin 2000, ISBN 3-540-67428-4

Videos

Siehe auch


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Quanten-Hall-Effekt — Der Quanten Hall Effekt (kurz: QHE) äußert sich dadurch, dass bei tiefen Temperaturen und starken Magnetfeldern die senkrecht zu einem Strom auftretende Spannung nicht wie beim klassischen Hall Effekt linear mit dem Magnetfeld anwächst, sondern… …   Deutsch Wikipedia

  • Alexander Achijeser — Alexander Iljitsch Achijeser (russisch Александр Ильич Ахиезер, im Deutschen manchmal auch Achieser transkribiert, Englische Transliteration Aleksandr Il´ich Akhiezer, * 31. Oktober 1911 in Tscherikaw, Weißrussland; † 4. Mai 2000) war ein… …   Deutsch Wikipedia

  • Alexander Iljitsch Achieser — Alexander Iljitsch Achijeser (russisch Александр Ильич Ахиезер, im Deutschen manchmal auch Achieser transkribiert, Englische Transliteration Aleksandr Il´ich Akhiezer, * 31. Oktober 1911 in Tscherikaw, Weißrussland; † 4. Mai 2000) war ein… …   Deutsch Wikipedia

  • Alexander Iljitsch Achijeser — (russisch Александр Ильич Ахиезер, im Deutschen manchmal auch Achieser transkribiert, Englische Transliteration Aleksandr Il´ich Akhiezer, * 31. Oktober 1911 in Tscherikaw, Weißrussland; † 4. Mai 2000) war ein russisch ukrainischer… …   Deutsch Wikipedia

  • H. Jeffrey Kimble — H. Jeffrey Kimble, kurz H. Jeff Kimble (* 23. April 1949 in Floydada, Texas) ist ein US amerikanischer Physiker. Kimble forscht im Gebiet der Quanten Information, der Resonator Quanten Elektrodynamik sowie der Quantendynamik offener Systeme… …   Deutsch Wikipedia

  • H. Jeff Kimble — H. Jeffrey Kimble (* 23. April 1949 in Floydada, Texas), kurz H. Jeff Kimble, ist ein US amerikanischer Physiker. Kimble forscht auf dem Gebiet der Quanten Information, der Resonator Quanten Elektrodynamik sowie der Quantendynamik offener Systeme …   Deutsch Wikipedia

  • Ladungserhaltung — bezeichnet die physikalische Erfahrungstatsache, dass in jedem abgeschlossenen System die Summe der vorhandenen elektrischen Ladung konstant bleibt. Wenn geladene Teilchen erzeugt oder vernichtet werden, geschieht dies immer in gleichen Mengen… …   Deutsch Wikipedia

  • Ladungserhaltungssatz — In der Elektrizitätslehre bzw. Elektrodynamik gelten Erhaltungssätze für die elektrische Ladung: die Summe der elektrischen Ladung bleibt im abgeschlossenen System immer konstant. Wenn geladene Teilchen erzeugt oder vernichtet werden, dann… …   Deutsch Wikipedia

  • Ladungserhaltungssätze — In der Elektrizitätslehre bzw. Elektrodynamik gelten Erhaltungssätze für die elektrische Ladung: die Summe der elektrischen Ladung bleibt im abgeschlossenen System immer konstant. Wenn geladene Teilchen erzeugt oder vernichtet werden, dann… …   Deutsch Wikipedia

  • Michel Baranger — Michel J. L. Baranger (* 31. Juli 1927 in Le Mans) ist ein französischstämmiger US amerikanischer theoretischer Physiker. Baranger besuchte die Ecole Normale Superieure und wurde 1951 an der Cornell University bei Hans Bethe mit einer Arbeit über …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”